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Beyerdynamic Lagoon ANC - Ein neuer Stern am Bluetooth Kopfhörer Himmel?
Nachdem die Lagoon erst für Dezember 2018 angekündigt waren... Dann auf "Frühjahr 2019" verschoben wurden... Und dann noch mal auf "Q1 2019"... Sind sie nun ENDLICH (Ende April in Schwarz, Anfang Mai in anderen Farben) verfügbar!
Das erste Paar ANC fähige Hörer von Beyerdynamic!
Und ich, immer noch auf der Suche nach einem mobilen Hörer für Arbeit und Unterwegs, habe natürlich direkt zugeschlagen.
Bevor es aber nun ans Eingemachte geht, hier die Wichtigsten Daten zum Lagoon:
Technische Daten:
Lieferumfang:
Preis:
Für die Kurz-gebundenen: das Fazit ist entweder ganz unten in diesem Artikel oder HIER.
Erster Eindruck:
Transporttasche:
Nimmt man das Paket in dem der Hörer kommt zu erst in die Hand, kommt es einem schwerer vor als man erwarten würde. Der Hörer selbst wiegt zwar "nur" 283g, der Karton ist aber durchaus massiv und macht gefühlt 60% des Gewichtes des gesamten Pakets aus.
Öffnet man ihn, zeigt sich eine relativ kleine (und somit gut portable) Transporttasche welche eine Tropfenform besitzt, 17cm breit, 21cm hoch und etwas 5,5cm tief ist. Positiv fällt dabei außerdem auf, wie die Tasche verarbeitet ist: kaum Biegung bei Druck mit den Fingern und auch kaum "Rappeln" wenn man die Tasche schüttelt.
Build-Quality:
Öffnet man die Tasche, zeigt sich einem der Hörer in seinem nichtssagendem, schwarzem Look. Hier würde ich am ehesten einen Bose QC35 oder Sony XM3 als Vergleich nehmen, da diese ebenfalls auch einfach nur schlicht schwarz und ohne großen Blickfang daherkommen. Und wo wir schon bei XM3 der Konkurrenz sind, leider wirkt die Verarbeitung auf den ersten Blick auch genau so wie die eines XM3. Sprich viel (fast ausschließlich, mehr dazu aber später) Plastik, dass zwar robust wirkt, von der üblichen Build-Quality der DT Hörer (im ähnlichen Preis-Bereich also des DT1770 oder 1990) aber meilenweit entfernt sind. Ebenfalls meilenweit entfernt sind sie von der Build-Quality eines B&W PX, der in diesem Aspekt von allen ANC Hörern die ich bisher getestet habe ganz klar der Beste ist.
Polsterung:
Positiv hingegen fällt einem beim Aufsetzen aber auf, dass die Lagoon nicht knarzen und dass Kopfpolster dick und vor allem weich genug ist (im Gegensatz zum B&W PX oder dem B&O H9i). Und positiv geht es auch bei den Ohr-Polstern weiter: Memory-Foam dass weich genug (aber nicht so weich wie beim XM3) und dick genug ist. Außerdem freut mich, dass das Kunstleder von guter Qualität scheint und einen nicht so schnell zum schwitzen bringt wie ich es z.B. beim Audio Technica ATH-M50Xbt oder auch beim XM3 der Fall (für mich) war.
Ergonomie:
Setzt man den Lagoon aber dann auf die Ohren, fällt einem direkt auf, dass die Ohr-Muscheln eher klein sind... Puh, schade, gerade weil man ja mit der DT Reihe einem mehr als genug Platz an den Ohren gibt Aber weiter im Text: nach kurzem justieren auf dem Kopf, sitzt der Hörer fest aber nicht unangenehm auf dem Kopf. Die Polster federn dern Druck gut ab (wenn auch leider nicht so gleichmäßig, wie es sein sollte, mehr dazu aber auch später), wobei dieser deutlich geringer ist als z.B. beim DT770 Pro oder 1770. Wer wiederum den Amiron Wireless auf dem Kopf hatte, der weiß dass Beyer auch am anderen Ende des Spektrums stehen kann, weswegen ich den Lagoon im Punkto Ergonomie als durchaus gelungen bewerten würde (noch mal Anmerkung: im Ersteindruck!).
Bedienung:
Betätigt man den Anschalter (physischer Schalter der nach oben geschoben werden muss), taucht der Lagoon direkt in der Liste der verfügbaren Bluetooth Geräte auf und man kann sich dann auch ohne Probleme sofort mit ihm verbinden. Ein kurzer Jingle beim anschalten und beim Start des Abspielens von Musik einer durchsage "APTX ACTIVE" später darf man dann anfangen zu "genießen". Zunächst natürlich ohne ANC, man will ja wissen wie er sich pur anhört. Die Touch-Fläche ist auf der rechten Seite und ein kurzes Doppel-Tippen pausiert/ startet die Wiedergabe. Zum vorherigen Track geht mit nem Wisch nach hinten und zum nächsten mit nem Wisch nach vorne. Spulen funktioniert ebenso mit nem Wisch, hier muss man aber weiter auf der Touch-Fläche halten. Wischt man wiederum von oben nach unten, wird es leiser und von unten nach oben dann lauter. Funktioniert alles ohne Probleme und mit sehr geringer (wirklich kaum merklicher) Verzögerung. Gerade die Verstellung der Lautstärke funktioniert erstaunlicher Weise sehr gut/ genau. Wem die Standard-Empfindlichkeit aber nicht genug oder zu viel ist, der kann mit der MIY App auch noch nachbessern.
