floh667 schrieb:
Ich sage ja, die Meinung ist unpopulär
Das sehe ich deutlich anders - und bin damit auch nicht alleine. Das ursprüngliche finale Ziel der römischen Verträge war nämlich nichts anderes als ein Integrationsprozess, der zu einem europäischen Zentralstaat führen sollte. Wir sind heute weit davon entfernt, dass ein solcher Realität würde und ich glaube auch nicht, dass es in der Bevölkerung eine Mehrheit dafür gäbe, vorgesehen war es aber mal
floh667 schrieb:
Wenn's nach mir ginge würde Deutschland die EU sogar verlassen. Deutschland allein zahlt fast 50% dessen in den EU Topf, was alle 10 gebende Länder einzahlen. Die anderen 17 nehmen ausschließlich.
Die EU zu verlassen wäre für Deutschland ein riesiger Fehler. Den Fehler anzunehmen, dass man vermeintlich nur Kosten habe, haben schon die Briten gemacht - und das mit dem Brexit nur das letzte Mal.
Derweil hat kein Staat so stark von EU und Euro profitiert wie Deutschland. In der Tat hat unser jahrzehntelanger Exportüberschuss nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass unsere Staatsfinanzen heute weit besser aussehen als die anderer großer EU-Staaten. Und dieser Überschuss ist ohne die europäischen Kunden unserer Unternehmen kaum denkbar. Die reduzierten Handelshemmnisse in Schengen- und Euroraum waren und sind hierfür elementar.
Unsere Beiträge in die verschiedenen Töpfe der EU sind nur die eine Seite, die Gesamtsicht auf das Projekt aber auf diese zu reduzieren, ist sehr viel zu kurz gedacht.
floh667 schrieb:
Das Projekt EU ist meiner Ansicht nach bereits gescheitert und dient nur noch als Selbstbedienungsladen korrupter Politiker und Lobbyverbände.
Die EU ist fraglos nicht perfekt und politisch wie strukturell schwer reformbedürftig. Für die Trägheit, mit der sie sich verändert, sind dann aber auch wieder wesentlich die Mitgliedsstaaten und deren Partikularinteressen verantwortlich. Gäbe es diesen internen Wettbewerb nicht oder würde dieser reduziert, könnte das ganz anders aussehen.
floh667 schrieb:
Und Deutschland ist der Goldesel.
Wie gesagt, diese Auffassung greift viel zu kurz. Volkswirtschaftlich haben wir von EU und Euro stets enorm profitiert. Unter deine Logik müsste man sich Deutschland kleiner und schwächer wünschen, damit es weniger zu zahlen hätte - nichts anderes würde ohne die europäischen Rahmenbedingungen übrigens auch passieren, nur erkennt das die Fundamentalopposition selten an.
floh667 schrieb:
Eine Zentralregierung in Brüssel wäre mit Abstand das schlimmste was passieren könnte. Es ist absurd zu glauben sowas könne in Europa funktionieren mit all seinen verschiedenen Kulturen, Lebensarten, Sprachen geografischen Gegebenheiten und Wirtschaftsleistungen.
Wie gesagt, heute sind wir von diesem Ziel weit entfernt. Aber wie ausgeführt, die Meinung, dass es grds. unmöglich sei, diesen Staat zu schaffen, teilen bspw. die Autoren der römischen Verträge nicht mit dir.
Aber keine Sorge, ich sehe leider auch nicht, dass so etwas in den kommenden Jahrzehnten geschehen wird, dafür sind wir in Europa einfach zu träge unterwegs. Eventuell treibt kollektiver Bedeutungsverlust angesichts weiterer potenzieller Tigerstaaten wie Indien, Indonesien, Brasilien, Mexiko und co.,die Völker irgendwann zusammen. Aber sicher nicht in nächster Zeit.
EDIT: Die Inhomogenität von Regionen hinsichtlich Art und Umfang ihres Beitrages zur Wirtschaftskraft ist übrigens in sich kein Argument (kulturelle Unterschiede dann schon eher), solche Ungleichheiten gibt es auch innerhalb der Nationalstaaten selbst zur Genüge. Auch Deutschland hat nur wenige reiche Bundesländer, die dann Ausgleichszahlungen an die anderen liefern. Dennoch sind wir (noch) die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt.