Werbungskostenpauschale - Wo kommt die eigentlich her?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Borderland555

Banned
Registriert
Apr. 2020
Beiträge
336
Jeder Arbeitnehmer hat ja pro Jahr diese 1000,- € an Pauschale.
Egal ob er die Kosten tatsächlich hat, oder nicht.

Gerade wer wenig KM in die Arbeit hat, für den sind diese 1000,- € ja oft zum Großteil ein Geschenk.

Meine Frage jetzt:
Woher kommt diese Werbungskostenpauschale?
Mit welchem Grund hat man diese eingeführt?
Macht ja eigentlich keinen Sinn und ist ja im Prinzip auch ungerecht, wenn jemand einen Steuervorteil bekommt, obwohl er in Wirklichkeit gar keine Kosten hat.
Was hat sich der Gesetzgeber dabei irgenwann mal gedacht, als diese eingeführt wurde?
Weiß das zufällig jemand?
 
Wenn die Finanzbehörden etwas haben, dann ist das Zahlenmaterial. Diese Pauschale sengt einfach den Verwaltungsaufwand erheblich. Und warum sie diesen Wert hat. Der kam wohl nach Sichtung des Zahlenmaterials heraus.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Aduasen und Tinkerton
Ist Google wieder kaputt?

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pauschbetrag

Ein Pausch(al)betrag ist ein Mindestbetrag, der angerechnet wird, ohne Einzelbeträge z. B. durch Belege nachweisen zu müssen. Pauschbeträge dienen der Verwaltungsvereinfachung, da für die Finanzbehörde aufwendige Belegprüfungen vermieden werden können.

Beispiele für Pauschbeträge:

  1. ein Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 1000 Euro (§ 9a Nr. 1 Buchst. a EStG) von den Einnahmen aus nichtselbständiger Arbeit soweit nicht Versorgungsbezüge;
 
Borderland555 schrieb:
Woher kommt diese Werbungskostenpauschale?
Ein Blick rüber zu Wikipedia hätte schon einmal gezeigt, dass das Ganze schon etwas länger existiert. Wikipedia


Borderland555 schrieb:
Mit welchem Grund hat man diese eingeführt?
Ja der Grund steht da auch (etwas). Kann dir aber auch einige liefern.
1. Pauschalen gelten überall in DE. Es vereinheitlich deshalb vieles.
2. Nehmen wir an, wir arbeiten beide das gleiche, beim gleichen Arbeitgeber. Du fährst eine kurze Strecke zur Arbeit und hast sonst wenig für deinen Beruf angeschafft.
Ich hingegen muss sehr lange fahren und habe mir einiges an Büchern angeschafft. Klar bei dir sind 1000,-€ nice to have. Ich hingegen muss einiges Aufschreiben, komme dann auch auf mehr Werbungskosten, was dann in weniger Steuer mündet.
3.Die Bearbeitung deines Falles beim Finanzamt dürfte unter den Bedingungen von 2. wesentlich schneller gehen als mein Fall.

Borderland555 schrieb:
Macht ja eigentlich keinen Sinn und ist ja im Prinzip auch ungerecht, wenn jemand einen Steuervorteil bekommt, obwohl er in Wirklichkeit gar keine Kosten hat.

Warum macht es keinen Sinn? Auf Rechnungen stehen z.B. auch Frachtpauschalen, die sind wesentlich höher als die tatsächlichen Frachtkosten. Was passiert wenn genau bei DEINEM Fall (Frachtkosten) aber eine Neulieferung samt Retour auftritt? Das nennt man dann Mischkalkulation. Der Staat geht schon davon aus, dass einige in DE ihre Steuererklärung nicht abgeben und etwas "verschenken" oder nicht richtig rechnen. Dann kann man gleichzeitig auch mit diesen "Ungerechtigkeiten" leben. (4.)

Borderland555 schrieb:
Was hat sich der Gesetzgeber dabei irgenwann mal gedacht, als diese eingeführt wurde?
Wie gesagt, Wikipedia.
Aber 1000,-€ waren mal 920,- € waren mal 2000 DM waren mal 564 DM. Da die ursprüngliche Gesetzesvorlage und die Begründung zu finden ist mir zu viel arbeit. DAS darf man nicht vergessen, wenn Gesetzes geplant werden, wird auch immer ein Grund oder vorhaben genannt.
 
Der Grund ist doch echt einfach - es spart Aufwand bei der Durchsicht der Einkommenssteuererklärung. Ansonsten müsste ein Finanzbeamter einzelne Belege für grob 1.000 EUR manuell durchschauen. Dann findet er evtl. ein Fehler über 200 EUR ... macht bei 30% Einkommenssteuertarif eine Abweichung von grad mal 60 EUR. Der Finanzbeamte hat ggfs. aber deutlich mehr Zeit aufgewendet, für die Prüfung als tatsächlich an Steuerabweichung gefunden wurde.
Durch die Pauschale gewinnt der Finanzbeamte deutlich mehr Zeit, um dann nachher Steuererklärungen zu prüfen, wo die Summen deutlich größer sind.

