Straputsky schrieb:
[...] Witzigerweise habe ich es nie geschafft einen meiner Elder Scrolls Titel (Morrowind, Oblivion, Skyrim) durchzuspielen. [...]
Mir geht es genau umgekehrt. Ich habs mit Gothic probiert, aber irgendwie war auch dort alles vorhersehbar. Gothic ist besser inszeniert als Morrowind und verglichen mit echter Literatur ist die Literatur, die sich Todd Howard als 20 Jähriger von seinen Kumpels hat für sein Spiel geben lassen, ziemlich unraffiniert, aber als Spiel bietet es etwas in den Grundlagen der Geschichte, das ich bei vielen Fantasy-Kulturwerken vermisse und das ist Selbstironie und das Infragestellen des Binärschismas von Gut-Böse. Das ist IMHO auch das Wichtigste an Urpappa Tolkiens Werk: Wir alle glauben unsere rassistischen Vorurteile von diese Rasse von Hobbits ist halt angeboren friedschaffender aber am Ende im Vulkan unterscheidet sich Frodos Gedankengang beim Versuch, den Ring ins Feuer zu werfen,
null von Isildurs. Morrowind ist eines von wenigen Fantasywerken, die dieses Erbe hochhält.
Deswegen ist Morrowind auch mein Favoritt in der Serie.
Während der ersten Side-Quests für die TwinLamps-Sklavenbefreier
entdeckt man einen Argonian, der aus seiner Sklaverei befreit werden und dafür zu einem Schleuser gebracht werden möchte. Als man bei Schleuser ankommt, versucht der Argonian den Schleuser zu ermorden - weil,. surprise surprise, die Welt ist eben nciht immer so einfach wie unsere Schubladenkathegorien, in die wir die Menschen einsortieren. Ich liebe das, wenn eben mit Rollenspielklischees gebrochen wird. Aber auch kleine, vielleicht billige Momente, wie der Nord in Plaza-Brindisi Dorum
, der einen zurückweist, was für Dämlack man ist, wenn man automatisch denke, dass ein nackter Nord Opfer einer Hexe geworden sein müsse, wo es doch einfach nur scheiße-heiß ist. Sowas sind die Momente, die ich liebe. Unperfektheiten in der Story, verglichen mit J.R.R. Tolkiin und G.R.R. Martin, haben die alle Videorollenspiele.
Ein bisschen wird aber auch Confirmation-Bias bei mir eine Rolle spielen, weil ich mit Morrowind einen erheblichen Teil meines Englischlernfortschritts absolviert habe. Ich habe jeden nicht vom Spiel gesprochenen Text des Spiels selbst ge-voice-actet oder ge-szenisch-lesen und das hat meine inglisch Tong viel stärker beeinflusst als die 6 Jahre Schulunterricht davor. Ich finde nichts desto trotz die Backsdtory mit den verschiedenen Göttertypen und der völligen Unklarheit, ob irgendjemand da wirklich besser als jemand anderes sei, hervorragend - und das schließt dann auch die Nachfolgetitel ein. Die Grundpfeiler des ElderScrolls-Kosmos sind absolut da, wo ich sie haben möchte. Auch die Idee, dass Weisheit beim Lesen der weisesten Texte (der Elder Scrolls) nur auf Kosten der Blindheit geht und das ganze ein unmöglicher Wettlauf ist, beim dem man durchs Lesen auf jeden Fall erblindet. Hervorragende Allegorie auf etwas erkenntnistheoretisches.
Beim Thema Voice-Acting steht zuminest im O-Ton in englisch aber Skyrim natürlich besser da als alles davorgewesene, weil auch verschiedene Akzente angewendet werden - wenn auch mit Zurückhaltung, damit Amerikaner nicht mit zu viel Varietät erschlagen werden.
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Kettensäge CH schrieb:
[...] So richtig viel Geld, [...]
Bei dem Budget, was diese Oberliga der Videospiele verbrät, ganz ehrlich? Eher eine Frage dere Priorisierung. Es geht ja nicht um "die meisten Entwickler", also nicht um irgendwelche Indies.
Kettensäge CH schrieb:
Dann, es geht eben nicht nur um eine (!) Sprache, sondern um zig Sprachen, sofern der Markt dafür gross genug ist in dem Land.
