Hagen_67
Captain
- Registriert
- Sep. 2009
- Beiträge
- 4.018
Da ich als Krankenpfleger in einem kommunalen Krankenhaus beschäftigt bin, verfolge ich diese Tarifverhandlungen sehr intensiv.
Und ich muss sagen, dass ich von unserer Gesellschaft zunehmend enttäuschter bin. Was ich da so an Leserbriefen bei Tagesschau.de, im Spiegel, etc. lese macht mich dann doch teils etwas sprachlos.
Ebenso, wie die teils doch sehr einseitige Berichterstattung.
So wird heute oftmals darüber geschrieben, wie "verantwortungslos" verdi ist, ausgerechnet jetzt Warnstreiks anzukündigen in u.a. Kitas und auch Krankenhäusern.
Ja, das ist nicht schön. Keine Frage. Aber wenn man schon berichtet, dann doch bitte im Kontext. Und dazu gehört, das verdi den Arbeitgebern lange im Vorfeld den Vorschlag gemacht hat gegen eine Einmal- Zahlung die Tarifverhandlungen ins kommende Jahr zu verschieben, da sich die Lage, Corona- bedingt ja gerade erst ein kleines Stück normalisiert hatte. Dies wurde von den Arbeitgebern generell abgelehnt.
Und weiter gehört auch erwähnt, das die Arbeitgeber bis jetzt zu allem nur "Nein" gesagt haben. Sie haben keinen Gegenvorschlag gemacht, ausser einer Nullrunde, bzw. teils Minusrunde.
Und die einzige Möglichkeit, die sich daraus ergibt, ist für die Arbeitnehmer den Druck zu erhöhen. Ansonsten macht man sich vollkommen zu einem zahnlosen Tiger. Und ebenso wenig Sinn macht es z.B. ein Tiefbauamt zu bestreiken. Denn davon bekäme die Bevölkerung herzlich wenig mit. Und das würde einen Streik ad absurdum führen.
Sicherlich kann ich der Argumentation der Arbeitgeber folgen, wenn diese behaupten, dass hier die Berufsgruppen der Krankenpflege, oder die der Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern "missbraucht" würden um alle Berufsgruppen des öffentlichen Dienstes als "Corona- Helden" darzustellen. Denn das ist definitiv nicht so.
Und ich möchte für meine Berufsgruppe Krankenpflege auch keine "Corona- bedingte" Lohnerhöhung. Ich möchte diese schon seit vielen Jahren.
Als ich in den 90er Jahren diesen Beruf ergriffen habe, wenige Jahre nach dem damaligen Pflegenotstand waren die Gehälter im Vergleich mit anderen Berufen gut. Allerdings geht die Schere heute recht weit auseinander.
Liegt das Durchschnittsgehalt in der Krankenpflege bei 2.370€ - 3.400€, geht ein Bankkaufmann mit einem Gehalt zwischen 2.870€ und 5.050€ am Monatsende nach Hause. Und da frage ich mich mit welcher Begründung ich das einfach hinnehmen soll. Die Pflege beklagt das seit vielen Jahren. Hat aber nie jemanden interessiert.
Der Banker hat jedes Wochenende frei, ist jeden Feiertag zu Hause. Er hat keine Früh- Spät- oder Nachtdienste. Man hört auch nur sehr wenig über regelmäßige aggressive Übergriffe gegenüber einem Banker. Bei Rettungsdiensten, Feuerwehr, Polizei und in der Krankenpflege ist das aber fast schon Gewohnheit.
Unsere Politiker und der Staat haben allein für die Lufthansa 9Mrd. € locker gemacht. Der Laden entlässt trotzdem nochmal haufenweise Leute. Die Milliarden werden in die Wirtschaft gestopft bis zum "Geht Nicht Mehr". Aber mir sagt man heute, ich sei unverschämt mehr Lohn zu fordern.
Während die Lohnzuwächse in der freien Wirtschaft aufgrund einer mehr als guten Wirtschaftslage gut gestiegen sind, wurden die Verträge bei der Wandlung von BAT (Bundesangestelltentarif) zum TVöd für die Angestellten deutlich schlechter gestellt in den Anfängen der 2000er Jahren. In der freien Wirtschaft gings da mit den Gehältern weiter bergauf.
Im Frühjahr, zu Hochzeit von Corona wurden wir als "Helden" beklatscht. Man sprach von mehr Anerkennung, man sprach von einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. All das sei nötig. Man habe das verstanden.
Heute werde ich als unverschämt mit meiner Forderung betitelt. Viele meiner Kollegen sind massiv gefrustet und denken über einen Ausstieg aus dem Beruf nach. Insbesondere gerade jetzt.
Was will ich jetzt mit diesem Fred?
Mich würde Eure Meinung zu diesem Thema interessieren.
Es würde mich freuen, wenn ich den einen oder anderen motivieren könnte, sich etwas mit dem Thema zu beschäftigen und vielleicht auch in seinem näheren Umfeld eine Diskussion anzustoßen. Ich möchte dieses Thema über möglichst viele Kanäle ansprechen.
