Was tun gegen Firmen die Millionen an ihre Vorstände zahlen?

Dope4you schrieb:
Der weggang von guten Fachkräften ist nicht das optimale, aber auch in Deutschland arbeiten Fachkräfte aus anderen Nationen die dem deutschen Staat keine Kosten während der Ausbildung verursacht haben, wo ist also das Problem?
Die Bezahlung. Und noch dazu eben die fehlenden oder falschen Rahmenbedingungen, die diese Situation begünstigen.
Beispiel: Schlechter qualifizierte Fachärzte aus dem osteuropäischen Ausland, aber billiger. Die Kassen freuts. Den Patienten weniger.

Dope4you schrieb:
Risiko Kapital bedeutet nicht zwangsweise hohe Zinsen oder Kredithai, es gibt Geldgeber die Geschäftsideen fördern mit Risikokapital (Hier liegt das Risiko beim GELDGEBER) es geht nur darum die jeweiligen Geldgeber zu finden, suchen werden die dich nicht. Der Staat fördert auch Selbständigkeit, das beginnt beim Überbrückungsgeld in Höhe von 175% des Arbeitslosen 1 Geldes bis zu Förderbanken für den Mittelstand. Nur in ist hier Initative gefragt und man muß evtl. auch Klinkenputzen, doch ist das ZUVIEL verlangt? Nachtragen tut einem keiner was, doch mit etwas Ehrgeiz sollte man auch an das nötige Kapital kommen.

Klar kann man sich einen Risikokapitalgeber suchen. Ich kenne auch die die Realität, aber auch noch viel zu häufig die damit verbundenen Knechtungen. Niemand hat nunmal was zu verschenken, auch ein "Risikokapitalgeber" ist kein Wohlfahrtsverein. Da könnte ich Dir jetzt genug Beispiele nennen, auch von oberflächlich seriösen Big-Spendern oder wohlklingenden "risikoarmen" Geschäftsmodellen. Das bei uns jährlich 70000 Unternehmen Insolvenz anmelden kommt auch nicht von ohne. Also besteht hier eine kräftige Schieflage.

Über die staatlichen Töpfe will ich jetzt mal nicht allzuviel zu sagen. JA, da gibt es einige, aber nicht für jedermann. Frag zb. mal einen ALG-II Empfänger, wieviel ihm für Existenzgründung und welche Möglichkeiten noch zugestanden werden. Sie sind da schon etwas eingeschränkter. Da hast Du aber Deine gewünschte Nicht-Gleichmacherei.
Leider an der falschen Stelle. Gerade die Gruppen, die es am nötigsten hätten und eben nicht ansatzweise über das entsprechende Startkapital, Rücklagen oder Liquidität verfügen, werden hier vom System eiskalt abserviert, quasi die Selbstständigkeit verhindert und lieber weiter am Zapfhahn der Sozialkassen gehalten.
Ohne Vitamin B läuft da garnix. Und ohne Moos nix los. Was vielen bleibt, ist der müßige Weg, das nötige Startkapital oder Eigentum für mögliche Hypotheken erstmal zu erarbeiten. Oder eben sich knechten zu lassen. Oder erstmal aus der Insolvenzfalle rauskommen für einen Neuanfang.

@keshkau
Dein Beispiel mit der Schuhputzbürste auf dem Marktplatz führt in 99% der Fälle leider nicht aus dem Sumpf. Weder hier, noch in Entwicklungsländern. Nur das es bei uns noch einen Rest vom Sozialsystem gibt.

