Auf der Suche nach einem hochwertigen Mikrofon mit Spinne + Popschutz

Dan Kirpan

Banned
Registriert
Dez. 2008
Beiträge
1.333
Hallo,

ich suche ein hochwertiges Mikrofon mit dem ich verschiedene Sachen machen möchte. Mein Budget liegt bei ca. 300€.

1. Ich möchte Interviews bzw. Gespräche führen und diese mit einer Kamera aufnehmen. Ich habe aktuell eine Canon EOS 600D, überlege aber in Zukunft auf die Sony Alpha 7S II zu upgraden. Hierbei ist natürlich wichtig, dass ich das Mikrofon mit der Kamera verbinden kann.

Hierbei bin ich mir nicht sicher ob ich einen analogen Ausgang benötige. Bei den Blue Modellen gibt es ja z.B. das Yeti und das Yeti Pro, wobei nur das Pro den analogen Eingang bietet. Oder kann man die Mikrofone auch per USB an den Kameras anschließen? Da bin ich mir etwas unsicher.

Dann brauche ich noch einen Tisch Ständer auf dem ich das Mikrofon ordentlich befestigen kann. Dazu noch ein Windschutz, da ich überlege auch draußen zu Filmen da ich dort einfach ein besseres Licht habe.

2. Wenn ich nicht Filme möchte ich das Mikrofon benutzen um über Teamspeak zu kommunizieren. Dafür bräuchte ich eine Spinne, die ist ja generell etwas stabiler als ein Tischmikrofon oder? Ich möchte das Mikro sehr nah an meinen Mund heranführen, da dies die Audio Qualität deutlich verbessert. Davor muss dann natürlich auch ein Popschutz.

Was könntet ihr mir so empfehlen? Bis jetzt kenne ich eigentlich nur das Yeti Pro. Es wäre ganz cool wenn man ein Mikro hätte das in normale Spinnen passt, da ich gehört habe das das Yeti Pro eine ungewöhnliche Größe aufweist.

Was ich brauche:

- Mikrofon
- Tischständer
- Spinne
- Popschutz
- Windschutz

Ich freue mich auf eure Anregungen!

Gruß
Dan Kirpan
 
Zuletzt bearbeitet:
Grundsätzlich würde ich mich bei Aussenaufnahmen schonmal nicht für ein Großmembranmikrofon entscheiden (die Yetis würde ich jetzt mal dazurechnen auch wenn deren Kapseln eher son Mittelding sind). USB Mikrofone werden (allerwahrscheinlichst) mit der Kamera auch nicht verwendbar sein. Von daher grenzt sich die Auswahl schonmal ein.

Was bleibt sind dynamische und Kleinmembrankondensatormikrofone, wobei letztere eine Stromversorgung benötigen. Diese wird meistens über Phantomspeisung bereitgestellt und vermutlich werden die wenigsten Kameramodelle diese bieten. In Frage kommt dann ein zusätzlicher Adapter der diese bereitstellt (zb. dieser), nebst der nötigen Adapterkabel. Macht in Summe schonmal 50€ und ich finde das in der Praxis beim Filmen zu aufwändig und fehleranfällig. Die andere Möglichkeit wäre ein Kleinmembran Kondensatormikrofon mit eigener Batteriespeisung. Bewährter Klassiker für universelle Anwendungen wäre z.B. das AKG C1000.

