Wer nicht widerspricht, wird Organspender

Habe ich irgendwo gesagt, dass ich gegen Organspende bin?
Leute, wieso kommt ihr immer wieder mit der Leier vom Sinn einer Organspende? DAS ist hier NICHT das eigentliche Thema!
Würde dies wie nach eurer Meinung über ALLEM stehen, würde es überhaupt kein Widerspruchsrecht geben! Es geht hier um Prinzipien eines Rechtssstaates, die Willkür und folglich entgültige Unterwanderung der Rechtssicherheit, bei Leuten die bisher weder für noch gegen gestimmt haben.
Immer wieder kochen bei solcher Art Themen die Emotionen hoch und es wird versucht weiteres Unrecht damit zu legitimieren.

Leben wir in einem Selbstbedienungsladen? Das empfinde ich als asozial.
Klärt die Leute endlich richtig auf oder stellt Rahmenbedingungen für Alternativen bereit, dann bekommt auch jeder sein benötigtes Organ, aber versucht bitte nicht das eigene bisherige Versagen auf die hinterfotzige Art zu relativieren.
 
Wann soll die Entscheidung denn fallen? Als ich mich das letzte mal mit dem Thema beschäftigt habe war ich noch nicht volljährig...wenn es nicht so kommt, werde ich mir auf jeden Fall einen Ausweis zulegen. Klar ist das Recht selbst zu bestimmen was mit seinem Körper passiert wichtig, aber ich persönlich wäre auch sauer wenn Verwandte, Freunde oder ich sterben müssten weil einer gerne mit Leber beerdigt werden würde...
 
Relict schrieb:
Es geht hier um Prinzipien eines Rechtssstaates, die Willkür und folglich entgültige Unterwanderung der Rechtssicherheit, bei Leuten die bisher weder für noch gegen gestimmt haben.
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Das ist doch Unsinn.
Es wird immer wieder was geändert und viele Sachen erfährt man nunmal nicht ,sondern muss sich erst informieren.
Wer das nicht macht, hat ständig Nachteile im Leben. IM LEBEN.

Das fängt bei so Kleinigkeiten wie Tempolimit an. Wo jahrelang kein Limit herrschte und dann Tempo 100, muss ich zahlen wenn ich dann zu schnell war,obwohl ich das nicht wusste.
"Unwissenheit schützt vor Strafe nicht". Genauso darf Unwissenheit nicht vor Leben retten stehen,qausi "Unwissenheit schützt vor Leben retten nicht".
Das da welche Probelem damit haben ist mir unbegreiflich.


Dem Toten ist das doch Scheissegal ob er Organe entnommen bekommt, verbuddelt wird, verbrannt oder die Haut abgezogen bekommt um in diesen Körperschauen ausgestellt zu werden.
Dem Toten ist das völlig egal. Nur Verwandte danach oder man selbst vorher macht sich Gedanken. Aber im Grunde ist das egal,weil wenn man Tod ist,ist man nur noch eine verfaulende Masse Fleisch.
Ein Würmer 12 Gänge Menü :D

Und seien wir ehrlich,wenn man einen Toten fragen könnte, ob er einen Teil seiner Organe spenden wollte um Leben zu retten,würden die meisten sofort ja sagen
 
@Relict:
Der einzige der hier hochkocht bist du. ;)
Dir geht es um den Rechtsstaat, mir geht es um Eigenverantwortung. Nochmal: Wenn mir etwas so am Herzen liegt, das ich es in keinem Fall möchte, dann informiere ich mich selbstständig.

Immer wird nach Freiheit geschrien, nur nicht bei den unangenehmen Sachen. Ein Großteil der Bevölkerung sollte sich mal mit dem Thema Eigenverantwortung beschäftigen. Wähle ich einen Beruf der mir am Ende keinen Spaß macht, habe ichs halt verkackt. Davor warnt mich vorher auch keiner.

Auch könntest du mir nochmal das Problem an einer Organentnahme erklären, weil darum geht es ja hauptsächlich, sonst wäre dir das Thema ja auch egal. Der Körper sieht aus wie vorher, liegt im Sarg wie vorher auch. Alle Welt denkt man würde als Matschhaufen im Sarg liegen und die Angehörigen würden bei dem Anblick nie wieder ruhig schlafen können ...