keshkau schrieb:
Als Kapitalismus bezeichne ich eine Marktwirtschaft, in der es zusätzlich Privateigentum an Produktionsmitteln gibt. Also ganz unspektakulär. Der Begriff Entartung klingt in meinen Ohren etwas zu ideologisch angehaucht.
Ja klar, Kapitalismus ist ja auch neben einer Wirtschaftsordnung eine gewisse Ideologie, zumindest für nicht wenige. :)
Auf Kommunismus wollte ich dabei überhaupt nicht raus. Wie sprechen hier schliesslich nicht über Gesellschaftssysteme, sondern Wirtschaftsformen.
Es gibt zb. auch sozialistische Marktwirtschaften. Wir hier dachten/planten ja auch mal einst, dass wir mit einer sozialen Marktwirtschaft den Wohlstand für alle heben, dank dt. Wirtschaftswunder. ^^ Leider geht die Idee nicht auf, der Trend zunehmend abwärts, warum nur? Vllt. weil das nötige Kapital dafür nicht zu aller Verfügung steht? Und warum mangelt es? Weil es einseitig abgezogen wird und verklumpt, somit nicht wieder umfänglich für die Allgemeinheit/ Gesellschaft zurückfliesst.

Daran sind natürlich viele Faktoren ursächlich. u.a. auch die Globalisierung und weltweite Ungleichheit/Uneinigkeit, sowie der technische Fortschritt und nichtnzuletzt natürlich das Profit- und Zinsgesetz, was entartet.
Doch wer nichts hat, kann nunmal auch nichts ausgeben und somit auch nichts umsetzen und kaum Steuern zahlen.
Nun das Problem ist, wer viel hat, gibts auch nur nicht prozentual wieder aus. Er wird immer reicher, während andere immer ärmer werden. Zudem sollte ja allgemein bekannt sein, dass der Faktor Mensch in unseren fortschrittlichen Produktionsprozessen immer mehr entbehrlich wird. Nun, was machen wir mit dem steigenden "Überschuss" an unbenötigten "human ressources"? Der Staat kann nur das verteilen und ausgeben, was er einnimmt.

Da ist nunmal die Politik und das Mitverantwortungsgefühl der Unternehmen gefragt. Leider haben bisher diesbzgl. beide eher versagt. Die Politik, denn sie beugt sich zunehmend der Wirtschaft und globalen Märkten, speziell dem Grosskapital werden Zugeständisse gemacht.
Also sind auch die Unternehmer und Kapitalisten gefordert. Nur die denken meist in ganz anderen Dimensionen. Nunja, das System zwingt sie ja auch irgendwo dazu und fördert es zugleich.

Zum Beckham Beispiel:
Wenn 78 Mio. Euro Umsatz mit Beckham-Shirts gemacht wurden, hätten diese nicht zu solch riesigen Beträgen/ Anteilen in einzelne Personen wie Beckham oder Ablösesummen, sondern meinetwegen zb. direkt viel mehr in die Sportförderung, Gesundheitsvorsorge pipapo investiert werden können. Da überlasse ich gern den Unternehmen die Einfälle, wo man sozialverträglicher sein Geld investieren kann.
Ein Beckham kann auch für 100000 im Jahr spielen und dennoch berühmt und glücklich sein. Ein Bill Gates braucht auch keine 50 Milliarden anhäufen, um ein annehmbares Leben zu führen, auch wenn ers wieder spendet. Wenns allen besser ginge, bräuchte er garnicht erst spenden. Die vielen Milliarden hätten der Gesellschaft sicherlich auch von vornherein gut getan. So herum kann mans auch betrachten.

Andererseits könnte man denen das durchaus auch zahlen (steht nicht in Konflikt mit meinem Modell), es ist ja zum Grossteil auch ihr pers. "Verdienst". Nur dann müssten diese Personen wiederum selber dieses Vermögen zum Grossteil sofort reinvestieren, das wäre dann also deren Zuständigkeit und Verpflichtung und nicht mehr die des Sportclubs/ Unternehmens/ Vertragspartners, was ja die meisten Promis, Sportler blabla letztendlich auch wiederum selber sind.
Es geht mir darum, dass sich garnicht erst soviel Kapitalvermögen bei Privatpersonen anhäufen kann.
 
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@/home/tool

Der Konsument ist nicht gänzlich daran schuld - der Satz regt zum Nachdenken an.

