News Telekom-Streik: Personalchef droht mit Kündigungen

Einigen Menschen scheint auch nicht ganz klar zu sein,
heute ist es das Gehalt und die Arbeitszeit bei der T-Com, ein nächstes mal bei Firma X, dann bei Firma Y.
Was soll das bringen ?
Aber hier sieht jeder nur sich, solange es nicht sein Geld ist, wird auf die Betoffenen in hämischer Weise beschimpft und abgeurteilt.
Im Namen aller Arbeitnehmer ist besser Solidarität angesagt als uns noch gegenseitig als Arbeitnehmer zu zerfleischen.
Erpressungen der Wirtschaft am laufenden Bande müssen ein Ende haben, sonst geht das nämlich immer weiter.
Und die Kosten der Lebensführung lassen sich auch nicht einfach z.B. 20% reduzieren.
Die Firmen haben wohl noch nichts gemerkt, das eine Abwärtsspirale immer weitere Abwärtzspiralen nachsichzieht.
Besser sollte man dafür kämpfen, das der Konkurrenz Ihre Dumpinglöhne verboten werden, die ja eigentlich mit Ursache dieses ganzen Konflikts sind.

Und aufgrund dieser Gehaltskürzungswelle wird auch die Rente derer erheblich geschmälert.
Man sollte Bedenken, das es auch nicht nur das Gehalt ist, welches jetzt gefährdet ist, sondern auch die Zukunft als Rentner wird damit weiter zerstört

Telecomer, ihr habt meine Solidarität.

Die nächte Brandstelle in dieser Sache wird aller wahrscheinlichkeit demnächst die Deutsche Post sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lach mich schlapp.
Hier wird alles durcheinandergeschmissen, als ob es kein Morgen gäbe...
Leute, wenn ihr keine Ahnung habt, wie viel die Betroffenen Angestellten (was beileibe nicht alle sind!) wirklich verdienen, dann ist ein Vergleich mit dem Durchschnittslohn total irrelavant. Auch leitende Angestellte ziehen den Schnitt nach oben, aber wenn mehrheitlich Callcenterleute betroffen sind, dann ist das nicht wirklich sinnig, da einen Vergleich zu bemühen.
Es ist auch irrelevant, wie viel die Telekom vor Steuern und Abschreibungen an Gewinn erwirtschaftet hat.
Es ist scheißegal, ob eine Teilgesellschaft der Telekom Gewinne macht. Quersubventionierungen sind in der Regel Mist!
Es ist auch egal, wie viel jemand mit handwerklicher Ausbildung gegenüber jemandem verdient, der weitaus mehr lernen musste, um zu seinem Job zu kommen.
Viele Argumente, die hier gebracht wurden, schießen meilenweit am Kern des Themas vorbei.
Jeder Versuch, hier die Meinung von ver.di oder der Konzernführung zu verteidigen ist sinnlos.
Erstens wird die Gegenseite ohnehin nicht auf eure Argumente eingehen, zweitens ist schon der bloße Versuch, unter Missachtung anderer Fakten "seine Sichtweise" durchzusetzen, falsch.
Diese Angelegenheit ist sehr politisch und obendrein gibt es hier kein "gut" oder "böse".
Beide Seiten haben ein legitimes Anliegen.
Die Konzernführung will Kosten senken, die Gewerkschaft will für ihre Mitglieder eine bessere Lösung erreichen.
Glaubt ihr denn wirklich, dass ver.di das einfach nur aus Menschenfreundlichkeit tut?
Gewerkschaften sind extrem wichtig für ein Machtgleichgewicht, aber andererseits behindern sie auch den Arbeitsmarkt bei seiner Entfaltung. Gewerkschaften kosten Arbeitsplätze für die, die nicht drin sind, gleichzeitig sichern sie die Arbeitsplätze (oder die Arbeitsbedingungen) derer, die in ihnen organisiert sind.
Die Telekom andererseits hat ein klares Ziel: Kosten senken.
Ob sie das jetzt durch Steuertricks oder Entlassungen oder Lohnkürzungen erledigt, ist für das Ziel der Telekom irrelevant (solange es rechtlich zulässig ist).
Versucht doch wenigstens, das ganze halbwegs neutral zu sehen, dann wird euch auffallen, dass es hier kaum ein Richtig oder Falsch gibt, weil einfach zu viel eigene Interessen auf beiden Seiten (Telekom und ver.di) im Spiel sind.

Wenn ich dann noch lesen muss, dass ein Azubi ohne jeglichen Sachverstand für Mindestlöhne eintritt, dann dreht sich mir der Magen um.
Wenn diese Mindestlöhne dann nämlich dazu geführt haben, dass wieder x Jobs weggefallen sind, wird nämlich wieder ein schöner Leserbrief an die Bild geschrieben, wie unfähig unsere Politiker doch sind...
 
