Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst Bund und Kommunen

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Lipovitan schrieb:
Ein letztes mal @DerOlf der Vergleich ist daneben!
Habe ich dir in diesem Punkt irgendwie widersprochen?

Falls es nicht angekommen ist, nochmal in Klartext ... JA der Vergleich war/ist Panne. Du hast Recht.

Der zwischen Friseur und Erzieher ist es nicht weniger ... und dass sich der Friseur nicht beim Kunden beschwert, liegt eher an der Mentalität "der Kunde ist König und soll sich wohl fühlen bzw. den Laden zufriedener verlassen, als er ihn betreten hat".
Das ist im gesamten Einzelhandel und bei nahezu allen personen- (kunden-)bezogenen Dienstleistungen so ... die Kassenkraft im Supermarkt beschwert sich auch nicht beim Kunden, dass die knapp über Mindestlohn bezahlt wird.
Genauso wie der Bankkaufmann oder der Erzieher sich nicht gegenüber seinen Kunden darüber beklagt.
Sowas kann einem nämlich auch den Job (oder Boni) kosten, denn es ist nunmal geschäftsschädigend ... auch wenn es bei einigen Berufen eigentlch jeder weiß.

Wenn, dann kommen solche Beschwerden in Privatgesprächen oder in (anonymisierten) Internet-Foren zur Sprache.

Was soll also "mein Friseur hat sich noch nie beschwert" für ein Argument sein?
Das dient doch (genauso wie der blöde vergleich zwischen Bankkaufmann und Erzieher) nur einem Ziel .. die Gegenseite diskreditieren und lächerlich machen.
Damit schlägst du letztlich in die selbe Kerbe, wie die Arbeitgeberverbände mit ihren Kampagnen ... du machst Arbeitskampf insgesamt lächerlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Lipovitan:
...
weil man einer anderen Berufsgruppe auf einem ähnlichen Lohnniveau den Dreck unter den Fingernägeln nicht gönnt. ...
Da ich ja diesen Vergleich als erster eingebracht habe. Das ist vielleicht falsch rüber gekommen. Ich gönne den Angestellten bei den Banken, ebenso wie "Metallern" ihren Lohn voll und ganz (solange sie nicht Ackermann heißen ;) ). Ich prangere nur an, das die Gehälter in den sozialen Berufen im Durchschnitt niedriger sind.
Wenn ich da falsch verstanden wurde (oder mich blöd ausgedrückt habe) möchte ich das hiermit korrigieren.

...Meinen Friseur höre ich jedenfalls nicht jammern wieso er weniger verdient wie Erzieher. Der weiß nämlich das es an seiner Branche liegt und nicht an den Erziehern. ...
Ich jammere auch nicht. Bin ich nicht der Typ zu. Aber ich fordere ganz klar und setze mich schlicht und ergreifend hart für meine Interessen und die meiner Kollegen und Mitarbeiter ein.
Unsere Arbeit ist einfach deutlich wertvoller und das muss honoriert werden. In Form von Geld, Anerkennung und besseren Arbeitsbedingunen. Und ich mache meine Mitarbeiter und Kollegen schon sehr "heiß" auf Streik. Und das tue ich seit 15 Jahren. Denn seitdem werden die Zustände in der Pflege immmer schlechter.

