Zivilcourage endet tödlich

Ich plädiere sicher nicht dafür, dass wir eine Gesellschaft werden, die völlig passiv durch die Öffentlichkeit geht. Aber wir müssen Verständnis dafür aufbringen, dass die Gewalttäter immer im Vorteil sind: Sie sind geistig und körperlich vorbereitet, haben weniger zu verlieren und auch kein Problem damit, aus der Masse hervorzustechen.

Am besten ist, man geht bei einem Angriff in der Öffentlichkeit nicht davon aus, dass man Hilfe bekommt. Vielleicht ist die Dunkelziffer bei erfolgreicher Zivilcourage höher als vermutet. Mit Unterstützung würde ich aber dennoch nicht rechnen.
Und ob man selbst betroffen ist oder wie jetzt, über einen Fall diskutiert, wird meine Meinung nicht ändern. Als ich vor einem Jahr im vollbesetzten RegionalExpress einen Haufen Punks auf das Rauchverbot aufmerksam gemacht habe, hat einer von diesen besoffenen Trotteln ein Klappmesser rausgeholt und grinsend gemeint, ich soll mich verpissen oder er "schlitzt mich auf". Da hat niemand der anderen Fahrgäste zum Handy gegriffen oder nur ein Wort gesagt. Alle haben starr aus dem Fenster geguckt und so getan, als ob sie das ganze nicht mitgekriegt haben.

Das Thema ist kompliziert. Ob Zivilcourage in jedem Fall die beste Lösung ist oder nur der Auslöser für noch mehr Gewalt, fällt dabei etwas unter den Teppich.
 
alan_Shore schrieb:
@e-ding

NOCHMAL..... da waren 15!!! Leute auf dem Bahnsteig. Die 2 Täter hatten keine Maschinenpistolen.

Und wie ich geschrieben habe!Da liegt das Problem.Hier schauen die Leute nur hin,weil sich jeder nur um sein Interesse interessiert.Die beihilfe wie früher wird leider vermisst.Mir ist egal was die Täter haben.Ich würd trotzdem versuchen die Person zu retten auch wenn ich eine zentriert bekomme.
 
Zivilcourage ist zwar ein heeres Ansinnen, im Grunde spiegelt sich da aber nur die Veränderung unserer Gesellschaft wieder.
"Die Anderen sind mir egal. Im Kampf um einen Arbeitsplatz, im Supermarkt oder in der Disko.
Ich will den größten Spass, Lohn, Bestättigung erfahren.
Was die andere sind / machen ist mir egal."

Auch das wird zunehmen, ebenso die Gewaltbereitschaft und auch der Alkoholkosnum bei Jugendlichen.
Das passiert eben, wenn man eine Gesellschaft entsozialisiert und auf "Wettkampf" trimmt.


NOCHMAL..... da waren 15!!! Leute auf dem Bahnsteig. Die 2 Täter hatten keine Maschinenpistolen.
Genau das ist der Punkt.
Das ist ein menschliches und von der psyschologie bekanntes Verhalten: Abgeben der Verantwortung.

Man merkt das die Anderen auch nichts machen und gibt sozusagen die Verantwortung ab. Im Sinne von "Die Anderen können auch etwas machen". So gibt man also die Verwantwortung unbewusst an die Anderen ab und hat für sich eine Entschuldigung gefunden nicht zu helfen.


Habe einen interessanten Test gesehen: Nachgestellte Auto-Unfallstelle im Graben einer Landstrasse.
Fahren mehrere Autos hintereinandern vorbei, halten weniger an, als wenn vereinzelnt Autos vorbeifahren.
Genau aus diesem Grund: Der vor mir hält nicht an, also fahr ich auch vorbei. Und der Vorderer denkt: Ich muss nicht anhalten, weil hinter mir noch Andere sind.
 
Ich befürworte es nicht, dass die ganzen Zuschauer nichts getan haben um dem Opfer zu helfen, allerdings finde ich das durchaus verständlich.

