Tomislav2007 schrieb:
[...]Das Problem dabei ist, du weißt nicht immer was eine ehrliche und was eine auswendig gelernte Antwort, bzw. Lüge, nur für dich ist.
Die wenigsten Menschen können ein so umfangreiches Lügengebilde erschaffen, dass es in sich stimmig ist und Rückfragen Stand hält. Und wer das kann und mich und die anderen täuscht, die mit im Gespräch sitzen, der ist dann wohl so gut, dass es es ein Gewinn für's Team ist. Und dann kann die Person von mir aus gerne zukünftig Kunden und Lieferanten mit Lügen zu dem von uns gewünschten Ergebnis bewegen.
Ach... ich selbst kann das übrigens exzellent. Vielleicht bin ich mir deshalb meiner Sachen auch recht sicher und ich habe mal wieder den Fehler begangen das als Durchschnitt anzunehmen.
Tomislav2007 schrieb:
Du solltest nicht glauben das du eine auswendig gelernte Antwort, bzw. Lüge, immer erkennst.
Oh, das sicher nicht. Es geht um das Gesamtbild und um die Reaktion auf Rückfragen. Ich arbeite keinen Fragenkatalog ab. Ich habe eine Hand voll Ankerfragen, sofern das Gespräch stock, sonst ist das von meiner Seite aus eine Improvisation und abhängig von den Fragen und Antworten des Gesprächspartners. Welche Themengebiete versucht er zu meiden? Wo versucht er seine Schwerpunkte zu setzen? Mal wird mitgespielt, mal nicht.
Tomislav2007 schrieb:
Du hast vor ein paar Seiten geschrieben das du keine Bewerbungsratgeber gelesen hast, das solltest du mal machen,...
Wozu?
Tomislav2007 schrieb:
...dann würdest du wissen das alle deine Beispiele tausendfach vorgebetete Antworten von Bewerbungsratgebern sind, die fast immer einstudiert sind und nicht viel mit Ehrlichkeit zu tun haben.
Dann basieren die Beispiele vielleicht ebenso auf ehrlichen Aussagen und damit passt das Ergebnis. Rein statistisch gibt es auch nicht so viele Variationen, dass es nicht doch irgendwo einen Ratgeber gibt, der genau das empfiehlt, was jemand ehrlich und offen sagt - ohne diesen Ratgeber zu kennen.
Tomislav2007 schrieb:
Das ist z.B. der älteste Tipp den es gibt, der wird bei allen Bewerbungsratgebern und von allen Bewerbungscoaches rauf und runter gebetet.
Ja, und dann geht man mit den Leuten mal auf den Hof oder in die Produktionshallen und dann merke ich recht schnell, wer wirklich interessiert ist oder wer meinte, das taktisch einzusetzen.
Ich weiß nicht, wie du dir sowas vorstellst, aber das läuft dann z. B. so ab:
Ich: "Haben Sie sich bereits etwas über unser Haus informieren können oder wollen Sie eine kurze Vorstellung?" - "Ja, ich habe mich schon informiert." - "Wir haben hier Kollegen, die motiviert die Arbeit mit unseren Produkten und für andere Kollegen sind die Produkte beliebig, sie machen einfach nur Ihre Arbeit. Beides ist in Ordnung und eine Mischung ist wichtig, denn beides liefert für alle Seiten gute Ergebnisse, nur aus verschiedenen Blickwinkeln. Trotzdem interessiert mich, in welcher Gruppe Sie sich sehen." - "Mir ist wichtig, dass ich die Produkte, die wir verkaufen, gut vertreten kann. Ich brauche die Identifikation mit dem Unternehmen, damit ich jeden Tag weiß, wofür ich aufstehe. Besonders beeindrucken mich übrigens Features X und Y, auch wenn ich bei Y noch nicht verstanden habe, wie das funktioniert."
... Gespräch ... Fragen ...
Am Ende: "So... damit wären wir durch. Haben Sie noch Zeit und Lust, kurz auf den Hof zu gehen, um sich mal Z aus der Nähe anzusehen?" - "
leuchtende Augen Wirklich? Ja! Haben Sie auch F da? Und was ist eigentlich das gelbe da hinten?"
Oft genug haben sich auf dem Hof dann noch ein paar interessante weitere Gespräche ergeben. Spätestens nach der Einstellung zeigt sich ja übrigens doch, ob da jemand gefaked hat oder nicht. Und damit zementieren sich dann Erfahrungswerte.
Das alles mag natürlich nicht funktionieren, wenn man mit "langweiligen" Massenprodukten arbeitet oder an reinen Verwaltungsstandorten von Konzernen mit weltweiter Produktion. Aber sofern man nicht die Prämisse vertritt, dass sowieso nur jeder für Geld arbeitet, sind andere Motivationen immer realistisch und gut. Ich z. B. suche mir meine Arbeitgeber stets nach dem Produkt aus.
Das ist nämlich für meine Motivation wichtig.
Tomislav2007 schrieb:
Kann es sein das du noch jung bist und/oder noch nicht lange Berufserfahrung auf diesem Gebiet hast ?
Ich verstehe aber langsam wieso du junge/unerfahrene Bewerber (die nervös/aufgeregt sind) bevorzugst.
Und schon wieder legst du mir Dinge in den Mund. Ich bevorzuge niemanden. Es gibt einen Bedarf und dann gibt es, wenn der Bedarf bewilligt ist, ein Budget. Das Budget ist manchmal für einen erfahrenen Spezialisten ausreichend, manchmal nur für einen Berufsanfänger. Mir ist das im Endeffekt egal, ich habe einfach Arbeitspensum in meiner Abteilung, welches effizient und auf hohem Niveau erledigt werden muss.
Ich verstehe aber, dass wir nicht nur in völlig unterschiedlichen Branchen unterwegs sind, sondern auch verschiedene Erfahrungen und Niveaus haben. Im Gegensatz zu dir kann ich das aber respektieren und akzeptieren.
Weißt du: Ich habe hier nie den Anspruch erhoben, dass es nur meine Sichtweise gibt. Im Gegenteil - ich habe bereits ab dem Eröffnungspost deutlich gemacht, dass sich hier meine Ansichten und Erfahrungen spiegeln. Es ist aber töricht anzunehmen, dass ausgerechnet alles das, was ich für richtig halte, genau nicht richtig sein soll. Schon aus der Sache an sich heraus.