Bankenkrise, ein Lehrstück des Kapitalismus ?!

@dugdanger
leichte korrektur, anmerkung:
ich würde sagen, dass moral durchaus sehr vereinbar ist mit kapitalistisch organisierter marktwirtschaft, nämlich genau in der weise, wie ichs dargestellt habe, als ein lippenbekenntnis, als eine art geistige mahnung an den realen umständen, die aber gerade weil sie nur einen mahnungs-charakter hat, das komplement, das gute gewissen, dieser gesellschaft darstellt.
alle laufen rum und lassen sich mehr oder weniger auf moralgrundsätze verpflichten, nicken brav diese grundsätze ab, um dann in der praxis sie zu verletzen.
dabei ist die verletzung der grundsätze in der praxis nichts anderes als das komplement zum geistigen bekenntnis; nur mit der verletzung der sollens-sätze ist der kreislauf der moral komplett.
wenn man sich moral nur als die ansammlung von 'guten' grundsätzen vorstellt, dann stellt man sich zumindest keine moral vor, denn moral ist an sich schon immer verknüpft mit einer praxis, die gerade das gegenteil der forderungen hauptsächlich produziert.
merke: wenn die praxis an sich gut und richtig wäre, dann bedürfte es des geistigen grundsatzes, wonach eine praxis gut und richtig sein soll, nicht.

banales beispiel meines letzten merke-satzes:
wenn einer sich hinstellun und fordert dass doch der mensch atmen soll, dann ist das schlicht unsinnig, denn der mensch atmet doch von natur aus, also ist die forderung, er solle es doch tun, unsinn.
genauso wäre es unsinn über eine praxis, die an sich schon gut und vernünftig ist, zu sagen, sie solle doch vernünftig sein.
wer immerzu rumrennt und sagt, wie irgendwas 'eigentlich' sein soll, also moralisierend durch die welt läuft, derjenige wird immer zu hören bekommen: "ja, du hast so recht, aber leider gehts nicht immer." - und damit hat er schon ausgespielt, denn mehr als geistige mahnung kann moral nicht sein.
moral ist keine instanz für eine bessere praxis, sondern baustein einer schlechten.

moral ist auch keine kritik, keine analyse und keine erklärung der umstände, sondern maximal empörungstauglich, was wiederum von 'empor' (darüber erheben) kommt, also nicht in den sachen sein und sie verstehen und erklären, sondern über den sachen sein und einen simplen gegensatz aufmachen zwischen dem geistigen maßstab, den man als gutmensch mit sich rumschleppt, und den bösen bösen umständen.
 
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ich habe auch nicht geschrieben dass irgendeine Moral mit Kapitalismus unvereinbar sei. Sie wird in unserer Gesellschafts - Wirtschaftsform so benutzt wie du es beschreibst.

Mein Punkt war der, sollte einer mal einen Blick in die gängigen WiWi Bücher (Mankiew, Blanchard, Varian) werfen, dann wird er dort vergeblich nach der "Theorie über das moralische Verhalten in der Marktwirtschaft" suchen.
 
Gestern kam ne gute und ganz passende Sendung im TV.
Es war ne Talkrunde mit Anne Will und sie lief unter dem Titel "Wirtschaftsboom und Jobwunder – wer träumt da noch vom Kommunismus? "
Geladen waren Oskar Lafontaine (Die Linke), Rainer Brüderle (FDP), die Filmemacherin Aelrun Goette, der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge und der Journalist Jan Fleischhauer.

http://daserste.ndr.de/annewill/videos/annewill2611.html
 
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Ich finde es sehr interessant wie der Mediale Mainstream hierzulande reagiert wenn das böse "K" Wort verwendet wird. Niemand käme heutzutage auf die Idee einem Christen die Verbrechen die im Namen des Christentums passiert sind, wie z.B. Kreuzzüge, Hexenverbrennung, Inquisition um nur einiges zu nennen, vorzuwerfen.

Es geht um gesellschaftliche Alternativen neben dem Kapitalismus und dazu gehört auch der Kommunismus.
 
Also ich hab gestern auch Teile der Sendung gesehen und Lafontaine und die Goette haben ja mal was von Blödsinn abgelassen, z.B. der Kommentar von Goette die sagte das sie niemanden kennen würde der von Aufschwung profitieren würde. Tja meine Güte, dann kennt sie wohl die falschen Leute!
Die besten Kommentare kamen noch von Jan Fleischhauer wie ich finde.
 
