Der Kabelbinder
Higitus figitus zumbakazing.
- Registriert
- März 2009
- Beiträge
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Zum Thema Bühne:
Ich habe in den letzten Jahren etliche Kopfhörer in meinem Arsenal* in einem langwierigen Prozess per A/B-Methode mit Pink/White Noise über einen EQ aneinander angeglichen.
*HD668 B, HD681, DT 880, DT 990, X2HR, Q701, HE4XX, ATH-R70X, HD650, HD700, Nighthawk
Das Ergebnis war ein in weiten Teilen tatsächlich erschreckend ähnliches Klangbild, bei dem auf den ersten Hören kein elementarer Unterschied zwischen einem KH mit eher schlechter Bühne und einem KH mit eher guter Bühne zu hören war. Die Illusion von Breite und Tiefe lag erstaunlich nah beinander. Praktisch bestand der größte Unterschied tatsächlich in der äußeren Abschottung und dem Tragekomfort.
Für mich ist das ein Beleg dafür, dass sich die Räumlichkeit bei Kopfhörern weitestgehend aus dem spezifischen Frequenzgang ergibt, welche mal mehr, mal weniger nah an der eigenen HRTF liegt.
Was ich allerdings festhalten muss, ist, dass die Bauform des Gehäuses durchaus bevor- oder benachteiligend auf die Räumlichkeit einwirken kann, was sich in einigen Punkten leider auch nicht per EQ korrigieren lässt. KH wie der HD650 oder ATH-R70X zum Beispiel haben sehr offene Blenden, die breitbandig sehr viel Crossfeed zulassen. Die ausgeprägte akustische Überlagerung beider Kanäle entspricht einer Tendenz zum Mono-Mix, die sich als eine vergleichsweise schmalere, frontverlagerte Bühne äußert. Das sind letztlich wohl auch die Ursachen, warum diese KH eher für ihr Imaging als ihre Stereobreite gelobt werden.
Im Gegensatz dazu scheinen mir KH wie der HD700 oder der Nighthawk bessere Designs zu haben, bei denen die Muscheln eher positive, verbreiternde Effekte hervorrufen. Ich denke, das hat mit der spezifischen Laufzeitverzögerung und Pegeldämpfung bestimmter Frequenzbereiche zu tun, die hier generell näher an meiner eigenen HRTF zu liegen scheinen. Und auch innerhalb der Muschel scheint sich das Layout mit den etwas angewinkelten Treibern positiv auf die Anregung von ohrspezifischen Resonanzen auszuwirken, die eine Außer-Kopf-Lokalisation suggerieren.
That said - im Wesentlichen ist der spezifische Frequenzgang des Systems immer noch die ausschlaggebende Gelingensbedingung, ob die Räumlichkeit als authentisch empfunden wird oder nicht. Und das lässt sich bis zu einen gewissen durchaus auch per EQ manipulieren.
Davon abgesehen macht es natürlich Sinn, sich nach einem KH mit HRTF-affinem Design umzusehen.
Aus meiner Sammlung kann ich da insbesondere den HD700 sowie den Nighthawk empfehlen. Diese beiden Modelle haben allerdings markante Eigenheiten, die gewissermaßen Kehrseiten ihrer Medaillen sind. Der Sennheiser hat nämlich sehr ausgeprägte Sibilanten, welche durch einen ordentlichen Peak in den Höhen verursacht wird. Ist vom Konzept her ähnlich wie bei den alten Beyer DT. Der Audioquest hingegen hat out of the box einen sehr gewöhnungsbedürftigen, dumpfen Frequenzgang mit ausgeprägtem Bass-Bleed und stark abgesenktem Präsenzbereich. In beiden Fällen würde ich den Einsatz eines EQ empfehlen, da diese KH ansonsten wirklich sehr spezifisch sind und kaum bis gar nicht als Allrounder zu empfehlen sind. Dennoch: Wer sich die Mühe macht und den EQ bemüht, wir mit einem sehr guten räumlichen Bild belohnt.
Für diejenigen, die weniger bastelfreudig sind, würde ich eher sowas wie einen X2HR empfehlen. Der hat imo ein gutes Design und klingt auch nicht völlig verbogen.
Von HiFiMAN könnte man den Sundara probieren. Persönlich bin ich mit deren Designs komforttechnisch aber nie wirklich warm geworden.
Bei Sennheiser ansonsten den HD560, der nicht unter der Ermüdung der 6er Serie leidet.
Zu AKG kann ich persönlich keine nachhaltige Rezension abgeben, weil die physikalisch einfach nicht gut auf meinen Kopf passen.
Achja, Stichpunkt Komfort: Nighthawk, hands down!