"Trotz des Streiks bekräftige Obermann dem "FAS"-Bericht zufolge die Gewinnprognose für das laufende Jahr. "Wir wollen 19 Mrd. Euro Gewinn (Ebitda) erzielen. Das erste Quartal zeigt, dass wir auf gutem Weg dahin sind."


Kein Kommentar meinerseits.



amoroso
 
Kleines Zitat aus der Wikipedia:
"EBITDA ist die Abkürzung für englisch: earnings before interest, taxes, depreciation and amortization. Das heißt wörtlich übersetzt "Ertrag vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände"."

Praktisch also vor allem außer direkten Kosten.
 
Kokolores schrieb:
Ich lach mich schlapp.

....

Wenn ich dann noch lesen muss, dass ein Azubi ohne jeglichen Sachverstand für Mindestlöhne eintritt, dann dreht sich mir der Magen um.
Wenn diese Mindestlöhne dann nämlich dazu geführt haben, dass wieder x Jobs weggefallen sind, wird nämlich wieder ein schöner Leserbrief an die Bild geschrieben, wie unfähig unsere Politiker doch sind...

Mir dreht sich auch der Magen um. Vorallem wenn User schreiben und den anderen etwas vorwerfen, ohne selbst einen wahrlich sachlichen, objektiven Beitrag geschrieben zu haben.

Mindestlöhne sind im übrigen keine Thematiken für BILDLeser, das Gegenteil ist der Fall. Umgedreht geht es wohl um die allseits Beliebten, die ständigen dagegenschwadronierenden reaktionären Stillstandswahrer. Oh graus, dieses arme Land!

Drehen wir uns doch alle im Kreis...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Wohl der Angestellten in einem Unternehmen scheint der Konzernspitze egal zu sein. Bei denen geht es nur um den Profit. Klar ist es billiger Sparten eines Unternehmens auszugliedern um Personalkosten zu reduzieren. Das ist dann der Weg zur Zeitarbeit. Der größte Gewinn in einem Unternehmen wäre es nur noch Zeitarbeiter einzustellen, denn dann hätte man keine Personalnebenkosten.
Da sollte auch langsam mal die Politik eingreifen!
 
Akula schrieb:
Mir dreht sich auch der Magen um. Vorallem wenn User schreiben und den anderen etwas vorwerfen, ohne selbst einen wahrlich sachlichen, objektiven Beitrag geschrieben zu haben.

Mindestlöhne sind im übrigen keine Thematiken für BILDLeser, das Gegenteil ist der Fall. Umgedreht geht es wohl um die allseits Beliebten, die ständigen dagegenschwadronierenden reaktionären Stillstandswahrer. Oh graus, dieses arme Land!

Drehen wir uns doch alle im Kreis...

Das ist in etwa zweites Semester VWL...
Erkläre einem Volkswirt, dass Mindestlöhne keine Jobs kosten, und wenn du es schaffst, dass er dir glaubt, dann ist er wahrscheinlich seinen Job los.
Natürlich kann es politisch gewollt sein, aber Mindestlöhne führen nun einmal dazu, dass sich die Arbeit verteuert (logisch), was wiederum dazu führt, dass gesamtwirtschaftlich die Nachfrage nach so "überteuerter"* Arbeit zurückgeht.
Mein Beitrag war sicher stellenweise unsachlich, aber mein Ziel war es auch eher, mal zu zeigen, dass dieses ewige Beharren mit was-weiß-ich wie absurden Argumenten (auf beiden Seiten) absolut nichts bringt.

Wovor es mir graust sind übrigens eher diejenigen, die meinen, dass man nur zu wollen hat, und dass es dann schon irgendwie geht. Wenn man Mindestlöhne will, muss man bereit sein, den Preis dafür zu zahlen. Und DANN kommt wieder ein "Kanzler(in), tu was!" aus der gewissen Ecke. So passt die BILD in meinen Text ;)

*Das ist reine Theorie. Natürlich ist es wünschenswert, dass wir nicht in amerikanische Verhältnisse abdriften (teilweise mehrere Jobs haben zu müssen, nur um irgendwie die Mäuler gestopft zu kriegen). Aber: Man kann nicht einfach irgendwo dran drehen und dann erwarten, dass das ohne negative Folgen bleibt.
 
ogli23 schrieb:
Hier hast Du die Konzernzahlen http://www.download-telekom.de/dt/StaticPage/39/65/84/070510_dtag_q1_2007.pdf_396584.pdf
Hier ist auch aufgezeigt das sich die Festnetzsparte keineswegs in den roten Zahlen befindet. Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Ich entnehme dem Quartals-Finanzbericht der Telekom, dass sich im Bereich Festnetz/Breitband das Betriebsergebnis (EBIT) im Vergleich zum Vorjahresquartal um 23,1 Prozent verschlechtert hat. In diesem Wert sind die Umsatzsteigerungen durch das Auslandsgeschäft und die gestiegenen Verkaufserlöse durch den Verkauf von DSL-Anschlüssen an die Mitbewerber bereits enthalten.

