Einleitung / Vorgeschichte
Tja, auf diesen Artikel musstet ihr eine ganze Weile warten - es ist mittlerweile knapp 8 Monate her, als ich meinen letzten Test zur Geforce 4 MX 4000 veröffentlicht habe. Damals habe ich die Karten bereits mit meinem Core 2 Duo-System getestet, welches für die Low-End-Modelle völlig ausreichte.
Ich wollte aber nicht nur Gerümpel wie die FX 5200 oder MX 4000 testen, allerdings bemerkte ich, dass der Core 2 Duo insbesondere bei älteren Tests wie dem 3DMark 2000 bereits mit etwas stärkeren Grafikkarten oft limitierte. Wenn selbst diese Plattform schon zu langsam ist, wie sieht das bei Athlon XP und Pentium 4 aus? Und wie weit kann man das Thema AGP eigentlich CPU-seitig treiben?
Also gings los: Ich stellte fünf Plattformen mit fünf Grafikkarten zusammen und schmiss ein paar Benchmark-Programme auf die Festplatte. Ich zitiere an dieser Stelle einmal Jeremy Clarkson:
Heute, knapp acht Monate später seht ihr das Ergebnis. Es sind eine Menge Blut, Schweiß und Tränen für diesen Artikel geflossen und ganz zufrieden bin ich mit den Ergebnissen immer noch nicht. Aber schaut selbst!
Inhaltsverzeichnis:
- Vorstellung der Testsysteme
- Vorstellung der Grafikkarten + Treiber
- Testergebnisse Benchmarks
- Testergebnisse Spiele
- Fazit und Ausblick
Vorstellung der Testsysteme
Fünf Testsysteme konnte ich für diesen Test versammeln. Vier davon seht ihr auf den Bildern, den Athlon XP (rechts Bild) konnte ich aufgrund eines entscheidenden Hinweises von @digitalbath noch in letzter Minute ergänzen, vielen Dank hierfür!
Ein weiterer Dank geht zudem an eine nette Arbeitskollegin raus, die einiges an Hardware in diesem Test vor dem Wertstoffhof gerettet und stattdessen mir gespendet hat!
Die Plattformen:
CPU | RAM | Mainboard | |
Sockel A | Athlon XP 2800+ | 1x 1GB DDR-333 CL2,5 | Gigabyte GA-7VT600-P (VIA KT600) |
Sockel 478 | Pentium 4 3,0GHz HT | 4x 512MB DDR-400 CL2,5 | ASUS P4P800 SE (Intel 865PE) |
Sockel 939 | Athlon 64 3800+ | 4x 512MB DDR-320 CL2,5 | ASUS A8V (VIA K8T800 Pro) |
Sockel 775 | Core 2 Duo E6600 @ 2,62Ghz | 2x 1GB DDR-436 CL2 | ASRock 775Dual-VSTA (VIA PT880 Pro) |
Sockel AM2 | Phenom II X4 965BE | 2x 2GB DDR2-800 CL5 | ASRock AliveDual-eSATA2 (nForce 3 250) |
Screenshots der Specs (anklicken zum Vergrößern):
Begonnen habe ich mit den klassischen AGP-Plattformen wie Athlon XP und Pentium 4 - ich habe hier nicht die stärksten CPUs und Chipsätze genommen, die verwendeten Komponenten sind dennoch im oberen Bereich der jeweiligen Plattformen angesiedelt und sollten das Potential gut nachstellen können.
Den mittleren Bereich deckt der Athlon 64 ab. Auch hier stellt der 3800+ nicht das höchste Modell dar, es sollte aber dennoch ein deutlicher Unterschied zum Vorgänger XP, sowie dem Pentium 4 zu sehen sein.