Nur ein paar Organe fehlen und andere Leute müssen bei deutlich mehr Spendern eben nicht mehr 6 Jaher sondern nur noch 2 auf ein passendes Organ warten oder, im Extremfall, nicht sterben.

Da fällt keinem ein Ei aus der Hose. Alle tun wie die Samariter, aber kein Arsch hat einen Spendeausweis. Obwohl informiert wird.
Wenn keiner helfen will, muß man eben "Freiwillige" suchen. Wie damals im Sportunterricht (du, und du, und du).

Aber wir drehen uns im Kreis. Die Meinungen darüber sind klar.
 
@ComputerOpfer
Wie ich schon auf Seite 1 (#17) geschrieben habe, gilt für diesen Thread Folgendes:

keshkau schrieb:
Ein ganz anderes Fass, das ich hier nicht extra aufmachen will, ist die Überlegung, wann jemand tot ist. Darüber können sich die Gemüter ebenfalls schnell erregen. Aber wem die gültige Definition (Hirntod) nicht gefällt, der kann ja widersprechen.

Kleiner Exkurs dazu:

Nehmen wir an, jemand liegt mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation eines Krankenhauses, wo er an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen ist. Der Zustand des Patienten verschlechtert sich so weit, dass der Hirntod eintritt, der von zwei Ärzten unabhängig voneinander festgestellt wird. Damit bist Du nach offizieller Lesart tot, weil Dich jetzt niemand mehr ins Leben zurückholen kann.

Wenn Du nach dem Vorschlag der Ethikkommission nun nicht der Organspende widersprochen hast und auch Deine Angehörigen einverstanden sind (die werden nämlich auch noch gefragt), würde man Dir beispielsweise eine Niere entnehmen. Während dieses Eingriffs bleibst Du an der Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Von außen betrachtet machst Du dann einen gar nicht so leblosen Eindruck, weil versucht wird, die übrigen Körperfunktionen (ohne Hirn) aufrechtzuerhalten. Du bist aber trotzdem schon tot.

Ende des Exkurses.
 
Der Spiegel 38/2005 schrieb:
Hirntote sind in Wirklichkeit sterbende Menschen, denn der menschliche Körper stirbt langsam und Schritt für Schritt. "Unstrittig" ist dabei auch, "dass der Stoffwechsel in den Körperzellen noch eine Weile weiterläuft, wenn der Mensch eigentlich schon tot ist ..."
D.h. schon für tot erklärt wurde, während er aber immer noch stirbt, doch während dieses Prozesses bereits auf die technische Organentnahme hingearbeitet wird, nicht mehr auf Sterbebegleitung. (das Wort "Hilfe" habe ich jetzt bewusst nicht gewählt!)

Aus biologisch Toten werden nunmal keine toten Organe gespendet, sondern aus gesetzlich definierten Hirntoten, aufgrund derzeit wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ist-Stand. Die Organe müssen aus dem LEBENDEN Körper entnommen werden, wo lediglich ein Organ (Gehirn) - derzeit irreparabel - bereits versagt hat und weitere Gerätemedizin wohl wenig Sinn macht. Das damit manche Menschen ein Problem haben, kann ich nachvollziehen und respektiere es, konsequenterweise auch noch innerhalb deren Sterbevorganges. Genauso gilt das auch für auch für alle anderen Gründe. Auch eine Beisetzung ist für viele nicht nur ein symbolischer Akt, sondern auch u.v.a. ein religöser.
Aber das geht mir eigentlich ja auch nichts an und ich will und werde da auch nicht anmaßend sein. Der Gesetzgeber will dies nun aber.

Eigenverantwortung hin oder her, hier geht es um Einschnitte im Selbstbestimmungsrecht. Das Thema Tod ist nunmal in der Gesellschaft ein verdrängtes. Die wenigsten von uns werden schon ihre Bestattung organsiert und vertraglich festgelegt haben. Und umso jünger und gesünder die Menschen, umso seltener haben sie auch ihr Testament verfasst. Ansonsten entscheidet auch der Staat oder die Angehörigen (sofern vorhanden), wenn man nicht seinen Ar... rechtzeitig hebt. Habt ihr dies denn auch schon geregelt und euren Ar... dafür gehoben? Oder gar doch nicht pers. so vordergründig wichtig? Es ist immer einfach anderen was zu unterstellen.

