So, was bringt der Tausch der Wärmeleitpaste bei einem älteren Notebook denn jetzt wirklich im Fall einer ULV-CPU?
Finden wir es heraus!
Erstmal ein kurzen Disclaimer von Anfang an:
Es handelt sich um einen relativ alten Intel-Prozessor, bei dem der Thermal Velocity Boost aufgrund des relativ geringen Turbos von nur 3,00GHz und des Power Limits von 15W keine große Rolle spielt, daher sind mit einem Intel Core der 8. Generation wegen des häufigeren thermischen Limits nach dem Tausch und besonders nach dem Undervolting (siehe Leserartikel zum Undervolting von Intel-Notebooks) bessere Ergebnisse im Vergleich zur Ausgangslage zu erwarten.
Da ich momentan aus verschiedenen Gründen etwas mehr Zeit habe als sonst und hier mal ein bisschen aktiver werden möchte, dachte ich mir, schreibe ich mal einen kleinen (und meinen ersten) Artikel.
Es geht mir jetzt nicht um ein Roman mit unfassbaren Ergebnissen, sondern einfach um einen kleinen realen Bericht, was der Tausch von Wärmeleitpaste bringen, oder auch nicht bringen kann.
Also legen wir los.
Zur Ausgangslage
Zum Einsatz kommt hier ein gebrauchtes Dell Latitude 7480 aus dem Jahr 2018.
Verbaut ist ein (wohl relativ seltener) Intel Core i5 6360U mit einer Iris 540 (die für die Zeit und Verhältnisse erstaunlich stark ist).
Der i5 ist ein Dual-Core mit vier Threads und einem Turbo von 3,0GHz und hat eine Leistungsaufnahme von 15 Watt.
Ich muss an dieser Stelle auch einmal anmerken, dass Windows 11 mit dieser CPU, 16GB RAM und einer SSD erstaunlich angenehm zu bedienen ist.
Zum Testen habe ich das Notebook mehrere Tage im Alltag genutzt und muss sagen, dass es für mich persönlich komplett ausgreicht hat (also vor allem immer ca. 15 Chrome Tabs, Videos etc.).
Ist natürlich bei jedem anders und mein Usecase ist nicht besonders anspruchsvoll aufm Notebook, aber vielleicht sollte jeder mal den bekannten Faktor "Habenwollen" etwas hinterfragen.
Der Tausch der Wärmeleitpaste
Da es sich bei dem Notebook um ein Business-Modell handelt, gestaltet sich die Wartung angenehm einfach.
Ein paar Schrauben lösen und schon lässt sich die Rückseite des Geräts entfernen.
Alle Komponenten sind leicht erreichbar und hier sehen wir auch schon die kleine Heatpipe und den Kühlkörper mit Lüfter, welche für die Abführung der Abwärme zuständig sind.
Die Wärmeleitpaste scheint hier ab Werk bereits ziemlich gut aufgetragen zu sein und der gesamte Chip ist gut bedeckt.
Aber schon beim Entfernen merkt man, dass es sich viel mehr um Kleber handelt und man von Glück sagen kann, dass die CPU verlötet ist und nicht mit Pins aus dem Sockel gerissen werden kann (Da bekomme ich Pentium 4 Flashbacks, da ich als Anfänger damals eine CPU geschrottet habe).
Die Wärmeleitpaste ist auf Kühler und Chip mit etwas Nagellackentferner schnell entfernt und wir haben die blanke CPU vor uns.
Neue Wärmeleitpaste in Form der Arctic MX-4 ist schnell aufgetragen. Da es hier eine direct-Die-Kühlung ist, verstreiche ich die Paste meist nicht und nehme etwas mehr, damit der gesamte Chip bedeckt ist und Unebenheiten ausgeglichen werden.
Hier gibt es zwar etliche Meinungen, aber ich bin so immer recht gut gefahren.
Alles wieder über Kreuz verschraub, Laptop ist wieder dicht und nun geht es zum Vergleich der Ergebnisse.
Vergleich vorher und nachher
Zum Testen mache ich einmal alle Tests des Cinebench R15 direkt hintereinander und lasse währenddessen HWInfo laufen mit der zeitlich passenden Protokollierung zur Erfassung der minimalen, maximalen und durchschnittlichen Werte.
Falls jemand die CSV-Datei haben will, habe ich diese mal angehängt.
Ergebnisse vorher:
Ergebnisse nachher:
Soweit so langweilig, paar Grad weniger und das gleiche Ergebnis, da die CPU sowieso nicht im thermischen Limit war, wie die meisten neueren Prozessoren, naja.
