Sologruppe schrieb:
Woher immer dies pseudo marxistische Hippietum kommt, ist eigentlich unverständlich.
Vielleicht kommt das daher, dass die Linke sich wandeln kann ... ganz im Gegensatz zur "rechten Mitte", die hielt Wandel schon immer für Schwäche.
/root schrieb:
Es gibt in so einem System auch nur mehr wenig Anreize Leistung zu erbringen, wie beim Sozialismus d.h. geht auch die Wirtschaftsleistung in den Keller und führt zu Niedriglöhnen.
Und im Kapitalismus (Modell freie Marktwirtschaft) gibt es nur eine einzige Motivation, im künstlich aufgeblasenen Niedriglohnsektor zu arbeiten ... man will als Mensch halt auch nicht hungern.
Wo bitte liegt jetzt der große Unterschied?
Im Kommunismus verteilen die Mächtigen Geldsäcke in der KP wenigstens noch ein bisschen was ans gemeine Volk ... im Kapitalismus kann man sich das sparen. Wahrscheinlich eine der Hauptatraktionen dieses Systems.
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Die Besucher von roter Flora oder Rigaer Strasse sehen übrigens deswegen so abgeranzt aus, damit ihr eure Vorurteile gegenüber Linken aufrechterhalten könnt ... sind wir nicht lieb ... wir tun das nur für euch
Ist natürlich Quatsch ... dabei geht es um die Modediktate, die man nicht teilt. Mein Pulli hat zwar ein paar Löcher, ist an einigen Stellen abgewetzt, komplett ausgeblichen und einfach nicht mehr schick ... wärmen tut er trotzdem und genau darum geht es mir bei dem Ding. Vor allem muss ich auf das alte Ding nicht groß aufpassen ... dann hat er halt ein neues Loch oder nen Fleck, der nicht mehr rausgeht, ich kann das relativ gut ab ... und die Vorurteile meiner Gegenüber sind mir in dem Fall dann auch wurst. Ich freu mich, dass ich mich nicht extra umziehen muss, nur weil ich eine Wand in meiner Wohnung neu streichen will (gut, ich habe ganz nebenbei auch gelernt, nicht so extrem zu kleksen ... dafür dauerts dann halt ein bisschen länger).
Wozu soll ich denn Geld für nen neuen Pulli ausgeben, wenn es der alte noch tut?
Nur damit ich in den Augen von ein paar Modediktatoren "ordentlich" und "seriös" aussehe?
Ehrlich abgeranzte Menschen sind mir allemal lieber, als ein Turbo-Egoist im teuren Anzug ... denn bei letzterem ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mich abzuziehen versuchen wird, um einiges höher (schließch braucht er das Geld, um seinen Lebenstandard zu halten weitaus dringender, als jemand dessen Lebenstandard recht knapp über soziokulturellen Minimum liegt).
Und mal ganz ehrlich, wer weniger als 1200,- im Monat zur Verfügung hat, der kann mit seinem Geld Wichtigeres anfangen, als sich schick zu kleiden. Was nutzt der schicke Anzug dem knurrenden Magen?
Gleichzeitig sollte auch nicht vergessen werden, dass diese "Abrisshäuser" auch durchaus soziale Dienste verrichten. Die vegane-Volx-Küche im AJZ bei uns ist seit Jahren eine Institution ... und um einiges billiger und besser, als Mäckes ... gleichzeitig kann man an diesen Orten durchaus mal einen netten Konzertabend verbringen, der einen nicht gleich finanziell das Genick bricht (in eine normale Disko würde ich nur gehen, wenn ich MINIMUM €50,- übrig hätte ... im AJZ reicht nen Zwanni).
Durch genau diese Eigenschaften sind diese Orte natürich auch Anlaufpunkte für sozial Schwache ...
Angst vor schlimmen Krankheten habe ich eher in unserer Krankenhäusern. Ich hatte zwar mal Scabies (Krätze), aber die kam eher von jemandem, der nach Fehldiagnose gegen Neurodermitis behandelt wurde ... über Jahre hinweg ... mit dem Effekt, dass die Krätze nie als solche erkannt werden konnte, da die Symptome durch Cortison klein gehalten wurden ... angesteckt habe ich mich damit in seiner Wohnung, die aussah, als würde sie stündlich grundgereinigt.
Nebenbei kenne ich eine ganze Menge Malocher (alle möglichen Handwerke), die sich in den Abrisshäusern einfach um einiges wohler fühlen, als in den hochglanz-Diskotheken am hiesigen "Boulevard" (ich kann in solchen Glitzerbuden auch nicht wirklich feiern).