Die Frage ist doch, wo der Mensch ansetzt. Hat er zum Beispiel eine gewöhnliche Bildung genossen und ist Arbeitnehmer, muss er eben versuchen, zu sparen, weil er nicht alles haben kann, was er haben möchte. Das ist prinzipiell der Grund. Jetzt ist er eher dazu geneigt, niedrigere Preise zu zahlen, als auf einen niedrigeren Lebensstandard umzusteigen.

Trägt also wirklich das Unternehmen daran schuld, wenn es versucht, Waren möglichst billig anzubieten? Auf den ersten Blick vielleicht ja, doch wird das nicht geschehen, wenn auf Qualität mehr geachtet wird und kaum jemand die billige Ware konsumiert. Daher bin ich der Meinung, dass der Konsument selbst schuld ist. Es gibt ja schließlich Alternativen. Niemand zwingt uns, ein bestimmtes Produkt zu kaufen.
 
Doch ist es der Konsument der den Markt definiert ... Der Konsument ist dran schuld. Aber es wäre ja ein Problem die eigene Schuld anzuerkennen ... :freak:

Wenn wir alle unsere Sportkleidung bei Trigema kaufen würden, unsere Wurst vom heimischen Fleischer und die Tomaten beim Bauern um die Ecke, dann würden auf einmal die Jobs aus dem Boden sprießen.
Wenn wir dann noch "Ausbeuterbetriebe" boykottieren und gezielt da kaufen wo wir wissen, dass die Arbeitnehmer gut bezahlt werden dann hätten wir auf einmal keine Menschen mehr, die für einen Hungerlohn arbeiten müssen ...

Aber nein! Wir regen uns ja auf, wenn der Friseur 13€ kostet und die KFZ Werkstatt 50€ für die Meisterstunde will. Und genau die selben Leute regen sich dann darüber auf, dass die Friseurin für einen Hungerlohn arbeitet und darüber, dass der KFZ Meister das Einkommen eines Gesellen hat.

Depperte Einstellung!

Und dann kommt sowas:

Und in welches Raster passen diejenigen, deren Lohnabrechnung in ihrer Höhe dem Bewilligungsbescheid eines Hartz IV Empfängers entsprechen?

Schon mal dran gedacht, dass es die gar nicht gäbe, wenn bei den Menschen die das Geld in der Tasche haben nicht diese "Geiz ist geil" Mentalität nicht vorhanden wäre?

Aber ich verstehe das ... das ist leider viel zu häufig in Deutschland ...
Lieber mal irgendetwas vorschieben was zwar von einem persönlich weit entfernt ist aber dennoch als Vorwand dienen kann selbst nichts anzupacken.
Anstatt zu sagen "aber was ist mit denen die ..." solltest du vielleicht sagen:
"Ja du hast recht ich könnte in Zukunft vielleicht gezielter darauf achten wie ich durch meine Handlungen als Marktteilnehmer die Zustände in Deutschland beeinflussen kann."

Frisöre, Kellner, Bauarbeiter, Arbeiter in der Industrie etc. Die sind mit ihren Lohnzetteln auch nicht gerade zufrieden und drehen -wenn auch nur jeden 2. oder 3.- Cent 2x um.

Punkt 1.: Der Arbeiter in der Industrie hat sicher keine Geldsorgen ... Ich weis zufällig was bei den Industriebetrieben so auf den Lohnzetteln steht ...

Punkt 2.: Jetzt hast du dir mit dem folgenden Satz selbst das Bein gestellt:

Ich mag es einfach nicht, wenn den Konsumenten die alleinige Schuld an der "Geiz ist geil" Mentalität zugeschrieben wird.

Du zähltest gerade genau die Jobs auf bei denen der Lohn direkt durch die Kunden beeinflusst wird! Gerade Kellner und Friseure haben, aber das nur am Rande, meist fast das doppelte in der Tasche was als Netto auf den Lohnzetteln steht ... es gibt nämlich noch das Trinkgeld.
Aber genau hier greift deine Macht als Marktteilnehmer. Anstatt dir den günstigsten Bauarbeiter auszusuchen such sie doch nach den Kriterien aus, wer am angemessensten verdient.
Anstatt zum günstigen Friseur zu gehen such dir den mit 20€ Stundenlohn aus.
Anstatt bei MC Donalds zu essen geh in ein Nobellokal ...