...
In meinem Bekanntenkreis sind zwei Bankkaufmänner zur Polizei und zum Zoll gewechselt und haben dort eine weitere Ausbildung begonnen, weil der Job bei der Bank so easy ist und man dort leichtes Geld verdient. ...
Jo, klar. Mag so sein. Aber auch diese Zahlen sprechen eine sehr deutliche Sprache.
Einmal hier und dann hier. Sorry, für die beiden nicht ganz so tollen Links, aber auf die Schnelle habe ich nichts anderes gefunden. Ich denke da kann man sich dann schon ein gutes BIlde davon machen, dass unser Beruf doch ein wenig aufgewertet werden muss.
Und ich höre auch immer wieder, das Geld allein nicht entscheidend ist. Aber wir hatten Ende der 80er Jahre auch einen starken Pflegenotstand gehabt. Und dem ist man dann am Ende (kurz vorm Kollaps) auch u.a. mit einem deutlichen Gehaltsplus begegnet. Und das hat sehr gut funktioniert.
Denn die Aussichten auf eine bessere Bezahlung lockt ja auch Berufseinsteiger an. Und da sind wir dann beim Vergleichen. Denn jeder Schüler tut das, wenn er sich Gedanken um seinen späteren Job macht. Dann die Stellen den realen Gegebenheiten noch anpassen (und das ist die Pflege sehr realistisch und auch langfristig gut belastbar und stellt keine Forderungen in Richtung Paradies). Den Bürokratie- und Doku- Wahnsinn etwas runterfahren und schon läuft es besser. Und wenn dann die Gesellschaft vllt. noch dazu zu bewegen wäre, den Beruf der Krankenpflege nicht mehr oder weniger mit "Arsch abwischen" zu assoziieren wäre es schon traumhaft.
(Und letzteres passiert leider viel zu oft. Deshalb, lieber Mustis, reagiere ich da so sehr scharf drauf... :) )

@CrunchTheNumber:
Der gesamte öffentliche Dienst hat seit Jahren Nachwuchsprobleme. Warum? Weil er für die geforderte Qualifikation relativ schlecht zahlt. Ungelernte gibt es im öD praktisch überhaupt nicht und viele Stellen erfordern sogar einen Abschluss auf Bachelor- oder Masterniveau. Und da zahlt die "freie" Wirtschaft oft besser. ...
Ich habe vor kurzem eine neue Stellvertreung für mich an die Seite gestellt bekommen. Ich wollte auch genau ide, weil sie einfach "erste Sahne" ist. Ist seit vielen Jahren examiniert. Macht nebenbei noch den Studiengang Pflege und steht kurz vor dem Master. Ich konnte reden wie ich wollte. Ihre Eingruppierung war nur die einer stellvertretenden Stationsleitung. Aber ein paar Wochen später wollte die PDL dann aber auf ihr Wissen und ihre Kompetenz aus ihrem Studium "zugreifen". Erster Impuls meiner Kollegin war sofort einzusteigen. Ich habe ihr den Rat gegeben, sie soll ihr Gehalt neu verhandeln und vorher nix machen. (Das Studium war von der Kollegin komplett eigenfinanziert worden und nur in der Freizeit. Der AG wollte nichts dazu geben.)
Sorry, aber da schwillt mir der Kamm an.
Und wieder die Frage, warum sollen wir Zurückhaltung zeigen?

@Tomi:
...
Pfleger und Krankenschwestern können keinen Druck auf die Arbeitgeber aufbauen, das wissen die Arbeitgeber und Verdi, eigentlich macht es für diese Berufe keinen Sinn Mitglied bei Verdi zu sein. ...
Da hast Du grob gesehen schon recht. Aber wir haben keine andere Möglichkeit. Eine Kammer, ähnlich der Ärztekammer "Marburger Bund" auf Bundesebene aufzubauen und mit entsprechenden Kompetenzen auszustatten wird ja von AG-Seite aus mit politischer Unterstützung seit Jahren verhindert. Also bleibt uns ja im Großen und Ganzen nur verdi.

@Simon:
... Die Tarifbindung hat das Problem, dass sich die Gehälter nicht an die jeweiligen örtlichen Bedingungen anpassen lassen. Mit 1.600 - 1.800 € netto kommt man auf dem Land ganz gut zu recht (sofern man keine langen Arbeitswege mit dem Auto hat), in den Städten geht da ja allein 50% für die Miete drauf und das ist dann auch kein Luxus-Anwesen.
Möglich ist das schon. Unter dem BAT gab es ja genau das. Ich hatte es weiter oben schon einmal erwähnt. Der sog. Ortszuschlag. Der war sehr ausgleichend gerecht und sozialen Gesichtspunkten gesehen. Hört sich im ersten Moment siocher etwas merkwürdig an, aber unter dem Ortszuschlag gab es z.B. auch noch einmal ein bisserl mehr Kohle extra, wenn Du Kinder hattest. Praktisch eine kleines Kindergeld vom AG.