Die Frage ist jetzt dynamisch oder Kleinmembrankondensator. Hier wäre noch ein paar weitere Infos von dir hilfreich: Wenn du filmst, wie groß wird dann der Abstand zur Schallquelle/zum Interviewpartner sein? Spricht er direkt in das Mikrofon oder soll es einfach im Raum stehen, so dass mehrere Personen gleichzeitig aufgenommen werden sollen? Gibt es viele Umgebungsgeräusche? Wenn das Mikrofon in der Hand oder auf einer Angel gehalten wird, ist eine gute Entkopplung (z.B. Spinne bei einer Angel) notwendig. Dynamische Handmikros sind meistens ausreichend gut entkoppelt, Kondensatoren die keine Gesangs- oder Reportagemikros sind, sind dies eher nicht.
Bzgl. Abstand und Nebengeräsuschen kann man sich an folgende Faustregeln halten: Je größer der Abstand und je lauter die Nebengeräusche, umso gerichteter sollte das Aufnahmefeld des Mikrofons sein. Eine Kugelcharakteristik eignet sich bestens, um mehrere Leute um das Mikrofon herum gleichzeitig aufzunehmen, versagt aber vollkommen sobald der Abstand größer wird und gleichzeitig Nebengeräsuche bzw eine verhallte Raumakustik auftreten. Mit einem Richtmikrofon kannst du jemanden auch auf größere Entfernung aufnehmen, selbst bei Nebengeräuschen klappt das noch verhältnismäßig gut. Beim Interviewen ist die scharfe Richtcharakteristik aber wieder hinderlich, weil du peinlichst genau darauf achten mußt richtig zu zielen und das im Wechsel zwischen dir selbst und dem Interviewpartner ggf. bei gleichzeitigem Halten der Kamera. Ein Kompromiß wäre z.B. ein Nieren- oder Supernierenmikrofon. Professionell werden aber je nach Anwendungszweck unterschiedliche Mikrofone verwendet. Tendenziell bringen Kondensatormikrofone bei größerem Abstand und somit leiseren Signalen bessere Ergebnisse.

Ein Windschutz ist bei vielen Mikrofonen bereits im Lieferumfang inbegriffen, bei manchen auch eine Spinne. Eine Spinne wie die Rode SM4 oder SM3 passt auch für viele andere Kleinmembrankondensatormikrofone. Das mit den Gewinden für Kameras und Standard Mikrofonstative läßt sich auch mit Adapterschrauben von K&M hin und her adaptieren ;) Eventuell gibts aber auch noch von anderen Herstellern günstigere Spinnen.
Falls kein Windschutz mitgeliefert wird, gibts bei Thomann & Co. recht günstige für die jeweiligen Mikrofondurchmesser. Ein Windschutz reduziert ebenfalls die Poplaute, so dass dur zur Not den Popschutz einsparen kannst. Effektiver ist ein odentlicher Popschutz trotzdem und er reduziert auch weniger den Höhenbereich als dies beim Windschutz der Fall ist.

Beim Tischständer musst du letztlich schauen wie die Platzverhältnisse ausssehen und danach auswählen wie sich das Mikrofon mit Spinne und ggf. Popschutz montieren läßt. Ich würde aber zum Markenprodukt von K&M greifen, habe selber schon die gratis Bundledreingaben an Mikrofonständern von Thomann und Co. ausprobiert und die können wirklich gar nichts ausser sofort kaputtgehen.

Um die Aufnahmen professionell klingen zu lassen ist auf jeden Fall eine Nachbearbeitung mit EQ und Kompressor(en) erforderlich. Umgebungsgeräusche und durch Raumakustik verhallte Aufnahmen lassen sich trotzdem nur sehr begrenzt verbessern.

so weit fürs erste... kann aber sein dass ich erst in ein paar Tgen dazukomme hier wieder reinzuschauen.
 
Wow das war wirklich eine Ausführliche Antwort!

Ich überlege dann doch, ob es sinnvoller ist 2. Mikrofone zu nutzen. Denn ein Großmembran Mikrofon klingt bei der Stimme ja einfach besser, und das werde ich sehr oft einsetzten. Ich denke dann werde ich auf jedenfall 2. Mikrofone für verschiedene Zwecke kaufen.

1. Eines nur zum Sprechen als Einzelperson wie im Radio. Mit Spinne und Popschutz.

2. Und ein zweites Mikrofon das man auch gut für Außenaufnahmen nutzen kann. Mit Windschutz etc.

Hättest du eventuell einen guten Vorschlag für das erste? Ich würde mir das als erstes holen, und das andere später. Gibt es vielleicht auch einen guten Test oder Artikel, damit man sich mal in die Materie einlesen kann? Ich habe bis jetzt nichts ordentliches gefunden. Gibt auch keine richtigen Tests mit klaren Testsiegern.