Und genau hier schließt sich der Kreis zur Threadüberschrift ...

"Was tun gegen Firmen die Millionen an ihre Vorstände zahlen?"

Wir müssen wieder weit weg schauen... Die Firmen zahlen Millionen, während es mir nicht gut geht ... das kann ja nicht in Ordnung sein. Wir versuchen nicht zu hinterfragen wie wir es denn schaffen können so viel Geld zu bekommen und kommen so auch gar nicht auf den Gedanken, dass wir gar nicht so viel Geld wollen.
Wir schieben alles weg ... Firma zahlt Millionen an Vorstände und entlässt trotzdem Leute ... Also Firma böse.
Und genau dieses Verhalten erzwingen wir in dem wir selbst genau bei der Firma kaufen, weil sie ja schön günstig ist ...


Alle meckern über die Telekom und ihre "Misswirtschaft". Jetzt werden Leute entlassen bzw. weitaus schlechter bezahlt. Und die Vorstände bekommen Millionen ... bööööse Welt.
Und wer hat das Dilemma verursacht?!
- Genau die Leute die eine Flatrate am liebsten zum Nulltarif haben wollen
- Genau die Leute die für 0,5 cent/Minute Deutschlandweit in alle Netze telefonieren wollen
- Genau die Leute, die für 30 € ein Komplettpaket haben wollen

Wir wollen das auf der einen Seite die Dienstleistung "Telekommunikation" immer günstiger wird wundern uns dann aber, wenn der arme Telekom-Mitarbeiter auf einmal auf einen großen Teil seines Lohnes verzichten muss ...

Welch verlogene Denkweise ...
 
Da muss ich dem Daedalus aber mal recht geben. :D
Unsere Probleme sind hauptsächlich hausgemachte. Gerade die Sache mit dem Konsum.

Wobei ich das jetzt nicht nicht pauschalisieren würde. Sonst wäre der Thread auf der 1. Seite schon beendet. ^^
Wir versuchen nicht zu hinterfragen wie wir es denn schaffen können so viel Geld zu bekommen und kommen so auch gar nicht auf den Gedanken, dass wir gar nicht so viel Geld wollen.
 
Wenn ich dich richtig verstehe Daedalus, dann werden ständig und überall Stellen gestrichen und niedrige Löhne bezahlt weil die Konsumenten alles nur günstig und billig haben wollen.

Das ist so meiner Ansicht nach nicht ganz korrekt. Die Gesetzeslagen der Industrienationen und das grnudsätzliche funktionieren des kapitalistischen Weltmarktes gebieten geradezu eine immer steigende Anzahl von Unternehmen weil es einfach keine Begrenzungen gibt. Wenn es immer mehr Unternehmen gibt, die Produke oder Dienstleistungen feilbieten, die fast identisch sind mit den Produkten und Dienstleistungen vieler anderer Unternehmen, dann ist doch klar, dass die Preise unmöglich höher als die Preise der etablierten Unternehmen sein können wenn die Leistung annähernd gleich ist. Somit muss billiger angeboten werden um überhaupt was zu verkaufen. Entsprechend fallen bei solchen Unternehmen die Löhne aus. Die Reaktion der etablierten Unternehmen kann dann nur de Streichung von Stellen sein, weil es nun mal nicht gehandhabt wird die Löhne mit einem Schlag um 20% zu kürzen. Also schmeißt man lieber eine bestimmte Anzahl Leute raus um dem Konkurrenzdruck standhalten zu können.

Somit sind, Daedalus, nicht die Konsumenten schuld an der Arbeitslosigkeit und den niedrigen Löhnen, sondern die gewinngeilen Unternehmen und die Leute die auch alle was vom Kuchen abhaben wollen und mit ihren neuen Unternehmen in einer Spiralförmigen Bewegung immer billiger anbieten müssen, damit überhaupt Leute ihre Produkte kaufen. Und das nennt man Kapitalismus.
 