@Idon:
Sorry, aber dann ziehe aus München weg und verdiene in Pirmasens dasselbe.

Meine Frau ist auch im ÖD und verdient brutal viel für das, was gefordert wird. Dazu eben Unkündbarkeit etc. Und eben viele Nulpen.
Das mit dem "Weg ziehen" ist ja nun mal einfach nur ein blöder Spruch, der vollkommen sinnbefreit ist.
Polemik :freak:

Das mit den Nulpen... naja, zum ersten (auch ein blöder Spruch) die Deppen und die Ars...-lö...er, die hat der liebe Herrgott sehr gerecht und gleichmäßig über die Welt verteilt. Die gibt's halt überall und das beste, das einem passieren kann, ist wenn man keinen im Spiegel sieht, gelle?!? :D
Aber im Ernst, bei uns im Krankenhaus stelle ich das teilweise in den patientenfernen Berufsgruppen auch schon fest. Und da fühle ich mich in meiner Annahme einfach nur bestätigt (ohne das objektiv belegen zu können), das die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung einfach insg. schlechter ist. Die guten Kräfte bleiben in der freien Wirtschaft. Und die, die dort nicht zurecht kommen und bereit sind weniger gut zu verdienen und weniger Aufstiegschancen, die kommen dann im öffentlichen Dienst an.

In welchem Bereich ist Deine Frau tätig? Ich möchte micht bewerben... ;)

Ich habe ja weiter oben im Fred gesagt, dass ich mich sehr über die Lufhansa aufrege. Es ist richtig und wichtig, den Laden zu retten. Einmal hängen da verd. viele Jobs dran. Und es wäre auch fatal, wenn Deutschland keine eigene halbwegs ernst zu nehmende Fluglienie hätte. Aber was mich ankotzt ist die Tatsache, das man es weiter hinnimmt, dass genau dieser Laden Steueroasen seit Jahrzehnten nutzt um sich vor den Steuern zu drücken. Und mit genau diesen wird er jetzt gerettet, dasrf aber auch in Zukunft sich aus diesem System mit Verantwortung raushalten.
Und das ist bei dieser ganzen Diskussion ja eigentlich "des Pudels Kern". Die Gewinne in unserer Gesellschaft werden privatisiert und die Schulden solidarisiert. Wenn dieses System anderes wäre, z.B. eine echt gelbte soziale Marktwirtschaft, müssten wir jetzt hier gar nicht so heiß über dieses Thema diskutieren.
 
Hagen_67 schrieb:
Das mit dem "Weg ziehen" ist ja nun mal einfach nur ein blöder Spruch, der vollkommen sinnbefreit ist.
Polemik
Das sehe ich genauso ... er ist zwar logisch schon irgendwie nachvollziehbar ... aber wenn wir jetzt alle dahin ziehen, wo die Jobs gut bezahlt werden (weil die Untzernehmen gute Arbeitskräfte locken wollen), dann werden die Mieten da bald so hoch sein, dass sich das nichtmal mehr ein Bankkaufmann im oberen Gehaltssegment wird leisten können.
Das kann doch auch eigentlich keiner wollen ... da, wo man gut oder besser verdient ist der Wohnungsmarkt ohnehin schon ziemlich angespannt und dadurch sind die Mieten eben auch extrem Hoch (z.B. in München).

Dass die Unterschede im öD dank Tarifverträgen etwas anders aussehen, ist ein Sonderfall für den öD ... das mit dem "zieh doch weg" bekommt aber nahezu jeder um die Ohren gehauen, der sich beklagt, dass sein Gehalt zu niedrig ist, oder die ortsübliche Vergleichsmiete zu hoch. Im allgemeinen wahrscheinlich von Leuten, die mit beidem aufgrund eines guten Gehalts keine Probleme sehen.

