crvn075 schrieb:
Die Leistung ist doch da? Ich lese täglich 3-4 regionale und nationale Zeitungen online und finde darin genau das selbe (und sogar mehr), was auch in der Druckausgabe steht. Warum sollte da Leistung fehlen?
Print und Digital sind zwei komplett verschiedene Märkte. Angebot, Nachfrage, Preise, Transparenz, Qualität etc. sind absolut nicht miteinander vergleichbar. Wenn ich nun in einen neuen Markt gehe, dann muss ich ihn so akzeptieren wie er ist. Der Markt muss sich nicht an mich anpassen, sondern ich muss mich an den Markt anpassen. Und die Umstände im digitalen Markt sehen nun mal so aus, dass die Konkurrenz ihre Artikel kostenlos anbietet, dass die Anzahl der Anbietern viel größer ist und somit z.B. die Anforderungen an die Qualität, Aktualität und Verfügbarkeit der Artikel gestiegen sind usw. usw. Das kann man alles gut oder schlecht finden (und der digitale Markt hat auch so seine Vorteile gegenüber Print), aber im Endeffekt muss ich die Umstände so akzeptieren wie sie sind und muss mich anpassen. So hart es auch ist, aber akruelle, immer verfügbare, Artikel in der Qualität x sind in diesem Markt absoluter Standard. Und wenn ich Geld dafür verlangen möchte, dann muss ich eben Inhalte anbieten die über diesen Standard hinausgehen.
crvn075 schrieb:
Den ganzen Verlagen, die den Bach runter sind, hätte es aber völlig ausgereicht, für die gleiche Leistung wie früher auch das gleiche Geld wie früher zu bekommen, aber das war online nicht mehr drin, wenn Leute weder Lust auf Bezahlen noch auf Werbung haben.
Wie gesagt, der Markt ist wie er ist und wir sind hier nicht bei Wünsch dir was. Der Markt (samt Kunden und Anbietern) muss sich nicht an mich anpassen, sondern ich mich an den Markt. Wenn ich das nicht kann oder will, dann habe ich mir das falsche Geschäft ausgesucht. Das klingt unfair, aber ist so.
crvn075 schrieb:
Den Verlagen geht es aber darum, überhaupt erst mal das zu bekommen, was in deiner Rolle das normale Gehalt darstellt, es geht nicht um die "10% mehr". Wenn du bei redaktionellen Inhalten weder Lust auf Werbung, noch auf Bezahlung hast, dann fließt von dir nichts finanziell verwertbares zur Gegenseite.
Du kannst den Verdienst von Print aber nicht 1:1 im digitalen Markt erwarten. Druckkosten, Lagerung, Transport, Versandkosten, Risko(!) etc. fällt komplett weg. Du hast eine viel größere Reichweite, personalisierte/effektivere Werbung kann geschaltet werden, Formate wie Audio und Video können eingebunden werden (wenn eine Seite natürlich nicht bereit ist diese Leistung zu erbringen, dann fällt das natürlich aus), Email-Marketing etc.
Es geht nicht darum dass man keine Lust auf Werbung hat, schließlich ist jeder Test indirekt Werbung. Es geht nur darum wie man sie verpackt - Riesengroße pinke Banner, Spam-Mails oder z.B. ehrliche Tests die gut geschrieben sind und dem Kunden einen Mehrwert bieten und damit ein Produkt schmackhaft machen. Und Bezahlung für das Lesen von Werbung bzw. für Standard-Arikel die es überall kostenlos gibt, ist für mich pers. keine Option in diesem Markt, da ich diese bei der Konkurrenz kostenlos bekomme. Ist für die Anbieter blöd, aber da braucht man den Kunden keinen Vorwurf machen.
Es wäre genau so bescheuert wenn man in seinem Supermarkt 1€ für den Wagen bezahlen müsste (kein Pfand, sondern als Bezahlung), schließlich wird ja der Einkaufswagen durch dich abgenutzt und die Anschaffung muss ja auch finanziert werden. Dann würdest du auch nicht mehr in diesem Supermarkt gehen, wenn es in allen anderen Supermärkten kostenlos wäre einzukaufen. Es ist halt der Standard, ganz einfach. Und wenn der Supermarkt darauf pocht dass der Wagen für 1€ bezahlt werden muss, dann muss er MEHR leisten als der Rest: Vielleicht insgesamt mehr Angebote oder günstige Angebote oder Angebote die nur er hat oä.
crvn075 schrieb:
Oder um es auf dein Beispiel anzuwenden: dein Chef möchte, dass du genau so viel arbeitest wie früher, dich aber mit weniger Geld zufrieden gibst, weil es die finanzielle Situation der Firma nicht mehr zulässt, dein altes Gehalt zu zahlen.