Das Thema Tod ist auch politisch ein gern immer wieder angegangenes Thema. Eben weil viele es verdrängen und sich folglich weniger informieren, wird es viel zu schnell ausgenutzt. Hier kann man auch schnell mal ohne grösseren zu erwartenden Widerstand zb. die Erbschaftssteuer erhöhen oder Sterbegeld abschaffen. Und über die Kosten einer Bestattung brauchen wir ja garnicht erst sprechen. Selbst die Sterbebescheinigung/ Feststellung des Arztes ist nach Tod privat zu tragen, wie eben alles.

So und man könnte natürlich vermuten, dass die Mehrheit der Unentschiedenen der Organspende prinzipiell zustimmen würde. Aber warum tuen sie es dann nicht? Vielleicht auch, weil sie bisher zögerten, aus Unsicherheit und Uninformiertheit über die Durchführung bzw. diesen gesamten Themenkomplex? Klar Gleichgültigkeit kann man immer unterstellen, genauso wie die Schuld und Verantwortung anderen zuschieben.

Genauso könnte man auch Egoismus oder Verblendung unterstellen, doch oft lässt die Selbstreflexion und innere Uneinigkeit derjenigen darüber das Thema verdrängen und führte bisher nicht zur direkten pers. festen Widerspruchsentscheidung. Es bestand ja auch keine zwingende Notwendigkeit. ("meine Verwandten werden zur Not schon das richtige entscheiden")

Doch diese Änderung könnte nun auch genau nach hinten losgehen. Denn wer bisher zögerte und jetzt eine Entscheidung treffen MUSS, könnte sich genauso auch bis zu seiner Meinungfindung vorläufig oder im Zweifel endgültig dagegen entscheiden. Denn reagiert er garnicht, nimmt allen ja nun wiederum im Zweifel der Staat diese Entscheidung vorweg und ab. Also wird man indirekt gezwungen sich sofort zu entscheiden. Zu lange Bedenkzeit könnte da im ungünstigsten Falle ein womöglich ungewünschtes Resultat erzielen. Man weiss ja nie wie es noch im Leben kommt, Situationen und Meinungen können sich ja im Laufe eines Lebens noch mehrmals ändern.

Ob dieser verfassungsrechtliche Einschnitt mehr Organe fabriziert, bleibt auch noch abzuwarten, zumindest nicht mehr freiwillige Organe.
Ich denke die wirklichen Ursachen für Organmangel liegen an noch ganz anderen Stellen.
Und jeder mit ein bisschen Erfahrung kann doch erahnen, wie eine geplante und geforderte bessere Aufklärung in der Praxis (in beiden Wortbedeutungen) ablaufen wird. Keiner will mal wieder hohe Beratungskosten dafür tragen oder teure, aber nötige Zeit investieren.
Der Arzt oder die Praxishilfe fragt nebenbei mal nach Organspendeausweis und Ja oder Nein. (Hätten sie ja eigentlich auch schon bisher tun können!) Die Beratungszeit für dieses komplexe Thema ist wie immer viel zu knapp. Oft ist diese ja aus bekannten Ursachen nicht mal für die Behandlung selber angemessen, zumindest zunehmend in der gesetzl. KV.

Das Thema Organspende ist nunmal sehr komplex, eben nicht nur rein technisch und simpel zu betrachten. Doch genauso wichtig sind auch die Grundrechte eines jeden. Die Frage ist also der Kompromiss. Und da befand ich die bisherige Lösung als völlig ausreichend. An der konsequenten Durchsetzung hats doch wiedermal nur gemangelt. Wir brauchen nicht ständig neue Gesetze, Änderungen Erweiterungen, wenn die bisherigen nur mal endlich ausgeschöpft und angewendet würden. Aber das ist ja nicht nur bei diesem Thema so.

Klar kann man mit Organspende Leben retten. Eben ein Totschlagsargument, was scheinbar - auch für den Ethikrat - alles rechtfertigt, wäre er nur so engagiert und konsequent auch in allen anderen Dingen.

Aber es stimmt schon, wir (alle) drehen uns auch bei diesem Thema nur im Kreis. Doch wie auch immer, die endgültige Entscheidung über diese Änderung liegt sowieso kaum in unseren Händen.