Als Tankwart (ungelernt) könnte ich in Dänemark scheinbar fast das doppelte verdienen ... aber Dänemark ist wohl auch einer der attracktivsten Arbeitsmärkte in Europa.
https://www.gehaltsvergleich.com/news/arbeit-und-gehalt-in-daenemark-der-laendervergleich (leider ohne Angaben zum Berufsfeld "Tankwart" ... oder allgemein zu "Hilfstätigkeiten" ).

In DE gibts dafür aber nunmal nur knapp über Mindestlohn ... ich sprach neulich mit einem Kollegen bei einem anderen Dachverband, und der verdiente nach eigener Aussage "knapp 11,- EUR pro Stunde" ... er hielt das in der Branche für einen "guten" Stundenlohn ... aber natürlich gibts auch da keine Schicht- oder Feiertagszulagen ... es ist also egal, ob du den Begriff "Wochenende" oder "Feiertage" mit Freizeit, oder einfach mit etwas unangenehmerer Kundschaft verbindest ... du arbeitest halt, wenns im Schichtplan steht ... und bekommst dafür immer den selben Stundenlohn.
Und ja, das steht auch im Arbeitsvertrag so drin, ist also rechtlich vollkommen korrekt. Weiterhin muss man sochle Abeitsverträge nicht zwingend unterschreben ... man kann auch einfach zum arbeitssuchenden Dauerhartzer werden, wenn man so einen Vertrag und solche Arbeitsbedingungen nicht haben will.
Oder man unterschreibt ihn eben, um sich, wie ja immer so nett behauptet wird, "aus einer starken Position bewerben zu können" ... oder, um einfach nichts mehr mit dem Jobenter zu tun zu haben, während man seine Arbeitssuche weiterführt ... die stören dabei nämlich eher, als dass die einem helfen.
 
Zuletzt bearbeitet:
dante1975 schrieb:
Also wer braucht wen mehr.. und da wären wir wieder beim Lohn.. Arzt = 100k + im Jahr meine Frau um die 36K.. Gerecht?

Logischerweise ist die Arzthelferin wichtiger. Wenn der Arzt kündigt, dann schmeißt sie den Laden alleine. Wenn sie kündigt, dann kann der Arzt diese Aufgaben nicht selbst machen. Dann wäre er vollkommen überfordert und unterqualifiziert.
Meine Sekretärin denkt bestimmt auch so seltsames Zeug. Fakt ist, dass ich alles was sie macht, auch selbst erledigen könnte. Und zwar schneller und besser.
Es würde lediglich Zeit kosten. Von meinen Tätigkeiten könnte sie keine einzige erledigen...
 
Zugegeben war ein wenig überspitzt dargestellt, aber beide Partein sind wichtig.
Klar kann ein Arzt alles selber machen, aber denn wäre er ziemlich sicher mit Anfang 40 auch ausgebrannt.

Das ein Arzt mehr verdient ist auch OK hat ja Studiert, trotzdem ist die Gehaltskluft zwischen den beiden meiner meinung einfach zu Groß..
Das gilt aber in meinen Augen für fast alle Handwerksberufe.
 
Ui Ui Ui, Leutz,
Ich habe ja schon ein wirklich seeeehr großes Selbstbewusstsein. Und ich kenne auch meine Fähigkeiten sehr gut. Und mit denen spiele ich durchaus den einen oder anderen Assistenzarzt auf meiner Station locker an die Wand. Aber eben nur in meiner Fachdisziplin. Ein(e) Doc muss halt so ganz nebenbei so ziemlich alles auf dem Schrim haben.
Für mein Selbsbewusstsein, (Achtung: Selbstlob- meine Fachkompetenz) und meine "Kaltschnäuzigkeit" bin ich in meiner Klinik hinreichend bekannt. Ich reiße meine Klappe auf, wenn's sein muss und es ist mir egal, wer es abkriegen muss (meiner Meinung nach ;) und wenn's der Chefarzt ist). Aber die Diszipinübergreifende Kompetenz auch der Assistenzärztte und der Apotheker ist schon enorm.
 