Sound:
Zu aller erst habe ich den Soundtrack von Nier Automata angeworfen, da dieser sehr vielseitig ist und mit einer Mischung aus mal mehr seichten bis primären Vocals und vielen verschiedenen Instrumenten daherkommt. Und was soll ich sagen: er hört sich wie versprochen durchaus gut an (wieder Anmerkung: im Ersteindruck!). Also zur nächsten Kategorie und einem meiner All-Time-Favorites: Meteora. Hier klingt der Lagoon "vertraut", drückt genug im Bassbereich, hebt die Vocals aber nicht so sehr hervor wie ich es z.B. beim AKG612Pro mag. Also weiter zum nächsten Genre: Carpenter Brut Trilogy. Und oh, so spät schon? Ah mist ich muss zu nem Bewerbungsgespräch in der Innenstadt. Schnell die Jacke geschnappt, das Smartphone in die Hosentasche und ab gehts.
Der Zweite Blick, wo Beyerdynamic drauf steht, ist (hoffentlich) Beyerdynamic drin:
Allgemeines und Bedienung:
Eins muss man Beyerdynamic ja lassen: dass sie alle ihre Wireless Hörer mit USB-C ausstatten ist was feines.
Wo mich gerade bei den Audio Technica Hörern das Vorhandensein von Micro-USB stört, kann ich selbiges nicht über die Beyer Produkte inklusive des Lagoon sagen. Außerdem schön, dass man noch einen 3,5mm Klinken-Anschluss dran hat. So lässt sich der Hörer dann auch benutzen, falls man mal vergisst ihn zu laden.
Hierbei fällt es mir aber auf, dass das beiliegende Klinken-Kabel scheinbar am Stecker etwas breiter ist als meine anderen Kabel. Dies sorgt dafür, dass das Herausziehen des Kabels sehr schwer wird und ich bei der Dünnheit des Kabels tatsächlich Angst habe, es im Prozess zu beschädigen.
Als sehr gut würde ich außerdem die Laufzeit einschätzen: auf dem Datenblatt stehen "bis zu 45h (ohne ANC)" und ich halte diese Einschätzung für realistisch. Aufgrund meines Nutzungsverhaltens (ich stecke den Hörer fast schon automatisch alle paar Tage zuhause an den Storm) kann ich diesen Wert zwar nicht genau bestätigen, aber nach 3 Tagen der Nutzung für jeweils so 3-4h (nicht am Stück, manchmal mit manchmal ohne ANC) ging der Akku von 80% auf 60%, was in etwa dem Verlust entspricht, den man bei den gegebenen 45h erwarten würde.
Die Transporttasche macht sich im Alltag außerdem gut: der Hörer ist gut/sicher verpackt und die Tasche ist definitiv auch klein genug um sie nicht nur in große Rucksäcke sondern auch kleinere Taschen zu packen. Lediglich bei kleinen Handtaschen wird es schwer werden.
Die Steuerung selbst funktioniert dabei auch sehr gut: wo ich bei anderen Hörern wie dem XM3 ab und an nicht das richtige Kommando erzeugt habe, ist es mir beim Lagoon bisher noch nicht einmal passiert, dass ich ausversehen z.B. nur gespult habe anstatt einen Track zu überspringen oder dass ich den Ton ausversehen erhöht habe. Hier hat man bei Beyerdynamic gute Arbeit geleistet und die Touch-Steuerung so angepasst, dass zumindest ich (jemand anders vielleicht weniger) damit sehr gut klar komme. Die Anpassung der Empfindlichkeit der Touch-Steuerung via App habe ich übrigens nicht nutzen müssen: für mich ist die Standard-Einstellung voll in Ordnung.
Leider nicht so toll finde ich den ANC Schalter: wo man beim Ein-Schalter noch dank dem zurückfedern quasi nie das Pairing versehentlich aktiviert, so schaltet man das ANC im Alltag fast immer gleich auf Stufe 2. Erst wenn man vorsichtig dern Druckpunkt beim schalten erfühlt, dann stellt man es auf Stufe 1.
Ein großes Fragezeichen sehe ich bei der Beleuchtung in den Muscheln: setzt man den Hörer ab, so leuchten diese kurz in Rot/ Blau um rechts/links anzuzeigen. Danach springt der Hörer aber auf ein Orange (um den Akkustand anzuzeigen?) dass leider kaum Aussagekraft besitzt. Schaltet man den Hörer ein, so wird einen neben dem akustischen "Pairing" auch via blau blinkendem Leuchten gezeigt, dass der Hörer gerade im Pairing Modus ist. Insgesamt wäre hier definitiv mehr drin gewesen z.B. nur einen Teil des Rings beleuchten um zu zeigen wie viel Akku der Hörer noch hat. Außerdem habe ich in der App keine Möglichkeiten gefunden, die Beleuchtung zu Personalisieren, was ebenfalls als Kritikpunkt gelten kann.