Das Betriebsergebnis im ersten Quartal 2007 lag um 294 Mio. Euro unter dem des Vorjahres. Allein die Netzkommunikation trug mit einem Umsatzminus von 254 Mio. Euro zu diesem Ergebnis bei. Der Bereich IP/Internet machte 108 Mio. Euro weniger Umsatz. Das sind die „Verluste“, die ich meinte.

Auch im Telekom-Bericht werden die Fakten genannt:

Insgesamt sank die Zahl der Festnetzanschlüsse im Inland im ersten Quartal 2007 um 588 000 auf 32,6 Mio. Der Bestand an ISDN-Anschlüssen war überproportional rückläufig: Er sank gegenüber dem Vorjahresquartal im Inland um rund 7,3 Prozent auf nunmehr 8,9 Mio. Anschlüsse.
 
Kokolores schrieb:
Natürlich kann es politisch gewollt sein, aber Mindestlöhne führen nun einmal dazu, dass sich die Arbeit verteuert (logisch), was wiederum dazu führt, dass gesamtwirtschaftlich die Nachfrage nach so "überteuerter"* Arbeit zurückgeht.

Eben, wie du zum Abschluss schon geschrieben hast - reine Theorie. Aber gehen wir doch mal von der Praxis aus. Die hat sich nämlich scheinbar bewährt, schaut man sich all die Länder an, in denen es Mindestlöhne gibt. Selbst in den USA gibt es ihn. Natürlich muss man bei seiner Betrachtung differenzieren, dennoch erscheint mir die Diskussion um dieses Thema wie eh und je im deutschen Lande der Besserwisserei.

Wovor es mir graust sind übrigens eher diejenigen, die meinen, dass man nur zu wollen hat, und dass es dann schon irgendwie geht.

Nunja, es heißt ja auch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Übrigens ist die Divise oben schon längst ein teil der deutschen politischen Kultur, nur eben rückwärtsgewandt. Was macht es da den Unterschied mal naiv vorwärts zu gehen? Was hat man zu verlieren? Tausende Jobs. Das halte ich noch immer für ein gewolltes und ausgemachtes Märchen Neoliberaler Schwätzer.

Wenn man Mindestlöhne will, muss man bereit sein, den Preis dafür zu zahlen.

Nur, dass der Preis noch immer nicht feststeht. Ich bin dazu gerne bereit. Prinzipien, Regeln und Gesetze bestimmen letztendlich die Richtungen eines Staates, weniger die eventuellen Realitäten daraus. Mir ist die soziale Komponente weit wichtiger, als irgendwelche kurzfrist wegfallenden Arbeitsplätze. Das ist dann eben der Preis dafür. Die Devise, machen wir nicht, weil kostet Arbeitsplätze, ist nicht nur ein Dilemma für einen Staat und damit einer Volkswirtschaft, sondern auch eine Sackgasse, der besonders Deutschland schon seit den goldenen 60ern verfallen ist. Nichts wirklich Wichtiges wurde seitdem angepackt und reformiert. Der Staat und die Staatsstruktur ist und bleibt verkrustet. Die Entwicklungen im Lohnsektor werden zukünftig nicht besser, im Gegenteil, auch wenn es derzeit nicht danach ausschaut. Aber wir sollten endlich langfristig und vorausschauend denken. Derjenige, der den Mindestlohn ablehnt, denkt in meinen Augen zu kurzfristig. Und das ist auch keine Aufgabe für einen VWLer, höchstens für einen BWLer.

Sobald sich der Arbeitsmarkt mit Mindestlohn den Verhältnissen angeglichen hat, kann auch wieder vernünftig gewirtschaftet werden. Es ist nunmal so, dass eine Reform einen gewissen Entstehungsprozess braucht. Sie deswegen abzulehnen, ist der falsche Weg.

Und wenn man schon den Mindestlohn ablehnt, sollte man wenigstens alternative Konzepte für die Zukunft zu bieten haben. Darunter fällt dann auch ein bedingungsloses Grundeinkommen etc. ...
 
