dante1975 schrieb:
Das es in den Berufszweig der Pflege seit Jahren schlecht aussieht wissen wir, aber wir haben zurzeit ganz andere Probleme die Priorität haben.
Danke, dass du das Standardargument nochmal für alle wiederholst.
Wir hatten in den letzten 20 jahren IMMER andere Probleme mit Priorirät ... genau deswegen hat sich ja auch in den Pflegebrufen so wenig bewegt.
Ich kann sehr gut verstehen, wenn die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, so langsam der Meinung sind "Ja, wir haben momentan andere Probleme ... aber das ist genauso wenig meins, wie meine Probleme die letzten 20 Jahre irgendwen interessiert haben, wenn nicht gerade eine Kamera lief".
Mustis schrieb:
Und ich noch keine im Kostüm respektive Anzug....
Das mag wohl damit zusammenhängen, dass du in der bank nur selten mit Dreck zu tun hast ... bei erziehern kann es durchaus mal passieren, dass die mit Schlamm bespritzt oder angekotzt werden ... NIEMAND wickelt sein Kind im Anzug oder Kostüm.
Der Job in einer Bank (ganz egal wo) ist nicht ansatzweise so schmutzintensiv, wie der in einer Kita ... denn Bänker müssen nunmal keine Kleinkinder füttern, wickeln oder umziehen. Pfleger bekommen eine "Waschzulage" und müssen im Gegenzug die Arbeitskleidung selbst bezahlen (zumindest war das nach BAT so ... keine Ahnung wie das heute ist ... wahrscheinlich wurden die paar cent pro Stunde ersatzlos gestrichen). Erzieher bekommen die meines Wissens nach nicht.
Klar kostet son Anzug mehr, denn bei einer Bank sollte es ja auch nicht gerade einer von der Stange sein ... und die meisten Anzüge können auch nicht einfach in die Waschmaschine gestopft werden ... das gibt man dann regelmäßig in die Reinigung ... was auf Dauer auch nicht billig ist.
Zum Arbeitsbild ... ja, ein Erzieher muss sich nicht dringend mit IT auskennen, aber dafür muss er täglich mit vielen unterschiedlichen Menschen interagieren ... und im Unterschied zu einem Bänker, sind es bei einem Erzieher eben keine Bittsteller, sondern Leute, die sich offenschtlich eher für Befehlshaber halten (primär Eltern).
Ausserdem hast du dich als Erzieher um all die Probleme zu kümmern, mit denen die Eltern überfordert sind ... und das sind eine ganze Menge. Zusätzlich noch die dauernde Evaluation, dass man sich schon fragt, wann man denn die eigentlichen Hauptaufgaben des Berufs noch erledigen soll.
Es gibt einen Grund, weswegen man vor allem aus "Berufung" diesen Beruf ergreft ... genau wie in der Pflege wird man nämlich hart enttäuscht werden, wenn man mehr als nichts erwartet.
Was die Arbeitsleistung angeht, habe ich weit mehr Respekt vor Erziehern, als vor Bänkern ... aber das mag daran liegen, dass ich bei letzteren einfach nicht den großen Einblick hatte.
Natürlich ist der Erfolgsdrck bei
beiden enorm ... denn der Erzieher will dem Kind helfen, aus seinem Leben etwas zu machen OHNE es dabei in eine bestimmte Richtung zu lenken ... denn die Auswahl einer Option ist immer der Tod vieler anderer. Es gibts schon genug schwer zu korrigierende Weichenstellungen in unserem Bildungssystem.
Die meiner Meinung nach mit Abstand größte Herausforderung im Bereich Bildung und Erziehung ist, dass man seinen "Schutzbefohlenen" mit der eigenen Arbeit keine Chancen verbaut.
Ich glaube, die Einschätzung der Kreditwürdigkeit ist eine nicht annähernd so große Herausforderung ... und vor allem dauert das nicht Jahre für nur einen einzigen Fall UND du hast Formeln, die du benutzen kannst ... in der Pädagogik gibt es sowas ganz prinzipiell nicht (bzw. jeder bisherige Versuch ist in die Hose gegangen).
Ein Bänker bekommt für Verkäufe eventuell eine Provision ... der Erzieher oder die Lehrkraft bekommt allenfalls ein wenig Anerkenung (wenn überhaupt) ... und von der kann man sich im Gegensatz zur Provision eben nichts kaufen.
Der Verkaufsdruck bei Bänkern ist hausgemacht ... im Bereich Erziehung/Bildung geht der Druck von einem gesellschaftlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag aus ... und davon, dass die meisten Menschen eben einfachkeine Ahnung haben, wie diese Arbeit ist, wenn man sie nicht nur bei 1 bis 3 Kindern (schlecht) erfüllt, sondern sie bei bis zu 20 Kindern möglichst gut erfüllen soll, weil man ja eben als "Fachkraft" oder aus Erfahrung wissen sollte, wie man das hinkriegt.
Gleichbewertet mag das ja sein ... aber die Bewertungskriterien bedürfen meiner Meinung nach einer Korrektur und zwar zu Gunsten der sozialen Berufe. Die werden generell unterbewertet.
Momentan mag es der Falsche Zeitpunkt sein ... aber das wird eigentlich immer behauptet ... und zu keinem anderen Zeitpunkt stehen die Chancen auf Erfolg so hoch ... zumindest wenn dieser Erfolg von öffentlichem Druck abhängig ist ... denn der ist momentan enorm ... und wenn jetzt auch noch wichtige Kinder- und Krankenparkplätze bestreikt werden, dann läuft das Fass eben über ... was man ja auch an den Reaktionen auf die Streikpläne sieht. Auch wenn das eigentlich nichts neues ist ... diese Wall of ignorance schlägt seit Jahrzehnten jedem Streikenden entgegen ... echtes Verständnis für Streikende gibts in Deutschland im Prinzip nur in der gleichen Berufsgruppe ... der Rest heuchelt das eigentlich nur ... zumindest wenn man das danach beurteilt, was wirklich erreicht wird ... also an den Handlungen der Politik.
Den Streiklenden bei Ver.di wünsche ich gutes Gelingen und sage ... zeigt der Gesellschaft bitte, wie schlimm es wirklich werden kann, damit die mal endlich kapiert, WIE systemrelavant eure Berufe eigentlich sind.
Die Chancen für ein Umdenken standen nie besser.