Zur der Kopftuch "vs." Kruzifix- Thematik.
Vorab. Ich bin evangelisch getauft worden. Habe mich dann aber mit 14 nicht konfimieren lassen, da ich mit dieser Kirche nichts anfangen konnte. Und auch heute kann ich keiner "größeren" Religion etwas positives für den kleinen Mann abgewinnen. Ist allerdings ein anderes Thema. Nur zur Info, damit man weiß wo ich "religös" stehe.
So, jetzt Kopftuch und Kruzifix.
Ich kann diese ganze Debatte nicht so recht verstehen.
Wir sind ein Land, welches über viele Jahrhunderte weg stark christlich geprägt wurde. Ob es uns gefällt, oder nicht. Das Christentum ist Teil unserer Kultur hier in diesen Breitengraden. Und dagegen will ich mich auch nicht wehren. Ich nehme es an und tolleriere es. Auch wenn ich mit vielen Dingen, die die christliche Kirche getan hat und immer noch tut nicht einverstanden bin.
Das öffentliche Tragen von Kopftüchern von Muslima hat einen klaren religiösen Hintergrund. Ich bin immer wieder mal als Deutscher unter Muslimen. Menschen, die in dritter Generation in Deutschland leben und somit auch hier aufgewachsen sind. Wenn ich diese Menschen gefragt habe, was sei der Hintergrund, der Sinn des Koptuches, ist mir immer und zu 100% gesagt worden der Hintergrund sei ein Religiöser. Die Menschen, mit denen ich zusammen komme und die sich religiös dem Islam zugehörig fühlen, praktizieren diesen Glauben in einer absolut freien Weise. (Jedem das Recht auf freie Entscheidung ob und wie er welchen Galuben auslebt.)
Die Frauen/ Mädchen sagen mit dem Kopftuch wollen sie ihren Glauben zum Ausdruck bringen. Das selbe sagen ihre Väter und Brüder.
Diese Mädels/ Frauen tragen daher im Alltag ihre Kopftücher. Wenn die Mädels allerdings zur Schule gehen tragen sie keines.
Und warum? Weil ihnen bewusst ist, das das nicht unbedingt der Lebensweise derer entspricht, die hier seit Jahrhunderten zu hause sind. Und das wird respektiert. Sie verlangen von uns ebenso, wenn wir ein islamisches Land besuchen, oder dort leben wollen, dass wir uns dort den "Gepflogenheiten" unterordnen. Das hat etwas mit gegenseitigem Respekt zu tun.
Wenn mir jetzt also hier irgendwer was davon erzählen will, das es hierbei rein um ein "Mode- Accessoir" handelt, denkt wahrscheinlich auch, dass ich mir morgens die Hose mit ner Kneifzange zuknöpfe
Als das Kopftuch- Thema sehr heiß in den Medien diskutiert wurde sagte mir der Vater eines Freundes folgendes:
"... Weisst Du Hagen, jede Gesellschaft hat für sich Regeln erarbeitet im alltäglich Umgang mit Problemen. Und vieles davon hat man dann vor sehr langer Zeit mit in die Religion übernommen. Das Tragen von Koptüchern sollte die Haarpracht einer Frau verbergen um andere Männer nicht "verrückt" nach ihr werden zu lassen. Eine Frau mit wunderschönen Haaren war vor langer Zeit ebenso ein erotisches Merkmal, wie heute die Masse 90-60-90. Mit einem Kopftuch bleib das verborgen, die Frauen konnten sicherer durch die Straßen gehen und die jungen Kerle kamen weniger auf "dumme" Gedanken, die dann weiter zu Problemen führen konnten. Ist das gleiche, wie mit dem Alkohol. Ist bei uns Muslimen verboten. Und warum? Weil es weniger Ärger untereinander gibt, wenn die Menschen nicht bis zum Anschlag saufen und dann die Kontrolle über sich verlieren. Und so hat jede Gesellschaft seine Wege gefunden mit den verschiednen Problemen umzugehen."
Dieser alte Mann war noch in der Türkei aufgewachsen bevor er nach Deutschland kam. Damals, als er seine Heimat verließ war ihm gar nicht klar worauf er sich da eingelassen hatte. Wieviel an Werten und Normen er hinter sich lassen musste. Und an wieviel neue Werte und Normen er sich zu gewöhnen hatte. "... Herrje, wenn es mir zu viel geworden wäre, ich hätte ja jederzeit zurück gehen können..."
