Ist G2A ein seriöses Unternehmen?
Wie bereits einige geschrieben haben, wurden in den letzten Monaten vermehrt Lizenzschlüssel von Ubisoft Spielen im Allgemeinen und von Far Cry 4 im speziellen gesperrt, welche auf G2A angeboten wurden.
Ich möchte hier das Geschäftsmodell von G2A etwas näher beleuchten und ihr könnt euch selber ein Urteil bilden.
Wo kommt G2A her?
Die Firma hinter G2A heißt G2A.COM Limited und ist in Hong Kong gemeldet, lediglich der Support ist in Europa, genaugenommen in Krakau, Polen, gemeldet.
Damit verfügt G2A über keinen europäischen Geschäftssitz und unterliegt auch nicht der europäischen Gerichtsbarkeit, denn der G2A Support wird von einer eigenständigen Firma namens G2A.COM Sp. z.o.o. betrieben.
Es handelt sich also um zwei juristisch unabhängige Personen.
Was verkauft G2A?
Die auf G2A angeboten Spiele werden i.d.R. nicht von der Firma G2A.COM Limited vertrieben, sondern von „Privaten Personen“.
G2A betitelt die Verkäufer auf ihrer Internetseite als „Private Personen“, jedoch ist es nicht ausgeschlossen dass es sich dabei um gewerbetreibende Personen handelt, da die Anzahl getätigter Verkäufe einzelner Händler nicht öffentlich einsehbar sind.
G2A ist also kein Händler, sondern ein Dienstleistungsanbieter. G2A stellt ihren „Marktplatz“ zu Verfügung - Der eigentliche Kauf bzw. Verkauf findet zwischen den jeweiligen Vertragsparteien statt, jedoch nie zwischen Käufer und G2A.
Die einzigen Ausnahmen hiervon bilden die „Sales“ und der sogenannte „G2A Shield“.
Was ist der G2A Shield?
Dabei handelt es sich um eine Versicherung. Sollte der Käufer nicht die versprochene Leistung durch den Verkäufer erhalten, soll der Käufer ein Surrogat in Form eines Gutscheins in Höhe der Kaufsumme erhalten.
Jedoch hat der Käufer einige Obliegenheitspflichten zu erfüllen, damit er im Falle einer Nichterfüllung diesen „Rechtsschutz“ beanspruchen kann. Dazu zählt unteranderem der uneingeschränkte Zugriff auf das Computersystem des Käufers mit Hilfe einer Fernwartungssoftware.
Die G2A Mitarbeiter überwachen dabei die Installation und sollte es während dieser zu Komplikationen kommen, wie z.B. einer ungültigen Lizenz, hat der Kunde Anspruch auf den obengenannten Ersatz.
Diese Regelung ist mehr als fragwürdig, denn es gibt hierzu erstens keine Rechtsprechung in Deutschland und zweitens verhindert der Sitz der Firma in Hong Kong de facto einen juristischen Zugriff auf das Unternehmen im Falle eines Rechtsstreits über den Erfüllungsanspruch seitens des Käufers gegenüber G2A.
Oder um es einfacher auszudrücken: Dieser „Käuferschutz" ist einen Scheißdreck wert, da die Firma nie juristisch belangt werden könnte, sollte man keinen Ersatz erhalten bzw. ein Prozess vermutlich länger als fünf Jahre dauern würde und G2A.COM Limited bis dahin in die Insolvenz geschickt werden könnte.
Desweitern ist zu bedenken, dass der Käufer Mitarbeitern der Firma G2A.COM Sp. z.o.o. direkten Zugriff auf sein System gewährt. Das dabei Spionage Software wie z.B. Keylogger auf dem System des Käufers installiert werden könnten ist nicht auszuschließen.
Warum aber wurden die Far Cry 4 Lizenzschlüssel gesperrt?
Die verkauften Lizenzen stammten scheinbar aus einem Kreditkarten Betrug. Einer, oder mehrere Händler, verkauften auf G2A.com Spiellizenzen die zuerst mit gestohlenen Kreditkarten auf Origin bzw. im UPlay Shop gekauft wurden.
Um es einfacher auszudrücken: Jemand klaut eine Kreditkarte, kauft damit z.B. 5000 mal Far Cry 4 im UPlay Shop für den regulären Preis von 59,99 Euro und Verkauf diese illegal erworbenen Lizenzen dann auf G2A für 19,99 Euro weiter.
Warum wurden G2A bzw. die Händler bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen?