Ich fand es auch interessant zu sehen, wie schwer man sich tut, über mögliche Alternativen und Fortschritte zu reden, nur weil Begriffe wie "Kommunismus" irgendwo vorbelastet sind. Dadurch kam oftmals garkeine richtige Diskussion zustande. Immerhin haben die das selber gemerkt (zumindest Lafonatine).
Interessant fand ich auch, dass außer von der Linken (->mehr Gemeinschaftsbesitz) keinerlei Verbesserungsvorschläge gemacht wurden.
 
@Fonce
Tja, das liegt wohl an deiner negativen Grundeinstellung gegen Linke wie ich annehme. Ich hingegen fand das Lafontaine mal wieder sehr treffend argumantiert hatte.

Linke sollen sich für alles und jeden Entschuldigen. Sie sollen das Büßerhemd überstreifen. Von anderen wird soetwas natürlich nicht verlangt. Im Gegenteil, die Neoliberalen die uns vor zwei Jahren die Finanzkriese eingebrockt haben feiern fröhliche Urständ und die Zeche bezahlen natürlich der Arbeitnehmer. Alles ganz normal im Kapitalismus. Oder Wahnsinn mit Methode.

@andiac
tja warum wird auf die Vorschläge der Linken so wenig eingegangen ? Weil die Auseinandersetzung mit ihnen nur auf diesem Niveau geführt wird wie wir es zurzeit sehen. Kommt irgendetwas konstruktives von den Linken finden deren Standpunkte in der normalen Presse kaum Beachtung. Vermeindliche Skandale jedoch, wie diese Kommunismusdebatte, werden von dem Medien hoch gespielt. Aber jeder hat doch die Gelegenheit sich absetits der Veröffendlichen Meinung auf den Seiten der Linken direkt zu informieren. Nur das tun die Meisten leider nicht. Da sieht man wie erfolgreich diese Skandalisierungskampagnen der Medien sind.
 
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Es ist keine negative Grundeinstellung, sondern eine Einstellung die sich durch das gebildet hat was die Linken, FDP, Grüne, CDU, SPD und CSU von sich geben. Ich bin keinen von denen wirklich positiv eingestellt, aber das wie gesagt aufgrund meiner eigenen Meinungsbildung.
Ich kritisiere auch andere Parteien oft genug, also wieso sollte ich das bei der Linken jetzt nicht dürfen?

EDIT: Achja, der Film von Fleischhauer ist übrigens sehr empfehlenswert!
 
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@Fonce
es ist nunmal leider so das viele reflexartig gegen Die Linke argumentieren oder eingestellt sind weil man gegen diese Partei durch die Medien negativ geimpft wurde. Man kann sich ja durchaus kritisch und sachlich mit deren Standpunkten auseinandersetzten, nur leider findet das ja kaum statt.

Die Linke wird in der Presse größtenteils totgeschwiegen und wenn sie Beachtung findet dann überwiegend negativ. Man sieht das hier in NRW sehr gut. Jede Landtagsfraktion findet breiten Raum in der Presse, z.B. in der Rheinischen Post. Nur von der Linksfraktion im Landtag oder auch im Düsseldorfer Stadtrat ließt man so gut wie nichts. Das kommt aber nicht daher weil die Linken nichts zu sagen haben, sondern einfach davon das von deren Pressekonfrenzen und Anträgen so gut wie garnicht berichtet wird.

Aufgrund dieser Berichterstattung bildet sich eine negative Stimmung gegen eine Partei oder auch Person weil die wenigsten sich auch die Mühe machen sich direkt zu informieren. So läuft es leider in unserer Mediengesellschaft.
 
Es wird aber genauso oft gegen andere Parteien, Vereine und Gruppen Stimmung gemacht, das ist also auch nichts "Die Linken" spezifisches.
 
Hab ich das richtig verstanden dass die gewählte Regierung nchts mehr zu melden und Banken bestimmen wer was zu tun hat?

Die Minister aus Eurozone und EU, EU-Währungskommissar Olli Rehn und der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, reagierten darauf mit einem an Härte noch nie dagewesenen Beschluss: Portugal wird ab sofort nicht nur fiskalisch und wirtschaftlich, sondern auch politisch de facto unter Kuratel gestellt. Wer immer das Land nach den Wahlen im Juni regieren wird, er wird politisch praktisch keinerlei Handlungsspielraum haben.

Quelle
 
andiac schrieb:
Interessant fand ich auch, dass außer von der Linken (->mehr Gemeinschaftsbesitz) keinerlei Verbesserungsvorschläge gemacht wurden.

Der Satz ist etwas zweideutig, meinst du, dass nur von der Linken überhaupt Vorschläge (welche aus sicht dieser -der Linken- natürlich Verbesserungsvorschläge sind) kamen, bemängelst also die Ideenlosigkeit der übrigen oder schließt du dich der Forderung nach mehr "Gemeinschaftsbesitz" an?

