@Verak
Mit dem was du schreibts hast du Recht ... ich vermisse nur eines, einen konkreten Vorschlag, mit dem DU leben könntest.
Einfach nur meckern ist echt extrem einfach ... zu einfach.
Wir haben in DE und in der ganzen EU keine nennenswerten Rohstoffe mehr zu bieten, denn die waren schon die Grundlage für den Wohlstand unserer Ururahnen in der Bronzezeit, der Antike, dem Mittelalter und der beginnenden Industrialisierung. Nach 5tausend Jahren Ausbeutung ist selbst der rohstoffreichste Berg irgendwann mal weg.
Europa hat mit seinen Rohstoffen schon immer Handel betrieben (vom roten Flint aus Helgoland über Bernstein aus dem Baltikum, Zinn aus England oder Salz aus den Alpen bis hin zu Steinkohle ausm Pott - sogar die ersten Stahlschwerter in Rom kamen aus Nordeuropa.
Nordeuropa ist eigentlich ursprünglich mit Rohstoffen gesegnet ... aber nach Jahrtausenden sind die eben so schwer zu fördern, dass es sich nicht mehr lohnt (gibts woanders billiger, TROTZ der Transportkosten) ... tatsächlich ist es aber erstaunlich, WO überall auf der Welt z.B. repräsentative Gebäude mit Sandstein aus den deutschen Mittelgebirgen gebaut wurden, Paläste mit italienischem Marmor verkleidet wurden u.v.m.
Mittlerweile sind unsere heimischen Rohstoffe auf dem globalen Markt einfach nicht mehr Konkurrenzfähig ... also bleiben sie in der Erde (das was noch da ist), bis z.B. Ruhrkohle nicht mehr das doppelte kostet. Nun wird eben umgeschwenkt, vom Export der Rohstoffe in reichere Regionen zum Export von Technologie und know how. Das gleiche, was der Welthandel seit über 5000 Jahren macht, mit dem Unterschied, dass ein Bernstein-Importeur in Mykene 2500 v.Chr. einem eben nicht genau sagte, woher der Berstein für die teuren und beliebten Halsketten kommt ... der Grund ist damals wie heute Profit, der daraus generiert wird, dass die Rohstoffe im Herkunftsland weit unter Preis auf dem Zielmarkt eingekauft werden (Bernstein kann einfach eingesammelt werden, aber in Mykene konnten sich den Schmuck daraus nur Reiche leisten, der Unterschicht war u.U. sogar verboten, sowas auch nur zu besitzen, das kann heute aber nicht sicher festgestellt werden).
Toll ist das nicht ... damals wie heute und der zwischenzeitliche Kolonialismus und Imperialismus hat da noch eine heftige Spur zugelegt ... aber es ist schon ganz schön heftig, sich so drüber zu echauffieren, und dabei dann keine Alternative zu präsentieren (ich glaube nichtmal, dass du da wirklich nichts zu bieten hättest, bisher lässt du uns aber nicht dran teilhaben ... oder hab ich das irgendwo überlesen?) ...
Ändere was daran oder mach durchführbare Vorschläge, wie man das ändern kann ... aber bitte OHNE dabei vorm eigenen Wohlstand auch nur für eine Schrecksekunde inne zu halten ... denn auch der ist letztlich dadurch erkauft, dass anderswo Menschen schlechter leben, als jede Kanalratte in DE.
Ich bin zufrieden, wenn ich über die Runden komme (von daher reicht Hartz4), und muss nicht dringend 50k Jahresgehalt fordern (wie mir das Coaches regelmäßig als "zu Qualifikation und Kompetenz passend" empfehlen).
Für den Lebensunterhalt neben den Bewerbungen, die ich ohnehin schreiben werde, bis ich was gefunden habe, nur halbjährlich nen Antrag auszufüllen ist mir einfach zu wenig (mir fällt schlicht die Decke auf den Kopf, trotz viel privatem Engagement in Vereinen, Multikulti-Zentren, der freiberuflichen Tätigkeit als Instrumental- und Nachhilfelehrer, von der man in DE nicht wirklich leben kann, und einer mMn mittlerweile ausgewachsenen PC-Spielsucht). Ich will abends ins Bett gehen, wissen was ich den tag über gemacht habe, denken, dass es sinnvoll war und am nächsten morgen wissen, dass das Frühstück nicht aus Staatsalmosen finanziert ist. Und natürlich ist das verglichen mit Flüchtlingskindern aus Ruanda oder der Sahel-Zone Meckern auf extrem hohem Niveau ... versuch mal mit €50,- (nach Abzug von NOTWENDIGEN Fixkosten) in DE über den Monat zu kommen, dann verstehst du eventuell auch, woher das Gemecker kommt ... in Indien reicht das u.U. für nen Vierteljahr (oder nen halben Tag, wenn man mit seinem Geld prahlt und dann von Leuten abgemurkst wird, die das grad dringender gebrauchen können), aber in DE haben wir horrende Lebenshaltungskosten und implizite gesellschaftliche Ansprüche ... hast ja gesehen, wie viel Verständnis da ist, wenn man sich den FS bisher nicht hat leisten wollen, oder wenn man aus Kostengründen für das Homerecording-Hobby keine neue Cubase-Lizenz kauft, und stattdessen mit WinXP arbeitet ... da kommt dann schnell mal der Vorwurf der Verantwortungslosigkeit durch die Netzgemeinde geflattert.
Geil gell? Klar sind das reine Wohlstandsprobleme, das solltest du aber eher denen sagen, die sich nicht vorstellen können, dass jemand in DE eben tatsächlich aufs Geld gucken MUSS, weil sonst am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist (leerer Magen/Kühlschrank fühlt sich auch in Europa nicht fein an).
Auch wenn das Soziale System in DE verglichen mit anderen Ländern ein paradiesischer Zustand ist ... schön ist das auch in DE nicht, wenn man genau weiß, dass man finanziell eben NICHT auf eigenen Füßen steht (um von der gewohnheitsmäßigen Häme als "Sozialschmarotzer" mal garnicht anzufangen).
Das ist so'n bisschen PEGIDA-Style: "Auf Probleme hinweisen", zu ihrer Lösung aber nichts besseres anbieten können als ein wütendes "die Merkel muss weg" ... oder "Gas geben".
OT:
Kleines Update: Ich hab Morgen mein erstes Bewerbungsgespräch ... 3 Jahre nach Studienabschluss und 3 Stunden nach Abgabe der Bewerbung kam der Anruf mit der Anfrage von der AWO
Veilleicht habe ich ab morgen Mittag endlich Arbeit, die auch was mit meiner Ausbildung zu tun hat.