Gleiches Prinzip bei der Vermögenssteuer für Reiche. Diese wurde abgeschafft, weil man viel mehr Personal brauchte um die Steuern zu prüfen als man tatsächlich durch eine solche Reichensteuer eingenommen hat. Am Ende hatte der Staat somit weniger Geld zur Verfügung, trotz weiterer Einnahmequelle. (deswegen gibt es die Steuer in kaum einen Land noch)
(eine Vermögenssteuer existiert aber für Immobilien = Grundsteuer)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Aduasen
_killy_ schrieb:
Durch die Pauschale gewinnt der Finanzbeamte deutlich mehr Zeit, um dann nachher Steuererklärungen zu prüfen, wo die Summen deutlich größer sind.
Kleiner einwand hier. Geprüft wird von einer Software. Wenn diese Abweichung von der "Norm" feststellt, muss manuell geprüft werden. (Reine Anlage N)


_killy_ schrieb:
Gleiches Prinzip bei der Vermögenssteuer für Reiche. Diese wurde abgeschafft
Der Punkt ist leider inhaltlich falsch Die Steuer ist nicht abgeschaft, nur deren Ausführung ist außerkraft gesetzt, da das Bewertungsgesetzt reformiert werden muss.

_killy_ schrieb:
weil man viel mehr Personal brauchte um die Steuern zu prüfen als man tatsächlich durch eine solche Reichensteuer eingenommen hat.
Bitte, wenn das Wissen nicht vorhanden ist, lieber nochmal vorher Googlen. Die Einnahmen aus einer Vermögenssteuer wären verglichen zu ihren Kosten gigantisch, da einmal bewertet immer die gleiche Steuer entsteht. (Vgl. Kfz Steuer)
_killy_ schrieb:
Am Ende hatte der Staat somit weniger Geld zur Verfügung, trotz weiterer Einnahmequelle.
Der Grund ist das Bewertungsgesetzt.
 
. Ansonsten müsste ein Finanzbeamter einzelne Belege für grob 1.000 EUR manuell durchschauen

Es sind überhaupt keine Belege durchzuschauen, weil mankeine mehr beibringen muss (nur auf Aufforderung)

Ansonsten hat der Beamte 4 Möglichkeiten:

  • durchwinken
  • durchwinken und für nächstes Mal Beleg fordern
  • Beleg fordern
  • ablehnen

In die Werbungsostenpauschale kann man ja auch div. andere Sachen mit reinhauen. Aber die Km. machen das meiste aus, von daher "lohnt" es sich bei einem kurzen Arbeisweg nicht
 
Borderland555 schrieb:
[...]
Was hat sich der Gesetzgeber dabei irgenwann mal gedacht, als diese eingeführt wurde?
Weiß das zufällig jemand?

Senkung von Verwaltungskosten und Honorierung von Arbeitsleistung/Einkommen.
 
brettler schrieb:
Es sind überhaupt keine Belege durchzuschauen, weil mankeine mehr beibringen muss (nur auf Aufforderung)

Genau deshalb sollte dieser Pauschalbetrag eigentlich wieder weg.
Steuer muss ja eh berechnet werden.
Wenn es per Elster kommt, gibts ja keinen Mehraufwand mehr.

Wer 1.000 Euro Freibetrag hat, aber keine Kosten, der spart sich mal eben schnell gute 300 Euro Steuern.
Für das Geld könnte sogar ein Finanzbeamter den ganzen Tag lang die Eingaben prüfen.

Idon schrieb:
Senkung von Verwaltungskosten und Honorierung von Arbeitsleistung/Einkommen.

Zweite Teil ist Schwachsinn und wäre ungerecht.
Denn jemand der 12 KM in die Arbeit fährt, dessen Arbeitsleistung/Einkommen muss genau so honoriert werden.
Oder auch jede andere aktive Einkommensart.
 
Borderland555 schrieb:
Jeder Arbeitnehmer hat ja pro Jahr diese 1000,- € an Pauschale.
Egal ob er die Kosten tatsächlich hat, oder nicht.

Gerade wer wenig KM in die Arbeit hat, für den sind diese 1000,- € ja oft zum Großteil ein Geschenk.
Wie kommst du darauf? Vor 1000 Euro Kosten brauchst du einfach nix ansetzen, du bekommst Nichts geschenkt. Du bekommst bei 1000 Euro Freibetrag auch keine 1000 Euro Rückerstattung das ist einzig der Betrag um den dein zu versteuerndes Einkommen sinkt. Wie sich das am Ende auf eine Rückzahlung auswirkt ist individuell verschieden.
 
Wieso habt ihr so wenig berufsbezogene Aufwendungen? bildet euch mal fort. Ich reiße den Freibetrag locker jedes Jahr.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi und Idon
Wirklich einfach wäre es doch, wenn Pauschbeträge automatisch berücksichtigt werden. Vor allem solche, welche im Grunde jeden Arbeitnehmer betreffen. Warum wird erst "zu viel" Steuern eingezogen, nur damit man sie über einen bürokratischen Akt wieder zurückholen muss?
Von daher finde ich die Frage von @Borderland555 bezüglich des "Grundes" nicht so unsinnig. Ich konnte keine plausible Antwort darauf finden.

@uincom
Warum sollte ich noch privat Geld ausgeben, wenn mir z.B. alle relevanten Fortbildungen/Seminare vom Arbeitgeber gezahlt werden? Die Höhe der tatsächlichen Werbungskosten ist also sehr von den individuellen Umständen abhängig.
 
Seppuku schrieb:
Wirklich einfach wäre es doch, wenn Pauschbeträge automatisch berücksichtigt werden. Vor allem solche, welche im Grunde jeden Arbeitnehmer betreffen. Warum wird erst "zu viel" Steuern eingezogen, nur damit man sie über einen bürokratischen Akt wieder zurückholen muss?

Die 1000 Euro werden ja automatisch berücksichtigt.

Wer mehr hat, kann sich zusätzlich noch einen Freibetrag eintragen lassen.

Im Prinzip ist es hier sogar genau anders rum wie du es vorschlägst.
Hier gibt es einen Freibetrag für Kosten, die gar nicht jeder hat.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Ähnliche Themen

Zurück
Oben