MountWalker schrieb:
Auf die gleiche Weise könnte man Putin und darüberhinaus auch richtig krasse Diktatoren der Weltgeschichte rechtfertigen. Wie willst du mir erzählen, dass die NSA mich abgehört hat, wo ich doch persönlich nichts davon mitbekommen habe?Was ich als Bürger sehe, egal ob in Deutschland, Türkei, Iran oder China ist immer nur ein kleiner Ausschnitt der in mir Verständnisse erweckt, die auch anders sein könnten. Wirtschaftlicher Aufschwung ist kein Beleg für Korruptionsfreiheit. Schau mir in die Augen, gesellschaftlicher Verblendungszusammenhang.
Schön und gut, aber wieso vergleichst Du Erdoğan mit irgendwelchen Diktatoren. Diktatoren schaden ihrem eigenen Volk, Erdoğan wiederum ist das krasse Gegenteil dessen. Das Problem ist nur, dass sich ein kleiner Teil der Bevölkerung von seiner Politik angep*sst fühlt, weil es einfach verbohrt laizistisch atatürkisch ist. Genau diese Menschen haben mithilfe des Militärs 80 Jahre lang die Zügel in der Hand gehabt, einen muslimisch geprägten Ministerpräsidenten erhängt (Menderes), einen weiteren vergiftet (Özal) und den dritten mit Politikverbot belegt (Erbakan). DAS war eine Diktatur. Der Vierte hat es halt etwas klüger angestellt, weshalb das so hoffentlich nicht mehr funktionieren wird.
Zweitens: Ich habe nie behauptet, dass deutlicher Aufschwung Korruption ausschließt. Doch diejenigen, die jetzt Korruption schreien, haben 80 Jahre lang das Volk und das Land schlimmer als Vampire leergesaugt. Selbst wenn es jetzt vereinzelt Korruption gibt, sind die alten Korrupten die Letzten, die die Klappe aufreißen sollten. Selbst in Deutschland werden immer wieder Fälle von Korruption bekannt. Das bedeutet aber nicht, dass man gleich die ganze Regierung auswechseln muss. Man kann ruhig anerkennen, was die Menschen geleistet haben, wenn sie was geleistet haben.
2LOST schrieb:
Diese türkische Regierung hatte immer Angst vor der Meinungsfreiheit. Nicht umsonst verklagt der Ministerpräsident jeden, der auch nur ansatzweise seine Handlung in Frage stellt.
Dabei geht er sehr vorsichtig vor und auch gerissen. Wenn es sein muss werden auch Gesetzte dafür verändert.
Letztens waren Korruptionsvorwürfe gegen Teile seiner Minister aufgedeckt worden. Und?
Wie lange wurde darüber im Fernsehen berichtet?? Wenn überhaupt??
Das ist ja mal richtig daneben. Es gibt eine Einstellung wie "Ich sage jetzt mal meine Meinung" und es gibt eine Einstellung wie "Ich mache einfach alles schlecht, was die Regierung macht, weil wir Kemalisten zu doof waren, die Menschen mit Taten zu überzeugen und sie stattdessen vorne und hinten belogen und betrogen haben und schrecke dafür auch vor Kraftausdrücken und Verleumdungen nicht zurück". Der Ministerpräsident verklagt nur die aus der zweiten Gruppe und bekommt regelmäßig vor Gericht recht. Er hat niemals jemanden verklagt, nur weil dieser seine Handlungen in Frage stellt. Deswegen muss er auch nicht "sehr vorsichtig und gerissen" vorgehen, wie Du es behauptest, was auch immer Du damit meinst.
Und was ist schlimm daran, wenn eine mehrheitlich gewählte Regierung Gesetze verändert? Werden in Deutschland etwa keine Gesetze angepasst? Das ist doch die Funktionsweise einer Demokratie. Die Partei, die vom Volk ermächtigt worden ist, Gesetze zu machen, macht sie nach ihrer eigenen Vorstellung. Falls diese nicht im Einklang mit der Verfassung sind, gibt es dafür auch in der Türkei ein Verfassungsgericht. Oder gelten die Regeln der Demokratie nur für westliche Länder?
Wie Du richtig schreibst, gab es KorruptionsVORWÜRFE. Dafür, dass es nur Vorwürfe waren, wurde schon mehr als genug berichtet. Ich lese z.B. regelmäßig FOCUS und die berichten regelmäßig genug und das in keinster Weise journalistisch-sachlich. Vielmehr wird so darüber geschrieben, als sei die Türkei kurz vor dem Kollaps. Dabei hält Erdoğan trotz Wegfall der Gülen-Stimmen seine 45-50% locker. Es wird zumindest mehr über die Vorwürfe in der Türkei berichtet als über echte Korruption mitten in der EU, z.B. in Ländern wie Italien, Griechenland oder Bulgarien. Oder hörst Du darüber etwas?
2LOST schrieb:
Einige kleinere Nachrichten Sender, die nicht unter der Kontrolle der Regierung stehen, haben versucht diese Nachricht noch aufrecht zu erhalten.
