Selbst wenn wir Zahlen rein auf den Arbeitgeber bezogen hätten wären diese auch nicht unbedingt aussagekräftiger, wenn sich z.B. Jemand aus Liebeskummer das Leben nimmt.
Und das sich z.B. bei Foxconn die Arbeiter ihr Leben nicht im stillen Kämmerlein nimmt, wie weiter oben angedeutet, liegt ja wohl darin begründet, daß in den meisten Industriezentren die Arbeitgeber neben drei Mahlzeiten auch den Schlafraum gestellt bekommen, also einen großen Raum mit mehreren Zwei- oder Dreistockbetten, also kein privater 'Raum' zur Verfügung steht und so der Suizid eben in der Öffentlichkeit stattfindet.
Womit ich natürlich in keinem Fall die Arbeitsverhältnisse von Unternehmen wie Foxconn und Co in Schutz nehmen möchte, ganz im Gegenteil:
Aus dem Beitrag "Selbstmordrate bei Foxconn"
" (...)
Daß Problem in China ist, daß sich die Heuschrecken in den Sonderhandelszonen austoben dürfen.
Seit Deng Xiaoping mit der Parole 'Es ist egal ob die Katze schwarz oder weiß ist, hauptsache sie fängt Mäuse' und 'Der Reise in den Süden' die Sonderhandelszonen ausgerufen hat, ist die Kluft zwischen (armen) Norden, dem Ursprung der Wanderarbeiter, und (reichen) Süden zu dem Hauptproblem Chinas geworden.
Zwar hält sich das taiwanesische Unternehmen Foxconn wohl an den für Sonderhandelszonen üblichen Mindestlohn, um die 2000 Yüan ca. 240 Euro plus freie Kost und Logis, was aber noch nichts über die Arbeitsbedinungen, wie das Sprechverbot, aussagt.
Andere Heuschrecken, wie Ikea die sogar diesen Mindestlohn noch drücken wollten, was nur auf Kosten der Verpflegung möglich gewesen wäre, das Sozialrecht Nr. 1 in China, zogen, nachdem ihnen erklärt wurde, daß dies unmöglich sei, weiter nach Indien.
Einordnung der Suizid Zahlen
Selbstmordraten sind immer kritische Daten.
Bei fehlender Bekundung zum Suizid ist oft eine Zuordnung nicht eindeutig.
Als Resultat wird im christlich orientierten westlichen Gesellschaften, in denen der Selbstmord auch heute noch tabuisiert wird, dieser, wo immer möglich, als ein 'Unfall' in den Statistiken geführt.
Dieses Tabu existiert so in Asien nicht, man denke nur an die bekannten Schilder in den japanischen U-bahnstationen mit der Bitte sich doch nicht während der Hauptverkehrszeit auf die Gleise zu werfen.
So ist in Asien die Suizidrate nur scheinbar höher, da im Westen von einer höheren Dunkelziffer auszugehen ist.
Zum Vergleich Suizidzahlen pro 100.000 Einwohner.
Deutschland 11,7/100.000
USA 13,4/100.000
China 17,8/100.000
Japan 28,3/100.000
Inuit 76,3/100.000 (1)
Primär, wie oben ausgeführt, lassen sich westliche und östliche Selbstmordraten nicht gegenüberstellen, da den Gesellschaften eine fundamental unterschiedliche Kultur zugrunde liegt.
Eine Ursache für den Selbstmord kann in dem Wunsch gesehen werden, sein Leben dem der Umwelt im positven Sinn anzupassen und daran zu scheitern.
Erfolgt also die Einsicht, daß ein für fundamental lebenswichtiges befundenes Ziel, in diesem Leben, egal wie sehr man sich bemüht, nicht erreicht werden kann, ist die Bereitschaft zum Suizid z.B. in Japan oder China, obwohl beide Kulturen metakonfuzianistisch geprägt sind, gerade deshalb aber die buddhistische Variante der Wiedergeburt nicht ausschließen, höher als im Westen.
Besonders deutlich wird dies bei den Inuit. Die Inuit sind natürlich keine Buddhisten, aber wie hoch die Bereitschaft zum Suizid wird, wenn für essenziell empfundene Lebensziele unerreichbar sind, belegen die Statistiken mit trauriger Deutlichkeit. Die extrem hohe Selbstmordrate fällt mit der Einführung des Fernsehens und Internets zusammen.