Die Arzthelferin geht mit 2k netto heim. Der Arzt mit 4K. Der Unterschied ist viel zu gering. Ausbildungsdauer, Verantwortung und wirtschaftliches Risiko gegenübergestellt, bekommt der Arzt viel zu wenig.
 
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@uincom: Bin da ganz bei Dir, so lange es um Assistenzärzte geht. Sobald sie dann fertig sind und ihren Facharzt haben gehen die Gehälter schon sehr gut nach oben.
 
Dafür halt kein 40 oder 50 Stunden Job.

Und nein, Wegziehen ist nicht Polemik. Im ÖD verdient man eben im ganzen Land gleich viel. 54k als Sachbearbeiter in München sind lächerlich. Dasselbe Geld in Pirmasens, Kaiserslautern o. ä. ermöglicht ein Leben in Saus und Braus. Jetzt kann man als Münchner weinen oder man zieht eben die Konsequenzen.

Wer geht oder sehr gut verdienen will, der muss eben örtlich flexibel sein. Ich ziehe auch alle paar Jahre um. Ja, klar, Familie und Freunde. Ist halt so. Rosinenpicken hingegen klappt nicht.
 
Idon schrieb:
Na dann sollten wir eventuell die Institution Ehe komplett abschaffen .. oder sie wenigstens nicht mehr unter besonderen Schutz des Staates stellen (Art. 6 GG).
Dann könnten sich die Betriebe bei Kündigungsrunden auch die Betrachtung des "Sozialschlüssels" sparen ... ist dann halt so. Rosinenpicken klappt halt nicht ... wozu dann noch die Gesamtsituation eines Entlassungskandidaten checken? Da werden dann halt einfach die rausgeschmissen, die am wenigsten leisten (ich weiß, dass das einge ganz OK fänden ... es entspricht aber eben nicht geltendem deutschen Arbeitsrecht, denn das berücksichtigt eben auch Ehe und Familie WEIL diese laut GG unter besonderem Schutz der Staatlchen Ordnung stehen).

Ich bin gerade ein bisschen geschockt.
Ich meine, klar kann man nicht erwarten, sich überall immer das beste aussuchen zu können, aber mit deiner Einstellung brauchen wir uns bald keine Sorgen mehr um Familien oder "work-life-balance" machen ... denn im Grunde braucht dann doch kener mehr Familie planen, wenn er eh alle paar Jahre dem geld hinterherzieht ... ist dann halt so ... Rosinenpicken klappt nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Ich meine, klar kann man nicht erwarten, sich überall immer das beste aussuchen zu können, aber mit deiner Einstellung brauchen wir uns bald keine Sorgen mehr um Familien oder "work-life-balance" machen ..
Sagte der HErr, der die Corona App nicht nutzt weil er dadurch jeden Abend laden muss. Schöne Doppelmoral.

Idon hat mit seiner Aussage völlig recht. Ich habe 3 Möglichkeiten: Entweder ich suche mir was, wo ich mehr verdiene, ziehe um und habe dort niedirgere Lebenshaltungskosten oder ich lebe damit. Ich mein, hier wird so getan, asl würde es nur dem armen Pfleger oder Erzieher betreffen, sprich ÖD. Als wäre man am untersten Ende, dabei steht man anchweislich einkommenstechnisch ziemlich mittig in der Gesellschaft. Sprich gut 50% der deutschen Bevölkerung haben weniger und auch davon leben welche in München. Und mit den Streiks trifft man vor allem genau jene. Die, die mehr Geld haben, können sich auch privat mal ne Betreuung leisten. Den AG trifft man dagegen kaum. Genau deshalb ist die Streikandrohung von Verdi zu diesem Zeitpunkt perfide. Man kämpft den Kampf um mehr Geld für die eigene Tasche auf den Schulter der Menschen, die weniger haben. Genau das regt mich dabei so auf.
 
