Da habe ich aber deutlich Anderes herausbekommen.
In meiner Diplomarbeit habe ich an 989 Teilnehmern (von der Altersstruktur fast repräsentativ für die deutsche Onlinebevölkerung nach den Zahlen der ARD-ZDF-Onlinestudie 2008) bei einer Online-Umfrage folgende Daten erhoben:
- 28,8 % (entspricht rund 13 Millionen Deutschen) haben schon einmal Filme, Musik oder Software als Downloads gekauft (aber nur 10 % machen das mindestens 1x im Monat)
- 48,7 % (22 Millionen) haben schonmal DVDs online gekauft (aber nur 10,2 % mindestens 1x im Monat)
- 11,0 % (5 Millionen) haben schonmal Blu-Rays oder HD-DVDs online gekauft
Aufgeschlüsselt nach Beschäftigung, exemplarisch: Wer
von denjenigen, die online sind hat schon mal DVDs (& CDs) online gekauft?
- 53 % der Berufstätigen (CDs: 54 %)
- 36 % der Arbeits
suchenden (CDs: 38 %)
- 39 % der Rentner (CDs: 41 %)
- 45 % der für die Kindererziehung Zuständigen (CDs: 48 %)
- 51 % der für die Haushaltsführung Zuständigen (CDs: 49 %; der Begriff "Hausfrau" ist nicht nur politisch inkorrekt, er wird dem, was viele Haushaltsführenden/Erziehenden heutzutage tun, auch nicht gerecht. Viele 'Hausfrauen' bezeichnen sich deswegen selbst nicht so bei einer Befragung.)
- 42 % der Schüler ab 14 Jahren (CDs: 40 %)
- 50 % der Azubis (CDs: 57 %; aber: siehe Hinweis weiter unten)
- 52 % der Studenten (CDs: 45 %)
Aufgeschlüsselt nach Altersgruppen:
- 39 % (CDs: 39 %) der 14-19-jährigen
- 51 % (CDs: 42 %) der 20-29-jährigen
- 55 % (CDs: 54 %) der 30-39-jährigen
- 52 % (CDs: 53 %) der 40-49-jährigen
- 58 % (CDs: 53 %) der 50-59-jährigen
- 39 % (CDs: 41 %) der ab-60-jährigen
Woher kommen die Unterschiede zur Bitkom-Studie?
Ziemlich sicher daher, dass ich eine Online-Umfrage gemacht habe und der Bitkom schätzungsweise Telefoninterviews. Ich möchte jetzt keinen Streit darüber anfangen, welche Methode hier besser geeignet ist. Man muss sich aber auf jeden Fall im Klaren sein, dass man bei beiden Methoden Verzerrungen drin hat, die man einfach nicht vermeiden kann:
Bei Telefoninterviews (zufällig gezogen aus allen registrierten Nummern) hat man überdurchschnittlich viele "Hausmännner"/"Hausfrauen", überdurchschnittlich viele Arbeitslose, unterdurchschnittlich viele Schüler. Insgesamt etwas unterdurchschnittlich Wohlhabende und weniger Gebildete (selbst wenn man sie ans Telefon kriegt, macht kaum ein Manager ein ganzes Telefoninterview mit).
Bei Online-Umfragen hat man dagegen höher Gebildete, und man läuft vor allem Gefahr, Nutzer mit einer insgesamt überdurchschnittlichen Online-Aktivität zu haben (wer im Internet aktiver ist, stößt auch eher auf eine Onlineumfrage). Wenn man jemanden aber online erst einmal zum Mitmachen bewogen hat, ist die Qualität der Antworten bei einer gut gemachten Umfrage meistens besser als bei Telefon- und vor allem als bei Papier-Umfragen.
Ich bin bei meiner Umfrage verschiedene Wege gegangen um eine möglichst ausgeglichene Stichprobe zu bekommen. Wie eingangs erwähnt habe ich die Altersstruktur den repräsentativ erhobenen Daten der ARD-ZDF-Onlinestudie angepasst. Ich bin verschiedenste Wege bei der Rekrutierung gegangen: Persönliches Email-Schneeballsystem; 2 verschiedene Email-Panels (wo Leute drauf sind, die sich zum Mitmachen von Onlinebefragungen bereit erklärt haben) von meiner Uni und von einem renommierten Marktforschungsinstitut; Aushänge und Flyer-Verteilen in der Stadt; Lehrer haben die Umfrage mit ihren Schülern gemacht; usw.
[Edit: Ganz vergessen: In den meisten der oben genannten Gruppen sind mindestens 100 Leute vertreten - da sind die Genauigkeiten schon gar nicht so schlecht. Azubis gibt es anteilig an der Gesamtbevölkerung aber nur sehr wenige - bei mir waren es z.B. 14 von 1000. Da sind irgendwelche Prozentangaben mal völlig für die Katz!]
Langer Rede kurzer Sinn: Die Wahrheit liegt wahrscheinlich trotzdem irgendwo zwischen meinen Zahlen und denen des Bitkoms.
Meine Diplomarbeit ist übrigens fast fertig, dort warten noch tausende weitere Ergebnisse
Ich werd sie in ~4-6 Wochen abgeben, und sobald sie vom Prof korrigiert ist, werd ich sie hier online stellen:
http://www.unipark.de/uc/inet-typ
Wen das Ganze jetzt schon brennend interessiert, der kann mir eine PN mit seiner Email-Adresse schicken. Die Hauptergebnisse (es geht vor allem um Internet-Nutzertypen und Website-Ästhetik) habe ich in Präsentationsform auf 23 Folien untergebracht. (Uni-Statistik-Kenntnisse sind dringend empfohlen!)