Wechsler schrieb:
man wird damit aufhören, hunderte oder gar tausende von Leuten auf engstem Raum zusammenzupferchen und das wie im 20. Jahrhundert normal zu finden.
Interessante Sichtweise.
Ich hatte ja mehr die Hoffnung, dass man aufhört, 2t Auto zu bewegen um durchschnittlich 1,2 Personen von A nach B zu befördern ... ich sehe nämlich auch das als eine Dummheit, die man in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für zu normal hielt.
Ungefähr 80% des Raumes an und auf unseren Strassen geht alleine dafür drauf, dass jeder sein eigenes Auto irgendwo parken muss. Ich finde es gut, dass Neubauten in der Innenstadt genug Parkplätze auf dem Grundstück schaffen müssen ... leider reicht ein Parkplatz pro Wohneinheit auch nur für einen Singlehaushalt und genau deswegen wird der Platz an den Strassen auch weiterhin von immer dickeren Autos zugeparkt werden.
Eine "Dummheit des 19. und 20. Jahrhunderts" hat Corona aber wirklich nicht so gut überlebt ... die Präsenzpflicht in Bürojobs ... die war schon 2000 nicht mehr zeitgemäß aber dennoch ein Treiber des permanenten Verkehrschaos auf unseren Straßen.
Wenn es nun etwas kleiner und gemütlicher werden sollte (was ich nebenbei noch nicht sehe), dann hoffe ich auf einen Rückgang der Pendelei im PKW ... die Frage ist nur, wer das unserer Wirtschaft vermitteln soll.
Etwas allgemeiner: Nur weil du dich mit der Individualmobilität vor Krankheiten schützen zu können glaubst, verschwinden die Krankheiten nicht einfach ... so ein Immunsystem braucht vor allem eines ... und das ist Training.
Vor allem sollte man nicht vergessen, dass mit der Mobilität der Waren und Menschen auch die Mobilität der Krankheitserreger gestiegen ist ... die nächste Pandemie wird wohl wieder den ganzen Planeten innerhalb weniger Monate erfassen, wenn sie nicht gerade dort auftaucht wo die Menschen eben noch in etwa so mobil sind, wie die meisten Europäer im 19. Jahrhundert.
Der Vorteil bei den Segelschiffen war einfach, dass die Überfahrten oft länger dauerten, als die Inkubationszeit einer Infektionskrankheit ... man hatte damit die Möglichkeit, das Schiff unter Quarantäne zu stellen und zu warten, bis alle entweder tot oder genesen sind (das klingt nur vom hohen Moralross aus grausam ... aber tatsächlich ist das eine der sichersten Varianten ... zumindest bei Krankheiten, für die es weder Impfungen noch Behandlungen gibt).
Das geht mit Flugreisen eben nicht mehr ... sogar moderne Schiffe und der PKW sind dafür einfach noch zu schnell. Natürlich kann man eine ansteckende Krankheit unter diesen Umständen nur mittelprächtig eindämmen.
Erst die stark gestiegene Mobilität (Menschen, Waren und alles, was da so dran hängt) macht aus einem lokalen Ausbruch eine globale Pandemie.
Ich glaube aber einfach nicht, das man daraus irgendwelche Lehren ziehen wird ... die globale Vernetzung mit den just-in-time-Lieferketten macht das im Grunde unmöglich (und DAS ist eine Dummheit des 21. Jahrhunderts).