Ich persönlich finde es wirklich erschreckend, wie viele Kommentare und Likes hier dem Narrativ "Thema wird uns überall reingedrückt" folgen, offenbar ohne sich empatisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, und sehr offensichtlich auch ohne zu recherchieren, ob die eigenen Annahmen zu diversen Dingen überhaupt zutreffen.
Ich verstehe nicht, warum man so empfindlich und emotional auf ein Thema reagiert, das einen nicht direkt betrifft, aber gleichzeitig für viele andere durch Diffamierung und Ausgrenzung immer noch massive psychische Belastungen bedeutet. Dieser Kommentarthread verstört mich daher deutlich mehr als die ursprüngliche Mod.
Dass es irgendwo im Internet homophobe Freaks gibt, die sich einen Spaß daraus machen, mit solchen Mods zu triggern - geschenkt. Dass auf meiner Lieblings-Hardwareseite so viele ablehnende Gedanken geäußert werden, und dass es da vergleichsweise wenige Widerworte gibt, geht mir da deutlich näher.
Für Menschen, vielleicht Teenager, die gerade mit sich hadern, ob sie Eltern, Freunden, Familie ihre Sexualität offenbaren sollten oder nicht, ist es ganz sicher nicht cool, das hier zu lesen.
milliardo schrieb:
Ich halte diese permanenten Verweise auf diese enge, juristische Definition für wenig zielführend in dieser Art Diskussionen.
Mir geht es genau anders herum. Die "allgemeine" Verwendung verwässert die eigentliche Bedeutung, und ist in aller Regel nur ein Totschlagargument, das von der Gravitas des klar definierten juristischen Konzepts profitiert, profitieren muss, sobald das Wort gebraucht wird.
Dein vorheriger Beitrag zeigt das auch schön: Was, wenn nicht einen Totschlagcharakter, hat dein Hinweis, wenn jemand seine Meinung auf die Äußerung "Ich will keine Regenbogenflaggen sehen" sagt, und darauf sinngemäß mit "aber Meinungsfreiheit!" geantwortet wird? Gerade im Sinne von "Meinungsfreiheit der anderen" muss es okay sein, zu sagen, dass man eine Meinungsäußerung nicht gut findet.
milliardo schrieb:
Wer von sich selbst behauptet, er stehe hinter der Grundidee der Meinungsvielfalt/-freiheit, muss diese Akzeptanz (nicht Verständnis) qua Definition halt auch irgendwo auf konträre Ansichten ausweiten. Das fällt schwer, wenn man eine ganz eindeutige Meinung hat.
Hier reden wir aber nicht über Meinungsfreiheit, sondern über das Toleranzkonzept. Das hat weniger emotionale Wucht, weil es als Begriff nicht im Grundgesetz steht, und weil es im Sinne des Toleranzparadoxons eine relativ klare Grenze hat, die oft genau dann greift, wenn in Internetdiskussionen mit "aber Meinungsfreiheit" reagiert wird. Weil es keine Toleranz gegenüber Intoleranz geben kann.
Blase007 schrieb:
Was wäre wenn das mal einer irgendwann umdreht und „für Freiheit und Demokratie“ die agressive und demokratiefeindliche LGBTIQ-Community unsichtbar macht…Kommentare systematisch löscht, Mitglieder bannt und Regenbogen-Mods von den Servern löscht?
Die Pride-Bewegung gibt es doch überhaupt nur als Gegenpol zum zuvor üblichen "unsichtbar machen". Es gibt noch ausreichend viele Fälle, bei denen genau das passiert, ohne dass irgendjemand "aggressiv und demokratiefeindlich" auftreten müsste.
Ein Ted-Talk darüber, wie es sich anfühlt, unsichtbar zu sein:
Code:
https://www.youtube.com/watch?v=Oa6AnOCQD50