Subjektiv kann ich aber sagen, dass die Lüfter jetzt jedoch etwas später anlaufen, nämlich erst wenn der GPU-Test vorbei ist und die Regelung gefühlt eine Stufe niedriger ist. So kann man wohl davon ausgehen, dass einfach eine gewisse Zieltemperatur erreicht werden soll.
Bonus: Undervolting trotz gelocktem BIOS
Kommen wir zu einem kleine Bastelprojekt meinerseits, wobei das für mich eine aufregende Premiere war.
Bei meinem Dell Latitude 7400 konnte ich mit einem älteren BIOS dein i5 8365U mit Throttlestop nach der oben verlinken Anleitung gut undervolten, leider befindet sich auf diesem Gerät das neuste BIOS und auch ein Rollback ist ohne Weiteres nicht möglich.
Darum haben ich mit einem externen Tool und einigen Anleitungen das BIOS gemoddet und direkt dort ein Offset von -100mV für die CPU und -80mV für die iGPU gesetzt, wobei letzterer Wert leider nicht übernommen wird.
Es war nur eine Bastelaktion und ich empfehle nicht, das BIOS bei einigermaßen wichtigen und/oder teuren Geräten zu modifizieren, da hier schnell etwas schiefgehen kann.
Aber sehen wir uns mal die Ergebnisse an, auch wenn keine Mehrleistung zu erwarten ist, wie bei anders begrenzten CPU´s, die im Temperatur-oder Powerlimit hängen.
Ergebnisse mit Undervolting:
Ein paar Grad und Watt weniger und das gleiche Ergebnis. Also jedenfalls hier ein kleiner Erfolg.
Auch der Lüfter ist unter Volllast jetzt richtig angenehm und geht den Temperaturen entsprechend schnell wieder aus.
Fazit und Denkanstöße zum "Pump-Out"
Was bringt der Tausch der Wärmeleitpaste beim alten Notebook denn jetzt.
Bei diesem konkreten Modell mit sparsamer CPU, die nicht im Powerlimit oder Temperaturlimit hängt, leider ziemlich wenig mit meiner verwendeten Paste.
Lohnenswert ist in diesem Fall der Aufwand für die leicht gesunkene Lautstärke wahrscheinlich nicht wirklich.
Das Undervolting über Umwege dagegen hat auch bei diesem Prozessor etwas gebracht und wird aufgrund der geringeren Lautstärke und des geringen Stromverbrauchs resultierend in einer besseren Akkulaufzeit eher bemerkbar sein.
Umso trauriger, dass Intel dies in vielen Notebook mit BIOS Updates sehr erschwert hat.
Um kurz zum Thema "Pump-Out" bei der MX-4 zu sprechen zu kommen.
Zwar soll die Paste für eine direkte Kühlung nicht gut geeignet sein, wobei ich diese bisher immer genommen habe, aber da hier nicht ansatzweise die 100°C wie in vielen anderen Geräten erreicht werden, ist der Effekt meiner Ansicht nach zu vernachlässigen.
Nichtdestotrotz hat mir die Bastelei Spaß gemacht und besonders das Undervolten hat meinen Hardwarehorizont mit dem Verändern des BIOS auf jeden Fall erweitert.
Über den Sinn dieses kleinen Artikels kann man wegen der ernüchterndes Ergebnisse streiten aber auch da gehört manchmal eben zur Realität. Immer beachtet werden sollte also der konkrete Fall mit der Konfiguration der Hardware.
Das Schreiben dieses ersten längeren Textes selber hat mir auch Freude bereitet, ich bitte daher um Verständnis, falls einige in diesem Forum übliche Dinge eventuell von mir nicht beachtet wurden.
Daher: Falls keine Probleme bezüglich Leistung und Temps vorhanden sind, ist Wärmeleitpaste definitiv kein Wundermittel und wird in solchen Situationen keine Lebensveränderung bewirken.
Ich freue mich auf die weitere Zeit hier mit anderen Hardware-Verrückten!
Finden wir es heraus!
Erstmal ein kurzen Disclaimer von Anfang an:
Es handelt sich um einen relativ alten Intel-Prozessor, bei dem der Thermal Velocity Boost aufgrund des relativ geringen Turbos von nur 3,00GHz und des Power Limits von 15W keine große Rolle spielt, daher sind mit einem Intel Core der 8. Generation wegen des häufigeren thermischen Limits nach dem Tausch und besonders nach dem Undervolting (siehe Leserartikel zum Undervolting von Intel-Notebooks) bessere Ergebnisse im Vergleich zur Ausgangslage zu erwarten.