@ Wintermute

Na du legst aber auch alles auf die Goldwage. Es ging mir um den Kapitalismus bzw. dessen Prinzip, nicht um Porsche. Ich steh mehr auf Autos mit grossen Motoren. :D

(Vorsicht, kapitalistische Propaganda im Text *fg*)
 
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Theo nur ein Satz zu deiner Kritik an meiner Ausführung:

Wenn die Konsumenten das teurere Produkt der Firma die neu auf den Markt kommt kaufen würden weil diese Firma damit wirbt, dass ihre Arbeitnehmer gut behandelt werden und hohe Löhne bekommen, dann würde diese Firma enorme Gewinne abwerfen obwohl ihr Produkt nicht das günstigste am Markt ist und die Mitbewerber müssten sich auf einmal umschauen wie sie Kunden bekommen ...
 
Ich mag dieses "Geiz ist geil" übrigens gar nicht. Vor diesem Hintergrund finde ich es wirklich lobenswert, wenn z.B. bei Galileo gezeigt wird, wie Gartengeräte in Holland von Hand geschmiedet werden, und dass die Geräte dadurch nicht nur Unikate, sondern auch technisch überlegen sind.
 
@Daedalus
Ich stehe gerade etwas auf den Schlauch. Ich verstehe nicht ganz was du mir mti deinem letzten Posting mitteilen willst. Was hat Werbung und Vertrieb mit den immanenten Marktgesetzen zu tun? Diese Gesetze würde es so oder so geben ganz egal ob eine Forma sonstwie wirbt...oder verstehe ich deinen Post falsch?
 
Diese Gesetze sind nirgendwo festgeschrieben, sondern ergeben sich aus dem Verhalten aller Individuen in einer Volkswirtschaft. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft die Aspekte Qualität, soziales Image und Umweltschutz in den Vordergrund treten und die "Geiz ist geil" Preisfixierung ablösen.

Entscheidend ist doch letztendlich nur der Nutzen/Preis und die Tatsache, dass sich Lebensqualität nicht durch das BIP alleine ausdrücken lässt ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich nicht alles in €uro ausdrücken lässt und folglich der Preis auch keine qualitativen, sozialen und umweltschutztechnischen Defizite eines Produktes oder allgemein des Produzenten kaschieren kann. Das muss nur beim Konsumenten ankommen.

Zur Zeit ist der Konsument der größte Kapitalist, Unterdrücker, Importeur, Lohndumper und Umweltverschmutzer, ohne dass es ihm eigentlich bewusst ist. Denn wir sind langsam an einem Punkt angekommen, an dem wir in den Industrienationen einerseits eine Marktvielfalt wie nie zuvor haben und sich kein Konsument mehr ernsthaft Sorgen über technische Unausgereiftheit oder Knappheit (von Energie mal abgesehen) machen muss, aber durch sein Kaufverhalten und seinen ständigen Wunsch nach der Aufrechterhaltung dieses - aus seiner Sicht als Konsument - Idealzustandes einen Wettbewerb fördert (durch den Kauf von absoluten Billig-Produkten), der nur noch einen Wettbewerbsvorteil kennt: den Preis.

Und das führt dann dazu, dass Unternehmer an jeder Ecke einsparen müssen, um noch profitabel produzieren zu können und die von ein und derselben Personengruppe - diesmal in der Rolle der Arbeitnehmer, Nörgler und Gewohnheitskapitalismuskritiker - als die "böse Wirtschaft" diffamiert werden, ohne dass hier der klare Zusammenhang zwischen dem Geiz als Konsument, dem Kauf von importierten Produkten und den Arbeitslosenzahlen gesehen wird.

Ein Einführungskurs in die VWL würde so manchem Pseudolinken ganz gut tun, damit er mal versteht, dass "die Wirtschaft" nicht durch die <6000 AGs in Deutschland repräsentiert werden, sondern durch jeden Einzelnen in diesem Land.
 