Die Gewerkschaft ver.di scheint ein wenig bockig zu werden. In der aktuellen Streikzeitung zitiert sie ein Mitglied mit den Worten: „Ich habe mir für diesen Streik als Ziel gesetzt, dass wir nicht nur die Gehälter behalten, die wir jetzt haben, sondern danach auch die normale Lohnerhöhungsrunde gewinnen“.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies die richtige Strategie ist, um die Gewerkschafter auf einen zu erwartenden Kompromiss einzustimmen.
 
Man kann nur hoffen, dass das Ganze bald ein Ende findet. Warte jetzt schon 4 Wochen das mein Anschluss umgestellt wird zur Telekom. Rufnummern sollten von Arcor zurückportiert werden.

Auskunft Telekom: Liegen nur technische Störungen vor die beseitigt werden müssen.

Auskunft Arcor: Uns liegt kein Portierungsantrag der Telekom vor.

Bei der Telekom angerufen: "Den Portierungsantrag müssen Sie ausfüllen. Den können Sie sich nur in einem T-Com laden holen"

Ich meine... Gehts noch? Mein Vater, der unbedingt wieder zur Telekom zurückwechseln wollte, hat seinen Fehler mittlerweile auch eingesehen. Bleibt abzuwarten wie lang sich dieses hin-und-her Spielchen noch hinzieht. Es ist wenigstens positiv das ich noch raustelefonieren kann und mein DSL-Anschluss über nen zweiten Arcor Anschluss läuft. Sonst hätt ich nem T-Com Mitarbeiter schon längst ne Schrotflinte vor den Kopf gehalten und abgedrückt.

Servicewüste Deutschland ! Das musste jetzt mal raus...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (ein ? pro Satzende genügt)
Akula schrieb:
[...]Selbst in den USA gibt es ihn. Natürlich muss man bei seiner Betrachtung differenzieren, dennoch erscheint mir die Diskussion um dieses Thema wie eh und je im deutschen Lande der Besserwisserei.

Also, auch wenn es etwas Off-Topic ist:
Ich mag dieses ständige Deutschlandbashing nicht (du "musst" jetzt mal herhalten für alle, die eine Diskussion mit "typisch deutsch!" beginnen, sorry ;)). Was der eine als Besserwisserei auffasst, sieht der andere als ein Bemühen um Gewissenhaftigkeit an. Ich bin eher irgendwo dazwischen, weil es solche und solche Themen gibt.
Der Kernpunkt meiner Aussage ist aber auch: Es ist zwar Theorie, ABER sie ist eben nicht aus der Luft gegriffen. Die Anmerkung zur Theorie sollte bei mir folgendes heißen:
Wenn ich gegen Mindestlöhne bin, dann bedeutet das nicht, dass ich will, dass irgendwer 3 Jobs braucht, nur um zu überleben, dass also der Lohn unendlich weit nach unten gehen darf. Aber das tut er in Deutschland nicht, zumindest vorerst (und dann wäre noch Zeit, darüber nachzudenken).
Ein Grund dafür ist, dass im Gegensatz zu den USA insgesamt die Gewerkschaften hier mehr Einfluss haben und auch eine breitere Rückendeckung in der Bevölkerung haben.
Letztendlich ist ein Mindestlohn doch etwas, was der Funktion einer Gewerkschaft recht nahe kommt: Schutz vor Ausbeutung.
Man sollte eben nicht den Fehler machen, die Verhältnisse in den USA mit denen in Deutschland zu verwechseln.

Nunja, es heißt ja auch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Übrigens ist die Divise oben schon längst ein teil der deutschen politischen Kultur, nur eben rückwärtsgewandt. Was macht es da den Unterschied mal naiv vorwärts zu gehen? Was hat man zu verlieren? Tausende Jobs. Das halte ich noch immer für ein gewolltes und ausgemachtes Märchen Neoliberaler Schwätzer.

Ja, und wer nicht kämpft hat schon verloren. Noch so ein Bonmot, diesmal von unserem lieben Ex-Gerd ;)
Aber es geht ja nicht um irgendeine mehr oder weniger unwichtige Regelung. In Deutschland sind viele Beschäftigte entweder tariflich abgesichert oder verdienen so gut, dass sie keinen Tarif haben/brauchen. Aber diejenigen, die einen Mindestlohn bräuchten sind finanziell meistens so labil aufgestellt, dass man gerade da nicht (einfach) wagen sollte. Ich habe auch nichts gegen Naivität, und auch der Glaube an einen Aufschwung kann einen solchen bewirken. Ludwig Erhard sagte mal, dass 50% der Wirtschaft Psychologie ist.
Ich finde, da hatte er Recht. Aber trotzdem: Bei aller Naivität sollte man nicht unbesonnen sein!
Ich gehe davon aus, dass du nicht mich mit dem neoliberalen Schwätzer meintest, aber trotzdem: Guck dir ein Arbeitsmarktdiagramm an, die Argumentation ist absolut naheliegend. Viele machen den Fehler, direkt eine Ideologie zu unterstellen, wo es schlicht keine gibt. Interessenvertreter haben die, aber die allgemeine Aussage ist erstmal ohne Wertung. Und wie schon gesagt, wenn eine Gesellschaft sich im Wissen um die negativen Auswirkungen für Mindestlöhne entscheidet, dann ist es durchaus in Ordnung. Man darf - wie gesagt - nur nicht den Fehler begehen, negative Konsequenzen auszublenden.