Da ich momentan aus verschiedenen Gründen etwas mehr Zeit habe als sonst und hier mal ein bisschen aktiver werden möchte, dachte ich mir, schreibe ich mal einen kleinen (und meinen ersten) Artikel.
Es geht mir jetzt nicht um ein Roman mit unfassbaren Ergebnissen, sondern einfach um einen kleinen realen Bericht, was der Tausch von Wärmeleitpaste bringen, oder auch nicht bringen kann.
Also legen wir los.
Zur Ausgangslage
Zum Einsatz kommt hier ein gebrauchtes Dell Latitude 7480 aus dem Jahr 2018.
Verbaut ist ein (wohl relativ seltener) Intel Core i5 6360U mit einer Iris 540 (die für die Zeit und Verhältnisse erstaunlich stark ist).
Der i5 ist ein Dual-Core mit vier Threads und einem Turbo von 3,0GHz und hat eine Leistungsaufnahme von 15 Watt.
Ich muss an dieser Stelle auch einmal anmerken, dass Windows 11 mit dieser CPU, 16GB RAM und einer SSD erstaunlich angenehm zu bedienen ist.
Zum Testen habe ich das Notebook mehrere Tage im Alltag genutzt und muss sagen, dass es für mich persönlich komplett ausgreicht hat (also vor allem immer ca. 15 Chrome Tabs, Videos etc.).
Ist natürlich bei jedem anders und mein Usecase ist nicht besonders anspruchsvoll aufm Notebook, aber vielleicht sollte jeder mal den bekannten Faktor "Habenwollen" etwas hinterfragen.
Der Tausch der Wärmeleitpaste
Da es sich bei dem Notebook um ein Business-Modell handelt, gestaltet sich die Wartung angenehm einfach.
Ein paar Schrauben lösen und schon lässt sich die Rückseite des Geräts entfernen.
Alle Komponenten sind leicht erreichbar und hier sehen wir auch schon die kleine Heatpipe und den Kühlkörper mit Lüfter, welche für die Abführung der Abwärme zuständig sind.
Die Wärmeleitpaste scheint hier ab Werk bereits ziemlich gut aufgetragen zu sein und der gesamte Chip ist gut bedeckt.
Aber schon beim Entfernen merkt man, dass es sich viel mehr um Kleber handelt und man von Glück sagen kann, dass die CPU verlötet ist und nicht mit Pins aus dem Sockel gerissen werden kann (Da bekomme ich Pentium 4 Flashbacks, da ich als Anfänger damals eine CPU geschrottet habe).
Die Wärmeleitpaste ist auf Kühler und Chip mit etwas Nagellackentferner schnell entfernt und wir haben die blanke CPU vor uns.
Neue Wärmeleitpaste in Form der Arctic MX-4 ist schnell aufgetragen. Da es hier eine direct-Die-Kühlung ist, verstreiche ich die Paste meist nicht und nehme etwas mehr, damit der gesamte Chip bedeckt ist und Unebenheiten ausgeglichen werden.
Hier gibt es zwar etliche Meinungen, aber ich bin so immer recht gut gefahren.
Alles wieder über Kreuz verschraub, Laptop ist wieder dicht und nun geht es zum Vergleich der Ergebnisse.
Vergleich vorher und nachher
Zum Testen mache ich einmal alle Tests des Cinebench R15 direkt hintereinander und lasse währenddessen HWInfo laufen mit der zeitlich passenden Protokollierung zur Erfassung der minimalen, maximalen und durchschnittlichen Werte.
Falls jemand die CSV-Datei haben will, habe ich diese mal angehängt.
Ergebnisse vorher:
Ergebnisse nachher:
min. Temp | max. Temp | avg. Temp | max. Leistungsaufnahme Multicore | max. Leistungsaufnahme Singlecore | max. Leistungsaufnahme Open-GL | max. Takt | |
alte Paste | 43°C | 85°C | 70° | 15,5W | 10W | 24,666W | 3,094GHz |
neue Paste | 34°C | 83°C | 69°C | 15,5W | 10W | 22,5W | 3,094GHz |
Soweit so langweilig, paar Grad weniger und das gleiche Ergebnis, da die CPU sowieso nicht im thermischen Limit war, wie die meisten neueren Prozessoren, naja.