Hier noch ein paar Pressestimmen:

thueringer-allgemeine schrieb:
"Wer bei ethischen Fragen die Freiheit des Menschen als oberstes Gebot der Menschenwürde zu Grunde lege, müsse im Zweifel auch damit leben können, dass jemand sich ausdrücklich nicht entscheide, erklärte der CDU-Politiker Volker Kauder."

Der SPD-Gesundheitspolitiker Wolfgang Wodarg warnte vor der Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts. Seine Kollegin Carola Reimann sah in dem Vorstoß hingegen einen "Impuls, den wir aufgreifen sollten". Es gehe darum, dass sich jeder für oder gegen Organspenden erkläre. Die FDP will weiter an der bislang geltenden Regelung festhalten, wonach der Betroffene oder seine Verwandten eine Entnahme ausdrücklich erlauben müssen. Jeder Eingriff in den Körper bedürfe der Zustimmung, so Michael Kauch (FDP).

Auch die Grünen kritisierten dieses Modell. Der Vorschlag des Ethikrates sei «ein Anschlag auf das verfassungsrechtlich garantierte Selbstbestimmungsrecht des Menschen», erklärten die zuständigen Sprecherinnen Biggi Bender und Elisabeth Scharfenberg. Das Ziel, mehr Organspenden in Deutschland zu erhalten, könne auch auf anderem Wege erreicht werden.

Märkische-Oder Zeitung schrieb:
Akt auf dem Drahtseil
Es ist ein Akt auf dem Drahtseil, den der Ethikrat mit seiner Stellungnahme zu Organspenden da vollführt. Nach dem Grundgesetz ist die Würde des Menschen unantastbar - auch im Tod. Also hatte er abzuwägen: die Würde des potenziellen Organspenders gegen die Würde des vom Tode bedrohten Organempfängers. Der Gesetzgeber wird sich darauf einstellen müssen, dass es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen wird. Denn letztlich unterläuft er damit das Recht des Menschen am eigenen Körper.

Der Spiegel schrieb:
"Skandal" in Kliniken
Ein weiteres Problem sieht der Ethikrat in den Kliniken: Bei weitem nicht alle würden sämtliche möglichen Organspender angeben. Taupitz nannte es einen Skandal, dass nur 45 Prozent der Kliniken mit Intensivmedizin potentielle Spender meldeten, selbst wenn diese einen Spenderausweis besäßen. Sie scheuten den Aufwand oder fürchteten, ihre Kosten nicht ausreichend erstattet zu bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das erste Teil des Spiegel-Zitates ist allerdings nur die Wiedergabe einer Meinung und nicht unbedingt eine unbestrittene Tatsache. Richtig ist, dass der Stoffwechsel nicht von einer auf die andere Sekunde aufhört. Denn bis die letzte Darmbakterie ihre Arbeit einstellt, vergehen mitunter einige Tage. Trotzdem handelt es sich lediglich um einen unaufhörlichen Verfallsprozess. Man kann dann von "sterbend" sprechen, muss es aber nicht.

Das Argument, dass man sich vielleicht schon bald entscheiden müsse und bei zögerlichem Verhalten erst einmal die Organspende ablehnen könnte, ist an sich nicht schlecht. Aber ich gehe weiterhin davon aus, dass eine mögliche gesetzliche Regelung im Vorfeld und im Nachhinein eine längere öffentliche Debatte auslösen wird (So wie hier im Forum). In diesem Zusammenhang wird man überlegen, wie die Bevölkerung umfassend informiert werden kann, wie man den Menschen genug Zeit verschafft, ihre (jederzeit änderbare) Entscheidung zu fällen usw. Das sollte doch prinzipiell machbar sein.
 
Wer keine Leben retten will und lieber seine Organe den Würmenr zum fressen überlassen will, der soll halt einfach sich einen Ausweis besorgen wo er sich gegen Organspende ausspricht.

Also wo ist das Problem für die Organspendeverweigerer?
 
Ich gehe nicht so weit, die Bürger en masse für unmündig zu erklären. Wer volljährig ist und sich als Teil unseres Gemeinwesens betrachtet, hat - gerade weil wir in einer Demokratie leben - auch eine gewisse Informationspflicht. Und das gilt nicht nur in Bezug auf die politische Meinungsbildung, die ja auch jedem selbst überlassen bleibt.

