WhyNotZoidberg? schrieb:
Ich weiß echt nicht wieso sich hier über den Preis aufgeregt wird. Das Gerät bedient eine Niesche, der Markt für das Produkt ist einfach viel zu klein. Aber er ist da, und die Leute sind bereit das zu zahlen.
Das Geld geht wie ich denke auch weniger für die Hardware und eher für die Lizenzen drauf, die die Firma bezahlen musste um an die teilweise immer noch Geschützen Designs der ganzen Chips in den Konsolen zu kommen. Ein MOS 6502 mag mittlerweile bis auf den letzten Transistor rereengineered sein, aber die Konsolen hatten noch andere Chips und Synthesizer. Sich das alles so aus den Fingern zu saugen dauert zu lange. Ich glaube die haben sich von den Herstellern die Designfiles gekauft und daraus dann ihren VHDL-Code gebastelt.
Es werden stupide Summen für allen möglichen Kram bezahlt (Gucci Bag), aber gerade hier sehe ich den Preis gerechtfertigt. Ich fuchse mich gerade selbst in VHDL und FPGAs rein und hab größten Respekt vor dem, was die Entwickler hier geschafft haben.
USB-Kabeljau schrieb:
Klingt ehrlich gesagt wie ne Emulation auf Hardware-nahem Level.
Aber das ist es genau nicht. Eine Emulation ist, wenn du eine Hardwareumgebung über Software nachbildest, so dass ein hardwarespezifischer Ablauf mithilfe der Software abstrahiert werden kann.
Hier hast du einen Haufen unspezifische Logik in einem Chip, die du so konfigurieren kannst dass das Verhalten exakt dem Original entspricht.
Du hast mit dem FPGA keinen Prozessor mehr auf dem Software läuft, die vor einem Programm so tut als wäre sie die eigentliche Hardware und ständig die spezifischen Befehle dieser Software irgendwie auf gängige PC-APIs übersetzen muss. Ein FPGA entspricht, richtig konfiguriert, in seinem Verhalten exakt der internen Logik der Zielhardware und versteht jeden Befehl, verarbeitet ihn richtig und das idealerweise sogar mit der richtigen Laufzeit.
USB-Kabeljau schrieb:
Und bei analogen Schaltungen hast du mitunter Nichtlinearitäten, die man simulieren müsste.
Was man kann, aber nicht zwangsweise muss. Denn die Qualität der analogen Ausgänge damals war aus heutiger Sicht eine Katastrophe. Hier liegt das enorme Verbesserungspotenial, das man auch mit heutigen Emulatoren ausschöpfen will und tut. Nur alles hinter dieser analogen Ebene ist problematisch bei einer Emulation.
USB-Kabeljau schrieb:
Solange es um digitale Signalverarbeitung geht, ist diese (wenn akkurat programmiert wurde) per Software auch 100% akkurat.
Akkurat im Ergebnis, aber nicht zwangsweise auf der Zeitachse. Deswegen werden FPGAs auch so gerne in Echtzeit-Signalverarbeitung eingesetzt. Weil man die Softwareebene bei zeitkritischen Anwendungen nicht braucht. Je komplexer die Software, desto schwieriger wird es, die Durchlaufzeit eines Befehls vorherzusagen. Und Emulatoren haben eben das Problem, dass sie extrem Hardwarenah angepassten Code, der teils enorm Zeitkritisch läuft, auf einem Haufen Spagetticode ausführen müssen und keine Ahnung haben, wann der Befehl der gerade im Hypervisor verschwunden ist ein Ergebnis auswirft.