Ich sehe bei eurer Diskussion eigentlich ein großes Problem.
Andy8891 möchte etwas ändern. Was er aber ändern möchte, ist der Kapitalismus. Und nicht das, bei dem man Einfluss hätte, nämlich den Staat. Man muss einfach nur beides ein wenig trennen, und den Kapitalismus separat betrachten. Viele der von ihm geforderten Dinge lassen sich nämlich trotz des Kapitalismus durchsetzen. Es bedarf nur einer Umverteilung der jetzigen Einnahmen. Es müssten keine weiteren Einnahmen her. Dies wird aber nicht geschehen, da die Machthaber ja genau die sind, die das System vorschlagen und einführen. Es geht immer noch sehr viel Geld für diejenigen drauf, die es nicht nötig haben. Gleichzeitig steigen die Schulden und auch die Zahlung der Schuldenzinsen.
Ein unendliches Wachstum ist im übrigen anzustreben, damit man nicht in Stagnation endet. Es soll kein Stillstand kommen. Unsere Welt funktioniert nun einmal mit einem Kapitalismus, man könnte ihn versuchen für Deutschland zu ändern, dann wird Deutschland zu einem dritte Welt Land werden. Das heißt man muss (erst einmal) mit dem leben, was man hat, und das versuchen so gut wie möglich umzusetzen.
Dazu zählt auch, dass man auf Geld verzichtet für Gerechtigkeit. Möchte man, dass Uli Hoeneß Geld bezahlt und alles ist gut? Oder dass er ins Gefängnis kommt, weil er eben Steuerbetrug begangen hat? Was ja letzten Endes bedeutet, dass er alle Bürger der BRD um sein Geld gebracht hat. Er gehört wohl genauso bestraft wie jemand mit weniger Einkommen. Knast ist Knast.
Nehmen wir an durch eine super Bildungspolitik, hat jeder einen Masterabschluss. Wird dann Personal "ausgetauscht", dh. man wird zur Auswanderung gezwungen, weil es in Deutschland nicht genügend Stellen gibt? Gleichzeitig holt man billige Arbeitskräfte aus Ländern ohne Bildung.
Das hier muss man wirklich breit ausschlagen um es zu erklären. Nehmen wir also an, jeder in Deutschland hat einen Masterabschluss. Dann ist in Deutschland der Masterabschluss nichts besonderes mehr. Man hat eine Art von Tabelle, wie die Noten sind, und berechnet daher für jeden Arbeitnehmer anhand der Tabelle einen Punktestand aus. Mit diesem Punktestand werden die Menschen mit ihrem Abschluss vor der Arbeitsanstellung voneinander unterschieden. Die mit dem höchsten Punktestand bekommen den Job.
Da die Bildungspolitik super ist, gehen wir davon aus, dass diejenigen, die nun "übrig" bleiben, höhere Qualifikationen haben, als der Durchschnitt im Ausland. Ferner werden diejenigen, die hierzulande nichts bekommen an Arbeit, im Ausland ein für die dortige Verhältnisse besseres Gehalt bekommen (möglicherweise weniger als in Deutschland, aber in Deutschland sind die Lebenshaltungskosten höher; er bekäme in Deutschland 3000€ netto, er bekommt 2000€ netto; Alles ist 50% billiger= Gewinn).
Das bedeutet, die Chancen, in anderen Ländern Arbeit zu bekommen sind hoch. Man ist ja hoch qualifiziert.
Jetzt in Deutschland. Dadurch, dass "ausgesiebt" wird, ist der Stand der Fachkräfte relatv hoch, gleichzeitig braucht man auch nur noch welche, die diesen Stand übertreffen. Reguliert werden muss nun die Ankunft von Menschen aus dem Ausland. Eine Fachkraft mit Master, welche im Raster unter denen liegen, die schon aussortiert wurden, bzw. unter die Grenze fallen, die, auch wenn es böse klingt,
kann man nicht brauchen, denn die gehen ja selber ins Ausland, um zu arbeiten. Damit fallen mal wieder eine Menge Personen weg. Man braucht ja Fachkräfte, welche
besser sind.