Mustis schrieb:
Sagte der HErr, der die Corona App nicht nutzt weil er dadurch jeden Abend laden muss. Schöne Doppelmoral.
Was hat das bitte damt zu tun ... bzw. guter Einwand. Ja ich nutze die App primär nicht, weil mir das zu viel Strom frisst und das ist tatsächlich ein recht ähnlicher Grund. Ich habe Familie und Freune gerne in meiner Nähe ... und lehne es daher ab, wegen mehr Gehalt oder geringere Lebenshaltungskosten dann für jeden Besuch durch die halbe Republik kacheln zu müssen.

Ich habe noch ein bisschen Doppelmoral für dich ... ich arbeite an einer Tankstelle ... obwohl ich den individualverkehr umwelttechnisch eher für eine Katastrophe halte.
Aber wie war das? ... Rosinenpicken klappt halt nicht ... ich kann das nur entweder hinnehmen, mir was anderes suchen (bin ständig dabei) oder eben auf das Einkommen aus diesem Job verzichten.
Auf meine Ausbildung finde ich ja offensichtlich allenfalls im Ausland was (z.B. in Johannisburg oder Hongkong).

Doppelmoral ja ... aber die ist normal in unserer Arbeitswelt ... gerade am unteren Ende, wo die Leute einfach froh sind, überhaupt Arbeit zu haben. Ich bin auch froh, dass ich diesen Job habe, weil er mich nämlich vor Amtswillkür und Schikanen bewahrt.
 
Axxid schrieb:
Loehne werden eben nicht nach dem 'Wert' der Arbeit bezahlt, sondern nach dem Angebot an Arbeitnehmern.
Nein, ganz so einfach ist es nicht. Es geht auch um "Marktmacht" auf dem Arbeitsmarkt. Aktuell haben wir z.B. bundesweit einen eklantanten Lehrermangel, schon seit Jahren. Steigen die Löhne? Gibt es Zuschläge wie bei Informatikern, die beim Staat arbeiten? Nein, denn der Staat hat auf dem Lehrerarbeitsmarkt ein Quasi-Monopol (genauer: Monopson). Er stellt wohl um die 90% aller Stellen zur Verfügung (Rest: "private" Schulen, die meistens gar nicht privat sind, sondern auch vom Staat hochsubventioniert). Durch diese Marktmacht des Staates tut sich bei den Lehrern nichts, während z.B. Ärzte einen eigenen Tarifvertrag beim Staat haben und z.B. Informatiker die erwähnten Zuschläge bekommen können oder eine höhere Eingruppierung beim Berufsstart. Ärzte und Informatiker haben halt genug Ausweichmöglichkeiten in der Privatwirtschaft oder bei den freien Berufen.

Hagen_67 schrieb:
Ich prangere nur an, das die Gehälter in den sozialen Berufen im Durchschnitt niedriger sind.
Klar, denn soziale Berufe verursachen erst einmal und primär Kosten. Der Nutzen ist i.d.R. nicht-monetär. Kein sozialer Beruf fährt in Euro kalkulierbare "Gewinne" ein. Soziale Berufe sind eben nicht "marktkompatibel" und werden daher in einer Marktwirtschaft ("sozial" oder nicht ist hier völlig egal) benachteiligt. Sollte allen Berufsanfänger klar sein. Leider nutzt man den Idealismus der jungen Leute in diesem Bereich aus (und das kann eine "Marktwirtschaft" erstaunlich gut).