Der Staat kann und soll seinen Teil dazu beitragen, das Thema auf breiter Front in das Bewusstsein der Bevölkerung zu tragen, etwa so wie das mit der Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge gelaufen ist. Wer seine Sinnesorgane dann immer noch auf Durchzug stellt und meint, das ginge ihn alles nichts an, der ist eben ein Opfer seiner Blödheit. Darauf würde ich dann aber keine Rücksicht mehr nehmen wollen.
 
keshkau schrieb:
In diesem Zusammenhang wird man überlegen, wie die Bevölkerung umfassend informiert werden kann, wie man den Menschen genug Zeit verschafft, ihre (jederzeit änderbare) Entscheidung zu fällen usw. Das sollte doch prinzipiell machbar sein.
So ich auch nochmal dazu. :)
Dein Wunsch in allen Ehren. Aber sind wir doch mal ehrlich und realistisch. Die Erfahrung auch mit anderen Gesetzen (zb. H-IV) zeigte doch, erst einmal verabschieden und dann nochmal darüber nachdenken bzw. langwierig und schleppend daran herumbasteln oder gar verschlimmbessern. Diese Vorgehensweise bringt durchaus einige Vorteile, aber auch Nachteile für die andere Seite.
Den Betroffenen (in diesem Falle den unfreiwilligen oder unentschlossenen Spendern) ist damit nunmal nach Inkraftreten und bis zu einer möglichen "Optimierung" der Durchsetzung bzw. hierbei Organisation der Aufklärung nicht geholfen, sondern diese sind der aktuellen Fassung solange ausgesetzt, müssen eine sofortige Entscheidung treffen. Zur Not halt auch ohne ausreichende Information und Aufklärung, "Wisch" erstmal unterschreiben und abwarten, gut is. Warum soll da das Volk auch anders vorgehen, als die Politiker. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Vergleich mit Hartz IV hinkt allzu stark. Denn da geht es um Geld, um vergleichsweise wenig Geld für die Betroffenen, aber um Milliarden für die öffentliche Hand. Dazu sind Kostenschätzungen erforderlich gewesen, Durchfühungsrichtlinien usw. Eine sehr komplexe Materie.

Bei der Organspende ist die Sache dagegen für jeden noch ganz gut überschaubar. Man muss keine Gesetzestexte studieren, keinen Notar aufsuchen oder dergleichen. Der Verwaltungsaufwand ist insgesamt beträchtlich geringer als anderswo.

Die derzeit gängige Praxis ist zum Teil ja noch bescheidener. Da wird der Ehefrau vom Arzt überraschend mitgeteilt, dass ihr Gatte soeben verstorben ist. Und die nächste Frage dreht sich gleich darum, ob man jetzt nicht noch ein Organ entnehmen dürfe. Die Angehörigen, die zunächst einmal unter Schock stehen, sollen von jetzt auf gleich eine Entscheidung treffen, wozu sie gar nicht in der Verfassung sind. Da ist mir doch lieber, wenn das jeder in einer ruhigen Minute mit sich selbst ausmacht - unabhängig davon, ob er Spender wird oder nicht.
 
Habe mich lange rausgehalten ...
Der Ansatz ist in jedem Fall begrüßenswert. Ich gehe jetzt einfach von meiner Person aus:
Ich bin bei der DKMS registriert und gehe regelmäßig Blutspenden. Nur zu nem Organspendeausweis hat es noch nicht gereicht ...
Warum? Tja ich weis es nicht einmal. Ein kleines Maß Faulheit, vielleicht auch die Tatsache dass man sich so auch in jungen Jahren zwangsläufig Gedanken über den Tod machen muss ...

Doch eins weis ich sicher: Ich hätte kein Problem damit wenn man mir im Falle meines Todes ein paar Organe raus schneiden würde um einen anderen Menschen zu retten ...

Und genau aus diesem Grund bin ich für einen solchen Vorstoß. Es gibt sicher hunderttausende von Menschen in Deutschland denen es ähnlich geht wie mir. Man will sich nicht festlegen oder ist einfach zu faul dazu sich einen Ausweis zu besorgen. Aber im Grunde hat man doch kein Problem damit.

