Funnyman schrieb:
Es ist wohl ein Unterschied ob ich meine Daten gegenüber einem Unternehmen, Kriminellen, meinen Mitmenschen schützen möchte oder gegenüber dem Staat den man sich als Heimat ausgesucht hat.
Das kann man so sehen. Allerdings bleibt die Frage im Raum stehen in wiefern man sich einen Staat als Heimat "ausgesucht" hat. Und selbst wenn ich mir einen Staat ausgesucht habe, so ist es durchaus legitim, dass ich Zustände die es heute gibt bewahre oder verändere.
Bzgl. der Frage Unternehmen oder Staat: Ich gebe (mittlerweile, keiner ist ja unfehlbar) nur noch sehr vorsichtig Daten von mir preis. Jedoch weiß ich meine Daten lieber bei einem Unternehmen als einem Staat. Begründung: Das Unternehmen lebt von mir als Kunden. Wenn diesem (z.B. durch mangelnden Datenschutz, Verschlüsselung, etc.) Kunden verloren gehen, kann das Unternehmen irgendwann einpacken. Also sollte ein Unternehmen das mein Vertrauen behalten möchte, auch auf meine "Wünsche" eingehen.
Natürlich geht dies auch bei einem Staat. Jedoch ist es hier ungleich schwieriger. Alleine schon dadurch, das Wahlen nur alle vier Jahre abgehalten werden. Man als Bürger (Kunde des Staates) nur alle vier Jahre die Möglichkeit hat, dem Unternehmen seine Kritik zu verdeutlichen. Man denke nur daran wieviele Unternehmen mittlerweile eine monatliche Kündigung (oder Wechsel von Vertragsoptionen) anbieten.
Funnyman schrieb:
Wer meint aus Angst vor Strafverfolgung sich gegenüber dem Staat schützen zu müssen der hat in meinen Augen kriminelle, illegale Absichten und schädigt damit die Gesellschaft.
Ich schütze meine Daten nicht primär vor Strafverfolgung sondern weil es mein Recht ist (Stichwort: Fernmeldegeheimnis). Natürlich tut ein Staat viel Gutes für mich (oder sollte es zumindest), deswegen muss ich aber noch lange nicht, alles dem Staat ungefragt und vor allem ohne hinreichende Verdachtsmomente gegenüber mir, aushändigen! Ich gelte ja als mündiger Bürger. Ich stelle mal die Frage was hier los wäre, wenn man Tresore für den Hausgebrauch verbieten würde. Schließlich schütze ich damit auch meine Daten (z.B. wichtige Dokumente) vor ungewolltem Zugriff. Auch hier haben Kriminelle und der Staat (fast) die gleichen Hürden zu nehmen um an diese Daten zu kommen. Der Staat hat lediglich den Vorteil, eines richterlichen Durchsuchungsbeschlusses! Aber selbst dann bin ich nicht dazu verpflichtet die Kombination meines Tresores heraus zu geben.
Wir leben immer noch in einem Land in dem der Grundsatz gilt: Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils.
Ich gebe zu, dass es auch mir manchmal schwer fällt diesen Grundsatz aufrecht zu erhalten, aber er gilt nun mal (zu Recht). Wohin es führen kann, wenn ein solcher Grundsatz nur noch theoretisch vorhanden ist, sieht man in den USA. Gerade Teenager dort verstehen nicht, warum Personen, die eines Verbrechens verdächtigt werden, nicht sofort bestraft werden. Wozu das Gerichtsverfahren, fragen sie. Die Medien haben einen deartigen Einfluss (und man sieht das auch in Europa immer öfter), dass oft schon vor der Festnahme der Verdächtige von der Öffentlichkeit verurteilt wird. Umso heftiger fallen dann die Reaktionen aus, wenn der Verdächtige unschuldig ist und wieder auf freien Fuss gesetzt wird. Diese Teenager sind mit einer solchen Umwelt aufgewachsen und kennen es nicht anders, weswegen ihnen auch der Grundsatz bzgl. der Unschuld mindestens komisch vorkommt.
Erst wenn sich die Mühlen der Justiz einem selbst zuwenden (ob gerechtfertigt oder aufgrund falscher Verdächtigungen), beginnen die meisten zu verstehen, was dieser Grundsatz in einem echten Rechtsstaat eigentlich bedeutet.
(EDIT: Wen das Thema mehr interessiert, dem kann ich das Buch "How America was Lost" von Paul Craig Roberts empfehlen. Dort habe ich auch die Information bzgl. der amerikanischen Jugend und der Unschuldsvermutung her)
Funnyman schrieb:
Wer zudem seine vermeintlich schützenswerten Daten bereitwillig bei amerikanischen Unternehmen parkt hat in meinen Augen hier eh kein Mitspracherecht.
Zum Teil kann ich Dir hier zustimmen. Allerdings gibt es hier keine Pauschalaussage (wobei dass auch schon wieder eine Pauschalaussage ist
). Jeder muss für sich entscheiden welche Daten bei welchem Unternehmen "geparkt" werden und welche nicht.
MfG tb