Die Devise, machen wir nicht, weil kostet Arbeitsplätze, ist nicht nur ein Dilemma für einen Staat und damit einer Volkswirtschaft, sondern auch eine Sackgasse, der besonders Deutschland schon seit den goldenen 60ern verfallen ist.

Ich finde, dass da zu viel seit den goldenen 60ern geschehen ist, als dass man den Wegfall der Arbeitsplätze genau damit erklären könnte, dass man sich um sie sorgt.
Ich stimme mit dir darin überein, dass die Richtung der Gesetze viel über die Ausrichtung aussagt. Aber ich behaupte ganz kühn, dass die Gesetzgebung in Deutschland insgesamt betrachtet wesentlich humaner ist als beispielsweise in den USA.
Und ob Mindestlöhne wirklich notwendig sind, steht auf einem anderen Blatt. Wenn ein polnischer Fensterputzer einen Mindestlohn bezahlt bekommen müßte, dann bedeutet das nicht, dass er den wirklich erhält. Noch dazu wurde das mit dem Entsendegesetz(?) bereits geregelt.

Nichts wirklich Wichtiges wurde seitdem angepackt und reformiert. Der Staat und die Staatsstruktur ist und bleibt verkrustet. Die Entwicklungen im Lohnsektor werden zukünftig nicht besser, im Gegenteil, auch wenn es derzeit nicht danach ausschaut. Aber wir sollten endlich langfristig und vorausschauend denken. Derjenige, der den Mindestlohn ablehnt, denkt in meinen Augen zu kurzfristig. Und das ist auch keine Aufgabe für einen VWLer, höchstens für einen BWLer.

Nun ja, Wirtschaft ist sehr komplex. Man kann nicht argumentieren, dass man kurzfristig denkt, wenn man etwas wie den Mindestlohn ablehnt. Denn wenn wir annehmen, dass der Mindestlohn heute noch nicht notwendig ist, dann spricht nichts dagegen ihn später noch einzuführen. Nimmt man aber das Argument "Langfristdenken" her, um das jetzt ohne große Not (natürlich nur, wenn man es als noch nicht zwingend erforderlich ansieht) durchzusetzen, dann kann man den später nicht wieder wegfallen lassen, obwohl es unter Umständen ratsam wäre.
Der Vorwurf der "Nicht-Reform" klingt für mich eher nach einer Worthülse, tut mir Leid. Kannst du das etwas präzisieren? Das Hauptproblem Deutschlands ist weniger, dass es überhaupt Arbeitslose gibt, sondern dass wir einen sog. sklerotischen Arbeitsmarkt haben.
Das bedeutet, dass die marktrelevanten Regelungen sehr rigide sind (wieder wertneutral gemeint). Verkürzt heißt das: Ein Unternehmer überlegt es sich zweimal, ob er einen Arbeitsnehmer anstellt, selbst wenn seine Auftragslage momentan blendend ist. Der Grund ist, dass er die Kapazität nicht einfach wieder drosseln kann, wenn es mau aussieht. Er ist erstmal gezwungen, seine Angestellten zu behalten. Daher dürfen die bisher eingestellten erstmal Überstunden kloppen, weil: Die hat man ja schon. Das führt dann dazu, dass bei einem Aufschwung weniger Leute neue Arbeit finden als eigentlich vorhanden ist. Das äußert sich in einer spezifischen Kurve für Deutschland: Wann immer ein Aufschwung einsetzt, geht die Arbeitslosenzahl zurück, aber sie bleibt dabei über dem Niveau des letzten Aufschwunges! Vereinfacht sieht das Ding dann aus wie eine Treppe, bei der jede zweite Stufe ein wenig über der vorletzten liegt, aber niedriger als die unmittelbar vorangehende. Die Langzeitarbeitslosigkeit schaukelt sich also langsam und unaufhaltsam immer weiter hoch. Dies ist relativ einzigartig für Deutschland der Fall, in den USA sieht das nicht so fies aus. In Deutschland sind allerdings mittlerweile mehr als 30% der Arbeitslosen (Erwerbsbevölkerung, da ist nicht jeder eingeschlossen, der arbeiten könnte und auch würde, wenn ihm was angeboten würde!) langzeitarbeitslos, also länger als 2 Jahre IIRC.