Hat sonst noch jemand gute konkrete Vorschläge für ein Mikrofon?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde dir eher zu einem externen Recorder raten. Die Mikrofon-Eingänge der Kameras sind alles andere als hochwertig, eher zweckmäßig. Du wirst da wohl mit einem sehr hohen Grundrauschen leben müssen, mal abgesehen davon dass du in der Art der Mikrofonierung eingeschränkt bist. Bei Interviews ist das aber sehr relevant, einen guten Sound zu haben. Schon allein der Tatsache geschuldet, dass es inhaltsbestimmend ist.

Kondensator-Mikrofone sind präzise Mikrofone. Sie klingen sehr gut aber verzeihen auch wenige Fehler. Sind eben sehr empfindlich, vor allem was die Umgebungsgeräusche angeht. Es ist natürlich auch atmosphärischer wenn man jedes Schlucken, jedes vorbeifahrende Auto heraushört, weil eben realistisch. Es führt aber eben auch dazu dass der Zuschauer schnell abgelenkt werden kann. Hier ist eine ruhige Umgebung auf jedenfall vorteilhaft.

Dynamische Mikrofone hingegen verzeihen wiederum sehr viel, weil sie eben nicht so präzise sind. Da gibt es natürlich auch sehr gut klingende. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass du sie wirklich gut positionieren musst. Es wäre das bessere "vor dem Mund halten"-Mikrofon, wie bei Strassen-Interviews. Natürlich kann man sie auch stationär einsetzen, wie gesagt müssen sie dafür gut positioniert werden. Sonst klingt es schnell sehr dünn.

Es gibt auch Mikrofone die beides versuchen recht gut zu machen, haben aber Aufgrund dessen wieder mit anderen Schwächen zu kämpfen. Es ist also besser sich mehrere Mikrofone zu kaufen und je nach Anwendungszweck dann einzusetzen.
 
Ok,

danke das habe ich jetzt auch begriffen. Da brauche ich auf jedenfall unterschiedliche Mikrofone! Ich werde dann einfach mal ein bisschen experimentieren um zu schauen was mir gefällt. Ist gar nicht so schlecht wenn man auch ein paar mehr Geräusche hört, ich wohne in einer sehr ruhigen Gegend, da ist ein vorbeifahrendes Auto schon eine Seltenheit und man hört eher Eulen, Rehe und Wildschweine.

Ich komme aus einem alten historischen Dorf mit Schloss und will da vielleicht eine kleine Dokumentation machen. Meine Oma könnte dann aus ihrer Kindheit erzählen und ich würde all die verschiedenen Plätze zeigen.

Als erstes werde ich mir aber ein Mikrofon holen, das als Zweck ausschließlich für Gespräche in geschlossenen Räumen gedacht ist. Also reines stationäres "Radio-Sprecher" Gebilde.

Was für ein Mikrofon könnt ihr da empfehlen? Großmembran Mikrofone sollen wohl sehr gut sein. Mikro sollte maximal 300€ Kosten, kann natürlich auch etwas weniger sein. Vielleicht gibt es ja auch gute Tests, aber ich finde einfach nichts. Mein Bruder hat das Blue Yeti für 140€ gekauft, das klingt schon sehr gut! Wenn er es nah am Mund hat dann habe ich das Gefühl als würde er vor mir sitzen oder im Radio sprechen. So perfekt und sauber, einfach faszinierend.

Also welches Mirkfon für die Anforderung 2? Also nur sprechen mit Spinne und Popschutz wie ein Radio Sprecher.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verweise mal auf einen anderen Thread in dem ich vor längerer Zeit bereits Empfehlungen zu Großmembranmikrofonen in ähnlichem Preisrahmen gegeben habe: klick

Mit einem guten Großmembran Kondensator machst du auf jeden Fall nichts Falsch, wenn es darum geht innen Aufnahmen zu machen, bei geringem Abstand zu Schallquelle. Die meisten solchen Mics sind bzgl Rauschen eher unproblematisch, nur einen Adapter für die Phantomspeisung solltest du mit einplanen wenn du keinen speziellen Vorverstärker benutzt.