"Das Kreuz Jesu gehört in Eure Klassenzimmer. Es ist Teil Eurer Kultur. Und es wird Zeit, dass Ihr Deutschen Euch wieder mehr traut genau das zu zeigen. Gerade Klassenzimmer sind ein prägender Ort der Öffentlichkeit, der Gesellschaft. Und hier ist das nun mal sehr stark christlich geprägt. Das Kopftuch hat da nichts zu suchen. Wenn man das Kopftuch, egal ob bei Schülerinnen oder Lehrerinnen akzeptierte, wäre das ein Geschenk. Aber nichts, das man verlangen/ einfordern dürfe. Und ein "Verbot" hätte weniger mit Diskriminierung zu tun, als mit dem Hochhalten eigener Christlicher Werte und Regeln. Davon hängt nicht mein/ unser Seelenheil ab. Solange ich in meinen eigenen vier Wänden und auf der allgemeinen Straße nach MEINEN Wertvorstellungen handeln und mich geben darf muss das reichen. ..." Frei nach dem Motto, meine Freiheit hört da auf, wo ich anfange andere einzuschränken.
Diese ganze Diskussion um Trennung von "Staat" und "Kirche" ist doch hahnebüchen und sinnlos. Was ist denn "der Staat"? Das sind wir. Die Bürger. Und wenn ein Land eher christlich geprägt ist, also die Einwohner eher christlich geprägt sind kann man den Staat nicht davon abkapseln. Das gehört zusammen.
Richtig dabei ist, dass man das Ganze immer gut im Auge behält. Damit eben nicht das eine vom anderen instrumentalisiert werden kann.
Zur allg. Diskriminierungsdebatte:
Meine grundlegende Einstellung "Ein jeder nach seiner Facon" darf nicht Argument dafür sein, dass Minderheiten, sich über allgemeingültige Regeln einer Gesellschaft hinwegsetzen dürfen.
Wenn die Allgemeinheit entscheidet, dass ab morgen alle Männer in roten Netzstrumpfhosen auf der Straße rumlaufen sollten darf dieser gesellschaftliche Konsens nicht dadurch untergraben werden dürfen, dass sich die in Jeans gekleidete Minderheit von Männern auf ihre Minderheit berufen und somit das Tragen von roten Netzstrumpfhosen verboten wird. Wichtig ist nur, dass den Trägern von Jeans allein durch das Tragen von Jeans keine Nachteile im öffentlichen Leben entstehen.
Und somit kann man das Thema auf einen kurzen Satz niederbrechen:
Diskriminierung beginnnt dort, wo die Toleranz aufhört.
Und in diesem Sinne diskriminiere ich jeden Tag und an vielen Stellen. Die Frage ist nur vielmehr, ob ich der Meinung bin meine Diskriminierung sollte zu einem gesellschaftlichen Allgmeingut erhoben werden.
Es tut mir nicht weh einer kopftuchtragende Muslima auf der Straße zu begennen. Also lasse ich sie. Es tut mir auch nicht weh ein homosexuelles Pärchen knutschend auf einer Parkbank zu sehen. Also lasse ich sie Und es gibt Schlimmeres als Männer in roten Netzstrumpfhosen. O.K., dann lasse icxh sie...
Lasst uns doch einfach sein wer wir sind. Nur damit wird eine Gesellschaft bunter. Und je bunter umso besser....
Weiter oben habe ich ein Video von einem richtig dicken Typen gepostet. Ich möchte nicht so dick sein. Aber seine Musik ist großartig. Also lasse ich ihn doch dick sein. Seine Entscheidung. Ich nehm' mir das, was mir gefällt. Seine Musik, seine Stimme...
Ich mag auch den Typen in der roten Netzstrumpfhose nicht. Sieht echt schei..e aus. Hat x-Beine und dann auch noch in einer KFZ_ Werkstatt. Oh my God. Aber meine Karre, die repariert der Typ 1A. Also lasse ich ihn...
Eine Mitarbeiterin von mir. Wenn ich sie mit ihrem Koptuch sehe, kann ich nur mit dem Kopf schüttlen. Aber sie macht nen prima Job. Also lass ich sie...
Und ich bin ein kleines Stück stolz darauf ein "moderner Deutscher" zu sein. Und wer mir das nehmen will kriegt Ärger mit mir. denn einse unserer tollsten Eigenschaften ist es Toleranz zu zeigen.
Und wem die nicht passt, der soll sich sonst wo hin scheren. Hier ist auf jeden Fall kein Platz für ihn.
Diskriminiere ich jetz schon wieder- nämlich die Minderheit der Intolleranten. Wenn ja, tue ich das gerne. Und mir ist es ebenfalls egal, ob mich am Sonntag morgen das Gebimmel der katholischen, der evangelischen Kirche oder das Gejaller des Iman weckt... Ich will ausschlafen...
So what?
Bitte lasst uns die Begriffe von Diskrminierung und Intolleranz hier nicht durcheinander würfeln.