Sobald sich der Arbeitsmarkt mit Mindestlohn den Verhältnissen angeglichen hat, kann auch wieder vernünftig gewirtschaftet werden. Es ist nunmal so, dass eine Reform einen gewissen Entstehungsprozess braucht. Sie deswegen abzulehnen, ist der falsche Weg.

Es ist doch nicht so, dass eine Reform ausschließlich über Mindestlöhne anzustoßen ist, oder?
Falls ja möchte ich widersprechen ;)

Und wenn man schon den Mindestlohn ablehnt, sollte man wenigstens alternative Konzepte für die Zukunft zu bieten haben. Darunter fällt dann auch ein bedingungsloses Grundeinkommen etc. ...

Ich finde, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen falsch wäre.
Das will finanziert werden mit der Konsequenz, dass die, die das erwirtschaften sollen, eventuell ihre Anreizwirkung verlieren und so weiter. Alternativen zu diskutieren ist zwar möglich, ich möchte aber eher nicht damit anfangen, denn das führt eigentlich nicht zu einer Diskussion sondern eher zu einer ideologisch aufgeladenen Polemik.
Ich habe übrigens noch ein schönes Arbeitsmarktdiagramm gefunden, das eigentlich sehr eingängig die Problematik eines Mindestlohns über dem Gleichgewichtspreis für Arbeit zeigt (obwohl ich stellenweise den starken Verdacht hatte, dass du diese Grafiken kennen dürfstest ;)):
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Hoher_Mindestlohn.PNG
Ein Mindestlohn unter dem Gleichgewichtspreis ist übrigens auch möglich, aber unsinnig, denn der wird ja per Definition schon überboten.

Falls du das hier überhaupt gelesen hast und noch weiter diskutieren möchtest, dann können wir das meinetwegen auch gerne per PM weiterführen. In einem Thread ist es a) OT und b) sehr umständlich. Lass einfach hören, was du dazu meinst ;)

Gruß
Kokolores

Edit: Gerade noch was bemerkt: Dieser Themenkomplex ist tiefste VWL. Das ist eine Schnittmenge aus Mikroökonomik und Makroökonomik und hat wenig mit klassischen BWL-Themen zu tun (Rechnungslegung, Investitionsrechnung, Produktionswirtschaft..)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jungens,
also folgendes. Ich bin gehöre auch zu den Streikenden Telekom Monteuren.

Ich hoffe euch ein bisschen klarmachen zu können warum wir überhaupt keine andere Wahl haben als gegen diese Unglaubliche Sauerei unseres Vorstandes zu Streiken.

Unser Service ist ********, das wissen wir selbst ! Warum ? Nun, weil die Telekom wie alle anderen auch auf weitgehend Automatische Arbeitsabläufe setzt die einfach nicht funktionieren. Im Hintergrund laufen noch immer Systeme die noch von der Einführung der EDV bei der Telekom Anfang der Neunziger stammen. Trotz vieler Versuche hat es bisher keiner unserer Vorstände geschafft eine Einheitliche Kundendatenbank zu Realisieren bzw. die Notwendigkeit wurde einfach nicht erkannt.

Wir haben im Aussendienst ein IT System aufs Auge gedrückt bekommen was uns Ausbremst und nur der Mitarbeiterkontrolle dient (Wir schaffen seitdem nur noch 70% der bisherigen Arbeit und unsere Fahrtzeiten schossen drastisch in die Höhe). Trotz dieser Erkenntnisse durch ein Pilotprojekt wurde an der Einführung festgehalten. Wir sollen jetzt dafür bluten....

Der Vergleich mit anderen Unternehmen in der Branche kotzt mich an. Die Monteure bei Hansenet und NetCologne etwa werden teilweise besser bezahlt als wir. Unsere Subunternehmer machen Ausschliesslich Bereitstellungen und die Störungen bleiben an den Telekomikern hängen. Für Telekomexterne, der Arbeitsaufwand,die Zeitplanung sowie die Qualifikation um diese zu Bewältigen sind Meilenweit auseinander. Der Vergleich hakt schon deshalb an allen Ecken und enden.