Wenn man nun gleichzeitig in Deutschland die Sozialsysteme verändern würde, das bedeutet, dass Arbeit sich für die Gegenwart lohnt (Lohn), dass sich Arbeit für die Zukunft lohnt (Rente), wenn die Kinder und Alten versorgt sind (Sicherheit) und die Bildungspolitik eine sehr gute ist (Zukunftssicherheit für die Kinder), die Krankenkassen gleich behandeln (Sicherheit), man nicht enteignet wird (Sicherheit), dann lohnt es sich in jedem Fall, in Deutschland zu bleiben. Das wird alles reguliert vom Staat. Dort ist nichts reguliert durch den Markt. Der kapitalistische Markt kann fluktuieren wie er will, es ändert nichts an den Sicherheiten. Jetzt ist also alles abgesichert. Man
braucht jetzt überhaupt keinen Job mehr, bei dem man sehr viel verdient. Es werden nun auch Jobs attraktiv, die vorher nicht attraktiv waren. Alle haben den Master. Aber dennoch braucht man Reinigungsfachkräfte, man braucht Müllwagenfahrer, man braucht Busfahrer, Taxifahrer, Verkäufer, Kassierer, etc. etc. Warum sollte man so einen Job nicht als Master machen? Das wiederum bedeutet, dass die Arbeitslosigkeit in einem gewissen Rahmen niedrig bleibt. Es verhindert nun auch, dass eben die von Andy genannten "billigen Arbeitskräfte ohne Bildung" ins Land holt. Nein man braucht die hiesigen Leute nur mehr reizen. Wofür gebe ich mehr Geld aus? Für jemand, der Arbeitslos ist, und dem ich an Hartz 4 700€ jeden Monat überweise? Oder jemand, der als Verkäufer arbeitet, 8,50€ Stundenlohn bekommt, dem ich aber durch Steuer/Sozialabgabenvergünstigungen seine 1200€ netto lasse? Und zwar selbst dann, wenn ich zu seinem Nettolohn auf 1200€ aufstocke. Bei 8,50€ Stundenlohn und 173,2 Stunden Arbeitszeit gemittelt im Monat sind wir bei 1472,2€ brutto. Das in einen Brutto/Netto-Rechner kommen wir auf ca. 1100€ netto. Jetzt bekommt derjenige 100€ dazu, dann hat er 1200€ netto. Das ist nicht wenig. Und kostet demnach den Staat: nichts. Dieser nimmt ja sogar 272,2€ ein. Als Sozialabgaben, anstatt wie bisher bei einem Arbeitslosen mit H4 ca. 700€ zu bezahlen. Wenn das kein Vorteil ist, weiss ich es nicht. Das Spiel mit den Subventionen von
Bürgern anstatt Unternehmen kann man dabei sogar noch weiter auf die Spitze treiben. Wozu führt das? Das führt dazu, dass die Unter-/Mittelschicht entlastet wird. Das senkt die Ausgaben für Arbeitlose, das lässt mehr Spielraum für die Umverteilung. Eine sozialere, keine gerechtere Umverteilung. Es sorgt für Sicherheit. Es sorgt dafür, dass man in Deutschland arbeiten WILL. Dass man es aber auch als Arbeitsloser nicht scheuen muss. Es sorgt dafür, dass wenn solche Jobs von Menschen in Deutschland gemacht werden, Menschen ohne Bildung aus anderen Ländern,
nicht benötigt werden. Das wiederum bedeutet weniger Kosten, wenn diejenigen Menschen dann keinen Job hätten. Und deren Familien nicht versorgt werden müssen. Das sorgt dafür, dass es weniger Aufstockrenten im Alter gibt. Geld wäre für vernünftige Renten vorhanden (siehe bitte separaten Thread). Das alles sorgt für eine Verbesserung für die bisher untere und mittlere Schicht, ohne einen signifikanten Mehraufwand durch höhere Steuern und Sozialabgaben zu erreichen, ich würde behaupten, dass das sogar demografiegeschützt ist. Dadurch, dass nicht von außen mehr Menschen nach Deutschland kommen und dadurch Kosten entstehen.
Soviel würde es bringen, wenn man den Sozialstaat verändert/verbessert, Geld umlegt, die Bildung in Deutschland erhöht. Und kein bisschen am Kapitalismus herumrührt.