@ Lipovitan:
...
weil man einer anderen Berufsgruppe auf einem ähnlichen Lohnniveau den Dreck unter den Fingernägeln nicht gönnt. ...
Da ich ja diesen Vergleich als erster eingebracht habe. Das ist vielleicht falsch rüber gekommen. Ich gönne den Angestellten bei den Banken, ebenso wie "Metallern" ihren Lohn voll und ganz (solange sie nicht Ackermann heißen
). Ich prangere nur an, das die Gehälter in den sozialen Berufen im Durchschnitt niedriger sind.
Wenn ich da falsch verstanden wurde (oder mich blöd ausgedrückt habe) möchte ich das hiermit korrigieren.
...Meinen Friseur höre ich jedenfalls nicht jammern wieso er weniger verdient wie Erzieher. Der weiß nämlich das es an seiner Branche liegt und nicht an den Erziehern. ...
Ich jammere auch nicht. Bin ich nicht der Typ zu. Aber ich fordere ganz klar und setze mich schlicht und ergreifend hart für meine Interessen und die meiner Kollegen und Mitarbeiter ein.
Unsere Arbeit ist einfach deutlich wertvoller und das muss honoriert werden. In Form von Geld, Anerkennung und besseren Arbeitsbedingunen. Und ich mache meine Mitarbeiter und Kollegen schon sehr "heiß" auf Streik. Und das tue ich seit 15 Jahren. Denn seitdem werden die Zustände in der Pflege immmer schlechter.
...
In meinem Bekanntenkreis sind zwei Bankkaufmänner zur Polizei und zum Zoll gewechselt und haben dort eine weitere Ausbildung begonnen, weil der Job bei der Bank so easy ist und man dort leichtes Geld verdient. ...
Jo, klar. Mag so sein. Aber auch diese Zahlen sprechen eine sehr deutliche Sprache.
Einmal hier und
dann hier. Sorry, für die beiden nicht ganz so tollen Links, aber auf die Schnelle habe ich nichts anderes gefunden. Ich denke da kann man sich dann schon ein gutes BIlde davon machen, dass unser Beruf doch ein wenig aufgewertet werden muss.
Und ich höre auch immer wieder, das Geld allein nicht entscheidend ist. Aber wir hatten Ende der 80er Jahre auch einen starken Pflegenotstand gehabt. Und dem ist man dann am Ende (kurz vorm Kollaps) auch u.a. mit einem deutlichen Gehaltsplus begegnet. Und das hat sehr gut funktioniert.
Denn die Aussichten auf eine bessere Bezahlung lockt ja auch Berufseinsteiger an. Und da sind wir dann beim Vergleichen. Denn jeder Schüler tut das, wenn er sich Gedanken um seinen späteren Job macht. Dann die Stellen den realen Gegebenheiten noch anpassen (und das ist die Pflege sehr realistisch und auch langfristig gut belastbar und stellt keine Forderungen in Richtung Paradies). Den Bürokratie- und Doku- Wahnsinn etwas runterfahren und schon läuft es besser. Und wenn dann die Gesellschaft vllt. noch dazu zu bewegen wäre, den Beruf der Krankenpflege nicht mehr oder weniger mit "Arsch abwischen" zu assoziieren wäre es schon traumhaft.
(Und letzteres passiert leider viel zu oft. Deshalb, lieber Mustis, reagiere ich da so sehr scharf drauf...
)
@CrunchTheNumber:
Der gesamte öffentliche Dienst hat seit Jahren Nachwuchsprobleme. Warum? Weil er für die geforderte Qualifikation relativ schlecht zahlt. Ungelernte gibt es im öD praktisch überhaupt nicht und viele Stellen erfordern sogar einen Abschluss auf Bachelor- oder Masterniveau. Und da zahlt die "freie" Wirtschaft oft besser. ...
Ich habe vor kurzem eine neue Stellvertreung für mich an die Seite gestellt bekommen. Ich wollte auch genau ide, weil sie einfach "erste Sahne" ist. Ist seit vielen Jahren examiniert. Macht nebenbei noch den Studiengang Pflege und steht kurz vor dem Master. Ich konnte reden wie ich wollte. Ihre Eingruppierung war nur die einer stellvertretenden Stationsleitung. Aber ein paar Wochen später wollte die PDL dann aber auf ihr Wissen und ihre Kompetenz aus ihrem Studium "zugreifen". Erster Impuls meiner Kollegin war sofort einzusteigen. Ich habe ihr den Rat gegeben, sie soll ihr Gehalt neu verhandeln und vorher nix machen. (Das Studium war von der Kollegin komplett eigenfinanziert worden und nur in der Freizeit. Der AG wollte nichts dazu geben.)