Die Schläger haben sich ganz offensichtlich nicht zum ersten mal geschlagen. In so einer Situation kommt es aber zum allergrößten teil nicht auf die Körperliche Fitness an. Selbst wenn jemand Jahrelang einen Kampfsport trainiert hat, wird er es sich in einer solchen Situation gut überlegen einzugreifen.
Den Ausdruck "starr vor Angst" gibt es schließlich nicht ohne Grund.


In einer Ernsthaften Schlägerei hat IMMER derjenigen mit der meisten Erfahrung den größten Vorteil. Hat man keine Erfahrung mit soetwas wird man entweder nicht eingreifen oder mit höchster wahrscheinlichkeit selber zum Opfer, denn während einer Schlägerei handeln nur noch die Reflexe, und die sind in erster Linie, zumindest bei unerfahrenen Menschen, auf Selbstschutz programmiert, man würde also kaum daran denke ein paar schläge zu plazieren.

Das einzige Mal das ich mich geschlagen habe war vorher schon abzusehen. Ich habe mir überlegt wie ich reagieren sollte, welche schläge man wo plazieren sollte usw. Als es soweit war(mein Gegner schlug sich nicht zum ersten mal, war mir Körperlich allerdings ganz offensichtlich unterlegen) setzte ich genau einen Schlag. Das Ganze gab nen tierischen Adrenalinkick und als ich den ersten Schlag abbekam ging ich instinktiv in eine "Embryonalstellung" ohne das beeinflussen zu können. Alle Theoretischen Vorüberlegungen brachten nichts, in so einem Zustand handelt man nicht rational. Das ich einiges abbekommen habe ist wohl überflüssig zu erwähnen:)

Das nur als Beispiel um meine Aussagen zu unterstützen...
 
Vergesst nicht: Sobald in so einer Situation jemand hilft, muss er damit rechnen, selbst angeklagt und zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt zu werden. Denn die Täter haben schließlich auch das Recht nicht verletzt zu werden. Notwehr ist praktisch in Deutschland nur erlaubt, indem man sie freundlich anspricht und bittet, von dem Opfer ab zu lassen. Gewalt gegen Täter, auch im Rahmen einer unmittelbaren Gefahr für das Opfer, ahndet das deutsche Rechtssystem mit Strafen gegen die Helfer und Schmerzensgeld für die Täter.

Daher kein Wunder, dass niemand geholfen hat. Wer kann es sich leisten, den beiden Tätern Schmerzensgeld zahlen zu müssen nur weil er sie vom Opfer weggeschuckt hat und diese durch den Stoß ein gewisses Unwohlsein erleiden mussten?
 
Gewalt gegen Täter, auch im Rahmen einer unmittelbaren Gefahr für das Opfer, ahndet das deutsche Rechtssystem mit Strafen gegen die Helfer und Schmerzensgeld für die Täter.

das ist mir neu, wo hast n das her?
 
Ließt man oft genug in Zeitungen und News-Seiten. Mir sind da zwei ganz böse Fälle im Gedächtnis, die allerdings schon eine Weile her sind.
 
@Acrylium
Du sollst die Täter ja auch nicht gleich zusammen schlagen oder lebensgefährlich verletzen.

Man greift in der Regel ja auch nur ein, wenn man verbal nicht weiter kommt und auch eine chance sieht, sich selber durchzusetzen.
Dann reicht es aus den Täter festzuhalten. Gegen einen Arnold würde ich nicht eingreifen, da ich wohl kaum eine chance hätte etwas zu erreichen, da muss man es dann rein verbal versuchen.
 
Das Problem ist, wenn du mit einem verbalen Schlichtungsversuch nicht erfolgreich bist, gehörst du in der anschließenden Schlägerei mit großer wahrscheinlichkeit mit zu den Beteiligten. So risikolos ist auch das Verbale eingreifen nicht
 
Du kannst das nicht mehr kontrollieren in so einer Situation. Jemand nur "festhalten" der gerade am durchknallen ist, das geht nicht. Der kloppt dich zu Matsch ... so schnell kannst du gar nicht "huch" sagen, wie du nen Hinterkopf auf der Nase oder ne Faust am Kinn hast. Das muss nicht mal ein Arnold sein. Scheißegal wie schwer der Kerl ist, du bekommst eine auf die Nase gesemmelt, dann hast Tränen in den Augen und das wars.