Das mit dem "Weg ziehen" ist ja nun mal einfach nur ein blöder Spruch, der vollkommen sinnbefreit ist.
Wenn die Entwicklung der Entlohnung vieler "systemrelevanter" Berufe, was eben viele sozialen Berufe sind, so weiter geht (was ich befürchte, Corona hin oder her), dann haben wir in spätestens 10 Jahren die berühmten amerikanischen Verhältnisse, wo diese Leute täglich 100km (einfache Strecke) in die Ballungszentren hinein- herauspendeln (oder gleich im Auto / Wohnwagen schlafen), weil sie sich keine vernünftige Wohnung mehr leisten können.

Die Gewinne in unserer Gesellschaft werden privatisiert und die Schulden solidarisiert.
Dieses Grundprinzip unserer Gesellschaft (Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren) sollte man in den Grundschulen auf den Lehrplan setzen und dann jährlich bis zum Schulabschluss in intensiven Unterrichtseinheiten wiederholen, damit auch der letzte Berufsanfänger seiner Illusionen beraubt wird und sich gleich richtig orientiert, bevor er einen nicht mehr korriegierbaren Fehler macht.

Mustis schrieb:
Genau deshalb ist die Streikandrohung von Verdi zu diesem Zeitpunkt perfide. Man kämpft den Kampf um mehr Geld für die eigene Tasche auf den Schulter der Menschen, die weniger haben. Genau das regt mich dabei so auf.
Da liegt aber ein eklatanter Denkfehler vor. Nicht die Streikenden sind dafür verantwortlich, dass ein Angebot (z.B. Kinderbetreuung) bereitgestellt wird, sondern der Arbeitgeber, also die Kommunen und der Bund in diesem Fall. Sollen sich die unter dem Streik "Leidenden" doch an die Kommunen und den Bund wenden und Druck machen, dass diese endlich ein vernünftiges Angebot auf den Tisch legen und sich nicht wegducken und hoffen, dass der Zorn der Öffentlichkeit die Beschäftigten trifft. Wenn die IG Metall einen Autokonzern bestreikt, gibt der Käufer, der sein Auto nicht bekommt, ja auch nicht dem Bandarbeiter die Schuld. Wieso sollte das bei den Kitas anders sein?

Gruß,
CTN
 
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CrunchTheNumber schrieb:
Da liegt aber ein eklatanter Denkfehler vor. Nicht die Streikenden sind dafür verantwortlich, dass ein Angebot (z.B. Kinderbetreuung) bereitgestellt wird,
Ja und zwar bei dir. 1. Ist das völlig irrelevant, denn der Schaden verbleibt trotzdem bei den Familien. UNd da passt auch der Autovergleich nicht. Ohne AUto komme ich klar, mal besser, mal schlechter. Bei der Kinderbetreuung nicht. 2. Würde man deiner Logik folgen, müsste der AG jedesmal einknicken. Kann und darf er nicht, auch zum Wohle der Eltern nicht. Denn zwar stellt er das Angebot, er trägt aber nicht die Kosten. Diese tragen die Eltern. Höhere Löhne = höhere Kitagebühren. Schon deshalb üben die Eltern und werden sie auch nur bedingt Druck ausüben. Weil auch wenn die Betreuung schnell wieder gesichert ist, entsteht ihnen monetärer Schaden, da die höheren Kosten zu Teilen letztlich ihnen auferlegt werden. Wo kein Geld ist, kann keines fließen und da die meisten Gemeinden grade jetzt ohnehin Geldmangel haben....

Mir kann man erzählen was man will. Verdi macht das aus gutem Grund genau jetzt. Weil es jetzt richtig weh tut. Und es hat einen guten Grund warum Verdi selber die Höhe der einmaligen Zahlung nicht bekannt gibt. Wollen sie gar nicht, diese war unverschämt hoch...