Zum Schluss noch zwei ungewöhnliche Plattformen, welche genauerer Erklärung bedürfen:
Zwar gab es anfangs auch noch Sockel 775-Mainboards mit AGP-Steckplatz, diese waren aber bereits in der großen Unterzahl im Vergleich zu den PCI-Express-Pendants. Mit dem ASRock 775Dual-VSTA sind sogar Core 2 Duo-CPUs in der ersten 65nm-Generation einsetzbar, mit dem verwandten 4CoreDual-VSTA wären sogar Quadcores wie der Q6600 möglich. Beide Mainboards sind allerdings mittlerweile gesucht und entsprechend teuer.
Noch extremer ist das ASRock AliveDual-eSATA2 für den Sockel AM2. Mit einer der späten BIOS-Versionen unterstützt dieses Mainboard sogar Phenom II X4-CPUs für den Sockel AM3! Zudem verfügt das Mainboard auch noch über einen vollwertigen PCI-Express x16 Steckplatz, womit theoretisch auch Vergleiche zu PCIe-Grafikkarten möglich wären. Der verwendete X4 965BE ist der einzige Quad Core im Test und verfügt mit 3,4GHz von Haus aus über die höchsten Taktraten. Theoretisch müsste dies also die mit Abstand schnellste Plattform sein.
Der Vollständigkeit halber:
- Alle Plattformen laufen auf einem Windows XP x86 Service Pack 3
- Ich nutze bei allen Systemen einen IDE zu SD-Karten Adapter mit einer 128GB Samsung-Karte
- Genügend Stromstärke stellt ein Corsair TX850M-Netzteil bereit
- Ein Bildschirm mit 1920x1200 Auflösung macht Tests in 1600x1200 möglich
- Chipsatzteiber etc. wurden von den jeweiligen Hersteller-Websites entnommen (sind übrigens alle noch online)
Vorstellung der Grafikkarten + Treiber
Bei den Grafikkarten habe ich eine bunte Mischung an High-End-Modellen aus verschiedenen Generationen genommen. So lassen sich sehr gut beginnende CPU-Limits erkennen. Die Geforce 7950 GT und Radeon HD 3850 stellen die insgesamt schnellsten Grafikkarten für den AGP-Steckplatz von Nvidia und AMD/ATI dar, während die Radeon 9800 Pro den Einstieg markiert - diese Karte wurde damals oft mit den ebenfalls zum Einsatz kommenden XP 2800+, sowie dem P4 3,0 GHz kombiniert.
Grafikkarte | Taktraten (Chip/Speicher) | verwendete Treiber |
Radeon 9800 Pro 128MB DDR | 378/338 MHz | Catalyst 10.02 (7.5 bei Athlon XP) |
Geforce 6800 GT 256MB GDDR3 | 350/500 MHz | 93.71 |
Radeon X1950 Pro 256MB GDDR3 | 574/689 MHz | Catalyst 10.02 (7.5 bei Athlon XP) |
Geforce 7950 GT 512MB GDDR3 | 550/650 MHz | 175.19 |
Radeon HD3850 512MB GDDR3 | 669/828 MHz | Catalyst 9.10 mit AGP-Hotfix |
Testergebnisse Benchmarks
Für die erste Einordnung habe ich erstmal diverse 3DMark Versionen (2000, 2001, 03 und 05), sowie den Aquamark 3 genommen.
Schon hier zeichnete sich einiges an Ärger ab: Athlon XP und Pentium 4 erkannten die Radeon HD 3850 nicht, der Athlon XP hatte zudem auch mit der Radeon X1950 Pro seine Mühe. Der Phenom II X4 mochte anscheinend keine Geforce-Karten und der Core 2 Duo lag wiederum bei den Radeon-Karten unter den Erwartungen.
Ich vermute, dass hier ein ganzes Bündel an Treiber-Problemen, sowie zum teil altersschwachen Mainboards zugeschlagen hat. Das passiert eben, wenn man Hardware aus den Baujahren 2002 bis Anfang der 2010er Jahre miteinander kombiniert
Zu den Ergebnissen: 3DMark 2000 und 2001 sind sehr CPU-limitierend - mit jeder CPU-Generation gibt es einen Performance-Sprung in den Punktzahlen, außerdem können sich die schnellsten Grafikkarten kaum von der Radeon 9800 Pro absetzen. Das ändert sich mit dem 03er Benchmark völlig, hier sind schon ab dem Pentium 4 nur noch geringe Fortschritte in der Punktzahl erkennbar. Erst im 3DMark 05 fällt der Pentium 4 wieder ab.