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Razor23 hat es ja schon sehr schön beschrieben ...

Um das mal wieder an meinem Lieblingsbeispiel fest zu machen:

Die Firma Trigema wirbt mit "Wir produzieren ausschließlich in Deutschland". Mag sein, dass ihre Produkte etwas teurer sind als die Sportschuhe von Aldi. Und vielleicht sind sie auch etwas teurer als die Sportartikel von Herstellern mit vergleichbarer Qualität.
Aber:
Trigema produziert nun mal in Deutschland und hier sind die Produktionskosten, gerade bei der Textilindustrie, um einiges höher als in Asien.

Wenn wir Deutschen (also jeder einzelne von uns der Sportartikel "Konsumiert") auf diesen Slogan ansprechen würde und gezielt Produkte kauft die in Deutschland produziert wurden um hier Arbeitsplätze zu sichern, dann wäre Trigema (obwohl nicht der Preis/"Leistungs" beste am Markt) auf einmal in einer sehr guten Marktposition.
Dann müssten sich auf einmal Nike, Puma und Co. umschauen wie sie in Deutschland wieder Kunden fangen.
Wenn der Druck der Konsumenten stark bleibt und die Menschen weiterhin "Produced in Germany" als wichtigsten Kaufgrund ansehen, dann müssen sich gerade diese Firmen über kurz oder lang überlegen was sie machen:

a.) Sie fangen auch wieder an in Deutschland zu produzieren. Schaffen also hier Arbeitsplätze.

b.) Sie überlassen Trigema das Feld. Dieses Unternehmen muss dann expandieren um den Markt bedienen zu können und schafft so in Deutschland neue Arbeitsplätze.

In beiden Fällen hätten wir als Konsumenten den Markt in eine, aus unserer Sicht richtige, Richtung gelenkt. Was für uns auch einen "Profit" bringt.

/edit:

Ich erlebe übrigens gerade am eigenen Leib, was Kostendruck durch die Kunden verursachen kann.

Seid Ryan Air und Co. sind die Preise für Flugtickets auf rapider Talfahrt. Die direkten Folgen bei z.B. Ryan Air sind die, dass die Mitarbeiter für einen verhältnismäßig geringen Lohn bei miesen Arbeitsbedingungen schuften müssen. Denn anders lässt sich ein durchschnittlicher Preis von unter 100€ für den Flug Hamburg-London einfach nicht halten. Weitere Folgen sind, dass man z.B. die Airbus A320 Flugzeuge die Easy Jet leased umkonstruieren musste damit noch mehr Sitze in den Rumpf passen.
Doch es geht viel weiter:
Da die Preise bei Ryan Air und Co. so um Keller sind verlangt der Kunde auch von anderen Anbietern die Preise zu senken (Geiz ist eben geil). So müssen sich auch Unternehmen wie Lufthansa und Co. zwangsläufig überlegen wie sie Kosten sparen. Das merken die Mitarbeiter, aber auch die "Lieferanten".

Denn dieser ganze Preiskampf unter den Fluggesellschaften sorgt dafür, dass auch die Anschaffungskosten für die Flugzeuge rapide sinken müssen. Da es nur 2 große Anbieter für Flugzeuge dieser Größenordnung gibt, werden diese eiskalt gegeneinander ausgespielt.
Dies führt dazu, dass die Flugzeughersteller sich mit Rabatten überbieten müssen um Aufträge an Land zu ziehen. Das geht so weit, dass mittlerweile teilweise nur 50% des Listenpreises gezahlt werden.
Die direkten Folgen hieraus erfahre ich gerade am eigenen Leibe. Mitarbeiterentlassungen, Kostensenkungen, Werksverkäufe, ...
Doch es geht noch weiter. Es gibt ja noch die Zulieferindustrie für Airbus und Boeing. Diese wird natürlich auch den Kostendruck erfahren, der vom Kunden an die Fluggesellschaften und von den Fluggesellschaften an die Hersteller weiter gegeben wird. Auch hier leiden die Arbeitenehmer darunter ...