Wie gesagt, ich bin nicht dagegen, dass insbesonder Pfleger durchaus ihren Teil an der Bewältigung der Krise entlohnt bekommen. Aber da gute Bekannte von mir im Krankenhaus als Pfelger arbeiten weiß ich auch ganz genau was die verdienen und das es denen gar nicht so um die Lohnhöhe geht. Die wollen nur endlich mal nicht permanent überstunden schrubben sondern mehr Kollegen haben. Und genau hier liefert verdi keine Lösungen. Aber mit Lohnerhöhungen für alle, auch jene, die durch die Krise eigentlich nur VOrteile hatten (vollbezahlter Urlaub für Wochen) kann man in Zeiten wie diesen mit Streik halt viel besser durchsetzen und es freuen sich nurn Teil der Beitragszahler sondern alle. Und Leidtragende sind vor allem jene, denen man erzählt, man verdiene ja so wenig, während diese Personen noch weniger haben.
 
Mustis schrieb:
Verdi macht das aus gutem Grund genau jetzt. Weil es jetzt richtig weh tut.
Genauso wie es sich für eine Gewerkschaft gehört. Man kann nur hoffen, das Verdi nicht wieder zu schnell einknickt, sondern sich diesmal wie eine echte Gewerkschaft verhält, die im Interesse ihrer Beschäftigten handelt. Da kann Verdi noch viel von der IG Metall lernen.

Der öffentliche Dienst in Deutschland wurde seit fast dreißig Jahren kaputtgespart, der Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ist in Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Ländern viel zu niedrig. In Frankreich ist er z.B. ca. doppelt so hoch. Kein Wunder, dass die Beschäftigten unter den Arbeitsbedingungen leiden.

Gruß,
CTN
 
Du schwimmst scheinbar voll auf der neoliberalen Propagandawelle....
 
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ganz sicher nicht. Aber wenn man keine Argumente hat muss man halt wieder ad hominem argumentieren.

Ich kritsiere nicht mal das Ziel von Verdi, sondern deren Zeitpunktswahl und deren Methoden. Die Gewerkschaften sind nicht mehr viel mehr als Lobbyistenvereine, deren Vorsitzende einzig deshalb interesse an ihren MItgliedern haben, weil sie deren inzwischen echt dcikes gehalt zahlen. Daher wird fast nur noch im Interesse dessen gehandelt was möglichst viele Mitglieder bringt statt echter langfristiger Interessenvertretung. Schau dir doch mal an, welche Gehäter sich die Gewerkschaftsvorsitzenden so zahlen. Und auf der anderen Seite greifen sie dann die Vorstände auf AG Seite und deren Löhne an...
 
Ach komm, die IG Metall hat erfolgreich (natürlich im Einvernehmen mit der Metallindustrie) gefordert, das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate zu verlängern. Ist dann natürlich auch "Lobbyarbeit". Auf Kosten der Gesellschaft, also auf Kosten Dritter, die das ganze finanziert. Und wieviele Prozent der Bevölkerung verdienen weniger als der durchschnittliche IG Metall-Arbeitnehmer? Sicher deutlich mehr als die hier kolportieren 50% wie beim öffentlichen Dienst. Wo bleibt dein Aufschrei? Oder doch nur scheinheilig argumentiert?
 
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Ist es ja auch? Wer profitiert den am meisten davon? Na? IG Metallmitglieder die bei den Autbauern hocken, mit ohnehin fetten Löhnen und kurzen Arbeitszeiten und genau diese Firmen sanieren ihre jahrelange Überproduktion und fehlende Strategie zum Thema Antriebswechsel jetzt auf Steuerzahlerkosten. Wessen Werke waren direkt zum Beginn von Corona zu sobald die Kurzarbeit verbessert wurde? Da laufen Gewerkschaft und Automobilwirtschaft schön Hand in Hand. genau wie bei der geforderten Bezuschussung von Verbrennerfahrzeugen. Auch da schlug sich die GErwerkschaft auf Seiten der Wirtschaft statt langristig die Interessen ihrer Mitglieder zu sichern und die Gelegenheit zu nutzen, endlich mal den Wechsel weg vom Verbrenner zu Elektro und Wasserstoff zu forcieren...
 
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