Ganz so einfach ist das nicht. Die BWL beschäftigt sich sehr intensiv mit dem speziellen Faktor Arbeit. Das betrifft insbesondere (aber nicht nur) die Bereiche Organisation und Personal sowie das Arbeitsrecht.
Die anderen Produktionsfaktoren gehen tatsächlich in das Endprodukt über bzw. im Endprodukt auf. Das trifft auf die Arbeitskraft nur dann zu, wenn man sie als Arbeitszeit betrachtet. Denn die Zeit, die ein Beschäftigter in ein bestimmtes Produkt investiert, kann nicht gleichzeitig für andere Verwendungszwecke genutzt werden. Darüber hinaus erneuert sich die Arbeitskraft und dann am nächsten Tag wieder eingesetzt werden.
Der Beschäftigte verfügt also über eine Ressource, die er immer wieder neu anbieten kann und deren Nutzung ihm vergütet wird.
Der „Profit“ wird durch die Wertsteigerung erzielt. Auch eine vollautomatisierte Fertigungsstraße ist dazu in der Lage, wenn sie aus Einzelteilen fertige Autos montiert, die zusammengesetzt mehr wert sind als die Summe ihrer Einzelteile.
Wie viel Ungleichgewicht ausgeglichen werden soll, entscheiden die Spender. Auch die abhängig beschäftigte Bevölkerung – die ja nun einmal die Mehrheit ausmacht – könnte über die Parteien und über die Wahlen dafür sorgen, dass Reiche höher besteuert werden. Es liegt letztlich an ihnen.
daher nehmen diese Menschen alles auf sich
In solchen Diskussionen denke ich immer an das Tierreich. Der Löwe, der nicht auf die Jagd geht, verhungert. Niemand hilft ihm. Er muss für sich selbst sorgen. Bei uns ist es im Prinzip immer noch so. Nur mit dem Unterschied, dass wir den Fall ins Bodenlose verhindern und den Sozialhilfesatz haben. Dem Mittellosen wird geholfen, wenn nötig.
Das Menschsein ist keine Garantie dafür, dass man einen (gut) bezahlten Job bekommt oder dass man überhaupt einen Job bekommt. Mir ist auch schleierhaft, woraus man dieses „Recht auf Arbeit“ ableiten will. Es gibt Menschen, die (auf dem Arbeitsmarkt oder auf dem Heiratsmarkt usw.) nicht konkurrenzfähig sind. Das liegt daran, dass die Menschen nun einmal so höchst unterschiedlich sind.
Ich kann einem Unternehmer nicht in jedem Fall vorwerfen, dass er seine Angestellten schlecht bezahlt, wenn der Arbeitsmarkt das hergibt. Die Arbeitnehmer haben hierzulande alle Möglichkeiten, einen Gegenpol zu bilden. Die Metaller, die Drucker und andere haben das oft genug bewiesen. Eigene Blödheit, um es drastisch auszudrücken, ist keine Entschuldigung. Dann wählt man meinetwegen eine Partei, die einen Mindestlohn von 9 Euro durchsetzt. Wenn man genug Stimmen hat, ist dieser Mindestlohn durch.
Der Besitz des Kapitals ist ein Thema, das wir besser im entsprechenden Thread von th30 besprechen können (Weltanschauungen). Ich bin ja für fast alles offen.
Noch was? Ach ja, die Mülleimer-Durchwühler. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass die Gesellschaft ausreichend für sie sorgt (Hartz IV) und dass sie diese Tätigkeit aus Jux und Dollerei machen, um sich den Alltag zu versüßen. Das wäre so etwas wie der Minijob neben der regulären Beschäftigung - ein Zubrot.
Wenn das zutrifft, dann wären diese Menschen nicht wirklich arm - jedenfalls nicht so arm als dass sie suf Spneden angewiesen wären. Es sei denn, man sieht die Gleichverteilung des Einkommens auf alle Köpfe als Ziel an. Aber das lehne ich strikt ab, weil ich ein Fan des Leistungsprinzips bin.
P.S.:
Ich gebe zu, dass ich hier (stellenweise) mit spitzer Feder argumentiere. Man muss nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, um sich darüber aufzuregen. Das liegt aber daran, dass die Gegenseite ihrerseits - zumindest meiner Meinung nach - wenig differenziert argumentiert.