etking schrieb:
Rareware hat damals auf dem N64 fast alle Blockbuster verschoben und Metacritic hat die Spiele dann mit absoluten Bestnoten gesegnet. Trotzdem ist eine Verschiebung immer ein eindeutiges Zeichen für starke Mängel im Projektmanagement wie fehlerhafte Planung und fehlende Puffer.
Dann muss die Games-Branche von Beginn an der größte Sauhaufen unter den kreativen Branchen gewesen sein. Es gab Zeiten, da hat man irritiert die Augenbrauen hoch gezogen, wenn ein Spiel pünktlich erschienen ist, denn das wurde als Zeichen mangelnder Ambition verstanden.
Die Sache ist, dass man eine Kreativ-Prozess nicht über Jahre im Voraus exakt planen kann. Und dies gilt besonders für die Games-Branche, WENN denn mal ein komplett neues Spiel mit neuer Technologie entwickelt wird. Da hat es die Film-Branche durchaus einfacher, denn es lässt sich relativ gut abschätzen, wie lange ein Dreh dauern sollte und wie lange die Nachbearbeitung dauern sollte - wenn denn das Wetter oder Tierdarsteller oder eine zuliefernde Firma nicht total aus der Rolle fallen. Das ist in den meisten Fällen der immer gleiche Produktionsablauf, der schon tausende Mal zuvor erprobt und längst hinreichend verstanden wurde, um die Dauer einer Produktion einigermaßen sicher abschätzen zu können.
Das ist ganz anders bei Spielen wie "Watch Dogs" oder "Star Citizen" oder "The Division", denn diese Spiele sind weitestgehend Neuland für die Entwickler in dem Sinne, dass sie den Produktionsablauf nicht hinreichend abschätzen, weil sie diesen noch gar nicht kennen. "The Division" ist nicht "Assassin's Creed". Es ist nicht so, dass Ubisoft dieses Spiel gewissermaßen schon fünf oder sechs Mal entwickelt hätte und dass sie 75 Prozent eines bereits bestehenden Spieles übernehmen, hier und da ein wenig aufpeppen und die gleichen alten inhaltlichen Schemata abrufen könnten.
Kurz gesagt: Wenn ich weiß, dass ich für "Super-Spiel 2, 3, 4 und 5" jedes Mal 18 Monate gebraucht habe, dann ist es ein Leichtes zu sagen, dass ich auch "Super-Spiel 6" in 18 Monaten fertigstellen kann. Bei einem ganz neuen Spiel mit unbekannten inhaltlichen und technologischen Herausforderungen wird es hingegen schwierig, über sechs Monate hinaus eine vernünftige Prognose zu stellen.
Jetzt kann man natürlich einwenden, dass die Marketing-Abteilung eben keine allzu optimistischen Release-Termine nennen sollte, und vielleicht habt ihr damit recht. Ich würde das Problem auch eher im Bereich der Marketings verorten, als im Bereich des Projekt-Managements. Und wer weiß, vielleicht haben die Entwickler ja auch gesagt "Hey, gebt uns noch zwei weitere Monate, dann passt das!", und Ubisoft hat gesagt "Neee, dann bringen wir "Super-Spiel X" raus! Da passt uns der Release von "The Devision" so gar nicht ins Konzept!".
