Zunehmende internationale Kooperation
Entscheidende Hinweise im "Boystown"-Verfahren erreichten das BKA aus den Niederlanden. Offenbar kein Zufall: In Deutschland, den Niederlanden und den USA werden die meisten Torknotenpunkte betrieben. Die verantwortliche Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main teilte auf Anfrage mit, eine "Timing Analyse" im "Boystown"-Verfahren weder bestätigen noch dementieren zu wollen. Auch das Bundeskriminalamt wollte sich dazu nicht äußern.
Reporter von Panorama und STRG_F konnten jedoch mit Personen sprechen, die unabhängig voneinander Kenntnis über breit angelegte Überwachungsmaßnahmen solcher Tor-Server haben. Die Zahl der überwachten Torknoten in Deutschland soll demnach in den vergangenen Jahren stark gestiegen sein. Auch die überwachten Daten legen nahe, dass diese für "Timing-Analysen" genutzt werden dürften.
Experten, die Rechercheunterlagen von Panorama und STRG_F einsehen konnten, bestätigten unabhängig voneinander die Rechercheergebnisse. So erklärt Matthias Marx, einer der Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC): "Die Unterlagen in Verbindung mit den geschilderten Informationen deuten stark darauf hin, dass Strafverfolgungsbehörden wiederholt und seit mehreren Jahren erfolgreich Timing-Analysen-Angriffe gegen ausgewählte Tor-Nutzer durchführten, um diese zu deanonymisieren."