Sofern ersteres der Fall ist, ist es natürlich bedenklich, dass Politiker, welche an der Regierung beteiligt sind, keine Vorschläge machen, was natürlich umso einfacher ist, wenn man in der Opposition ist. Trifft zweiteres zu, dann wäre zu klären, warum mehr Gemeinschaftsbesitz eine Verbesserung darstellte - gerade die Landesbanken, in welchen der Staat am meisten mitredet, sind die, welche am tiefsten in der Patsche sitzen / saßen. Verstaatlichung scheint zumindest was diesen Punkt angeht nicht das Mittel der Wahl zu sein.
 
Die Landesbanken sind ja im Besitz der Länder.
Dadurch können Haftungen auf die Länder abgewälzt werden.

Im Kapitalismus ist es ja Ziel viel Profit zu machen, wenn dies möglich ist, ohne die Konsequenzen aus risikoreichen Geschäften tragen zu müssen, dann werden die Geschäfte umso risikoreicher, die Wahrscheinlichkeit für Abschreibungen umso größer.

Von dem her ist es wenig überraschend, dass gerade diese Banken die größten Verluste eingefahren haben.
 
Ähnlich wie die sog. Gewährsträgerhaftung der Sparkassen. Womit staatliche Banken ein solches Problem nicht beheben.
 
@Ganzir, lies dir mal das Interview durch...

Es entsteht der Eindruck, dass die Banken einfach schlauer sind. Sind die Regierungen so ohnmächtig, wie sie zuweilen wirken?

Ganz und gar nicht. Regierungen könnten den Kreditmangel schnell beenden. Sie sitzen auf dem dickeren Ast und haben höchst effektive Druckmittel. Die Banken haben das Recht und die Aufgabe, die Geldmenge zu schaffen und in Umlauf zu bringen. Wie man sich denken kann, ist diese Lizenz äußerst lukrativ. Der Entzug der Banklizenz oder besser noch dieses Kreditschöpfungsprivilegs ist ein äußerst wirkungsvolles Druckmittel. Wir müssen uns fragen: Wollen wir wirklich die Geldmenge von privaten, profitorientierten Unternehmen verteilen lassen?

Das ist ein extremer Vorschlag, der logistisch wohl kaum umzusetzen ist.

Ich finde das gegenwärtige System extrem. Die Volksmeinung ist da sicher auf meiner Seite. Aber als Kompromiss könnte man das Privileg unter sehr strengen Auflagen weiter vergeben. Meine Minimalempfehlung wäre, dass es Banken verboten wird, Kredite an Firmen oder Projekte zu vergeben, die nichts zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Damit wären alle Finanzspekulationen weg und alle Bankenkrisen für alle Zeit verbannt.

Wenn das so einfach ist, warum macht die Politik das nicht?

Mit der Lizenz, Geld zu drucken, kann man alles kaufen, nicht nur Sachwerte. Die Wall Street ist Hauptsponsor des USWahlkampfes. In anderen Ländern ist das nur nicht so offensichtlich.


http://www.boerse-online.de/aktie/n...rd-Werner--Ein-untragbares-System/514469.html
Ergänzung ()

ahso das mit den verstaatlichten Banken stimmt auf keinen Fall, die wurden nachträglich verstaatlich oder nur zum Teil, also IKB und HRE. Am dicksten hat es doch die Deutsche Bank getroffen oder nicht.



zum Beispiel HRE:

Steinbrück und die HRE: “Wie man seine Überzeugung ändern kann”
Monitor berichtet: Wortlautmitschnitt von der Ansprache des BMF Steinbrück vor der Fraktion der DIE LINKE am 30. Sep. 2008
Finanzminister Peer Steinbrück gab Abgeordneten der Bundestagsfraktion DIE LINKE. am 30. September in einer Sondersitzung der Fraktion Auskunft über die aktuelle Situation im Zusammenhang mit der drohenden Pleite beim schwer angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Hypo Real Estate. Erstaunlich: Damals sprach der Finanzminister noch von einer Abwicklung der HRE, eine Verstaatlichung käme nicht in Frage. „Ich denk’ nicht im dran! Ich denk’ nicht im Traum dran!“, so Steinbrück. Dazu eine Mitschrift der Rede von Steinbrück vor den Abgeordneten der Bundestagsfraktion DIE LINKE.




