Was wir von Zorin OS halten?
Meiner Meinung nach wird es etwas überschätzt.
Ich habe es vor 6 Jahren mal in einer VM getestet und ich konnte keinen Mehrwert entdecken. Eher im Gegenteil: ich mußte noch Sachen nachrüsten, die bei Ubuntu (damals Version 16) schon vorinstalliert waren.
Bei Zorin begegnet man immer dem Argument, dass es besonders für Einsteiger geeignet sei. Weil es (in der Pro-Version) mit Desktop-Designs daherkommt, die dem Neuling suggerieren sollen, dass er Linux unter einer Windows- bzw. Mac-Look-alike Oberfläche auch genau so bedienen könnte. Das ist aber Irreführung. Wahr ist wohl, dass sich alle Desktop-Oberflächen ziemlich ähnlich sind, sodass jeder, der mit irgendeiner Oberfläche schon vertraut ist, auch jede andere mit etwas Übung bedienen kann. Dennoch ist Linux als Ganzes anders und das läßt sich nicht durch Design-Klons kaschieren.
Außerdem kommt es in Punkto Ähnlichkeit weniger auf Optik, sondern mehr auf Funktionalität an. Also beispielsweise der Cinnamon-Desktop. Der kommt nicht mit dem Anspruch, exakt genauso auszusehen wie XP oder 7. Aber seit Jahren schon imitiert seine Taskleiste fast punktgenau das seit Windows 7 gewohnte Bedienverhalten. Auf der Taskleiste werden Programme abgelegt; nicht wie früher (bzw. noch optional) nur die geöffneten Fenster. Diese sieht man erst beim Hovern über dem Programm-Icon; zunächst als Miniaturansichten und dann beim Hovern über der Miniatur auch die Vorschau des Fensters in Originalgröße. Ein Klick und es befindet sich wieder im Vordergrund. Dazu links der Startbutton und nachfolgend angepinnte Programme. Am rechten Rand, ebenfalls wie von Windows gewohnt, die Tray-Tools.
Anders als unter Windows kann man aber auch alternative Desktop-Modelle haben, für den Fall, dass diese einem besser gefallen (KDE, Gnome, XFCE, MATE etc.). Und man kann auch diese dann zusätzlich noch an seine Wünsche anpassen. Es ist daher auch möglich, solche auf pure Ähnlichkeit getrimmten Designs mit wenig Aufwand selbst zu erstellen.
Die kostenpflichtige Pro-Version von Zorin empfinde ich in erster Linie als psychologischen Schachzug. Viele Leute denken (oft unbewußt), dass Kostenloses minderwertiger ist und Höherwertiges daher kostet. Das heißt, Kostenpflichtig soll automatisch 'Höherwertig' suggerieren. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Preis und Qualität gibt es aber auf keinem Gebiet (Man denke da an die unzähligen, gnadenlos überteuerten Markenprodukte in vielen Bereichen.)