Und ich möchte, das diese Tarifverhandlungen auch aus meiner Sicht, der eines Krankenpflegers gesehen wird und würde mir eine Diskussion rund um das Thema wünschen, bei der man hart in der Sache, aber nett im Miteinader diskutiert.
Und ich muss sagen, dass ich von unserer Gesellschaft zunehmend enttäuschter bin. Was ich da so an Leserbriefen bei Tagesschau.de, im Spiegel, etc. lese macht mich dann doch teils etwas sprachlos.
Ebenso, wie die teils doch sehr einseitige Berichterstattung.
So wird heute oftmals darüber geschrieben, wie "verantwortungslos" verdi ist, ausgerechnet jetzt Warnstreiks anzukündigen in u.a. Kitas und auch Krankenhäusern.
Ja, das ist nicht schön. Keine Frage. Aber wenn man schon berichtet, dann doch bitte im Kontext. Und dazu gehört, das verdi den Arbeitgebern lange im Vorfeld den Vorschlag gemacht hat gegen eine Einmal- Zahlung die Tarifverhandlungen ins kommende Jahr zu verschieben, da sich die Lage, Corona- bedingt ja gerade erst ein kleines Stück normalisiert hatte. Dies wurde von den Arbeitgebern generell abgelehnt.
Und weiter gehört auch erwähnt, das die Arbeitgeber bis jetzt zu allem nur "Nein" gesagt haben. Sie haben keinen Gegenvorschlag gemacht, ausser einer Nullrunde, bzw. teils Minusrunde.
Und die einzige Möglichkeit, die sich daraus ergibt, ist für die Arbeitnehmer den Druck zu erhöhen. Ansonsten macht man sich vollkommen zu einem zahnlosen Tiger. Und ebenso wenig Sinn macht es z.B. ein Tiefbauamt zu bestreiken. Denn davon bekäme die Bevölkerung herzlich wenig mit. Und das würde einen Streik ad absurdum führen.
Sicherlich kann ich der Argumentation der Arbeitgeber folgen, wenn diese behaupten, dass hier die Berufsgruppen der Krankenpflege, oder die der Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern "missbraucht" würden um alle Berufsgruppen des öffentlichen Dienstes als "Corona- Helden" darzustellen. Denn das ist definitiv nicht so.
Und ich möchte für meine Berufsgruppe Krankenpflege auch keine "Corona- bedingte" Lohnerhöhung. Ich möchte diese schon seit vielen Jahren.
Als ich in den 90er Jahren diesen Beruf ergriffen habe, wenige Jahre nach dem damaligen Pflegenotstand waren die Gehälter im Vergleich mit anderen Berufen gut. Allerdings geht die Schere heute recht weit auseinander.
Liegt das Durchschnittsgehalt in der Krankenpflege bei 2.370€ - 3.400€, geht ein Bankkaufmann mit einem Gehalt zwischen 2.870€ und 5.050€ am Monatsende nach Hause. Und da frage ich mich mit welcher Begründung ich das einfach hinnehmen soll. Die Pflege beklagt das seit vielen Jahren. Hat aber nie jemanden interessiert.
Der Banker hat jedes Wochenende frei, ist jeden Feiertag zu Hause. Er hat keine Früh- Spät- oder Nachtdienste. Man hört auch nur sehr wenig über regelmäßige aggressive Übergriffe gegenüber einem Banker. Bei Rettungsdiensten, Feuerwehr, Polizei und in der Krankenpflege ist das aber fast schon Gewohnheit.
Unsere Politiker und der Staat haben allein für die Lufthansa 9Mrd. € locker gemacht. Der Laden entlässt trotzdem nochmal haufenweise Leute. Die Milliarden werden in die Wirtschaft gestopft bis zum "Geht Nicht Mehr". Aber mir sagt man heute, ich sei unverschämt mehr Lohn zu fordern.
Während die Lohnzuwächse in der freien Wirtschaft aufgrund einer mehr als guten Wirtschaftslage gut gestiegen sind, wurden die Verträge bei der Wandlung von BAT (Bundesangestelltentarif) zum TVöd für die Angestellten deutlich schlechter gestellt in den Anfängen der 2000er Jahren. In der freien Wirtschaft gings da mit den Gehältern weiter bergauf.
Im Frühjahr, zu Hochzeit von Corona wurden wir als "Helden" beklatscht. Man sprach von mehr Anerkennung, man sprach von einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. All das sei nötig. Man habe das verstanden.
Heute werde ich als unverschämt mit meiner Forderung betitelt. Viele meiner Kollegen sind massiv gefrustet und denken über einen Ausstieg aus dem Beruf nach. Insbesondere gerade jetzt.
Was will ich jetzt mit diesem Fred?
Mich würde Eure Meinung zu diesem Thema interessieren.
Es würde mich freuen, wenn ich den einen oder anderen motivieren könnte, sich etwas mit dem Thema zu beschäftigen und vielleicht auch in seinem näheren Umfeld eine Diskussion anzustoßen. Ich möchte dieses Thema über möglichst viele Kanäle ansprechen.
Und ich möchte, das diese Tarifverhandlungen auch aus meiner Sicht, der eines Krankenpflegers gesehen wird und würde mir eine Diskussion rund um das Thema wünschen, bei der man hart in der Sache, aber nett im Miteinader diskutiert.