So hat der Kunde mit seiner "Geiz ist geil" Einstellung dafür gesorgt, dass zehntausende von Menschen hart Einschnitte hinnehmen müssen. Naja egal... Hauptsache, man kann für 60€ Hin und Zurück für 2 Tage nach London fliegen ...
Die Folgen interessieren einen nicht und sind ja eh Verursacht durch das Management ... :freak:
 
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Ich habe 7 Semester VWL hinter mir...und nur um einmal ganz ehrlich zu sein: Diese Methodenfummelei aus den Grundkursen ist erschreckend. Da wird eine Methode zusammengebastelt damit am Ende auch ja das gewünschte Resultat rauskommt. Das nenne ich doch mal Wissenschaft. Packe vorne das rein was du als Ergebnis wünscht und schwupps oh Wunder kommt hinten ja auch noch das "richtige" raus und das wird dann auch noch als Abbild der Wirklichkeit verkauft. Arme bürgerliche Wissenschaft. Einer der sich auf die in den Universitäten gelehrte, vom Staat ausgehaltene und bezahlte VWL bezieht kann dementsprechend auch nur mit dem VWL Methodendualismus argumentieren...und dieser dreht sich wie eben beschrieben nur im Kreis. Sprich: Derjenige sagt genau nichts.
 
Nun ich sagte inhaltlich sehr viel und habe es dir durch praktikable Beispiele aus der aktuellen Wirtschaftswelt zu verdeutlichen versucht.

Anstatt also lang und breit über das Studium der VWL zu reden solltest du diese Beispiele einfach mal aufgreifen und inhaltlich zu den gemachten Aussagen Stellung nehmen.
 
Nunja sowas nennt sich auch Wettbewerb und Kapitalismus. Klar liegt es an Geiz-Ist Geil, aber nicht nur beim Enkunden, wie das hier wieder dargestellt wird, sondern Geiz ist auch bei Firmen geil und Profitmaximierung ist genauso geil. Der bessere (im weitläufigen Sinne) oder billigere setzt sich durch und gewinnt.

Denn glaubt jemand ernsthaft, wenn zb. eine Export-Firma in China die Preise für ihre Waren bei uns um 50% erhöhen würde und wir da sauch gerne bezahlen würden, dass davon nur 1 chinesischer Mitarbeiter mehr verdienen würde?
SO simpel ists dann doch nicht.

Es liegt also auch mit an den Unternehmen, die ihre Vermarktungsphilosophie und Wettbewerb rein über Preis und Kosteneinsparungen vollziehen.
Das KANN an der Nachfrage nach Niedrigstpreisen beim Kunden liegen,
es KANN aber genauso auch an einem künstlich erzeugten Bedarf beim Kunden liegen (billiger kommt immer gut an und schadet nix), um seine eigenen Marktanteile im Wettbewerb gegenüber der Konkurrenz zu vergrössern, also an den eigen gesteckten Prioritäten der Firma
und es KANN auch an der Überschussproduktion und dem Überangebot (nicht nur von Waren, auch Mitwettbewerbern) ansich liegen. Denn hoch spezialiserte Firmen, auch in D mit sehr hohem Know How sind in der Regel nicht die günstigen, weil sie es nicht müssen. Weil der Kunde eben weniger Auswahl hat und die Konkurrenz rarer das nötige Know How. DAS kann Vor- und eben genauso Nachteile haben, je nach Sichtweise. Ich rede jetzt übrigens nicht von Monopolismus!

Druck entsteht jedenfalls bei all diesen Varianten.
Ich glaube ein Schnitt aus allen, wird wohl den Ursachen am nächsten kommen.
Nur an einer Stelle anzusetzen und Schuld zuzuweisen bringt hier garnix.
 
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Natürlich wollen Unternehmen Gewinne maximieren. Das ist auch sehr gut so. Denn so werden Innovationen gefördert.

Doch wir als Konsumenten definieren durch welche Methoden ein Unternehmen Gewinne erzielt. Das liegt einzig und allein bei uns!