Sorry, aber da schwillt mir der Kamm an.
Und wieder die Frage, warum sollen wir Zurückhaltung zeigen?
@Tomi:
...
Pfleger und Krankenschwestern können keinen Druck auf die Arbeitgeber aufbauen, das wissen die Arbeitgeber und Verdi, eigentlich macht es für diese Berufe keinen Sinn Mitglied bei Verdi zu sein. ...
Da hast Du grob gesehen schon recht. Aber wir haben keine andere Möglichkeit. Eine Kammer, ähnlich der Ärztekammer "Marburger Bund" auf Bundesebene aufzubauen und mit entsprechenden Kompetenzen auszustatten wird ja von AG-Seite aus mit politischer Unterstützung seit Jahren verhindert. Also bleibt uns ja im Großen und Ganzen nur verdi.
@Simon:
... Die Tarifbindung hat das Problem, dass sich die Gehälter nicht an die jeweiligen örtlichen Bedingungen anpassen lassen. Mit 1.600 - 1.800 € netto kommt man auf dem Land ganz gut zu recht (sofern man keine langen Arbeitswege mit dem Auto hat), in den Städten geht da ja allein 50% für die Miete drauf und das ist dann auch kein Luxus-Anwesen.
Möglich ist das schon. Unter dem BAT gab es ja genau das. Ich hatte es weiter oben schon einmal erwähnt. Der sog. Ortszuschlag. Der war sehr ausgleichend gerecht und sozialen Gesichtspunkten gesehen. Hört sich im ersten Moment siocher etwas merkwürdig an, aber unter dem Ortszuschlag gab es z.B. auch noch einmal ein bisserl mehr Kohle extra, wenn Du Kinder hattest. Praktisch eine kleines Kindergeld vom AG.
@Idon:
Sorry, aber dann ziehe aus München weg und verdiene in Pirmasens dasselbe.
Meine Frau ist auch im ÖD und verdient brutal viel für das, was gefordert wird. Dazu eben Unkündbarkeit etc. Und eben viele Nulpen.
Das mit dem "Weg ziehen" ist ja nun mal einfach nur ein blöder Spruch, der vollkommen sinnbefreit ist.
Polemik
Das mit den Nulpen... naja, zum ersten (auch ein blöder Spruch) die Deppen und die Ars...-lö...er, die hat der liebe Herrgott sehr gerecht und gleichmäßig über die Welt verteilt. Die gibt's halt überall und das beste, das einem passieren kann, ist wenn man keinen im Spiegel sieht, gelle?!?
Aber im Ernst, bei uns im Krankenhaus stelle ich das teilweise in den patientenfernen Berufsgruppen auch schon fest. Und da fühle ich mich in meiner Annahme einfach nur bestätigt (ohne das objektiv belegen zu können), das die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung einfach insg. schlechter ist. Die guten Kräfte bleiben in der freien Wirtschaft. Und die, die dort nicht zurecht kommen und bereit sind weniger gut zu verdienen und weniger Aufstiegschancen, die kommen dann im öffentlichen Dienst an.
In welchem Bereich ist Deine Frau tätig? Ich möchte micht bewerben...
Ich habe ja weiter oben im Fred gesagt, dass ich mich sehr über die Lufhansa aufrege. Es ist richtig und wichtig, den Laden zu retten. Einmal hängen da verd. viele Jobs dran. Und es wäre auch fatal, wenn Deutschland keine eigene halbwegs ernst zu nehmende Fluglienie hätte. Aber was mich ankotzt ist die Tatsache, das man es weiter hinnimmt, dass genau dieser Laden Steueroasen seit Jahrzehnten nutzt um sich vor den Steuern zu drücken. Und mit genau diesen wird er jetzt gerettet, dasrf aber auch in Zukunft sich aus diesem System mit Verantwortung raushalten.
Und das ist bei dieser ganzen Diskussion ja eigentlich "des Pudels Kern". Die Gewinne in unserer Gesellschaft werden privatisiert und die Schulden solidarisiert. Wenn dieses System anderes wäre, z.B. eine echt gelbte soziale Marktwirtschaft, müssten wir jetzt hier gar nicht so heiß über dieses Thema diskutieren.