Als 1985 geborener, der bei seinen groĂeltern auf dem land aufgewachsen ist und in einer nachbarschaft lebte, die nur aus rentnern bestand, habe ich meinen ersten kontakt zum internet "erst" irgendwann mitte 1999 bei einem neuen schulfreund daheim gehabt, dessen vater schon seit jahren internetzugang via isdn hatte.
es hat mich damals vom hocker gehauen, meine erste erfahrung im chat. ich weià nicht mehr welcher es war, ich kann nur noch sagen, das es ein europÀischer chatroom war, den mein freund hÀufig nutze um sich selbst zum englisch schreiben/lesen zu zwingen.
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hi, iam from germany, where are you from and hows the weather?" zu schreiben und plötzlich antworten aus england, schweden, holland und spanien binnen sekunden zu bekommen, war einfach verblĂŒffend. er zeigte mir dann einige seiten, die er regelmĂ€Ăig nutzte (u.a Giga) und da war es um mich geschehen. ich brauchte das auch. DAS ist die zukunft und jeder mensch sollte es nutzen. durch den chat und die auswahl an seiten die ich gesehen habe, war mir das potential des internets klar und meine letzte bitte war es dann nur noch zu sehen, ob man so einfach online im multiplayer spielen konnte oder dafĂŒr noch bestimmte hardware notwendig war, was er mir mit half life dann zeigte und mit leuten aus aller welt ein paar minuten spielte.
nach monatelangem betteln, guten noten und ĂŒberzeugungsarbeit (die bei groĂeltern im jahr 2000 echt hart war), bekam ich dann auch anfang 2000 ein modem und zugang. 56k mit minutenpreisen damals. welches modem das war, weiĂ ich leider nicht mehr (ein weiĂes
) aber ich weiĂ noch, das ich unbedingt das elsa microlink haben wollte aufgrund des aussehens.
das internet, war in allen berreichen fĂŒr mich ein absoluter segen, dessen crux es war, das die hohen minuten kosten die verweildauer so stark eingeschĂ€nkten, das die nutzung ein hetzmarathon mit vorrausplanung war, den ich dann spĂ€ter, immer mehr und mehr ĂŒberschritten habe und fĂŒr horrende telefonrechnungen sorgte. immerhin war das die zeit, wo man fĂŒr 30 std im monat 45-60⏠gezahlt hat je nachdem zu welcher tageszeit man drin war und wessen tarife man nutzte (umgerechnet, war damals ja noch DM). das ist eine stunde tĂ€glich und wenn man bedenkt, wie langsam grade downloads waren, war eine stunde nicht viel zeit fĂŒrs internet.
habe mich immer fragte, wie leute das anfang der 90er gemacht haben, wo es ja noch teurer war, alĂ "20std internet im monat waren wohl nur was fĂŒr gut verdiener"
durch icq und meine kontakte in die usa, hab ich damals erfahren, dass das internet, zumindest in den urbanen gebieten dort, deutlich frĂŒher populĂ€r war, als hierzulande und auch billiger. ich glaube mich erinnern, das die meiste nur die hĂ€lfte dessen zahlten, was ich zahlte, und dazu freistunden pakete hatten. dazu auch noch schneller, da internet ĂŒber kabel dort scheinbar von vorne rein, neben telefon eine sache war. ich hatte mitte 2000 leute im icq, die kabel mit 500kb/s hatten. das gute 10fache von mir und das schon seit 5 jahren nutzten. ob mit kabel durchgehend oder zuvor telefon, weiĂ ich nicht. aber der eindruck blieb mir bis heute vermittelt: in den usa, war das internet 1997 schon das, was es bei uns 2001 war
als dann die flatrates kamen, war das fĂŒr mich der richtige weg und so, wie es sein sollte, brachte mich aber nicht so weit, wie ich es mir erhofft hatte, durch die stĂ€ndig besetzte telefonleitung und daraus resultierenden zoff mit meinen "eltern" die ja immer empfangsbereit sein wollen, fĂŒr wichtige anrufe die kommen könnten. das Ă€nderte sich erst mitte 2001, als dsl bei uns im ort verfĂŒgbar war.(was im nachhinein, fĂŒr die lĂ€ndlich region niedersachens, damals echt schnell und frĂŒh war, denn nach 6mbit, kam fast ein jahrzehnt stillstand bei uns) bis dahin, gab es eine menge zoff.. und an isdn war nicht zu denken, ist ja teurer und wofĂŒr? ich kann ja auch einfach weniger surfen, das spart dann sogar noch geld und dann ist die leitung auch frei!
vor 1999, hatte ich kaum ahnung vom internet und hielt es fĂŒr eine art teletext am pc, der im grunde nur der informationsbeschaffungs dient und dem austausch von daten, statt sie zu faxen. also fĂŒr etwas, das im grunde nur an unis oder fĂŒr groĂe tech firmen wichtig und relevant ist. welche möglichkeit es bietet, wurde mir erst nach meinem ersten kontakt bewusst.
ich mein klar, andere waren schon frĂŒher da.. aber 99,2000,2001 war aus meiner heutigen sicht, das internet zu einem groĂen teil noch wilder westen und das war spannend vorallem wars anders.. es war kein massenmarkt fĂŒr jeden, der um jeden buhlt, sondern ein ort an dem jeder willkommen war, jeder sein fleckchen finden konnte, das man aber so nehmen musste, wie es ist. gröĂtenteils ungefilter und wenig reguliert.. ein neuer staat mit wenigen sherrifs aber vielen neuen siedlern und örtchen..
ich habe es aber vom grundsatz, nur sehr oberflĂ€chlich benutzt.. sehr dem mainstream folgend. das was man heute als darknet bezeichnen wĂŒrde, ist mir damals nicht mal durch zufall auf dem schirm gelandet und welche technik im browser steckt und das man website manipulieren konnte ging so an mir vorbei. sicher, ich hab napster genutzt und mich mit musik eingedeckt, doch sowas wie ftps aufsetzen oder gar schauen, das man den schulserver anzapft um darauf einen ftp zu haben, war nie mein millue oder interessen gebiet wie bei einigen meiner affinen mitschĂŒler, die dir alles besorgen konnten, was man im internet auftreiben.. ich hatte nicht mal ne vermutung, woher sie das bekommen oder wie sie auf die quellen ĂŒberhaupt aufmerksam wurden.
ich wĂŒnschte mir allerdings, dass ich schon frĂŒher hĂ€tte dabei sein können, so ab 95 per isdn
Anbei die beiden Ă€ltesten "brauchbaren" desktop screenshots die ich noch habe, beide im laufe sep 2000. Wenn ich die downstream geschwindigkeiten, die nötige zeit und die datei gröĂe sehe, zieht sich heute bei mir was zusammen.. fortzsetzbare downloads dank go!zilla, waren was wunderebares. Ich vermisse diese zeit.. die "jugend" des internets, bevor es erwachsen wurde