Hallo zusammen,
ich hoffe, es ist okay, wenn ich diesen Erfahrungsbericht hier im Forum poste (der Thread PC - selbst bauen und einrichten scheint nur als Anleitung und für Fragen gedacht zu sein). Ich möchte damit in erster Linie Andere ermutigen, es auch mal zu versuchen.
Vorweg: Ich hatte vorher noch nie einen PC aus Einzelteilen zusammengebaut, noch nicht mal eine Grafikkarte oder Festplatte selbst gewechselt. In den meisten handwerklichen Belangen bin ich ein Idiot, der schon Probleme hat, einen Nagel gerade in die Wand zu hämmern - was unter anderem daran liegt, dass ich stark sehbehindert bin (Netzhautschäden auf beiden Augen). Ich habe deshalb lange gezögert und mich gefragt, ob ich das "Wagnis" wirklich eingehen oder lieber bei einem der Helfer hier im Forum anfragen oder die 150 Euro an Mindfactory zahlen soll. Aber weil ich nicht nur Geld sparen, sondern mich einer Herausforderung stellen wollte, habe ich mich schließlich dazu entschlossen, den Eigenbau zu versuchen.
Kurz gesagt, es ging sehr gut und der PC lief von Anfang an problemlos. In diesem Sinne: Wenn ich das kann, sollte das eigentlich jeder können.
Die Einzelteile:
CPU: Intel Xeon E-2124G
Mainboard: Fujitsu D3644-B
RAM: 2 x Samsung DIMM 8 GB DDR4-2666 ECC, also insgesamt 16 GB
CPU-Kühler: Noctua NH-U12S
SSD: Samsung 860 Pro 256 GB
HDD: Western Digital WD Red 3 TB
Netzteil: be quiet! Pure Power 11 CM 400 Watt
Gehäuse: Fractal Design Define C TG
Für die Grafik wird der IGP genutzt, ich habe also keine Grafikkarte verbaut. Der PC dient als Workstation für wissenschaftliche Berechnungen, Office-Andwendungen und Multimedia. Ja, und bei seltenen Gelegenheiten werde ich ihn vielleicht mal für ein Strategiespiel zweckentfremden, das keine aufwendige Grafik braucht ...
Ein paar Punkte zum Zusammenbau:
- Schriftliche Anleitungen wie hier im Forum sind nett, aber noch hilfreicher fand ich die PC-Zusammenbau-Videos auf YouTube. Wie der Zusammenbau theoretisch geht, versteht man schnell; praktischer "Anschauungsunterricht" macht die Sache jedoch noch wesentlich klarer. Besonders dann, wenn in dem Video genau die Komponenten verbaut werden, die man selbst hat (eine entsprechende Suche lohnt sich vielleicht).
- Ich hatte einigen Bammel vor dem Auftragen der Wärmeleitpaste. Da gibt es ja ellenlange Diskussionen: Wie viel ist zu viel, wie viel ist zu wenig? Welche Methode ist die beste? Ich habe mich schließlich für die Methode "kleines Kügelchen in die Mitte" entschieden. Ist eigentlich ganz einfach, und die CPU-Temperaturen unter Last sind gut. Wenn man keine extrem hohen TDPs hat oder Overclocking betreibt, muss man um das Thema Wärmeleitpaste glaube ich nicht so viel Aufhebens machen - Hauptsache, sie ist drauf.
- Die Abstandshalter für das Mainboard waren etwas schwergängig, ich hatte sie deshalb zunächst nicht tief genug ins Gehäuse geschraubt - und fragte mich, warum die Mainboard-Anschlüsse nicht genau hinter der jeweiligen Öffnung in der Blende sitzen (mit bloßem Auge war die Ungenauigkeit kaum zu sehen, aber das Monitorkabel ging nicht sauber rein). Der Fehler war jedoch schnell gefunden. Ich habe die Abstandshalter einen Millimeter weiter reingeschraubt, dann passte alles perfekt.
- Der für mich schwierigste Arbeitsschritt war das Anschließen der diversen Kabel ans Mainboard. Besonders die "Fitzelarbeit" mit den kleinen Steckern für Power-Knopf, Reset-Knopf usw. ist nichts für meine Augen - da musste ich tatsächlich meine Frau um Hilfe bitten ("Siehst Du den winzigen gelbmarkierten Anschluss da? Nimm das Kabel und steck es da an ..."). Das dürfte auch für einige Nicht-Sehbehinderte nicht ganz einfach sein, aber man kriegt es hin. Das Verschrauben einer SSD, einer Festplatte oder eines Netzteils ist dagegen völlig trivial.