Indiskrete Frage:
Wie oft hast du dich schon so richtig bitter gedroschen?

Da entscheiden sich Dinge in Millisekunden ... Dosierung wird da extrem schwer. Selbst ein Top Ausgebildeter Kampfkünstler hat Probleme einen Gegner in einer Ausnahmesituation "harmlos" außer Gefecht zu setzen - vor allem wenn dieser wie diese beiden Jungs sich schon öfters geschlagen hat.
Das hinterlässt immer Spuren ... außer man hat Glück oder der Gegenüber ist extrem dumm oder sehr ungelenk.
 
Natürlich gibt es auch Situationen, wo man nicht eingreifen sollte oder kann, aber in den meisten Situationen kann man eingreifen, das sagt mir meine Erfahrung. Ich habe schon öfters eingegriffen, aber auch schon ein paar mal nicht eingegriffen, weil es aussichtslos gewesen wäre. Ich habe mich noch nie durch solche Situationen schlagen müssen.

Aber ihr stellt es so dar, als gäbe es nur diese Situationen, wo knallharte, skrupellose Schläger am Werke sind, die alles Krankenhaus schlagen und zu tode prügeln. Kein Wunder, dass immer seltener eingegriffen wird, wenn die Presse und manche Leute die Gegebenheiten so verzerren. Da gibt es in 10 Jahren mal eine Situation wo einer mit dem Leben bezahlt, aber jedes Woche hunderte dieser Situationen aber gleich wird es als Regel hingestellt, als suche man nur schon vorab für seine eigene Entschuldigung.

Oftmals sind es ganz normale Leute, die lediglich irgendwelchen Frust haben oder alkoholisiert bzw. auf Drogen sind. Gerade wenn ihr Angst zeigt, fühlen sie sich doch erst stark, dadurch ermutigt ihr sie ja noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oftmals sind es ganz normale Leute, die lediglich irgendwelchen Frust haben oder alkoholisiert bzw. auf Drogen sind.

@68Marcus69,
wenn das normale Menschen sind, dann bin ich unmormal und muss bestimmt behandelt werden.
 
Du willst dich bestimmt nich mit nem Typen schlagen der auf Speed oder einer sonstigen Droge ist, auch wenn er ansonsten "ganz normal" ist.
 
Wer auf Droge ist, egal auf welcher, ist in meinen Augen nicht normal und ich möchte mich grundsätzlich mit niemanden schlagen weil mir das zu primitiv ist.
 
Das war auf Marcus bezogen, mit der Aussage, dass "das hier dargestellt würde als seien das alles Knallharte, skrupellose Schläger[...] aber oftmals seien das ganz normale Menschen die lediglich irgendwelchen Frust hätten oder alkoholisiert bzw. auf Drogen seien".

Ich meinte damit, dass gerade jemand der unter Drogen steht sehr viel gefährlicher ist als andere "nicht normale" Menschen;)
 
tXX schrieb:
Ich meinte damit, dass gerade jemand der unter Drogen steht sehr viel gefährlicher ist als andere "nicht normale" Menschen;)


wo Du recht hast:D
 
Auch ich war mal jung und weiß deshalb das die wenigsten Drogen aggressiv machen. Vor allem keine handelsüblichen "Patrydrogen".
Die Orte an denen es immer wieder zu Schlägereien kommt, sind die Orte an denen es billigen Alkohol in großen Mengen gibt. Ich komme aus Nürnberg. Wenn du am WE nachts zu einer bestimmten Disco gehst, in der es natürlich billigen Alkohol gibt, dann kannst du dir sicher sein, dass sich davor irgendwelche Leute kloppen. Diese Disco war leider eine ganze Weile lang jene Stammdisco, in der ich und meine Arbeitskollegen jeden Donnerstag gemeinsam unser Trinkgeld verprassten. Ironischer Weise weil ein Rausch da so billig war.