Ostersonntag abend an der Theke meiner Dorfkneipe: zwei von sechs Anwesenden haben von der IKB gehört. Beide waren entschieden der Meinung, dass es sich um eine öffentliche Bank handelt und dass daran wieder sichtbar werde, wie schlecht Unternehmen wirtschafteten, die im öffentlichen Eigentum seien. Genauso entschieden vertraten diese Meinung wenige Tage vorher zwei eher konservative Freunde – regelmäßige Leser der FAZ, des Handelsblatt und des Spiegel. Bei ihnen war zugleich die Botschaft angekommen, man sehe, was daraus werde, wenn man Politikern wie Matthäus-Maier von der KfW die Aufsicht über eine solche Bank überlasse. Wieder andere hatten sich nicht viel damit beschäftigt, aber gingen wegen der Rettungsaktion durch die KfW und den Bundesfinanzminister davon aus, es müsse sich um eine öffentliche Bank handeln.

Die IKB ist aber eindeutig eine private Bank, auch wenn die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau 38% der Aktien hält.

mal bitte noch folgenden Beitrag ganz durchlesen...ist interessant.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=3090


An diesem Interview wird besonders drastisch sichtbar, auf welche Weise Stimmung gemacht wird gegen das öffentliche Eigentum an Banken. Zugleich wissen wir, wie haltlos die gepflegte Vorstellung ist, private Aufsicht und privates Eigentum arbeiteten um so vieles besser. Wenn die neuesten Meldungen über die Deutsche Bank zutreffen und auch die Spekulationsverluste privater Banken im europäischen Ausland und in den USA in Betracht gezogen werden, dann wird noch klarer, wie schief diese Meinungsmacher liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ahso das mit den verstaatlichten banken stimmt auf keinen fall, die wurden nachträglich verstaatlich oder nur zum teil, also ikb und hre.

Ich und auch DugDanger sprachen von Landesbanken, welche selbstredend in öffentlicher Hand sind z.B. die WestLB
 
Ich weiß gar nicht warum dieser Streit darüber, ob die Bank privat oder staatlich ist? Letztenendes macht das keinen Unterschied, da sie alle kapitalistischen Regeln folgen (müssen).Die Regeln wiederum wurden in den letzten 20 Jahren aus den verschiedensten Gründen gelockert, zugleich sank ganz offensichtlich die Moral bzw. das Bewusstsein eine Verantwortung zu haben im gesamten Bankensektor und nicht nur da, wenn man sich mal die Arbeitsvertrag(politik) der meisten Firmen anschaut.

Fakt ist, alle sind geil aufs Geld und wie man nun dazu kommt ist komplett egal. Ob man Sexorgien veranstaltet, Leute oder ganze Regierungen schmiert macht heute keinen Unterschied mehr.

Und ja klar gab es das früher auch, aber der Umfang des Ganzen ist neu, zumindest in DE. Zudem gibt es ganz offensichtlich kein Interesse etwas daran zu ändern. Und das bedeutet wiederum, dass das Problem sich früher oder später von selbst löst, auf die eine oder andere Weise.
 
Ich weiß gar nicht warum dieser Streit darüber, ob die Bank privat oder staatlich ist?

Naja, daran manifestiert sich momentan schon ein großer Gesellschaftlicher Konflikt.

Gewinne werden Privatisiert, Abschreibungen werden sozialisiert.

Und das hat eben genau mit den unterschiedlichen Haftungsebenen bei Landes - und Privatbanken zu tun.
 
Was genau wird den privatisiert und sozialisiert?

So weit ich weiß haben zahlreiche Banken staatliche Gelder bekommen. Und das zu extrem günstigen Konditionen wenn man das ausdrücken kann.

Es wird darüber debattiert, ob Banken sich an der Krise irgendwie beteiligen sollen, was jedoch nie der Fall sein wird, da die Lobby zu stark ist und zugleich die Angst vor erneuter Krise zu groß.

Alleine die Aussagen führender Politiker, dass es keine alleinstaatliche Vorgehensweise in diesem Problem geben kann und geben wird,macht die ganze Diskussion irgendwie lächerlich.

Was die Schuldfrage anbetrifft: Nun, Politiker haben eine Gesetzeslage geschaffen, die mehr als nur problematisch ist. Profitiert haben davon alle, bis auf die Kleinanleger und die Steuerzahler.Banken machen wieder gewaltige Gewinne aber die Staatsschulden bleiben und wachsen sogar schon alleine aufgrund der zusätzlichen Zinslast.

Die Gesetzeslage hat sich nicht geändert und wird sich auch nicht ändern und die Banken nutzen wieder die Lage aus um schnell Gewinne zu machen. Es gibt also keine Erkenntnis und alles bleibt beim Alten. D.h. Schuld liegt bei allen, aber eine Seite (Staaten) will im Prinzip die Lage ändern, kann es aber nicht, während die andere Seite munter weiter macht.

Also wieder meine Frage: Wozu diese Diskussion darüber, welche Bank als erstes gefallen ist?
 
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