Enstörungen und Einrichtung der Leitungen anderer Anbieter werden bevorzugt behandelt obwohl die Mieteinnahmen für diese (Festgelegt durch die Regulierungsbehörde) weit unter den Laufenden Kosten für Instandhaltung und Wartung liegen die für die diese Notwendig wären. Ditto, immer mehr wechseln zu anderen Anbietern und wir können uns immer weniger um unsere eigenen Kunden kümmern.

Ich hoffe ihr versteht das die Leute die wirklich wissen an was es hakt und Jahrelang Ignoriert worden sind und bei Entwicklung und Ausarbeitung von Arbeitsabläufen und IT niemals gefragt wurden, es nicht hinnehmen wollen das man ihnen nun den Schwarzen Peter zuschiebt.

Unsere Kunden sind nicht unzufrieden mit den Service der Telekomtechniker, sie sind sauer wegen nicht eingehaltener Termine und Widersprüchlichen Aussagen bedingt durch Unlogische und Realitätsfremde Arbeitsabläufe und unserem Personalmangel (Ja, genau, wir sind schlicht und einfach zu wenig um den Berg an Aufträgen Herr zu werden).
Jeder Arbeiter ist nur so gut wie sein Werkzeug, und unsere Werkzeuge sind Unterirdisch !
In der Realität hat fast keiner von uns seit Einführung der 34 Stunden Woche auch nur 34 gearbeitet. Wir Arbeiten jeden Tag 8 1/2 - 10 Stunden und bauen Gleitzeit auf, nach 8 Wochen bleiben wir eine Woche zuhause um die Aufgebaute Gleitzeit wieder abzubauen. Aber bedingt durch Fehlmanagement (Einführung neuer Produkte und Technik ohne) wurden wir immer "gebeten" auf diesen Ausgleich zu verzichten. Nicht wenige schieben einen 3 Stelligen Stundenberg vor sich her ohne Möglichkeit diesen irgendwann mal abzubauen.

Ich könnte noch Stundenlang Argumente gegen die Pläne unseres Vorstandes bringen, welche in den Punkten 38 Stunden und 9% Kürzung des Grundgehaltes nur Ansatzweise in den Medien verbreitet werden. Das komplette "Angebot" beinhaltet Allerlei Punkte wie z.B. Streichungen von Pinkelpausen, Saisonarbeit , eine 6 Tage Woche und vieles mehr welches jetzt aber zu sehr in Telekom Details fallen würde und warscheinlich deshalb auch in den Medien nicht verbreitet wird.

Summa Summarum falle ich bei Durchsetzung der Genannten Punkte mit meiner Frau und Kind unter die Hartz IV Grenze bei einem Vollzeitjob. Jeder der dann noch der Meinung ist das ein Streik nicht berechtigt ist dem kann ich auch nicht helfen.

Stoppt Endlich die Umverteilung von Unten nach Oben ! Auch eure Jobs werden nicht besser wenn wir das einfach so hinnehmen. Eure Firmen werden es der Telekom gleichtun, also zeigt euch Solidar gegenüber den Arbeitnehmern der Telekom welche nichts für das Jahrelange Missmanagement können.

Und zum DiamondDog fällt mir nichts mehr ein. Hast du überhaupt einen der Unabhängigen Berichte zum Thema gelesen ?
 
Zuletzt bearbeitet:
@Grzl
Das war eine interessante und aufschlussreiche Darstellung. Da bin ich mal echt froh darüber, in einem völlig anderen Segment zu arbeiten. Wenn die Telekom es nicht geschafft hat, ihre selbst genuttzte IT so hinzubekommen, dass sie allen Mitarbeitern hiflt statt sie zu bremsen, so ist das traurig. Auch wenn ich nicht weiß, ob es an unfähigen Vorständen liegt oder an den Beschäftigten selbst, die es nicht verstanden haben, ihre Bedürfnisse bis in die Konzernspitze zu tragen.

Nun ist das Chaos langsam aber sicher eingetreten. Und da frage ich mich, was zu tun ist. Entweder man bringt die Telekom auf Vordermann, denn ich bin nicht bereit, auf Dauer für Mehrarbeit zu zahlen, die eigentlich gar nicht notwendig wäre. Alternativ könnte man den Laden auch mehr oder weniger dichtmachen, sofern die Konkurrenz in der Lage wäre, den Job besser zu erledigen.

Ein Streik jedenfalls, wie er im Moment geführt wird, löst doch auch das IT-Problem nicht. die Gewerkschaft bekämpft also nur Symptome und nicht die Ursachen.
 
keshkau schrieb:
@Grzl
oder an den Beschäftigten selbst, die es nicht verstanden haben, ihre Bedürfnisse bis in die Konzernspitze zu tragen.