Wenn es tatsächlich so ist, dann ist es nun mal so und daran kann weder ich etwas ändern novh mein Chef. Es ist ärgerlich, aber mein Chef steht nicht über dem Markt, sondern muss sich genauso anpassen wie jeder andere in diesem Markt. Und wenn das bedeutet dass ich weniger verdiene, dann gibt's nichts zu diskutieren so hart es auch klingt. Dann kann ich aber immer noch entscheiden ob ich bleibe oder gehe und mein Chef muss eine Lösung finden und sich mit dem Umständen in diesem Markt irgendwie arrangieren. Vielleicht findet er einen günstigeren Mitarbeiter, vielleicht setzt er verstärkt auf einen anderen Geschäftszweig etc. Und wenn Ich jetzt bemerke dass es dem ganzen Markt an Geld fehlt und ich überall nur so wenig verdiene, dann gibt es keine andere Option mehr für mich als für dieses Geld zu arbeiten. Dann ist meine Leistung eben nur noch x Euro wert und nicht mehr wie früher y Euro. Und da kann der Fließbandarbeiter meckern wie er will dass er zu wenig verdient oder der Journalist oder wer auch immer. So ist halt unsere Wirtschaftssystem.
crvn075 schrieb:
Und das ist genau der Knackpunkt. Du bezahlst nicht für die Abschaltung der Werbung (das ist nur der Effekt, der bei dir am Ende sichtbar wird), sondern du bezahlst als Gegenleistung für das, was du an Inhalten bekommst. Es gibt keinen Unterschied zwischen "ich zahle direkt für Inhalte und unterstütze die Redakteure" und "ich bezahle für die Abschaltung der Werbung". Beides ist exakt der gleiche Geldstrom der exakt gleich verwendet wird.
Doch, die Inhalte sind wie gesagt Standard in diesem Markt und die Abschaltung der Werbung wird als Feature beworben. Ich würde zahlen wenn ich mehr (sinnvollen) Inhalte erhalte, die ich auf anderen Plattformen nicht kostenlos bekomme.
Das wäre wie gesagt so als würde die Telekom plötzlich ihre Drosselung der Geschwindigkeit von einigen Webseiten einführen und ungedrisseltes Internet als Feature verkaufen.
crvn075 schrieb:
Du bekommst etwas, und man hätte gerne einen finanziellen Rückfluss dafür (oder arbeitest du gerne umsonst?). Jetzt bekommst du hierbei die Möglichkeit, entweder Werbung anzustarren, die Einnahmen generiert, oder alternativ Geld zu bezahlen. Die Leistung ist aber der angezeigte Inhalt, nicht das Ausblenden der Werbung.
Nein, ich arbeite nicht gerne umsonst. Meine Arbeitsleistung hat in meinem Markt den Wert von x Euro pro Monat. Aber die Leistung für Arikel im Internet ist leider Gottes gleich Null, so Leid es mir auch tut. Vergütet werden die Artikel durch Werbeeinnahmen, aber wenn sich CB zB. die Werbeeinnahmen durch Video entgehen lässt weil sie nicht bereit sind die Leistung zu erbringen und Videos zu produzieren, dann liegt das nicht an den Kunden. Und so wie die Anbieter früher die Kunden mit unzumutbarer Werbung penetrant haben und sich die Kunden nicht wehren könnten und diesen Umstand so hinnehmen mussten, so hat sich der Markt verändert und natürlich nutzen die Kunden Ad Blocker. Das ist absolut verständlich. Man sollte mal lieber mit den Werbepartnern verhandeln und bessere Provisionen aushandeln, aber die wollen natürlich auch nichts abgeben, also wird es wie immer versucht auf dem Endkunden abzuwälzen. Aber gut, das Angebot ist sowieso optional und zum Glück gibt es Alternativen.
crvn075 schrieb:
Schönes Beispiel. Leute mögen Prime und Netflix, weil man für relativ wenig Geld eine große Auswahl an Filmen bekommt und dafür keinen Schritt vor die Tür setzen muss. Beides sind von vornherein Bezahldienste, bei der du gar keine andere Wahl hast, als zu bezahlen. Aber du bekommst was, also zahlst du gerne dafür.