Da sieht man mal, wie gut - oder besser wie schlecht - Du die türkische Medienlandschaft kennst. Es gibt in der Türkei gut und gerne 200-250 Sender, die frei empfangbar sind. Davon sind sehr viele belanglos, aber von den wichtigeren Kanälen sind höchstens eine handvoll pro Erdoğan. Wie dergraf1 richtig schreibt, ist die überwältigende Mehrheit gegen ihn. Das liegt daran, dass die Sender den westlich-antiislamisch orientierten Bonzen gehören. Doch das Volk lässt sich von Falschmeldungen nicht blenden. Es sieht die Entwicklung im Land und weiß allein dadurch richtig von falsch zu unterscheiden. Übrigens gilt das Gleiche auch für die Zeitungen in der Türkei.
2LOST schrieb:
Wenn man sich die Machenschaft anschaut, die Erdogan in der Türkei aufgebaut hat,
dann kann man erst verstehen wieso er sich vor dem Internet so fürchtet.
Das Internet ist das einzige Medium, dass nicht nach seiner Pfeife tanzt.
Der Kontrollwahn ist schier unglaublich.
Der Kontroll"wahn" ist unglaublich, weil die Attacken von allen Seiten unglaublich sind. Die Mächte, die das Osmanische Reich zersplittert haben, sind auch heute noch an der weiteren Zersplitterung des Landes interessiert. Natürlich will Europa keinen Flughafen in Istanbul, der nach seiner Fertigstellung Frankfurt das Geschäft kaputt macht. Natürlich will der Westen keine Türkei, die selbst nach Öl und Gas im eigenen Land bohrt. Natürlich will die USA keine Türkei, die ihre eigenen Waffen und Flieger produziert. Wer nicht daran glaubt, dass Mächte von außen schon viele Länder ins Chaos getrieben haben, kennt sich einfach nicht aus in der Geschichte. Die Krawalle um den Gezi-Park im letzten Jahr waren ein solcher Versuch.
2LOST schrieb:
Habe mal eine Bericht gelesen wo es Hauptsächlich um die neue Stadtentwicklung geht und auch um die umstrittene verbindung zwischen der Regierung und dem Bauunternehmen Toki. Dabe haben einige sehr renomierte Stadtplaner versucht die Verbindung zwischen der Regierung und Toki darzustellen. Das Netz was letztendlich dargestell wurde, zeigt eindeutig die Verbindung zu sehr Mächtigen Menschen in der Türkei, die TV-Anstalten und Zeitungen besitzen.
Wenn diese Informationsquellen schon korrumpiert sind, dann bleibt nur das Internet.
Diese Quelle der Meinungsfreiheit zur kontrollieren ist sehr wichtig für einen machtbessene Regierung.
Lass' mich raten, der Bericht stammt aus einer Anti-Erdoğan-Quelle. Dass die den schlecht machen wollen, ist doch sowas von klar. Dabei wird die miserable Recherche schon daran klar, dass Toki kein Bauunternehmen ist. Toki ist ein Regierungsprogramm und so heißt auch das Amt, das sich darum kümmert, dass auch arme Menschen an ein Eigenheim kommen. Jeder kann sich eine Wohnung kaufen und diese mit einer monatlichen Miete abbezahlen wie bei einer Ratenzahlung - alles ohne Zinsen. Klar, dass das Deinen "sehr renommierten Stadtplanern" nicht gefällt, weil die nämlich das Volk jahrzehntelang abgezockt haben. Die Türkei war bis vor zehn Jahren ein Paradebeispiel für Diebstahl am Bau. Was glaubst Du, wieso es zigtausende Tote beim Erdbeben von 1999 gab? Jeder hat jeden beklaut. Seitdem der Staat das in die Hand genommen hat, gibt es das zum Glück nicht mehr. Und natürlich gefällt das den ganzen Banken, denen Zinseinnahmen für Kredite wegfallen, auch absolut nicht. Deswegen lautet die Devise: Immer schön schlechtreden.
2LOST schrieb:
Eigentlich möchte jede Regierung die Kontrolle haben und da bekanntlich Wissen nicht nur Macht sondern auch Kontrolle ist das Internet schon desöftern Zielscheibe von Politikern geworden. Der eine möchte die "Kinderpornografie" eindämmen und der möchte nicht das "Terroisten" die öffentliche Ruhe stören.
Es gibt kein gut oder böse in der Wirklichkeit. Die gibt es nur in Märchen.
Klar, dass alle die Macht wollen. Darum lassen sie sich doch wählen. Aber Gut und Böse gibt es sehr wohl. Die, die das Richtige tun, sind die Guten. Die, die das Gegenteil davon tun oder den Guten ein Bein stellen, sind die Bösen. Man kann seine Macht nämlich genauso zum Guten einsetzen und das tut Erdoğan zweifellos. Erneut der Beweis dafür: Entwicklung von Wirtschaft und Wohlstand in der Türkei.