- Beim Kabelmanagement habe ich ein paar Anfängerfehler gemacht, und als Resultat ragen ein paar Kabel etwas weiter ins Gehäuse als nötig. Aber ich wollte meine arme Frau nicht noch mal nerven und sie die Stecker erneut anbringen lassen, nur damit ich ein paar Kabel durch eine andere Öffnung ziehen kann. Für meine Anforderungen (TDP 71 Watt, keine Grafikkarte) ist der Airflow im Gehäuse auch ohne perfektes Kabelmanagement ausreichend.
- Die Inbetriebnahme des PCs verzögerte sich noch eine Weile, weil ich Volltrottel vergessen hatte, SATA-Kabel für die SSD und die Festplatte zu bestellen. Ich glaubte, irgendwo mal gelesen zu haben: "Die werden mitgeliefert, wenn Du eine Platte kaufst!" Ist aber nicht so. Hätte ich auch früher merken können, wenn ich mir die Shop-Angaben zum Lieferumfang genau angeschaut hätte.
- Als ich den PC zum ersten Mal eingeschaltet habe, drehten sich zu meiner Freude gleich der Lüfter des CPU-Kühlers und die beiden Gehäuselüfter. Zumindest das funktioniert schon mal, dachte ich mir. Dann auf dem Monitor die Meldung: "No Signal". Na prima! Auch dieser Fehler war jedoch schnell gefunden: Ich bekam zunächst, aus welchem Grund auch immer, kein Signal über den Display Port. Der DVI-Anschluss hat jedoch funktioniert. Nachdem ich das Betriebssystem und die neuesten IGP-Grafiktreiber installiert hatte, kam auch das Display-Port-Signal.
Fazit:
Für die erfahrenen Bastler hier ist all das natürlich Pillepalle. Ich als blutiger Anfänger bin dennoch einigermaßen stolz auf meine "Leistung" - und kann nur jeden Neuling ermutigen, es auch mal zu versuchen. Wie schon oft gesagt: Ein PC-Zusammenbau ist wirklich nicht schwer (Wasserkühlung und andere Fortgeschrittenen-Basteleien sind sicher noch mal eine andere Hausnummer, aber die macht man vielleicht ohnehin nicht beim ersten Versuch).
ich hoffe, es ist okay, wenn ich diesen Erfahrungsbericht hier im Forum poste (der Thread PC - selbst bauen und einrichten scheint nur als Anleitung und für Fragen gedacht zu sein). Ich möchte damit in erster Linie Andere ermutigen, es auch mal zu versuchen.
Vorweg: Ich hatte vorher noch nie einen PC aus Einzelteilen zusammengebaut, noch nicht mal eine Grafikkarte oder Festplatte selbst gewechselt. In den meisten handwerklichen Belangen bin ich ein Idiot, der schon Probleme hat, einen Nagel gerade in die Wand zu hämmern - was unter anderem daran liegt, dass ich stark sehbehindert bin (Netzhautschäden auf beiden Augen). Ich habe deshalb lange gezögert und mich gefragt, ob ich das "Wagnis" wirklich eingehen oder lieber bei einem der Helfer hier im Forum anfragen oder die 150 Euro an Mindfactory zahlen soll. Aber weil ich nicht nur Geld sparen, sondern mich einer Herausforderung stellen wollte, habe ich mich schließlich dazu entschlossen, den Eigenbau zu versuchen.
Kurz gesagt, es ging sehr gut und der PC lief von Anfang an problemlos. In diesem Sinne: Wenn ich das kann, sollte das eigentlich jeder können.
Die Einzelteile:
CPU: Intel Xeon E-2124G
Mainboard: Fujitsu D3644-B
RAM: 2 x Samsung DIMM 8 GB DDR4-2666 ECC, also insgesamt 16 GB
CPU-Kühler: Noctua NH-U12S
SSD: Samsung 860 Pro 256 GB
HDD: Western Digital WD Red 3 TB
Netzteil: be quiet! Pure Power 11 CM 400 Watt
Gehäuse: Fractal Design Define C TG
Für die Grafik wird der IGP genutzt, ich habe also keine Grafikkarte verbaut. Der PC dient als Workstation für wissenschaftliche Berechnungen, Office-Andwendungen und Multimedia. Ja, und bei seltenen Gelegenheiten werde ich ihn vielleicht mal für ein Strategiespiel zweckentfremden, das keine aufwendige Grafik braucht ...