Ja, weil der Markt so ist wie er ist. Würde es aber komplett kostenlose Anbieter geben (jetzt mal ganz abgesehen von den illegalen Seiten), würde auch Prime und Netflix nicht funktionieren. Im Streaming-Markt werden aber hohe Lizenzgebühren gezahlt, die Anforderung an die Server ist erheblich kostspieliger als das Hosting einer normalen Webseite, der Einstieg in dieses Business ist erheblich kostspieliger als auch riskanter. Das ließe sich nicht durch Werbeeinbledungen finanzieren (außer man würde die Kunden mit übelster Werbung gängeln)
crvn075 schrieb:
Bei redaktionellen Inhalten im Netz bekommst du aber auch was (oftmals sogar mehr als in der jeweiligen Printausgabe, aktueller, mit mehr Bildern und Videos angereichert, ein Archiv für alte Ausgaben etc) und bist jetzt plötzlich empört, wenn bezahlt werden soll? Werbefinanzierung nervt dich, Bezahlung nervt dich aber auch, weil du denkst, dass du damit nur die Werbung verschwinden lässt, anstatt die Redakteure zu bezahlen.
Natürlich bin ich empört, weil das eben Standard ist. Print und Digital kannst du nicht 1:1 gleichsetzen wie ich oben bereits erklärt habe. Werbefinanzierung nervt mich absolut nicht. Jeder Test ist wie gesagt Werbung. Es kommt wie gesagt darauf an wie die Werbung verpackt wird. Im Kontext eines gut geschriebenen Artikels ist doch ein direkter Link zum Angebot super wenn mir das Produkt gefällt. Fette Telekomwerbung über den ganze Bildschirm ist aber einfsch nur aggressiv ...man kann den Leuten halt nichts aufzwingen und erreicht damit nur das Gegenteil. Wie gesagt: Einfach mehr Leistung bringen, also detaillierte und ehrliche Artikel die Bock machen auf das Produkt und alles ist gut.
Bezahlung nervt mich auch nicht. Ich wechsel dann einfach die Seite. Nicht weil ich gezig bin, sondern weil das gleiche bzw. teilw. bessere Angebot auch auf anderen Seiten zu finden ist. Dafür bin ich aber nicht verantwortlich, weil der Markt so ist wie er ist.
crvn075 schrieb:
Wenn du so denkst, dann bezahlst du Netflix und Prime natürlich auch dafür, dass sie dir keine Werbung anbieten.
Und wenn du es so willst bezahlst du im Supermakt auch dafür dass dich Verkäuferin an der Kasse nicht bescheißt.
Die Streaming-Markt sind werbeftei, das ist Standard in dirsem Markt. Und im Supermarkt ist es eben Standard dass du keinen Eintritt bezahlst und die Verkäuferin abkassiert ohne dich übers Ohr zu hauen. Und in Freizeitparks bezahlst du eben Eintritt usw. Jeder Markt ist anders und ich bezahle für Leistung und nicht für Nicht-Leistung. Im Internet würdest du wie gesagt auch nicht plötzlich zahlen um alle Internetseiten ungedrosselt aufrufen zu können, wie es die Telekom vor hat. Da bist du sicher genau so empört, weil es eben nicht Standard ist.
crvn075 schrieb:
Nein, erfinde bitte nichts. In England und den USA sind Bezahlabos für redaktionelle Inhalte tatsächlich viel weiter als bei uns - nicht, weil sie tollere Sachen anbieten als zuvor, sondern weil sie viel früher und geschlossener auf ein reines Bezahlmodell umgestellt haben. Weil es klar ist, dass man für Inhalte bezahlt, genau wie man früher am Kiosk bezahlte.
Ja und warum sind sie dort weiter? Weil die Verlage dort nicht ewig an Print festgehalten, sondern frühzeitig auf Digital umgeschwenkt haben, während die Verlage in Deutschland das nicht wollten und darum jetzt das Nachsehen haben. Du kannst jetzt also nicht die Kunden dafür verantwortlich machen.
Bevor du weiter schreibst schau dir bitte mal ein paar Geschäftsberichte von deutschen Verlagen an. Da werden Gewinne ohne Ende eingefahren - reine Gewinne also abzüglich jeglicher Kosten. Über die Gehälter der Angestellten brauchst du dir echt keine Gedanken zu machen. Das Geld zum investieren ist auch da, keine Sorge. Das Verlagswesen ist eines der lukrativsten Geschäfte!
Hier geht's nur um den Profit und nicht um Kosten zu decken oä. Bitte informiere dich.