Auch der Aquamark 3 profitiert extrem von einer schnelleren CPU - bereits die Geforce 6800 GT wird vom Athlon 64 ausgebremst. Die HD 3850 wollte hier nicht auf dem Core 2 Duo starten.
Testergebnisse Spiele
Hier habe ich mit Spellforce und Doom 3 zwei Kracher aus dem Jahr 2004 genommen. Spellforce 3 ist zudem sehr CPU-intensiv, mal schauen was uns erwartet.
Der Sprung zwischen den CPU-Generationen ist gewaltig. Insbesondere Core 2 Duo und Phenom II können sich hier massiv absetzen - eine schnelle Grafikkarte voraus gesetzt. Der Phenom II liegt bis 1280x1024 vorne, bei höheren Auflösungen limitiert dann selbst die Radeon HD 3850.
Doom3 liegt den Nvidia-Karten traditionell besser, daher der Einbruch bei der Radeon X1950 Pro (wobei Treiber-Probleme auch hier eine Rolle spielen, der Athlon XP stellt sich mit dem Catalyst 7.5 hier deutlich besser an). Hier kann der Phenom II seine Muskeln spielen lassen, denn der Core 2 Duo limitiert bei der 7950 GT, sowie der HD 3850 schon spürbar in geringeren Auflösungen. Dort ist auch der größte Unterschied zwischen allen Plattformen zu sehen, insbesondere mit 4x Anti Aliasing ist die CPU fast schon egal.
Fazit und Ausblick
Auf dem ersten Blick sind die Ergebnisse wenig verwunderlich: Je mehr Kerne, je höher die Taktrate, je jünger die Plattform, desto länger sehen am Ende auch die Benchmark-Balken in den Diagrammen aus. Verwundert hat mich der zum Teil gigantische Abstand zwischen den Single-Core CPUs und den beiden schnellsten Plattformen schon.
Letztendlich konnte sich der Phenom II x4 nur in wenigen Benchmarks vom Core 2 Duo absetzen, er markiert aber insgesamt die Speerspitze der AGP-Plattformen. Aber auch die Intel CPU ist in der Lage, ca. 99% aller AGP-Grafikkarten vollständig auslasten zu können.
Der Athlon 64 ist ein passender Partner für Grafikkarten wie die Geforce 6800 GT - für die nachfolgenden Boliden fehlt ihm aber etwas die Power. Athlon XP und Pentium 4 halten die Radeon 9800 Pro gut in Schach, limitieren dafür aber mit den stärkeren Karten spürbar.
Zurück zur Eingangsfrage:
Nun, ganz zufrieden bin ich mit den Ergebnissen dennoch nicht. Während der ganzen Tests hat sich heraus gestellt, dass die Treiber einen ebenso wichtigen Anteil haben, wie die reine CPU- und GPU-Power. In den allermeisten Benchmarks liegt zum Beispiel der Core 2 Duo vor dem Phenom II, sobald die Grafikkarte limitiert. Woran das liegt, konnte ich bislang nicht heraus finden.
An dieser Stelle kann ich daher schon mal ankündigen, dass es einen zweiten Teil von diesem Artikel geben wird. Mir ist kürzlich ein Core 2 Duo X6800 mit offenem Multiplikator zugeflogen und der Phenom II X4 ist ebenfalls noch nicht ausgereizt. Auch mit besseren Treibern lässt sich mit Sicherheit noch einiges raus holen, sodass ich auch hier experimentieren werde - ich bin gespannt welche Plattform sich dann den Titel holen wird.
Jetzt werde ich aber erstmal wieder Grafikkarten testen, auf Plattform-Tests habe ich erstmal keine Lust mehr