Nicht der Start von oder die Kritik an Windows 8 dürften für den Weggang verantwortlich sein, sondern eher Meinungsverschiedenheiten zwischen Sinofsky und Ballmer. Letzterer hat einen Ruf wie Donnerhall und man muss kein Interner sein, um zu wissen, dass er ein Choleriker und Getriebener ist, wie er im Buche steht. Ballmer ist einer der letzten Industriekapitäne, die als Alleinherrscher über ihr Unternehmen verfügen und er gilt als beratungsresistent.
Sinofsky hingegen hat sich in der Vergangenheit durchaus mal unkompliziert zu Wort gemeldet, wenn es um Kundenbelange ging, etwa Sicherheitslücken oder Fehler in Windows. Dass einer mit seinen Fähigkeiten irgendwann mit Ballmer aneinander geraten würde, war klar. Ob das nun Vorstellungen über den Kurs der Firma sind oder Sinofsky das Amt des CEO anstrebte, sei dahingestellt.
Gesichert ist aber, dass Microsoft mit Sinofsky einen der besten Kenner von Windows und Office verliert. Seinen Weggang wird Microsoft früher oder später spüren. Das wird aber weniger eine Rolle gespielt haben als Ballmers Wille, seine Macht zu demonstrieren. Es war schon immer besonders wirksam, Stärke zu zeigen, indem man wichtige Leute einen Kopf kürzer macht. Allerdings setzt sich Ballmer damit selbst unter Zugzwang. Windows 8 ist sein Baby. Floppt das, wird er sich nicht rausreden können. In ein paar Monaten, wenn alle Produkte ihren Start hinter sich haben, wird man ein erstes Fazit ziehen und ich gehe nicht davon aus, dass die Zahlen allzu rosig sein werden.