Ein guter Kopfhörerverstärker lässt sich auch für kleines Geld selber zusammenbauen, meist braucht es dafür nicht viel mehr als zwei Operationsverstärker, ein paar Widerstände, ein paar Kondensatoren - fertig. Viele Hersteller verbauen auch noch "Klangregelungen". Aber auch diese sind nicht sonderlich komplex. Unterscheidungen gibt es höchstens in der Auswahl der Komponenten. Allerdings kriegt man auch schon für wenig Geld erstaunlich leistungsfähige Operationsverstärker, wenn man auf Masse fertigt, fällt das nicht so sehr ins Gewicht.
Die richtig knifflige Aufgabe und die wahren Kosten liegen in der Spannungsversorgung. Hier kann man sich ganz billig mit ein paar Batterien, ein paar Widerständen und zwei Glättungskondensatoren behelfen, soll's aber eher etwas dauerhaftes für die Tischplatte werden, wird's umständlicher. Wenn man nicht dauerhaft Batterien tauschen will, kann man sicherlich auch auf einen Akku ausweichen. Das ist aber auch nicht immer ideal, denn damit holt man sich evtl. auch weitere Probleme ins Haus, wie z.B. beim Fiio E11, der während des Ladevorganges nicht funktionieren
darf.
Geht man an die Hausversorgung, muß man schon einigen Aufwand mit Stabilisierung, Glättung und Siebung durchführen. Entweder kostet dies, oder verschlechtert die Klangqualität. Hier unterscheiden sich dann auch die Hersteller und Modelle gewaltig. Hier ein Modell für 30-40€ zu kaufen, ist sehr gewagt. Ein einigermaßen brauchbares Netzteil mit Schnittbandkern und Filterstufen sowie Stabilisierung würde mich im Selbstbau im günstigsten Falle um die €100 kosten, dazu käme dann noch die Kosten für den Signalpfad, einfache Verstärkung ohne Klangregelung also in etwa auch noch einmal um die €30.
Produziert man in Massen, sind zwar die Bauteilpreise idR günstiger, aber es kommen noch Kosten für die Entwicklung hinzu, Personal- und Maschinenkosten, Zertifizierung, QM, Logistik, Marketing, und auch Verwaltung müssen auf das Produkt umgelegt werden. Auf den Deckungsbeitrag noch Gewinnspanne aufschlagen, und noch einmal Logistik, Verwaltung, Personal und Gewinnspanne für den Händler, schon ist man locker bei höheren Preisen. Da ist dann auch ein
solcher Preis für ein einfaches Gerät ohne viel Schnickschnack nicht weiter verwunderlich. Setzt man das auf akkus, könnten zwei drittel des Preises locker wegfallen, und man hätte als Hersteller/Händler immer noch eine anständige Gewinnspanne.
Portable KHVs müssen nicht viel kosten, da sie nicht die gleichen Probleme haben wie stationär versorgte Geräte. Das Zwischending sind fremdversorgte Geräte, die z.B. über das ATX-Netzteil mitversorgt werden: Hier muß man lediglich noch ein wenig filtern und stabilisieren, die großen Geldfresser können auch hier wegfallen und im Zweifel kann man die Schuld dem Netzteilhersteller zuschieben und ein höherwertiges Netzteil empfehlen. Ähnliches gilt für die Verwendung von Universalnetzteilen eines Drittherstellers. Auch hier kann man sich gut die Kosten teilen.
Und so wundert es nicht wirklich, daß ein Massenhersteller wie Fiio seine Ware zu einem vergleichsweise günstigen Preis anbieten kann und dennoch value for money bieten kann. Sicher, es gibt besseres. Interessiert die meisten Nutzer nur nicht. Und wenn auch das Design nicht optimal oder Effizient ist: Die meisten Nutzer interessieren sich eher für den Klang pro Münze, und da sind diese Chinakracher gut mit dabei dank cleverer Stategien.
SchmuseTigger schrieb:
Unterlegene Technik heißt nicht das es schlechter klingt.
Röhren sind nicht zwangsläufig unterlegen. Es ist ein etwas anderes Prinzip, das auch eine andere Verschaltung und mehr Aufwand erfordert, aber eine Präzision schaffen kann, die mit TTL-Technik auch nur schwer zu erreichen ist und im Vergleich wiederum kostenintensiver wird. Ist aber eher ein Nischenmarkt, daher muß man eben auch den Nischenaufschlag bezahlen. Vergleichen würde ich beide Techniken allerdings eher nicht. Da kann man genauso gut Sushi mit Pizza vergleichen. Man muß es eben mögen.