milliardo schrieb:
Hä? Verstehe ich immer noch nicht. Irgendwo unterliegst du da möglicherweise einer seltsamen Illusion. Wenn du einen irgendwie gearteten "Bar-Cashflow" aus deinen Investments erzielen willst, dann nimmst du Dividende und verkaufst nichts oder du verkaufst gelegentlich Anteile im selben Gegenwert, die ansonsten um nahezu identischen Anteil prozentual stärker steigen.
Genauso mache ich das (nichts verkaufen) mit Ausnahme des einen therausierenden ETFs.
milliardo schrieb:
Wenn du langfristig weniger verkaufst, als die Anteile an Wert steigen bzw. das Unternehmen nicht mehr ausschüttet, als es verdient, wirst du nie auf null fallen bzw. einen "Substanzabbau" haben. So oder so, egal.
Richtig.
milliardo schrieb:
Eine Dividendenstrategie mag anders laufen als eine Divi-Vermeidungsstrategie, dann aber wegen der Unterschiede in den Unternehmen bzw. Branchen selbst. Die Art der Gewinnentnahme durch den Investor ist rechnerisch völlig egal. (Steuerliche oder Tradingkosten-Aspekte außen vor) Das ist einerseits bloße Mathematik, zum anderen ist der Markt letztendlich zu effizient, als dass es hier zu großen Unterschieden kommen könnte. Systematische Vorteile würden schnell wegarbitriert. Dass es kein "geschenktes" oder "magisches" Dividendengeld gibt, dürfte dabei vollkommen klar sein.
Rechnerisch ist das egal, natürlich. Dennoch ist es etwas völlig anderes, ob ich beim Kauf einer Aktie/ETFs im Hinterkopf habe, am Kursverlauf, oder hauptsächlich von den Dividenden zu profitieren. In einem Fall muss ich irgendwann mal verkaufen, im anderen Fall nicht. Im ersten spielt der Kurs die entscheidende Rolle, im Dividenden"fall" eben nicht.
milliardo schrieb:
Der Vorteil von Dividenden erschöpft sich in psychologischen Belohnungsgefühlen und darin, dass man für Geldeingänge "nichts tun muss". (Und ja, ich mag Dividendeneingänge auch!)
Das zum einen, zum Teil wird man aber auch immer unabhängiger vom Kurs der Aktie. Exponetielles Wachstum kann man sich zwar genau ausrechnen, wo die Aktien dann aber wirklich stehen nach sagen wir mal 25 oder 30 Jahre, weil natürlich niemand. Wenn ich dann gerade in Krisenzeiten an mein Geld möchte oder sogar muss, dann habe ich ebenfalls nicht die optimale Performance.
Cokocool schrieb:
Dividendenstrategien sind und waren nie das Optimum. Fast immer sind Dividendenstrategien Renditekrücken und steuerlich nachteilig. Beim exponentiellen Wachstum zählt jedes Prozent, damit am Ende möglichst viel Kapital rauskommt. Selbst 1 % weniger Rendite machen langfristig mal schnell extreme Renditeunterschiede aus. Einmalanlage von 5000€
- 5000 € bei 7 % Rendite p.a. auf 30 Jahre: 38.061 €
- 5000 € bei 6 % Rendite p.a. auf 30 Jahre: 28.717 €
Sicherlich alles richtig, was du zuvor geschrieben hast und das mag rechnerisch auch stimmen, ich komme aber jetzt an den Punkt, an dem mich das Optimum nicht mehr interessiert. Wobei wir beim Optimum ja auch mit der durchschnittlichen MSCI Perfomance von 7-8% im Jahr rechnen können. Aktuell werden die Dividenden noch reinvestiert, bald nicht mehr, weil ich mein Ziel dann erreicht habe. Irgendwann kippt bei der Dividendenstrategie der Punkt, an dem die Einzahlungen höher sind als die Erträge in Richtung Erträge, und das, ohne dass man verkaufen muss.
Ich halte manche Dividendenwerte schon so lange, dass ich bei eher niedrigem Risiko bei manchen Aktien eine persönliche Dividendenrendite von 15% und mehr habe, da sind die 7-8% eines MSCI für mich eher zu vernachlässigen. Zum einen, weil ich diese auch schon lange halte, durch Nachkauf bei Einbruch und zum anderen, weil die Unternehmen die Dividenden immer wieder gut gesteigert haben. Dadurch und durch das Reinvestieren kommt es dann ebenfalls zum Schneeballeffekt, hier mal gut erklärt:
Ich schlachte (= verkaufe) ja nicht meine goldenen Gänse, die mir jedes Jahr goldende Eier legen. Wenn ich auf therausierende ETFs gesetzt habe, muss ich irgendwann ja mal verkaufen, auch wenn es nach der 4% Regel ist. Das bedeutet, das Vermögen wird immer weniger, nach hinten raus wird das Vermögen bei der Dividendenstrategie hingegen immer mehr. Man muss imo die Gesamtzeit/Perfomance beachten, nicht nur die Zeit bis ich anfange zu verkaufen, sondern auch die Zeit danach. Im einen Fall wird das Vermögen immer weniger, bzw. stagniert, im anderen wird es immer mehr und das mit Schneeballeffekt z.B. bei Anhebung der Dividenden durch die Unternehmen. Wenn man nach langer Haltezeit dann bei 20% Dividendenrendite ist und das Unternehmen erhöht um 10%, dann kommen da bei einer gewissen Anzahl von Aktien schon sehr nette Summen zusammen.