Ich kann die Einwände, dass so den Menschen das Recht auf Selbstbestimmung nehmen würde nicht nachvollziehen. Das Recht bleibt weiterhin bestehen. Egal wie du es drehst oder wendest ...
Jetzt werden die Menschen "bevorzugt" behandelt die nicht spenden wollen aber es nie eindeutig artikulieren.
In Zukunft werden dann wohl die Menschen "bevorzugt" behandelt die spenden wollen aber es nie eindeutig artikuliert haben.

Natürlich muss eine solche Gesetzesänderung mit einer langen Vorlaufzeit überall bekannt gemacht werden damit jeder Bürger die Chance bekommt klar zu sagen, dass man nicht bereit ist Organe zu spenden.
Und die wenigen Bürger die es dann immer noch nicht mit bekommen haben, die haben schlichtweg Pech gehabt.
Es ist nämlich eine der Pflichten der Bürger sich zu informieren ...
 
Eigentlich ist das ja eine gute Sache, ich verstehe gar nicht warum sich manche hier so schwer tun.

In der Zeit die sie sich hier aufgeregt haben hätten sie schon lange ein Schriftstück verfassen können, in dem sie eine Organspende ihrerseits ablehnen und fertig.

OMaOle
 
Schon. Das klingt teils schon fast so als ob man chancenlos ausgeliefert wäre nur noch als Gerippe ins Grab kommt. :rolleyes:
Einfach nen Wisch ausfüllen und fertig. Weiß gar nicht wie hier das Wort "Zwangsmaßnahme" überhaupt entstehen kann. "Pseudoempörung" würde ich es nennen. Get a job. ;)
 
In der Zeit die sie sich hier aufgeregt haben hätten sie schon lange ein Schriftstück verfassen können, in dem sie eine Organspende ihrerseits ablehnen und fertig.

In der Zeit, wo hier diskutiert wird, hätten auch die prinzipiell nicht abgeneigten ihren Organspendeausweis längst beantragen können und das ganz ohne Umkehrregelung.
Einfach nen Wisch ausfüllen und fertig. ;)
 
Ui, also fast eine Regelung nach dem lateinischen Spruch "Qui tacet, consentire videtur" (Wer schweigt, scheint zuzustimmen)... nur das die Betroffenen - nicht das es sie noch kümmern würde - sich schon zum vornherein hätten Gedanken machen müssen.


Selbstverständlich bin ich nicht gegen Organspende, doch solch eine Regelung würde ich alleine aus Gründen der logischen Argumentatien eher ablehnen:

Denn sie sagen ja, dass der Staat dafür sorgen soll, dass ALLE Bürger über die Problematik informiert werden sollen und angehalten werden sollen, eine Ja/Nein Erklärung abzugeben.
Diese Informationskampagne ist wichtig, denn diese Ethikkomission würde ja kaum wollen, das Massenhaft uninformierte 'asugeschlachtet' werden, die eigentlich gegen eine Organspende gewesen wären.
Vertrauen diese Leute von der Komission also in die staatliche Informationspolitik, dann müssten ja plötzlich ganz viele neue Organspender sich als solche deklarieren (denn laut Aussagen dieser Leute würden ja die meisten eigentlich nichts dagegen haben).
Wäre die Informationsarbeit also gut, dann wären auch genügend Organe vorhanden ohne dass denjenigen die nicht widersprochen haben welche entnommen wären.
Ist andererseits trotz Informationskampagne noch ein Mangel vorhanden, dann kann das zwei Dinge bedeuten:
A) Die Informationskampagne war doch zu schlecht (und dann riskiert man Massenhaft Organentnahmen von Uniformierten wenn man die Widerspruchsregelung einführt)
B) Viele Leute sind zwar informiert, entscheiden sich also gegen eine Organspende.


Mit anderen Worten: Nach meiner logischen Analyse (falls jemand Fehler entdeckt lasse ich mich gerne belehren) ist diese neue Regelung als scheinheilig abzulehnen.
Denn wenn diese Leute wirklich eine solch gute Informationspolitik im Sinne hätten wie sie sagen (und wie sie für eine solche Regelung auch unbedingt erforderlich ist), dann brauchen sie diese Regelung gar nicht mehr.
=> Die Regelung wird nur benötigt wenn die Leute mangelhaft informiert sind. Und wenn dass der Fall ist, dann finde ich es ethisch nicht unkritisch, von der stillschweigenden Zustimmung auszugehen bei Leuten die vermutlich ekine Ahnung von ihrer stillschweigenden Zustimmung haben.
 