Da ziehts eher die Studis hin ... obwohl es auch da noch unterschiede gibt ... nicht alle studieren BWL oder Jura ... oder studieren eigentlich nur, um eine "gute Partie" kennen zu lernen.
Schick ist erstmal nur die Fassade ... und das gilt andersrum genauso ... "You can't judge a book, by looking at its cover".
Unter der feinen sauberen Fassade kann auch Schimmel blühen ... man siehts halt nur nicht - und eine ungepflegte Fassade sagt nur sehr wenig über den Zustand der Bausubstanz aus ... da ist halt nur keine dicke Schicht Farbe drauf. Das sagt zwar nicht, ob die Bude nur von Schimmel und Schmutz zusammengehalten wird, aber da es leute gibt, die sich nur in schicken Häusern wohlfühlen, kann man mit einer hübschen Fassade gut Geld machen ... aber eigentlich ist das oft genug Augenwischerei. Ums Wohlbehagen geht es dabei nur im Bezug auf die Miete, die man bezahlt ... die einzige Wohnung, in der ich wirklich Krank wurde (Atemwegsbeschwerden wg. Schimmelsporen) sah zwar schick aus, aber statt der normalen Trittschalldämmung lag unter dem Laminat eben ein gut 40-Jahre alter Echtwoll-Teppichboden ... inkl. zig-tausend tote Motten in unterschiedlichen Stadien der Verwesung ... In einem Zimmer trennte einen von der frischen Luft lediglich die Tapete (Fensterleibung war halt scheinbar zu teuer) ... eigentlich war die Hütte ein klarer Fall fürs Gesundheitsamt und ganz sicher nicht zur Vermietung geeignet.
Aber schick war sie
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Zur Ordnung habe ich ein lustiges Beispiel aus meiner WG (Ex-Mitbewohner). Wir sind eine Männer-WG (und das hat auch Auswirkungen auf die Ordnung in unserer Wohnung). Der typ, um den es mir hier geht, war immer adrett gekleidet, ordentlich frisiert lächelte fein, wirkte nüchtern (Augentropfen sei dank) ... seine für mich herausstechendeste Eigenschaft war aber, dass er im Haushalt NICHTS gemacht hat (jedenfalls hat er nie aufgeräumt oder sauber gemacht).
In meinem Zimmer ist es chaotisch, staubig, und vollkommen zugestellt mit allem Möglichen Krimskrams ... in seinem Zimmer sah es sogar im Vergleich damit aus "wie Sau" ... z.B. war vom Parkett (nur in dem Zimmer liegt echtholz-Parkett, das wir selber verlegt haben) meist nur etwa ein halber qm zu sehen (sonst hätte man die Tür nicht aufmachen können). Nach jedem Duschen war das Bad überschwemmt und von Rücksichtnehme gegenüber der Nachbarschaft hat der gute Mann wohl auch nicht wirkich viel gehalten.
... letztlich haben wir ihn genau deswegen rausgeworfen ... mit Umweg über eine Gesamtkündigung, weil das Arschloch einfach nicht ausziehen wollte.
Lange Rede kurzer Sinn:
Für mich war das DER Prototyp für "aussen Hui, innen Pfui" ... und da ist mir das abgeranzte "aussen Pfui" einiger Linker tatsächlich lieber, denn es steckt nicht selten ein "innen Hui" drin.
Bei meinem Ex-Mitbewohner durfte man abgesehen von einer hübschen Fassade nicht viel erwarten ... und leider wird der seinen Weg in dieser Gesellschaft machen ... denn es zählen halt doch nicht die inneren Werte ... um die zu sehen, müsste man sich mit dem Gegenüber ja beschäftigen ... und das ist den meisten wohl einfach zu anstrengend.
Lieber schnell eintüten und weiter. Genau das wird jetzt hier auch passieren ... meine Gedanken zur mode werden sicherlich als Begründung dafür herhalten müssen, dass ich noch immer kein Anstellung gefunden habe.
Schönes Vorurteil ... wenn unsere Gesellschaft mir etwas beigebracht hat, dann ist das, dass man seine pesönlichen Einstellungen im Berufsleben nicht zur Schau stellen darf ... ich habe diese Einstellung im Privatleben ... wenn ich nen Job suche, dann trage ich natürlich auch Mausgrau (oder halt allgemein "dezente" Farben) ... so wie es von Männern seit über 100 Jahren erwartet wird (gäääähn). Vom modischen Standpunkt her wäre ich lieber eine Frau ... die sind da einfach um einiges flexibler aufgestellt ... was ein Glück, dass ich Mode eh für doof halte.