Für mich ist definitiv Alkohol die schlimmste Droge überhaupt. Gibts überall, macht ab einer gewissen Menge in der Regel sehr schnell aggressiv (Ausnahmen bestätigen die Regel) und das schlimmste ist, schon ab 5 € ist ein Vollrausch möglich.
Auch die Bundesregierung und Suchtexperten haben zum Glück vor einiger Zeit das Gefahrenpotenzial berichtigend eingestuft. Eine Alkoholsucht ist oft schwerer zu therapieren als eine Heroinsucht.

Aus diesen Gründen halte ich es für unmöglich, dass sich in nächster Zeit in dieser Thematik etwas ändern sollte. Solang es die Volksdroge Alkohol gibt, solange wird es auch auf Nichtigkeiten basierende Schlägereien geben.

Aber O, Gott, versuch doch mal dem Volk sein Bier wegzunehmen. Damit gewinnt man sicher keine Wahl bzw. wird sofort auf dem Mond geschossen.
Gegen alle anderen Drogen (nicht vergessen, Alkohol ist auch definitiv eine Droge!) dagegen kann es gar nicht genug harte Strafen geben. Was natürlich auch richtig ist. Also bitte nicht falsch verstehen. Ich bin gegen jede Art von Drogen. Aber diese Doppelmoral finde ich einfach nur erschreckend.
Ich hoffe ich bin nicht zu sehr ins OT abgedriftet. Allerdings finde ich, dass dieses Thema auch dringend zu dieser Diskussion hier gehört.


Just my 2 Cents

PS: Ihr kennt ja den Spruch: Ich lauf nachts lieber drei bekifften über den Weg, als einen betrunkenen.
 
Zuletzt bearbeitet: (Upps! Zwei Betrunkene zuviel!)
@OMaOle
Du suchst das Haar in der Suppe oder?
Ich mache sicherlich keinen Alkohol - oder Drogentest vorher!
Wenn du nicht nur aus der Theorie reden würdest, wüsstest du, dass man in solchen Situationen schnell handeln muss. Entweder du schreitest sofort ein, oder garnicht. Du siehst ihn vielleicht auch nur von hinten, kannst solche Entscheidungen also gar nicht treffen.

Du sollst dich auch nicht schlagen, das verlangt niemand von dir. Hat dich hier jemand dazu aufgefordert?
Menschen die ihre Probleme lösen oder einfach vergessen wollen, sind deswegen noch lange nicht unnormal. Sie sind allerhöchstens schwach.

@tXX
Ich will gar nicht schlagen, immer noch nicht verstanden?

Wie erkennt ihr, dass jemand auf Speed ist?


@Haudrauff
Ich habe Drogen auch erwähnt, weil heute viele Dinge mit Alkohol vermischt werden.
Als Beispiel: Wer kifft muss ja nun nicht Antialkoholiker sein.

Aber heisst der Satz nicht: Ich laufe nachts lieber 3 Bekifften über den Weg, als einem Betrunkenen? :D
So kenne ich ihn.
 
68Marcus69 schrieb:
@OMaOle
Du suchst das Haar in der Suppe oder?
Ich mache sicherlich keinen Alkohol - oder Drogentest vorher!
Wenn du nicht nur aus der Theorie reden würdest, wüsstest du, dass man in solchen Situationen schnell handeln muss. Entweder du schreitest sofort ein, oder garnicht. Du siehst ihn vielleicht auch nur von hinten, kannst solche Entscheidungen also gar nicht treffen.

Moin,
ich suche nicht das Haar in der Suppe und finde doch manchmal eins;).
Du hast ja recht, niemand kann in solch einer Situation einen Test durchführen, und ja ich weiß wie man sich in solch einer Situation verhalten sollte, das bringt der Rettungsdienst so mit sich, die Erfahrung zeigt auch, dass man niemals jemanden von hinten angeht, einschreiten muss man sofort und doch mit bedacht, da hast Du auch recht.

68Marcus69 schrieb:
Du sollst dich auch nicht schlagen, das verlangt niemand von dir. Hat dich hier jemand dazu aufgefordert?

Nein .

68Marcus69 schrieb:
Wie erkennt ihr, dass jemand auf Speed ist?

http://www.pille-palle.net/Pille-Palle/amphetamin.php
 
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