Subjektiv kann ich aber sagen, dass die Lüfter jetzt jedoch etwas später anlaufen, nämlich erst wenn der GPU-Test vorbei ist und die Regelung gefühlt eine Stufe niedriger ist. So kann man wohl davon ausgehen, dass einfach eine gewisse Zieltemperatur erreicht werden soll.
Bonus: Undervolting trotz gelocktem BIOS
Kommen wir zu einem kleine Bastelprojekt meinerseits, wobei das für mich eine aufregende Premiere war.
Bei meinem Dell Latitude 7400 konnte ich mit einem älteren BIOS dein i5 8365U mit Throttlestop nach der oben verlinken Anleitung gut undervolten, leider befindet sich auf diesem Gerät das neuste BIOS und auch ein Rollback ist ohne Weiteres nicht möglich.
Darum haben ich mit einem externen Tool und einigen Anleitungen das BIOS gemoddet und direkt dort ein Offset von -100mV für die CPU und -80mV für die iGPU gesetzt, wobei letzterer Wert leider nicht übernommen wird.
Es war nur eine Bastelaktion und ich empfehle nicht, das BIOS bei einigermaßen wichtigen und/oder teuren Geräten zu modifizieren, da hier schnell etwas schiefgehen kann.
Aber sehen wir uns mal die Ergebnisse an, auch wenn keine Mehrleistung zu erwarten ist, wie bei anders begrenzten CPU´s, die im Temperatur-oder Powerlimit hängen.
Ergebnisse mit Undervolting:
min. Temp | max. Temp | avg. Temp | max. Leistungsaufnahme Multicore | max. Leistungsaufnahme Singlecore | max. Leistungsaufnahme Open-GL | max. Takt | |
alte Paste | 43°C | 85°C | 70° | 15,5W | 10W | 24,666W | 3,094GHz |
neue Paste | 34°C | 83°C | 69°C | 15,5W | 10W | 22,5W | 3,094GHz |
neue Paste + Undervolting | 39°C | 81°C | 66°C | 13W | 7W | 24,815W | 3,094GHz |
Ein paar Grad und Watt weniger und das gleiche Ergebnis. Also jedenfalls hier ein kleiner Erfolg.
Auch der Lüfter ist unter Volllast jetzt richtig angenehm und geht den Temperaturen entsprechend schnell wieder aus.
Fazit und Denkanstöße zum "Pump-Out"
Was bringt der Tausch der Wärmeleitpaste beim alten Notebook denn jetzt.
Bei diesem konkreten Modell mit sparsamer CPU, die nicht im Powerlimit oder Temperaturlimit hängt, leider ziemlich wenig mit meiner verwendeten Paste.
Lohnenswert ist in diesem Fall der Aufwand für die leicht gesunkene Lautstärke wahrscheinlich nicht wirklich.
Das Undervolting über Umwege dagegen hat auch bei diesem Prozessor etwas gebracht und wird aufgrund der geringeren Lautstärke und des geringen Stromverbrauchs resultierend in einer besseren Akkulaufzeit eher bemerkbar sein.
Umso trauriger, dass Intel dies in vielen Notebook mit BIOS Updates sehr erschwert hat.
Um kurz zum Thema "Pump-Out" bei der MX-4 zu sprechen zu kommen.
Zwar soll die Paste für eine direkte Kühlung nicht gut geeignet sein, wobei ich diese bisher immer genommen habe, aber da hier nicht ansatzweise die 100°C wie in vielen anderen Geräten erreicht werden, ist der Effekt meiner Ansicht nach zu vernachlässigen.
Nichtdestotrotz hat mir die Bastelei Spaß gemacht und besonders das Undervolten hat meinen Hardwarehorizont mit dem Verändern des BIOS auf jeden Fall erweitert.
Über den Sinn dieses kleinen Artikels kann man wegen der ernüchterndes Ergebnisse streiten aber auch da gehört manchmal eben zur Realität. Immer beachtet werden sollte also der konkrete Fall mit der Konfiguration der Hardware.
Das Schreiben dieses ersten längeren Textes selber hat mir auch Freude bereitet, ich bitte daher um Verständnis, falls einige in diesem Forum übliche Dinge eventuell von mir nicht beachtet wurden.
Daher: Falls keine Probleme bezüglich Leistung und Temps vorhanden sind, ist Wärmeleitpaste definitiv kein Wundermittel und wird in solchen Situationen keine Lebensveränderung bewirken.
Ich freue mich auf die weitere Zeit hier mit anderen Hardware-Verrückten!
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