Im Gesundheitssystem haben wir uns mit der Öffnung für die "freie Wirtschaft" in diesem Bereich ein großes Problem geschaffen. Und dieses Problem wurde dann nochmals verstärkt las beschlossen wurde, dass Heime und Krankenhäuser prinzipiell den gleichen Regeln wie sei in der freien Wirtschaft gelten, unterworfen werden sollten.
Zum ersten Punkt. Wir alle zahlen mehr oder weniger einen gewissen Betrag monatlich über die Sozialversicherungsbeiträge in den Topf ein, aus welchem dann Kranke und Pflegebedürftige bedient werden. Wir machen das aus einem "Solidar- Gedanken" heraus. Nach dem Motto: "Mir geht es gut und ich kann meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten. Und für die, die das nicht mehr können aufgrund von Alter oder Krankheit/ Behinderung, gebe ich einen gewissen Teil meines Einkommens ab. Und dieser Teil ist mir auch zumutbar."
Funktioniert super. Und bundesweit kommen da dann so einige Millionen zusammen.
Durch die Privatisierung passiert aber Folgendes. Unternehmen, wie z.B. Helios, Schön- Kliniken, etc. sind gewinnorientiert. Wenn bei der Behandlung von Patienten/ Bewohnern in solchen Häusern durch die Gesellschaft z.B. 1.000.000.000,-€ bezahlt werden nimmt dieser Konzern z.B. 1.000.000,-€ als Gewinn aus dem "Pott" raus. Dieses Geld steht dann nicht mehr für die solidarisch orientierte Versorgung der Bedürftigen zur Verfügung. Es wurde aus dem Solidarsystem heraus genommen um als "Gewinn" für das Unternehmen zu "dienen". Und dieses Geld fehlt dann. Wo bleibt dieses Geld?
Und nur um mal eine ungefähre Vorstellung davon zu bekommen, von welchen Zahlen wir dabei reden,
hier mal ein Link aus 2015. Und das ist nur eines von mehreren größeren Unternehmen.
Man kann hier ganz schön sehen, das doch das eine oder andere "Milliönchen" auch nach Steuer im Unternehmen hängen bleiben.
Ein paar "Milliönchen", die dem Solidarsystem nicht mehr zur Verfügung stehen.
Beim zweiten Punkt, dem der Gesetze der freien Marktwirtschaft haben Krankenhäuser ein weiteres Problem. Sie sind nach oben hin gedeckelt. Arbeitet eine Klinik schlecht bekommt sie weniger Geld. Klare Sache. Arbeitet eine Klinik durchschnittlich gut erhält sie durchschnittliches Geld. Auch gut. Aber arbeitet eine Klinik überdurchschnittlich gut erhält sie NICHT mehr Geld. Denn Kliniken sind gedeckelt. Egal wieviel besser sie arbeiten. Sie bekommen nicht mehr Geld.
Wenn es bei Tarifverhandlungen zu einer Lohnerhöhung um die 3% z.B. bei den Pflegekräften kommt, kann ein Krankenhaus nicht einfach sagen, sie erhöhen die Preise. Nein, sie müssen dies aus dem gleich großen "Pott" bedienen, den sie das Jahr zuvor auch hatten. Und heute sind die Krankenhäuser an einem Punkt angekommen, an dem sie dies nur durch Abbau von Personal kompensieren können. Mit all den Folgen, den dieser Schritt nach sich zieht. Ein Hygiene- Skandal nach dem anderen, ausgebrannte Kräfte in der Pflege, bei Ärzten, Therapeuten, etc. Weil immer mehr Arbeit auf immer weniger Köpfe verteilt wird.
Die Verdienste einer Krankenschwester heute reicht teils kaum noch zum Leben aus. Auf meiner Abteilung arbeiten mehrere Krankenschwestern, die neben ihrem 38,5 Std/ Woche- Job in der Pflege noch nen Mini- Job auf 450,-€ Basis machen müssen um sich das Leben im Raum München leisten zu können.
Leute, die arbeiten am Limit. Aber mal sowas von absolut.
Und sorry, jetzt wird's etwas unsachlich:
Ich zahle irgendwo im Bereich um die 15-18% Lohnsteuer, während Unternehmen, wie Amazon, etc. durch Anwendung von Steuer- Schlupflöchern hier (in der BRD) Milliarden- Umsätze machen (was ja in etwa meinem Brutto- Einkommen entspräche) und davon Steuern im einstelligen Bereich hier zahlen. Sorry, aber da läuft doch was ganz gehörig schräg.
Es soll mir also bitte keiner sagen, es sei kein Geld da. Es ist Kohle en masse vorhanden. Die Gesellschaft (vertreten durch Staat und Politik) halt sich die Kohle nur nicht aus der Angst heraus, die Unternehmen und Reichen würden dann abwandern und aufgrund guter Lobby- Arbeit.
Wenn Unternehmen, wie Amazon, etc. Steuern im Bereich zwischen 10 und 15% zahlten hätte dieser Staat genügend Kohle für alles mögliche.
Das System des Kapitalismus frisst sich auf Dauer selber auf. Und je weiter wir diesen Weg gehen umso aggressiver wird sich der Kapitalismus gegen sein systembedingtes Ende wehren. Und die Anfänge davon erleben wir in diesen Tagen.
Nach dem WWII hatte es eine relativ kurze Phase gegeben, als sich Solidarität und Kapitalismus hier in der BRD in etwa die Waage gehalten haben. Das waren die 70er Jahre (+/- ein bisserl). Aber mit der zunehmenden Liberalisierung der Märkte hat man zunehmend mehr Abstand davon genommen und das Heil in der Entfesselung der Märkte gesehen. Ein Trugschluss meiner Meinung nach.
Tante Edit:
Hier noch ein ganz aufschlußreiches Video