Ein paar Punkte zum Zusammenbau:
- Schriftliche Anleitungen wie hier im Forum sind nett, aber noch hilfreicher fand ich die PC-Zusammenbau-Videos auf YouTube. Wie der Zusammenbau theoretisch geht, versteht man schnell; praktischer "Anschauungsunterricht" macht die Sache jedoch noch wesentlich klarer. Besonders dann, wenn in dem Video genau die Komponenten verbaut werden, die man selbst hat (eine entsprechende Suche lohnt sich vielleicht).
- Ich hatte einigen Bammel vor dem Auftragen der Wärmeleitpaste. Da gibt es ja ellenlange Diskussionen: Wie viel ist zu viel, wie viel ist zu wenig? Welche Methode ist die beste? Ich habe mich schließlich für die Methode "kleines Kügelchen in die Mitte" entschieden. Ist eigentlich ganz einfach, und die CPU-Temperaturen unter Last sind gut. Wenn man keine extrem hohen TDPs hat oder Overclocking betreibt, muss man um das Thema Wärmeleitpaste glaube ich nicht so viel Aufhebens machen - Hauptsache, sie ist drauf.
- Die Abstandshalter für das Mainboard waren etwas schwergängig, ich hatte sie deshalb zunächst nicht tief genug ins Gehäuse geschraubt - und fragte mich, warum die Mainboard-Anschlüsse nicht genau hinter der jeweiligen Öffnung in der Blende sitzen (mit bloßem Auge war die Ungenauigkeit kaum zu sehen, aber das Monitorkabel ging nicht sauber rein). Der Fehler war jedoch schnell gefunden. Ich habe die Abstandshalter einen Millimeter weiter reingeschraubt, dann passte alles perfekt.
- Der für mich schwierigste Arbeitsschritt war das Anschließen der diversen Kabel ans Mainboard. Besonders die "Fitzelarbeit" mit den kleinen Steckern für Power-Knopf, Reset-Knopf usw. ist nichts für meine Augen - da musste ich tatsächlich meine Frau um Hilfe bitten ("Siehst Du den winzigen gelbmarkierten Anschluss da? Nimm das Kabel und steck es da an ..."). Das dürfte auch für einige Nicht-Sehbehinderte nicht ganz einfach sein, aber man kriegt es hin. Das Verschrauben einer SSD, einer Festplatte oder eines Netzteils ist dagegen völlig trivial.
- Beim Kabelmanagement habe ich ein paar Anfängerfehler gemacht, und als Resultat ragen ein paar Kabel etwas weiter ins Gehäuse als nötig. Aber ich wollte meine arme Frau nicht noch mal nerven und sie die Stecker erneut anbringen lassen, nur damit ich ein paar Kabel durch eine andere Öffnung ziehen kann. Für meine Anforderungen (TDP 71 Watt, keine Grafikkarte) ist der Airflow im Gehäuse auch ohne perfektes Kabelmanagement ausreichend.
- Die Inbetriebnahme des PCs verzögerte sich noch eine Weile, weil ich Volltrottel vergessen hatte, SATA-Kabel für die SSD und die Festplatte zu bestellen. Ich glaubte, irgendwo mal gelesen zu haben: "Die werden mitgeliefert, wenn Du eine Platte kaufst!" Ist aber nicht so. Hätte ich auch früher merken können, wenn ich mir die Shop-Angaben zum Lieferumfang genau angeschaut hätte.
- Als ich den PC zum ersten Mal eingeschaltet habe, drehten sich zu meiner Freude gleich der Lüfter des CPU-Kühlers und die beiden Gehäuselüfter. Zumindest das funktioniert schon mal, dachte ich mir. Dann auf dem Monitor die Meldung: "No Signal". Na prima! Auch dieser Fehler war jedoch schnell gefunden: Ich bekam zunächst, aus welchem Grund auch immer, kein Signal über den Display Port. Der DVI-Anschluss hat jedoch funktioniert. Nachdem ich das Betriebssystem und die neuesten IGP-Grafiktreiber installiert hatte, kam auch das Display-Port-Signal.
Fazit:
Für die erfahrenen Bastler hier ist all das natürlich Pillepalle. Ich als blutiger Anfänger bin dennoch einigermaßen stolz auf meine "Leistung" - und kann nur jeden Neuling ermutigen, es auch mal zu versuchen. Wie schon oft gesagt: Ein PC-Zusammenbau ist wirklich nicht schwer (Wasserkühlung und andere Fortgeschrittenen-Basteleien sind sicher noch mal eine andere Hausnummer, aber die macht man vielleicht ohnehin nicht beim ersten Versuch).
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