@Idon
In diesem speziellen Punkt sind wir beide nicht einer Meinung. Aber das ist ja nicht schlimm.
Denkst Du wirklich, dass ein (Online-) Händler die Wahl habe, sich auszusuchen mit wem er kontrahieren möchte? Ich meine nicht theoretisch, sondern konkret praxisbezogen. Denkst Du nicht, dass gerade im Onlinehandel der Kunde eher gesichtslos ist? Dass also der Händler gar nicht wissen kann, von wem er gerade mittels Bestellung ein Vertragsangebot bekommt? Zugegeben, es gibt Auskunfteien wie Schufa oder Crefo. Aber deren Dienste kosten. Und dies wären Kosten, die mal wieder jeden ehrlichen Kunden treffen würden. Mal abgesehen davon sind die Auskünfte dieser Auskunfteien alles andere als zuverlässig.
Jedoch auch im stationären Handel, wo sich Händler und Verbraucher persönlich begegnen, kann der Händler den Kunden nicht durchleuchten. Menschen mit einem fiesen Charakter sieht man das eben nicht immer sofort an. Und hier ist nicht einmal die Abfrage bei einer Auskunftei möglich.
Für den stationären Handel jedoch sind zwei Kategorien zu bilden: die Discounter und den Fachhandel.
Discounter betrachte ich eher wie den Online-Handel. Discounter und Onlinehandel haben gemein, das mit geringsten Margen nur über große Stückzahlen Gewinne erzielt werden können. Jeder Servicefall eines Kunden kommt einer Katastrophe gleich (etwas übertrieben formuliert, zugegeben, aber in der Sache trifft es das). Eine einzige Reklamation oder ein einziger Widerruf, und der Händler ist bezüglich dieses konkreten Artikels bereits im Minus. Und zwar deshalb, weil das zur Bearbeitung benötigte Personal teurer ist als der mit dem Artikel erzielte Gewinn. Bei einem einfach zu bearbeitenden Fall wohlgemerkt, der schnell abgeschlossen werden kann.
Diese Händler müssen sich ganz einfach BEVOR sie dem Käufer gegenüber eine Erklärung abgeben rückversichern, was sie vom Hersteller überhaupt bekommen werden.
Warum soll das die Sache des Kunden sein?
Weil dieser Kunde sich beim Kauf ganz bewusst für besten Preis zu weniger Service entschieden hat!
Denn nun kommen wir zu der zweiten Kategorie im stationären Handel, dem Fachhandel.
Hier sind die Preise längst nicht so toll wie online oder bei Discountern, sondern erheblich teurer. Dafür ist aber gerade der Fachhandel dafür bekannt, mit ganz anderen Serviceangeboten zu werben. Der kleine Computerladen von nebenan, bei dem ich die gesamte berufliche Hardware gekauft habe, würde bei Ausfall eines meiner Systeme sofort vor Ort sein und mir für die Zeit des Einschickens der defekten Hardware leihweise (und somit umsonst) Ersatzhardware dalassen. Danach bräuchte ich die erst gar nicht zu fragen, das würden sie von sich aus machen.
Vom Fachhandel, da kann man als Kunde mehr erwarten an Serviceleistungen. Auch die schicken ein, sind aber in aller Regel bereit, das System einsatzbereit zu halten während dieser Zeit, und machen dies überwiegend kostenlos. Aber der Fachhandel hat seinen Preis.
Bezüglich des Fachhandels würde ich mich Dir anschließen.
Dein Argument mit dem Einkalkulieren in den Preis kann ich in Zeiten der Online-Recherche, Preisvergleiche, minimalster Margen sowie globalen Wettbewerbs unter anderem sogar mit Ultra-Giganten wie Amazon, so nicht gelten lassen. Es suggeriert, der Händler wäre in seiner Preisgestaltung frei. Wir alle wissen aber, dass ganz besonders in Deutschland man nicht bereit ist, für besseren Service auch mehr zu bezahlen. Der Händler ist nicht frei in seiner Preisgestaltung. Er steht in Wettbewerb mit anderen Händlern, die ebenfalls einschicken würden und einige Wochen Wartezeit hätten.
Einige Händler wie etwa Caseking (das sieht man hier im Forum bei denen sehr schön) sind zwar etwas teurer, bieten aber schon besseren Service. Die kümmern sich wirklich. Aber auch sie schicken ein (mit Ausnahme einiger spezieller Produkte), auch bei ihnen gibt es mehrwöchige Wartefristen.
Bei einigen Grafikkarten wirbt Caseking sogar mit einem Sofortaustausch, sofern sie vor Ort den Fehler reproduzieren können. Wenn man es als ohnehin selbstverständlich betrachtet, keine oder kaum Wartezeiten hinnehmen zu müssen, dann wäre das eine ziemliche Anti-Werbung. Denn man würde denken: "Wie, nur bei diesen Grakas? Bei allem anderen etwa nicht?"
Da menschliche Arbeitskräfte den größten Kostenfaktor ausmachen, sind die Serviceabteilungen der Unternehmen zumeist an ihrer Belastungsgrenze organisiert. Denn dieser Bereich ist reiner Kostenfaktor.
Damit es die Unternehmen und Hersteller nicht übertreiben und monatelange Wartezeiten enstehen, hat die Rspr ja in hunderten oder tausenden von Urteilen Grenzen für die Dauer einer Reklamation abgesteckt. Diese hatte ich oben schon angesprochen, wobei ich sie natürlich nicht alle kenne. Die mir bekannten verbraucherfreundlichsten Urteile haben nach 4 Wochen Wartezeit gesagt, nun sei Schluss. Ungefähr gleich viele legten sich auf 8 Wochen fest. In den Verfahren wurde auch immer berücksichtigt, welche Gründe für die Wartezeit angegeben wurden.
Eine recht sichere Strategie für einen Käufer, der nicht ewig warten möchte, ist es, nach Ablauf von 4 Wochen die Durchführung der Reklamation einzufordern und hierzu eine Frist von 2 Wochen zu setzen. Passiert nichts, eine kürzere Nachfrist von 1 Woche unter Androhung des Rücktritts (oder anderer gewünschter Sekundärrechte). Damit können nach 7 Wochen die Sekündärrechte (Rücktritt, Minderung) geltend gemacht werden und man ist vor den meisten Gerichten auf der sicheren Seite.
Summa summarum:
Wer keine Wartezeiten von mehreren Wochen bei Reklamationen hinnehmen kann oder will, muss zum Fachhandel gehen und dort teurer kaufen. Und sich dort natürlich vorher über die Serviceangebote des Fachhandels informieren.
Wer online oder bei Discountern kauft, bekommt die Ware günstiger, muss aber längere Wartezeiten im Falle einer Reklamation akzeptieren. Auch wenn er sein System dann nicht nutzen kann. Der Kunde kauft sich dieses Risiko über den Preisvorteil mit ein. Es ist seine Entscheidung, wo er kauft.
Ich finde es falsch zu versuchen, aus Händlern, die solchen Service nicht bieten können aufgrund ihrer Preisgestaltung, den maximalen Service herauszupressen.
Und rechtlich gibt es das auch nicht her. Und das weißt du auch ganz genau.