Wir können die Unternehmen bestrafen, die Gewinnmaximierung auf Kosten der Arbeitnehmer betreiben. Und wir können Unternehmen belohnen die ein "soziales Gewissen" haben.

Wenn uns als Konsument dieser Gedanke aber scheiß egal ist und wir sogar noch bei dem Händler kaufen gehen der mit "Geiz ist geil" im TV wirbt, dann haben wir es selbst schuld, dass die Arbeitnehmer unter diesem Kostendruck leiden.
 
Es werden aber nicht NUR Innovationen gefördert. Das System bzw. der Verlauf dieses Systems zwingt die Unternehmen zu Proftmaximierung, um am Markt zu bleiben und nicht gefressen zu werden. Der Finanzmarkt spielt dabei keine ganz unerhebliche Rolle. Das gilt vorallem für "Global-Player".

Und auch die Lufthansa muss weltweit konkurrenzfähig bleiben. Das liegt nicht nur an den Trittbrettfahrern, Billig-Airlines und Endkonsumenten. Die Billig-Airlines verkaufen über Masse statt Klasse, agieren in ihrem Marktsegment. Selbst wenn die ihre Preise um 50% erhöhen würden, rein zugunsten ihrer Mitarbeiter, hätte die Lufthansa noch ein Problem, da sie immer noch günstiger wären. Es liegt also auch am Wettbewerb ansich, welcher der Lufthansa Marktanteile wegschnappt und sich das ganze so wie bisher eben nicht mehr rechnet.
 
Ich verstehe ja deine Beispiele Daedalus und ich brauche dazu auch keine Stellung zu nehmen weil du die Beispiele ja auch schlüssig darstellst. Wenn da bloß der von dir gewählte Rahmen nicht so eng wäre. Du kritisierst in keinster Weise den Nährboden der es überhaupt ermöglicht, dass solche Konsumenten durch ihre Gesellschaft "erzogen" werden. Den Slogan "Geiz ist geil" hat sich bestimmt nicht "der Konsument" ausgedacht sondern die Marketingabteilung von MediaMarkt um höhere Umsätze zu erwirtschaften. Die Spirale, die sich aus der steigenden Zahl von Unternehmen (auch kleinen und mittelständischen) ergibt und dass sich daraus mit Notwendigkeit keine hohen Löhne und damit keine Bereitschaft zum Bezahlen hoher Prise ergibt betrachtest du gar nicht.

Bei alledem sollte man nicht nur die Gesetze des Marktes betrachten sondern auch die Gesetze der jeweiligen Länder die nun mal den uneingeschränkten Besitz von Produktionsmitteln per Gesetzeslage erlauben, und das weil diese Staaten abhängig sind von Steuergeldern und entsprechend nach oben wie nach unten kaum Begrenzungen setzen, so dass sich der Kapitalismus einfach austoben kann. Wenn dann Arbeitslosigkeit, Politikverdrossenheit, allgemeine Unzufriedenheit entsteht will aber keiner Schuld sein.
 
@th3o
Nur ergänzend, der Slogan kam von Saturn, Mediamarkt ist nicht blöd und jetzt sau billig. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hehe, und verkauft noch das alles und noch viel mehr! Zum Beispiel Memorysticks zum 3-fachen Preis. ;)

@Th3o:
Das ist ja das Problem eines sich angeblich selbst regulierenden Marktes. Weder die eine noch die andere Seite ist sonderlich interessiert dran wie es in 5 Jahren aussieht. Die Konsumenten machen die Augen zu und kaufen alles was billig wie die Sau ist und die Industrie geisselt sich gegenseitig mit immer kürzeren Produktzyklen oder immer billigeren Produkten, worunter dann alle leiden.
 
Relict schrieb:
Nur ergänzend, der Slogan kam von Saturn, Mediamarkt ist nicht blöd und jetzt sau billig. ;)

nur ergänzend, MediaMarkt und Saturn gehören beide der Metro und folgen als vermeintliche 'Konkurrenten' das Ziel einer Marketingabteilung ;)
 
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