In gleichen Maße wie von der Jugend die Abziehbilder der westlichen Gesellschaft verinnerlicht wurden, erfolgte die Erkenntnis, daß diese Werte für sie unerreichbar bleiben werden, was in der Folge zu einer extrem hohen Selbstmordrate geführt hat.(2)
Ähnlich, denke ich mir, bei dem armen Wanderarbeiter aus dem ländlichen Norden in China, dem, nachdem die ersten Freude eine Arbeit in der Sonderhandelszone gefunden zu haben verflogen ist, allmählich klar wird, daß er hier niemals ein Haus, eine Eigentumswohnung oder sonst irgendeinen Luxus aus den Einkaufszentren bestitzen wird, egal wie hart er auch arbeitet.
Bhutan hat das Problem, ähnlich wie das der Inuit, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Das eigentlich gut gemeinte Ziel über eine verbesserter Schulbildung das bitterarme Land voranzubringen, hat nur eine desillusionierte Jugend hervorgebracht, die nicht mehr wie ihre Eltern auf dem Land arbeiten will, die Städte aber den hochqualifizierten Schulabgängern keine entspechenden Arbeitsplätze bieten können.
Man wünscht Bhutan, wo das Recht auf Glück in der Verfassung festgeschrieben ist und ein 'Glücksministerium' eingeführt wurde, die Erkenntnis, daß Glück und Zufriedenheit nicht immer in der Konsumgesellschaft zu finden sind. -
Der chinesische Führung aber eher früher als später eine Abkehr von der unsäglichen Politik der Freihandelszonen.
Wohin dieser Weg sonst führt hat dieser Tage Thailand der Welt deutlich vor Augen geführt, wo die 'Roten', also die verarmte Landbevölkerung, erneut versucht hat sich gegen die selbsternannte neoliberale 'Elite', die 'Gelben', aufzulehnen.
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(1) Wikipedia gibt im Artikel zu 'Suizid' basierend auf die Zahlen des Statistics Canada von 2004 für die Nunavut 18% als Selbstmordquote an. Diese Angabe halte ich aber deutlich für zu hoch angesetzt. Laut der Statistcs Canada gab es 2004, 24 Suizide. Bei 31.450 Einwohnern, wären es also hochgerechnet auf 100.000 Einwohner gerundete 76,3 Suizide.
Quelle:
http://www.statcan.gc.ca/pub/84-215-.../tble1-eng.htm
(2) Wenn Kummer keinen Ausweg findet
http://www.sueddeutsche.de/panorama/...indet-1.682082
PS. In dem Zusammenhang sei auch noch auf die ebenso untragbaren Geschäftgebaren vom Monsanto hingewiesen, die alleine in Indien zehntausende von Menschenleben auf dem Gewissen haben.
2006 hat das Indische Landwirtschaftsministerium eine Statistik aufgestellt, daß sich zwischen 1993 und 2003 im ganzen Land mehr als 112 000 Bauern das Leben genommen hatten, wobei die Dunkelziffer wesentlich höher liegt, da der Suizid von den Frauen der Bauern in die Statistik nicht aufgenommen wurde.
Leider werden Reportagen, wie neulich im WDR, die über die menschenverachtende Geschäfspraktiken von Monsanto berichten, die nicht nur zu Suiziden in Indien führen, unter der Woche erst gegen Mitternacht ausgestrahlt.
(...)"
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Edit:
Der Artikel ist schon etwas älter (09.06.2010) und zumindest aus China und Thailand gibt es in der Zwischenzeit positive Nachrichten, so hat die chinesische Regierung angekündigt weiter solange die Mindestlöhne anzuheben bis die 'Heuschrecken' in absehbarer Zeit dem Land den Rücken kehren. (A)
In Thailand ist wieder (bereits zum dritten Mal und nur bis zum nächsten Militärputsch
) mit Yingluck Shinawatra eine weitere Vertreterin der roten Fraktion, also der verarmten Landbevölkerung, am Steuerruder eine erste Mindestlohnerhöhung ist verabschiedet (300 Baht / 7,30 € für Tagelöhner pro Tag), die zwar wie in China allemal nicht ausreicht, aber der Weg den die beiden Ländern eingeschlagen haben, geht schonmal in die richtige Richtung.
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(A) Die chinesische Botschaft dazu mal im Klartext:
"Die ausländischen Unternehmen in China sollten China nicht mehr als eine billige Werkstatt, sondern als ein Forschungs- und Produktionszentrum sowie einen großen Konsummarkt betrachten und dementsprechend ihre Produktion, Verwaltung und Betriebsführung gestalten. "
http://www.china-botschaft.de/det/zgyw/t770581.htm