Für aussen finde ich die angesprochene Idee mit dem Fieldrecorder auch gut, man muß sich natürlich nur um die Synchronisierung etwas Gedanken machen.

Dass die Aufnahme bei nahem Abstand so gut wirkt, liegt zum einen am Nahbesprechungseffekt, zum anderen daran dass sich der Raumhall umsoweniger auswirkt je näher (und damit lauter) man das Mikrofon bespricht. Das klappt mit anderen Mikros übrigens auch recht gut. Mir persönlich hat es z.B. aktuell das dynamische Shure SM7B angetan, welches genau den Sound mitbringt, den man von den typischen Radiosprecher Stimmen her kennt. Das macht sich tw auch richtig gut auf manchen (tendenziell eher aggressiven) Gesangsaufnahmen, aber wenn man nicht aufpasst wird das Rauschen bei diesem Mic zum Problem.

Für den richtigen professionellen Sprecher Sound ist die Nachbearbeitung mit das wichtigste. Ich fange eigentlich immer mit folgender Signalkette an:

- Lowcut EQ (60-150Hz, je nach Stimme)
- Kompressor mit sehr schnellen Attack und Release Zeiten und moderat hoher Ratio (z.b. 5:1), Threshold so eingestellt dass nur die Signalspitzen bearbeitet werden - Gainreduction nur an den lauten Stellen um wenige dB.
- zweiter Kompressor, der etwas träger und langsamer arbeitet, nicht ganz so hohe Ratio (zb. 3:1), Threshold so, dass immer ein wenig Gainreduction stattfindet aber max 8-10dB.
- Limiter, der die restlichen Spitzen glattbügelt. wiederum nur ganz wenig Gainreduction (max. 2-3dB)

Hier ist das Signal ziemlich druckvoll und laut, wahrscheinlich sind jetzt aber S-Laute und Atmer zu stark betont. Letztere senke ich getrennt per Volume Automation ab. Ansonsten gehts folgendermaßen weiter:

- De-esser, so eingestellt dass die S-Laute nicht zu krass kommen die Stimme aber auch nicht lispelt.
- allgemeiner EQ, so dass die Stimme gut klingt/gut zum restlichen Material passt.
- Eventuell Dynamischer EQ, der gezielt nervige Mitten-Frequenzen auf einzelnen Silben absenkt, die hier immer noch bei manchen stark komprimierten Stimmen auftreten.
- Effekte für Räumlichkeit (Dopplung, Hall, usw.)

Worauf ich damit rauswollte: Selbst mit eher günstigen Mikrofonen bekommt man so einen recht brauchbaren professionell klingenden Sound hin. Das mit der Kompression klappt aber nur, wenn die Aufnahme frei von Nebengeräuschen sind und nicht zu verhallt durch die Raumakustik ist.
 
Wow danke für deinen Beitrag, der hat mir sehr weitergeholfen. Jetzt konnte ich mir auch mal konkrete Mikrofone ansehen :)

Du schreibst ja das Sennheiser MK4 sei so das beste in der Preisklasse. Wie viel besser ist es als das Rode NT1-A? Das hat auch einen guten Preispunkt finde ich.

Ich weiß allerdings gar nicht wie ich die Mikrofone an meinen PC anschließen kann, wenn ich es für Gespräche benutze. Brauche ich da einen Verstärker? Im Ton Bereich bin ich echt noch nicht so gut bewandert :-D Es wäre gut wenn es eine unkomplizierte Lösung für den PC geben würde. Ich werde das Mikrofon zu 95% stationär am PC verwenden um mit meinen Freunden zu reden.
 
Gibt es sonst vielleicht auch USB Mikrofone oder Klingen Mikrofone die empfehlenswert sind? Oder lohnt es sich schon auf ein "richtiges" Mikrofon mit Verstärker zu setzten.
 
Zurück
Oben