Nun, das Problem ist das "ein Problem" erstmal über den Vorgesetzten vom Vorgesetzten und dessen 3 Vorgesetzten gebracht werden muß damit derjenige der was ändern könnte erstmal von Kenntnis nimmt. Und dann wird das meistens aus Betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet und da verliert die Praktische/Kundenorientierte Sichtweise zu 99%. Also zu Deutsch, es verläuft sich im Sand, bekommt gesagt "zu Teuer" und irgendwann resigniert man. Man muss halt auch sehen das vorallem Änderungen im IT Segment immer Bundesweit sein müssen, und da haben dann einfach zu viele Leute ihre Finger im Spiel als das da was Anständiges bei raus kommt.

Mal abgesehen davon ist die Telekom Weltmeister darin sich selbst zu belügen. Statistiken werden mit allen Tricks geschönt damit der Herr Teamleiter gut dasteht. Denn wenn bestimmte Zahlen nicht stimmen dann kann das ja keine andere Ursache haben als das der Teamleiter nichts taugt.... Also lieber wieder einen dahin gehockt der die Zahlen bringt (wie auch immer) als einer der ständig mit irgendwelchen Problemen daher kommt.

Nun ist das Chaos langsam aber sicher eingetreten. Und da frage ich mich, was zu tun ist.

Was zu tun ist ? Eine eigenständige Gesellschafft gründen die das Netz Unterhält und zudem nicht reguliert ist (Also auch eigentlich mit der Telekom nichts mehr zu tun hat), d.h. man kann das Netz zu Preisen vermieten um normal Bezahlte Arbeitsplätze zu bieten und das Netz für die Zukunft klar zu machen.

Entweder man bringt die Telekom auf Vordermann, denn ich bin nicht bereit, auf Dauer für Mehrarbeit zu zahlen, die eigentlich gar nicht notwendig wäre. Alternativ könnte man den Laden auch mehr oder weniger dichtmachen, sofern die Konkurrenz in der Lage wäre, den Job besser zu erledigen.

Da haben wir den Punkt. Die Telekom wird niemals Billiger als alle anderen sein, da die Preise reguliert sind bis wir einen Markanteil von unter 50% haben. Die anderen haben nur einen Wettbewerbsvorteil weil sie "die letzte Meile" zu Preisen mieten können (Dank Regulierungsbehörde) die nichtmal die unsere Unkosten für die Instanfhaltung decken. Andere Anbieter haben gar kein Interesse daran im Netz vom Vermittlungsstelle bis Kunden zu Arbeiten weil es viel teurer wäre eigene Kräfte einzusetzen.

Ein Streik jedenfalls, wie er im Moment geführt wird, löst doch auch das IT-Problem nicht. die Gewerkschaft bekämpft also nur Symptome und nicht die Ursachen.

Nun, da magst du recht haben. Auch die Gewerkschaft kennt die Probleme im Detail nicht wie wir Mitarbeiter, aber sie helfen uns auf den Tisch zu hauen und unserem Arbeitgeber zu Zeigen das ihr Vorhaben vorallem im Punkto Service noch fatalere Folgen hätte.
 
Zuletzt bearbeitet: (Zusatz)
Bravo, Grzl!

Sehr gut geschrieben. Genauso hat es mir ein Techniker beschrieben, mit dem ich heute auf unserer Streikversammlung gesprochen habe. Ja, ich streike auch, ich bin beim Zentralen Service, also der technischen Kundenberatung für Endgeräte. Das Problem mit den maroden IT-Systemen kenne ich auch zur Genüge. Wir arbeiten bei uns teilweise mit 3 oder 4 verschiedenen Datenbanken, um Probleme zu lösen oder die entsprechenden Kundendaten zu finden. Und wenn man dann noch mit PC-Krücken mit 1 GHz und 512 MByte RAM arbeiten muss, kann man sich ja denken, wie träge das ganze dann ist.

Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein mit dem Streik. Das geht ganz schön an die Substanz, wenn man so lange nicht arbeiten gehen kann. Ich hoffe, die Telekom und ver.di einigen sich schnell, damit ich wieder ordentlich arbeiten gehen kann.
 
Der Beitrag hat heute bei uns ganz schön für Diskussion gesorgt. Einige waren richtig wütend auf die Herrn im Vorstand. Immerhin wurde ja die Öffentlichkeit mit falschen Zahlen und Fakten belogen. Kann man nur hoffen, dass die Verantwortlichen dafür geradestehen müssen!
 
@Zipfelklatscher

Also, das bewusst gut bzw. Normal Zahlende Firmen/Branchen ausgelassen wurden, das wusste ich (z.B. Arcor) , aber das die so dreißt sind und Zahlen fälschen....
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (Fullquote entfernt, bitte Regeln lesen.)
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