Weil es fast unmöglich ist diese Personen juristisch zu belangen.
G2A selber tritt nicht als Händler auf. Damit ist die Betrugsabsicht nur sehr schwer nachzuweisen. Die tatsächlichen Verkäufer wiederrum geben weder Namen noch Impressen an, was nach deutschem Recht jedoch zwingend erforderlich wäre. Somit lassen sich diese Verkäufer nicht identifizieren.
Die Staatsanwaltschaft könnte natürlich die Herausgabe von Namen, Kontodaten und IP Adressen verlangen, da G2A.COM Limited jedoch kein europäisches Unternehmen ist, wäre eine solche Forderung bedeutungslos, den der Gerichtsstand liegt in Hong Kong.
Und selbst wenn die Staatsanwaltschaft diese Daten hätte, wäre es kaum möglich der Personen habhaft zu werden, denn es bedarf nur eines neuen Kontos, einer neuen Website und einer neuen IP Adresse um dieses Geschäft weiter zu betreiben.
Die einzige Möglichkeit wäre, wenn man davon ausgehen könnte, dass die Betreiber in Europa sesshaft wären. Dann könnte der Zugriff ähnlich ablaufen wie bei Kino.to.
Was bedeute das für Käufer?
Im besten Fall hat man eine gebrauchte Lizenz erworben. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich um eine gestohlene Lizenz handelt, die früher oder später von Ubisoft, EA und Co. gesperrt wird.
Im schlimmsten Fall jedoch, kann der Kunde haftbar gemacht werden, denn der Erwerb von gestohlenen Gütern ist in Deutschland strafbar. Dabei macht der Gesetzgeber keinen Unterschied zwischen physischen und digitalen Gütern, auch muss der Kunde in solch einem Fall nachweisen das er nicht in betrügerischer Absicht gehandelt hat. Es gab schon einige ähnlich gelagerte Fälle in denen Opfer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.
Wirklich „am Arsch“ sind Streamer die bei dem Afilliated Programm „Goldmine“ von G2A teilnehmen. Hier könnte sich ein direktes finanzielles Interesse am Verkauf gestohlener Güter nachweißen lassen. Damit handeln sie im besten Fall fahrlässig, im schlimmsten Fall vorsätzlich.
Warum hat G2A dann so gute Bewertungen auf Trustpilot und Co.?
Die meisten dieser gestohlenen Lizenzen werden nicht konsequent von den großen Publisher gesperrt, da man Konflikte mit dem Kunden (sprich: Gamern) vermeiden möchte.
Häufig ersetzt G2A diese Lizenzen auch freiwillig um ihre Reputation nicht zu gefährden.
Außerdem war vielen Konzernen bis vor kurzem das Ausmaß dieser Aktivitäten nicht bewusst. Allerdings zeigt sich am Beispiel von Far Cry 4, dass sich die Haltung der Publisher langsam ändert.
Ob und bejahenden Falls die Publisher gegen solche Plattformen und oder Händler vorgehen, bleibt abzuwarten.
Und was denkst du darüber?
Liebe Leute, das ihr ist kein Kindergeburtstag.
Wir sprechen hier von mehrjährigen Haftstrafen, Schadensersatzansprüchen und langwierigen Prozessen. Dank unseres schwerfälligen Rechtssystems sind diese Fälle bisher nicht geahndet worden, aber das kann sich sehr schnell ändern.
Jedes Kind weiß, dass man für illegal heruntergeladene Filme Schadensersatz und oder Haftstrafen abzuleisten hat – der Erwerb oder die Teilnahme in Form von Werbung an diesen Softwarebörsen ist sogar noch einen Zacken schärfer, denn hier handelt es sich nicht um Verstöße gegen das Urheberrecht, sondern es könnte sich möglicherweise um gewerbsmäßigen Betrug und Diebstahl handeln.
Das ist neben Mord und Steuerhinterziehung der am härtesten bestrafte Tatbestand im deutschen Rechtssystem.
Ich kann euch nur in aller Deutlichkeit sagen: LASST EURE FINGER DAVON. Ihr geht ein Risiko damit ein, dass ihr euch nicht einmal ansatzweiße ausmalen könnt. Dieses Risiko muss sich nicht jetzt realisieren, aber wer weiß wie es in der Zukunft aussieht.
Disclamer: Bei der hier vorgetragenen Position handelt es sich weder um eine Rechtsberatung noch um eine Rechtsdienstleistung, sondern um eine persönliche Meinung.