finley schrieb:
Gewinnen kann den Krieg bestenfalls die Ukraine.
Wollte mich hier eigentlich nicht reinlocken lassen, aber das sind so viele dahergesagte Phrasen, die die Wähler der BSW zutreiben werden, wie sie sie jetzt schon der AfD zutreiben.
Selbst bei dem sehr theoretischen Szenario, wo die Ukraine Russland aus dem Land schmeißt, ist der Krieg noch nicht zu Ende. Dann ballert Russland einfach vom eigenen Territorium aus weiter, wenn sie möchten. Das scheint im ersten Moment sinnlos, würde aber der Ukraine einen EU- und NATObeitritt unmöglich machen, weil laufender Konflikt. Ich sehe nicht, dass die Ukraine dann gewonnen hätte.
finley schrieb:
Wir unterstützen sie ja nur mit Material zur Selbstverteidigung.
Oben wolltest du den Krieg noch gewinnen lassen, jetzt ist es wieder nur Selbstverteidigung.
finley schrieb:
Versteh nicht wieso man dagegen sein kann?
Es gibt da mehr Nuancen als dafür und dagegen. Die Welt ist nicht 0 und 1. Dir ist schon klar, dass viele andere Länder gar keine oder nur sehr wenig zur Selbstverteidigung der Ukraine beitragen. Da ist es schwierig, wenn man da von vorneherein einen auf "verstehe ich nicht" macht, wenn man zu anderen Ländern außenpolitische Beziehungen halten möchte.
finley schrieb:
Vom Völkerrecht her dürften wir sie sogar aktiv mit Truppen unterstützen. Auch ohne Nato oder EU Mitgliedschaft kann man befreundet sein.
Bist du Völkerrechtsexperte? Sowas wird schnell von sogenannten Experten wie Kiesewetter dahingesagt, aber das sind meist nur deren Auslegungen. Das Thema gab es schon damals bei den Waffenlieferungen. Ich habe das Gutachten gelesen und fand das schon damals nicht so eindeutig im Gutachten beschrieben und das war wohlgemerkt nur ein Gutachten zu den Waffenlieferungen und nicht der heilige Gral der Juristen.
Seit wann ist Deutschland eigentlich so sehr mit der Ukraine befreundet? Die meisten Deutschen werden vor 2 Jahren keine ukrainische Großstadt auf der Landkarte gefunden haben. Gelinde gesagt hat uns in Deutschland das Mopsen der Krim im Jahre 2014 gar nicht interessiert. Da sind wir sogar zur WM in Russland gefahren und das wurde im TV gezeigt.
finley schrieb:
Naja solange Putin an der Macht ist wird sich wohl auch nicht mehr viel ändern. Aber mit Putin einen Deal zu schließen stelle ich mir schwierig vor wenn Minsk2 von ihm mitverhandelt ja genauso ignoriert wird. Ein Deal könnte auch zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen um die Ukraine dann plötzlich zu überraschen.
Falsches Sicherheitsgefühl? Was für ein Argument für was soll das denn sein? Verstehe nicht, auf was du hinaus möchtest. Eine diplomatische Lösung mit Putin ist unwahrscheinlich, aber man ist nicht für Putin, wenn man für Diplomatie ist.
Erkekjetter schrieb:
Was auch daran liegt, dass die Ukraine nur ganz bedingt und an wenigen stellen in die offensive geht. Und dort wo sie es tut, hat sie auch erfolg. Langsam aber stetig, was angesichts ihrer mannstärke und der immer wieder stockenden lieferungen aus dem ausland beachtlich ist. Ein abnutzungskrieg, im sinne von unmengen von material und menschen für nichts zu verbrennen, führt einzig russland…
Was nutzt denn die Feststellung den Ukrainern oder uns, dass Russland dort Leute verheizt. Sorry, aber ich finde diese Häme angesichts der vielen Toten auf beiden Seiten irgendwie daneben. Die Sommeroffensive der Ukraine ist offenkundig gescheitert und dort ist immer noch Krieg. Das wird nicht dadurch besser, dass da viele Russen gestorben sind. Wird einer ukrainischen Famlie auch kein Trost sein, wenn das Familienoberhaupt beim Tod noch zwei russische Soldaten mitgenommen hat.
Erkekjetter schrieb:
Wer im Ukrainekrieg auf Diplomatie besteht, ist schlicht weltfremd. Putin hat jegliche Diplomatie ausgeschlagen. Aber Diplomatie fordern halt auch Menschen, die stets beteuert haben, dass Putin niemals angreifen würde…
Außenpolitisch wäre eine Wagenknecht Partei, sollte sie den Standpunkt ihrer Namensgeberin vertreten, unwählbar.
Moment! Ist das nicht der gleiche Standpunkt, den auch Gysi hat? Also irgendwas von wegen Waffenstillstand und ab dem Moment liefert man keine Waffen mehr oder sowas. Abgesehen davon ist die Relevanz von Wagenknecht für ein Ende des Ukrainekriegs genauso relevant wie die von Gysi. Ich halte diese Idee von beiden für wenig realistisch, allerdings finde ich es sehr bescheiden, wenn man das als Hauptgrund angibt die Parteien nicht zu wählen.
Auf Diplomatie muss man grundsätzlich bestehen, weil nur so Konflikte enden können und solange man keine Alternative anbietet, muss Diplomatie gemacht werden. Eine solche Alternative - nicht das ich das eine gute Idee fände - wäre z.B. ein Einmarsch in Russland, um das Regime zu beseitigen. Ich sage nicht, dass du das meinst, aber das ist die naheliegenste Erklärung zum Ausschluß von Diplomatie. Eine komplette Rückeroberung der Ukraine als Alternative zu Diplomatie wäre allerdings leider keine automatische Beendigung des Krieges. Siehe oben.
Das ist übrigens auch die Logik, an der das Absprechen eines Waffenstillstands oft scheitert, also die Idee von Gysi und Wagenknecht. Das Absprechen des Waffenstillstands geht oft in die Richtung, dass Russland im Waffenstilllstand wieder aufrüstet. Aber wenn man Russland aus der Ukraine schmeißen würden, dann könnte Russland genauso aufrüsten.
Ich kann aus der Emotion heraus übrigens nachvollziehen, dass man die genannten Phrasen für sich verinnerlicht, weil irgendwo muss man da für sich zu einer Meinung kommen, damit man im Alltag weitermachen kann. Allerdings sollte man nicht den Fehler begehen, dass als absolute Wahrheit zu verstehen. Irgendwann wird dieser Krieg enden und zwar mit einer diplomatischen Lösung.
Wie gesagt, Die Linke ist eigentlich gegen Waffenlieferungen. Von daher verstehe ich nicht ganz, wieso das oben als Unterschied zu Frau Wagenknecht aufgemacht wurde. Das ist aber auch das, was ich oben mit 0 und 1 meinte. Nur weil Die Linke nicht an der "Friedensdemo" von Wagenknecht und Schwarzer teilnahm, sind sie noch lange nicht für Waffenlieferungen:
https://www.die-linke.de/themen/frieden/ukraine-krieg/