Der Punkt ist doch aber, entweder es lohnt sich für 100 Mio. Deutschsprecher oder nicht. Wenn es sich aber für Kinderfilm-Studios lohnt, jeden amerikanischen Kinderfilm ins Schwedische mit nur 10 Mio. Muttersprachlern zu synchronisieren, dann liegt es vielleicht doch nicht daran, dass man sich das als Studio nicht leisten könnte. Nicht leisten will? Ja, richtig, das bleibt dann übrig. Die Grundhaltung zu verbreiten, dass Übersetzungen eh nie ausreichend finanziert würden und deshalb nie beachet werden sollten, wird die Situation nur verschlimmern. Aber, ich sags nochmal
Bud Spencer und Terence Hill sind in der deutschen Synchro besser als im Original, es ist also nicht "undenkbar", dass Übersetzung beachtliches leisten könnte, wenn man es zuließe. Die meisten Übersetzer arbeiten für einen Hungerlohn. Man macht deren Situation nicht besser, wenn man die Haltung verbreitet, man solle alles immer nur in Originalsprache konsumieren.
Vielleicht ein bisschen was von den Multimilliarden der Vorstände reduzieren, ums in Qualität zu investieren? Einfach weil Qualität an sich schön ist, ohne dass das immer den Shareholder Value erhöhen muss? Vielleicht kann irgendwann mal wieder jemand Kunst um ihrer selbst Willen machen und nicht nur als Mittel zum Zweck des Geldverdienes. Frei nach Kant, behandle eine Kunstwerk niemals nur als Mittel zum Zweck sondern immer auch als Zweck selbst.
Kettensäge CH schrieb:
[...] Im Original wird der gesprochene Text vom Schauspieler live am Set aufgezeichnet, ausser in speziellen Fällen wenn das nicht möglich ist. Das ist ein grosser Unterschied zum Studio, wo der Synchronsprecher gemütlich herumsteht und eine Tasse Kaffe nebenan hat. Es klingt einfach anders. [...]
Wenn das in der Studioaufzeichnung schlechter klingt, dann ist der Sprecher kein guter Voice-Actor. Audioaufzeichnung in der echten Szene ist dagegen wahnsinnig kompliziert und führt manchmal dazu, dass selbst Muttersprachler Probleme haben, zu verstehen, was da gemurmelt wird. In Hollywood gibts deshalb seit 50 Jahren eine Debatte darum, dieses gleichzeitige Video- und Audioaufzeichnen sein zu lassen, aber bis jetzt gewinnen die Traditionalisten, die meinen, es wäre gut und bessere Immersion, wenn wir
Reverrend Blue Jeans verstehen. Kann man so und so sehen, aber man muss Studio-Aufnahmen nicht sauberer als das Original klingen lassen, nur weil mans kann.
Voice-Acting ist etwas, das bei jüngeren Elder-Scrolls-Spielen zumindest im Original besser geworden ist. Ich liebe den Akzent der Dunmer in Skyrim - und wenn man diese Akzentunterschiede da im Original hört, dann darf man in der Synchro nicht alle Leute Hochdeutsch sprechen lassen. Wir Deutschsprechende sind aber selbst oft zu doof geworden als Konsumenten. Baldur's Gate 1 oder 2 hatte in der Richtung einmal etwas versucht, und einen ich glaube es war ein Gnom oder sowas Sächsisch sprechen lassen. Das war hervorragend, weil das dem ziemlich nahe kommt, was Engländer wahrnehmen, wenn in englischsprachigen Medien jeder Karibik-Pirat mit einem stark ausgrprägten
Wessex-Akzent spricht.
Aber alles hin und her, natürlich ist es immer toll, Originalsprache zu entdecken und beim Studium von Platon spätes Attisch und frühes Koine zu lernen, während man versucht, herauszufinden, wie was wirklich gemeint sein könnte. Super Sache, ich habe mich selbst für ein Englisch-Studium entschieden, um englischsprachigen Kulturgütern auf den Grund zu gehen. Dishonored 2 habe ich aber auch in Französisch durchgespielt, weil die Synchro einigermaßen O.K. zu sein scheint - bin zu influent in Französisch, ums zu beurteilen - und ich so halt relevanten Lerninhalt bekomme, um mein Französisch zu trainieren. Fremdsprachsynchronisierungen können am Ende sogar
Englisch-Muttersprachlern helfen, andere Sprachen zu lernen.