- - -
So. Alles a bissel länger geworden. Hoffe, es hilft dennoch bei der Auswahl und Eingrenzung weiter.
Ich habe in den letzten Jahren etliche Kopfhörer in meinem Arsenal* in einem langwierigen Prozess per A/B-Methode mit Pink/White Noise über einen EQ aneinander angeglichen.
*HD668 B, HD681, DT 880, DT 990, X2HR, Q701, HE4XX, ATH-R70X, HD650, HD700, Nighthawk
Das Ergebnis war ein in weiten Teilen tatsächlich erschreckend ähnliches Klangbild, bei dem auf den ersten Hören kein elementarer Unterschied zwischen einem KH mit eher schlechter Bühne und einem KH mit eher guter Bühne zu hören war. Die Illusion von Breite und Tiefe lag erstaunlich nah beinander. Praktisch bestand der größte Unterschied tatsächlich in der äußeren Abschottung und dem Tragekomfort.
Für mich ist das ein Beleg dafür, dass sich die Räumlichkeit bei Kopfhörern weitestgehend aus dem spezifischen Frequenzgang ergibt, welche mal mehr, mal weniger nah an der eigenen HRTF liegt.
Was ich allerdings festhalten muss, ist, dass die Bauform des Gehäuses durchaus bevor- oder benachteiligend auf die Räumlichkeit einwirken kann, was sich in einigen Punkten leider auch nicht per EQ korrigieren lässt. KH wie der HD650 oder ATH-R70X zum Beispiel haben sehr offene Blenden, die breitbandig sehr viel Crossfeed zulassen. Die ausgeprägte akustische Überlagerung beider Kanäle entspricht einer Tendenz zum Mono-Mix, die sich als eine vergleichsweise schmalere, frontverlagerte Bühne äußert. Das sind letztlich wohl auch die Ursachen, warum diese KH eher für ihr Imaging als ihre Stereobreite gelobt werden.
Im Gegensatz dazu scheinen mir KH wie der HD700 oder der Nighthawk bessere Designs zu haben, bei denen die Muscheln eher positive, verbreiternde Effekte hervorrufen. Ich denke, das hat mit der spezifischen Laufzeitverzögerung und Pegeldämpfung bestimmter Frequenzbereiche zu tun, die hier generell näher an meiner eigenen HRTF zu liegen scheinen. Und auch innerhalb der Muschel scheint sich das Layout mit den etwas angewinkelten Treibern positiv auf die Anregung von ohrspezifischen Resonanzen auszuwirken, die eine Außer-Kopf-Lokalisation suggerieren.
That said - im Wesentlichen ist der spezifische Frequenzgang des Systems immer noch die ausschlaggebende Gelingensbedingung, ob die Räumlichkeit als authentisch empfunden wird oder nicht. Und das lässt sich bis zu einen gewissen durchaus auch per EQ manipulieren.
Davon abgesehen macht es natürlich Sinn, sich nach einem KH mit HRTF-affinem Design umzusehen.
Aus meiner Sammlung kann ich da insbesondere den HD700 sowie den Nighthawk empfehlen. Diese beiden Modelle haben allerdings markante Eigenheiten, die gewissermaßen Kehrseiten ihrer Medaillen sind. Der Sennheiser hat nämlich sehr ausgeprägte Sibilanten, welche durch einen ordentlichen Peak in den Höhen verursacht wird. Ist vom Konzept her ähnlich wie bei den alten Beyer DT. Der Audioquest hingegen hat out of the box einen sehr gewöhnungsbedürftigen, dumpfen Frequenzgang mit ausgeprägtem Bass-Bleed und stark abgesenktem Präsenzbereich. In beiden Fällen würde ich den Einsatz eines EQ empfehlen, da diese KH ansonsten wirklich sehr spezifisch sind und kaum bis gar nicht als Allrounder zu empfehlen sind. Dennoch: Wer sich die Mühe macht und den EQ bemüht, wir mit einem sehr guten räumlichen Bild belohnt.
Für diejenigen, die weniger bastelfreudig sind, würde ich eher sowas wie einen X2HR empfehlen. Der hat imo ein gutes Design und klingt auch nicht völlig verbogen.
Von HiFiMAN könnte man den Sundara probieren. Persönlich bin ich mit deren Designs komforttechnisch aber nie wirklich warm geworden.
Bei Sennheiser ansonsten den HD560, der nicht unter der Ermüdung der 6er Serie leidet.
Zu AKG kann ich persönlich keine nachhaltige Rezension abgeben, weil die physikalisch einfach nicht gut auf meinen Kopf passen.
Achja, Stichpunkt Komfort: Nighthawk, hands down!
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So. Alles a bissel länger geworden. Hoffe, es hilft dennoch bei der Auswahl und Eingrenzung weiter.