Dass Leute mangelhaft informiert sind steht doch nicht zur Debatte, ich sehs doch bei meinen Freunden, da ist man voll der Außenseiter wenn man mal über Politik oder andere wichtige Themen reden will.
 
Relict schrieb:
In der Zeit, wo hier diskutiert wird, hätten auch die prinzipiell nicht abgeneigten ihren Organspendeausweis längst beantragen können und das ganz ohne Umkehrregelung.
Einfach nen Wisch ausfüllen und fertig. ;)

Richtig. Mit dem Unterschied das nach der alten Regelung bei vergessen dieses Wisches alle dumm dastehen und nach der Neuen es nur zulasten des Einzelnen geht. Und es wird für wütende Angehörige 100% noch Möglichkeiten geben die Entnahme doch noch zu verhindern. Sonst wären wir ja nicht D. ;)
 
Wintermute schrieb:
Richtig. Mit dem Unterschied das nach der alten Regelung bei vergessen dieses Wisches alle dumm dastehen und nach der Neuen es nur zulasten des Einzelnen geht. Und es wird für wütende Angehörige 100% noch Möglichkeiten geben die Entnahme doch noch zu verhindern. Sonst wären wir ja nicht D. ;)

Mit der bisherigen Regelung bestand aber auch kein Nachteil für die unentschiedenen/ uninformierten. Jetzt aber schon. Es bekommt eine Gruppe einen künstlich geschaffenen Nachteil, durch eine einseitig zugewiesene Schuld. Während die wirklichen Ursachen für Organmangel nicht alleine bei dieser Gruppe liegen, sondern wie ich ja schon zitierte:

Zitat von Der Spiegel schrieb:
"Skandal" in Kliniken
Ein weiteres Problem sieht der Ethikrat in den Kliniken: Bei weitem nicht alle würden sämtliche möglichen Organspender angeben. Taupitz nannte es einen Skandal, dass nur 45 Prozent der Kliniken mit Intensivmedizin potentielle Spender meldeten, selbst wenn diese einen Spenderausweis besäßen. Sie scheuten den Aufwand oder fürchteten, ihre Kosten nicht ausreichend erstattet zu bekommen.

Diese Gruppe bleibt aber nachwievor bei ihrer unfehlbaren weissen Weste. Austragen müssen diese Misere wieder mal die nicht organisierten Bürger.
 
Relict schrieb:
Mit der bisherigen Regelung bestand aber auch kein Nachteil für die unentschiedenen/ uninformierten.

Wie ich bereits sagte ist es die Pflicht der Bürger sich zu informieren. Der Staat muss diese Informationen zur Einsicht bereit stellen nicht umgekehrt!
Ferner gibt es einen riesen großen Teil an Menschen die sich schlichtweg nicht informieren wollen. Denn die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung sind heute vielfältiger denn je. Dennoch wissen viele nicht einmal die elementaren Dinge unserer gesellschaftlichen Ordnung und Struktur.

Wenn also ein Gesetz den Bürger zwingt sich zu informieren und zudem auch noch die "bestraft" (natürlich nur wenn man eine Organspende als Strafe ansieht) die sich nicht informieren, dann kann ich das nur gut heißen.

Ferner frage ich mich was es für Informationen benötigt wenn ein solches Gesetz erlassen wird. Jeder soll sich doch selbst mit der Frage "ob" oder "ob nicht" auseinandersetzen. Dazu muss er sein Gewissen befragen und benötigt keine tiefgehenden Informationen.

Es reicht wenn die Legislative die Erlassung eines solchen Gesetzes auf den üblichen Wegen veranlasst. Wenn zudem auch noch die Medien durch ihre Kanäle diese Nachricht verbreiten wird der größte Teil unserer Bevölkerung erreicht.
Und wer weder Radio hört, noch Nachrichten im TV schaut, noch Zeitung liest, noch die öffentlich zugänglichen Infoblätter des Bundestages beachtet, dann ist er schlichtweg selbst Schuld wenn ihm nach seinem Tod das Herz aus dem Körper geschnitten wird.
 
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