Sron schrieb:
Ich werde mir zumindest Stand heute, nie wieder ein Deutsches Auto kaufen. Tesla ist einfach etwas völlig anderes. Vielleicht kommt auch noch ein Chinese in Frage.
Interessant. Ich werde mir nach meinem Model Y Performance (Baujahr 2023) das nächste Mal definitiv wieder ein deutsches Auto holen.
Das ist im Detail nochmal etwas völlig anderes. Und dabei will ich gar nicht eingehen auf so Dinge wie Spaltmaße, Verarbeitung oder sonstiges. Diese sind bei Tesla nämlich auch auf einem ausreichend hohen Niveau - da gibt es absolut gar nichts zu meckern.
Wo es was zu meckern gibt, ist aber bei der Software und generell beim Thema E-Auto. Die Software finde ich grundsätzlich sehr gut, punktuell aber absolut nervig bis mangelhaft.
1. Wegfall der Parksensoren wurden bis heute nicht optimal gelöst. Wenn es dunkel ist oder verregnet, dann ist das ein Selbstmordkommando. Das geht 2024 einfach nicht - jeder Dacia kann das besser. Gleiches gilt für die Spurhaltegeschichte - ich hätte beinahe 2 Unfälle gehabt, weil mich das Auto einfach in eine Richtung zieht - wird entsprechend nicht mehr genutzt. Selbst der einfache Tempomat mit Abstandshalter bremst in kurvigen Straßen einfach ab, weil er meint, das entgegenkommende Fahrzeug wäre auf meiner Fahrbahn.
2. Der Regensensor ist eine Frechheit und verdient den Namen nicht.
3. Die Sitzheizung ist bei mir maximal lauwarm - kein Vergleich zu meinem vorherigen 5er BMW oder den Fahrzeugen des VW-Konzerns, die ich hin und wieder noch fahren kann. Grundsätzlich fehlen mir Stoff bzw. Alcantara-Sitze sehr - ein Leder- oder Kunstledersitz möchte ich nicht mehr haben.
4. Das Fahrzeug braucht manchmal Minuten, bis es wieder LTE-Empfang hat, nachdem ich aus der Tiefgarage fahre. In dieser Zeit funktioniert Spotify natürlich nicht (bis auf den einen Song, den er vorher im Buffer hatte).
5. Es fehlt die Funktion Apple Carplay (oder das Google Pendant). Ich kann keine Blitzerapps nutzen, auf Nachrichten per Sprache antworten oder Ähnliches. Das Tesla-Navi ist sehr gut, aber ich würde dennoch lieber Carplay nutzen.
6. Die Servicequalität ist mau bzw. tagesformabhängig. Meine Tesla Abholung war grausam. Es war ein Firmenleasing und ich wurde in die Auslieferungshalle geführt. Dort habe ich die Papiere unterschrieben. Mir wurde das Auto übergeben mit 17% Restakku. Ein Reifen hatte lediglich 1.3bar. Der Auslieferungsmitarbeiter ist aber, bevor ich das ansprechen konnte, verschwunden und hat sich nicht mehr blicken lassen. Irgendwann bin ich dann gefahren.
7. Auch der Service ist manchmal gut und manchmal purer Wahnsinn. An sich ist die Buchung per App wirklich gut gemacht. Aber: Reifenwechsel können die z.B. gar nicht. Ich habe das Reifenpaket und habe leider nur Ersatzreifen (nicht Felgen) für den Winter. Die müssen also jedes mal umgezogen werden. Dabei zerstören mir die Herren von Tesla regelmäßig meine Felgen (bisher 5 Felgen kaputt nach 3 Saisonwechsel). Das Auto wird aber so mit zerkratzen Felgen zur Abholung hingestellt. Derzeit bin ich diesbezüglich mit Tesla Leasing in Kontakt, weil das so nicht weitergehen kann. Ansprechpartner gibt es nicht, man wartet wochenlang per Mail.
Da gefällt mir das alte Konzept "deutsches Autohaus" viel besser.
8. Ich habe beim Tesla den schwarzen Lack gewählt und 1200 EUR Aufpreis gezahlt (weil Vorgabe von Firma). Eine absolute Katastrophe dieser Lack. Sehr dünn, uni (für den Aufpreis) und kratzeranfällig allein schon vom Hinsehen.
9. Das Fahrwerk des MYP ist nicht gut. Da würde ich vor Kauf beim nächsten Tesla eine Probefahrt des spezifischen Modells machen wollen. So bekommt man in der Regel nämlich nur Long Range Modelle (zumindest in meiner Gegend).
Zum E-Auto allgemein:
Der Verbrauch im Winter ist wirklich exorbitant. Ich bin an einem Tag 220km gefahren (110km und dann wieder retour) und wäre vielleicht noch 50km weiter gekommen (mit 100% Akku gestartet) bei 130-140km/h auf der Autobahn. Auch Kurzstrecken reduzieren die Reichweite extrem (besonders wenn die Heizung immer wieder anlaufen muss. Da sind bei mir vielleicht 230-250km im Alltag drin (bis 80% Ladung, die ich im Alltag immer ansetze). Im Hochsommer verliert das Auto im Stand ebenfalls Strom, weil es bei mir (leider) in der Sonne stehen muss - der Akku wird entsprechend gekühlt, wenn es zu warm wird.
Generell bin ich weit weg von Reichweiten, die Tesla angibt oder die andere Nutzer haben. Das liegt aber auch daran, dass ich das Auto nicht bewege wie ein typischer E-Autofahrer. Ich fahre weder 120 oder 130km/h Strich auf der Autobahn. Auch auf Landstraße bin ich in der Regel schneller unterwegs als erlaubt. Das schmälert die Reichweite doch.
Noch ein negativer Punkt: Die Performance, die mein MYP an sich hat, hat das Auto auch nur bei gewissen Akkuladeständen. Hat der Akku z.B. nur noch 25% Restladung, dann geht da kaum noch was. Auch bei 50% Restladung ist schon merklich Dampf weg. Das hatte ich so nicht auf dem Schirm.
An sich ist die Erfahrung wirklich gut - ich mag das Auto und ich bin mir absolut sicher, dass wir irgendwann alle E-Motoren nutzen werden (der Motor an sich ist dem Verbrenner haushoch überlegen). Problematisch ist aber immer noch der Akku. Es ist schlicht nicht für jedermann. Wer das Auto mit maximal 130km/h bewegen wird, wer wenig weit fährt und wer eine Lademöglichkeit daheim hat, kann bedenkenlos zugreifen.
Ich weiß nicht, ob es nochmal ein E wird. Wenn aber, dann ein deutsches Auto - wegen den oben genannten Punkten (es sei denn, Tesla verbessert diese ausnahmslos).