Dereric schrieb:
Okay ich hab es etwas anders gelesen, möchte aber deswegen jetzt keinen Streit vom Zaun brechen, reicht ja wenn alle anderen das tun.
Du hast schon dasselbe gelesen und auch richtig wiedergegeben.
Was ich geschrieben habe ist der eigentliche Beweggrund aus der Sicht von Qualcomm. Sie werden in Zukunft weniger an Arm bezahlen. Und das gefällt ARM nicht.
Aus der Klageerwiderung:
Dereric schrieb:
Jedenfalls, mein Kenntnisstand war, ... . Plus eben die ganze Litanei mit Übergabe sämtlicher Entwicklungen, Entschädigung usw.
Das ist alles richtig. Aber in der Klageerwiderung schreibt Qualcomm
Also alles lässt sich auf 2 Fragen zurückführen:
- Hat ARM in den ALAs von Nuvia und Qualcomm überhaupt ein Mitspracherecht beim Übergang der Phoenixkerne von Nuvia auf Qualcomm?
ARM behauptet es, Qualcomm bestreitet es
- Deckt die Lizenz von Qualcomm den Phoenix Kern ab?
ARM bestreitet es, Qualcomm behauptet es
Was auffällt ist, dass nach der Klageerhebung von ARM die Geschichte herum ging wurde, dass Qualcomm die besseren Konditionen von Nuvia haben wollte und weniger bezahlen will als im eigenen Lizenzabkommen mit ARM ausgehandelt. Dem widerspricht Qualcomm und wie gesagt die Geschichte die Qualcomm erzählt ist schlüssig.
Und weil diese Geschichte herumging spricht Qualcomm von einer Medienkampagne von ARM und Softbank. Alles was über Qualcomms Position verbreitet wurde stammt aus der Klageerwiederung. Ich gehe schon davon aus, dass ein paar Leute einen Typ bekommen haben, wo das Dokument liegt.
Es ist anrüchig eine Klage zu erheben und parallel dazu in Hintergrundgesprächen weitere Behauptungen zu verbreiten. IMO hat ARM dieses Märchen aus guten Grund nicht in die Klageschrift aufgenommen. Was in meinen Augen ein sehr schlechtes Licht auf die Klage wirft.
Dereric schrieb:
Zumindest scheint es bei diesem Tech-Streit nicht wieder in eine unendliche Geschichte auszuarten, da ARM wohl bereits angekündigt hat, in Zukunft (2024/25 afaik) keine externen Funktionskerne mehr zuzulassen. Damit sind GPU's, KI-Einheiten, Bildprozessoren und ähnliches gemeint. Das träfe dann Qualcomm, MediaTek, Samsung (Exynos), Google Tensor und co.
Das bezieht sich auf folgenden Abschnitt:
Das ist kein Problem, dann wechseln die Qualcomm und Samsung auf ihre ALA. bei Mediatek sieht es anders aus.
Aber das ist der "harmlose" Teil.
Der eigentliche
Hammer in der Klageerwiederung:
Die TLA von Qualcomm läuft 2024 aus und deshalb hat ARM hier eine Handhabe. Wie es bei den anderen SoC Anbietern mit TLA aussieht bleibt anzuwarten.
Auch hier können einige SoC-Anbieter auf ihre ALA wechseln
Ich gehe davon aus, dass bei den Lizenznehmern von Arm und den Mobilphoneherstellern einige hektische Tage anstehen. Erst werden die Juristen der Lizenznehmern die Verträge mit Arm nochmal genau prüfen. Danach werden wohl sehr viele Gespräche geführt.
Die Sache, dass ARM von den Geräteherstellern Geld will, erscheint mir unsinnig.
- Wie soll dass gehen? Bei den Mobilphone-SoC könnte ich es mir vorstellen, das sind nur relativ wenige Firmen. Aber sonst bei den ganzen Embedded Anwendungen wo ein ARM-Prozessor im Hintergrund steckt?
- Wenn ARM keine TLAs an Halbleiterhersteller mehr herausgibt, wer soll die SoCs poduzieren?
- Will also ARM doppelt kassieren einmal vom Halbleiterhersteller und einmal vom Gerätehersteller?
- Müssen Zukunft die auch Kunden die z. B. FGPAs kaufen, Lizenzen an ARM bezahlen?
- Muss jeder DIY-Kunde der einen Ryzen kauft eine Lizenz für den AMD Platform Security Processor an ARM bezahlen?
- Was ist wenn die Kerne in den Chips auf Basis einer ALA lizensiert sind? Wiill dann ARM trotzdem Geld haben? Entgegen den Vereinbarungen in der ALA?
Ich kann das alles nicht einschätzen.
Das Problem ist, wenn ARM in der Hauptsache verliert, dann spielt das alles für Qualcomm keine Rolle, da sie auf so oder so auf ALA wechseln.
Es war übrigens noch nie eine gute Idee seine Kunden aus dem Geschäft drängen zu wollen. Und die Änderung der Geschäftsgrundlagen durch die Hintertür anzugehen ist nicht akzeptabel. Ich denke hier wird von ARM in der näheren Zukunft ein offizielles Statement kommen müssen. Entweder ein klares Dementi oder die Ankündigung was sie vorhaben.
Wie schon mehrfach hier geschrieben, das ist eine tolle Promotion-Kampagne für RISC-V. Die können ihr Glück kaum fassen, dass ARM beschlossen hat, sich selbst umzubringen.
Ich habe momentan 3 Interpretationen:
- Arm versucht weiteren Druck gegen Qualcomm aufzubauen, damit Qualcomm einlenkt und das ganze außergerichtlich beigelegt wird. Arm ignoriert mögliche Kollateralschäden.
- Softbank will einen neues Kaufangebot für Arm erzwingen. Aber dafür muss erst ein Konsortium gegründet werden.
- Arm will tatsächlich mehr vom ganzen Kuchen abhaben. Das zwingt viele Unternehmen das Verwenden von ARM-Kernen neu zu bewerten. Wenn ARM einmal die Geschäftsgrundlagen so grundlegend ändert, was hindert ARM daran dies nochmal zu tun?
Was ist ARM wert wenn Qualcomm, Mediatek und Samsung ankündigen Kerne auf Basis von RISC-V zu entwickeln? Was ist ARM wert, wenn Google eine RISC-V Version von Android ankündigt?
Im übrigen kann ich mir gut vorstellen, dass Qualcomm in Ruhe eine Schadensersatzklage gegen ARM vorbereitet.