Neue VHS-Rekorder sind vermutlich nicht so wertig wie ein 10 Jahre altes 4000-DM-Gerät von Panasonic oder Hitachi.
Das Digitalisieren birgt zahlreiche Probleme:
1. TV-Karten/Grafikarten
Das VHS-Signal hat beim Bildwechsel einen Impuls, der in dem einen Spannungssignal enthalten ist. Über diesen wurde z.B. der Kopierschutz realisiert. Bei einem schlechten Band (longplay) ist der Impuls auch schlecht. Wenn der Hardware-Treiber diesen Impuls nutzt (so habe ich das bei nVidia, ATI-3-in-1 und Hauppauge erlebt) wird einfach der Speicher weitergeschrieben und JEDE Capture-Software stürzt ab, oder produziert mind. dropped Frames. Bei eine guten Aufnahme kann es jedoch funktionieren.
Lösung:
Externes Gerät wie z.B. Canopus 300 oder (falls man Video8 hat) eine Digital8-Kamera digitalisieren und haben einen eigenen Taktgenerator. Ist das Bild nicht zu entschlüsseln, werden doppelte Bilder eingefügt, so bleiben Bild und Ton zusammen. Bei der Kamera-Variante geht über Firewire sogar die Laufwerkssteuerung und das Bild wird digitalisiert noch bevor es wieder zu PAL vermuxt wird. Den Ton bekommt man normalerweise auch mit 48kHz. (44kHz der CD waren schon 1985 nur ein deutlich hörbarer Kompromiss).
2. Bildformat:
Rundum-Sorglos-Adapter erzeugen mitunter eine Auflösung von 640x480. VHS hat aber 572 Zeilen. Bei 4:3 entspicht eine Zeile somit um die 760 Pixel. Dies ist aber bei VHS eher unnötig hoch.
Jedenfalls wird das Bild irgendwie auf das andere Format gebracht, k.A. wie. Kann sein durch abschneiden von Rändern oder durch Überblenden, was große Probleme beim Interlacing machen kann.
Im DV-Format z.B. vom Canopus (schwach komprimiert und Einzelbild-Schnittfähig) kommen so 10gb/h zusammen. Von der Grafik/TV-Karte sind es raw 20-30gb/h.
3. Rauschen
Die Bänder rauschen und lassen sich sehr schwer komprimieren. Die Bilder müssen deinterlaced, entrauscht, besser temporal entrauscht und bei Handaufnahmen entwackelt werden. Dann kann ein Codec richtig gut komprimieren und gleichzeitig eine gute Bildqualität liefern.
4. Interlacing
PAL besteht aus 50 Halbbildern je Sekunde. Das hat auf dem PC je nach Quelle und Filmstudio schlimme Folgen.
4a Kinofilm normal
24 Bilder wurden in 48 Halbbilder zerteilt und üblicherweise 4% schneller abgespielt um auf die 50Hz zu kommen. Das läßt sich einfach zusammensetzen und gut.
4b Kinofilm mit Deppenmastering
Wurden die 24 Bilder/s mit einer elektronischen Kamera mit 50Hz abgetastet, hat man Bewegungsschatten und Doppelbilder. Großes Pech.
4c Elektronische Kamera
diese zeichnen nur Halbbilder auf, 50 Stück/Sekunde. Großes Problem. Im Gegensatz zum Kino passen die Halbbilder nicht zusammen, da 20ms zwischen den Halbbildern liegen.
Legt man die übereinander erhält man Kämmeffekte. Der Smart-Deinterlace-Filter bei Virtualdub interpoliert ein neues Bild aus 2 Halbbildern. Das funktioniert hervorragend und mir völlig unverständlich, wie z.B. ein Schraubenschlüssel auf unterschiedlichen Halbbildern an unterschiedlichen Stellen zu einem scharf abgebildeten Schlüssel zusammengesetzt werden. Zauberei!
Man macht also aus 50 halben Bildern 25 ganze Bilder und rechnet aus den 50 Zeitpunkten nur 25 Zeitpunkte heraus.
Für Enthusiasten gibt es die Seite
www.100fps.com da ist das Deinterlacing erklärt und die Möglichkeit 50 Halbbilder in 50 Vollbilder umzurechnen. Dabei wird die Zeitliche Auflösung beibehalten, was statt 25Hz eine Wiederholrate von 50Hz. ergibt. Bewegungen werden flüssiger, das Bild ruhiger.
4d billige amerikanische Videos
Vor allem Musikvideos werden gerne in NTSC-Geschwindigkeit (meist von elektronischer Kamera) abgespielt und in Pal aufgenommen. Das Ergebnis sind periodisch mehr und weniger überlappende Frames. Zu sehen im Video "Right beside you" wo das Pferd scheinbar 8 Beine hat, oder bei (ich glaube Staffel3) bei der deutschen Futurama DVD-Box, z.B wo Bender mit dem Dosenöffner verunglückt und sich das Schädeldach öffnet. Sehr schlecht verarbeitet!
5. Field-Shifting
Ich hatte einige VHS-Kassetten, wo das 2. Halbbild mit dem 1. Halbbild des Nachfolgebildes zusammengestellt war. Stört beim TV nicht, Am PC ist alles mit Geisterbildern und Bewegungsunschärfe zu sehen. Lösung: Smart-Deinterlace- Filter bei Virtualdub kann umsortieren und Phasen verschieben. Das ist verlustfrei.
6. TBC Time-Base-Correction
Durch die Bandreibung schwankt die Geschwindigkeit des Bandes am Magnetkopf. Die Zeilen fangen nicht zur gleichen Zeit an und hören nicht gleichzeitig auf. Dadurch sind die Bildränder rechts und linkt ausgefranst und Zittern in der horizontale. Richtig teure Videorekorder sollen das beheben (z.B. Panasonic), aber richtig gut klappt das nicht. Eine Software wäre einfach zu realisieren, mir ist aber nichts bekannt.
7. Nachschwingung und Farbschatten
Schatten und z.B. rote Kanten kann man ein wenig mit dem VHS-Flux-Filder für Virtualdub mildern. Die unterschiedlichen Farbebenen sind mitunter verschoben. Bei starken Pegelwechseln schwing schlechte Elektronik nach und verursachte früher Schattenkanten. Kann man auch versuchen mit dem VHS-Filter zu mildern.
Nach einem Komprimieren mit z.B. XVID sind die Editiermöglichkeiten hinüber, speziell deinterlacing.