Außerdem fragwürdig, finde ich die nicht abstellbare Einstellung, dass der Hörer die Wiedergabe auf dem Smartphone pausiert, wenn man ihn "absetzt". Im Alltag führt dies z.B. dazu wenn ich als 1,9m Mensch mich runter beuge um meine Hände zu waschen, dass der Hörer die Wiedergabe pausiert. Meistens setzt der Hörer die Wiedergabe nach dem Aufrichten zwar wieder fort, wobei dies leider nicht immer passiert. Störend ist dieses Feature vor allem dann, wenn man eine Tätigkeit ausüben muss, die längerfristig eine Beugung nach vorne benötigt: für mich ist dies beim Gemüse schneiden der Fall. Hier wäre eine Option für die Deaktivierung dieses Feature sehr schön.
Klang-Personalisierung:
Wie schon beim Aventho und Amiron Wireless ist auch eins der "key selling points" des Lagoon die sogenannte Klang-Personalisierung. Gemeint ist damit, dass man nach einem kurzen Hörtest, bei dem man einen Button drücken muss wenn man bestimmte Tonlagen hört, ein Profil für sich erstellen kann. Sinn dieses Profils ist es, dass das jeder Mensch ein individuelles Gehör hat und man durch die Anpassung der jeweils schlechter oder besser gehörten Frequenzen ein besseres Hörerlebnis erzeugen kann.
Ob dass aber gut funktioniert ist sehr subjektiv und reicht von es "es gefällt einem schlechter" über "super geil" bis hin zu "ich merke kaum/keinen Unterschied". Ich persönlich bin ja eher in letzterer Kategorie zu finden: bei 100% aktivierter Personalisierung wird der Hörer für mich in erster Linie lauter (und zwar ganze 3 Betätigungen der Lautstärke Taste an meinem S9+). In zweiter Linie erhöht sich aber auch die Dynamik etwas und, was mir erst beim Test des Bladerunner Soundtracks aufgefallen ist, auch leicht die Räumlichkeit wird leicht besser. Aber um m es aber noch mal explizit zu sagen: diese Änderungen sind kaum merklich (außer die Erhöhung der Lautstärke) und verbessern die Grundsätzliche Charakteristik des Hörers wenig.
Das Größte Problem der Personalisierung ist aber die App bzw. das Zusammenspiel der App mit dem Lagoon. Ich habe ganze zwei Stunden (!) gebraucht um das Profil auf den Hörer zu bekommen... Es hat mich unzählige Neustarts von Hörer/ Smartphone, min. 5 De- und Re-Installationen der App sowie genau so viele Neu-Kopplungen gekostet um das Profil ENDLICH zu aktivieren.
Um jeden verständlich zu machen, was hier passiert eine kurze Beschreibung vom was/wie:
1. man verbindet die Hörer via Bluetooth mit dem Smartphon
2. man verbindet die App mit dem Hörer (ist ein Klick)
3. man führt den Hörtest durch
4. man bestätigt den Hörtest und lässt ihn auf den Hörer übertragen
5. FEHLER, "Battery low, AptX aktive"
Dabei ist weder die Batterie "low" (um genau zu sein ist sie eigentlich bei 90%) noch dürfte es zu einem Re-Connect kommen.
Ob dass aber an der App, dem Hörer oder aber am Zusammenspiel der beiden liegt, kann ich nicht genau sagen. Bei meinem Bruder zumindest hat die Personalisierung direkt auf Anhieb funktioniert (er hat auch ein S9+).
Und apropos App: diese bietet kaum Funktionen und ist dann auch noch nicht richtig überdacht. Man kann lediglich die Personalisierung in der Stärke verstellen (0-100%) und die Touch-Sensitivität ändern. Die nichtssagende "Statistik" (welche lediglich aussagt, wie lange man am Tag schon laut gehört hat...) kann man jedoch getrost ignorieren. Würde man aber nun ein bereits ermitteltes Profil auf nen anderen Hörer laden wollen, geht dass nicht. Man muss erst noch mal den Test durchführen um an dessen Ende dann das Profil auf den Hörer zu laden.
Dabei wird meines Wissens nach das personalisierte Profil direkt auf dem Hörer gespeichert ( @NelBastian ). Um dies zu überprüfen habe ich einen Bluetooth Transmitter mit meinem PC verbunden und dann den selben Song (namentlich: Icarus aus dem Deus Ex Soundtrack) zwei mal gehört. Ergebnis: ich bin der Meinung, dass man bei aktiviertem Profil auf dem Hörer egal bei welcher Qualle auch weiter mit aktiviertem Profil hört. Ebenfalls dafür spricht, dass man das Profil tatsächlich erst "auf den Hörer laden" muss, bevor man es überhaupt nutzen kann. Auf der anderen Seite aber spricht der nächste Punkt dagegen, da er bei aktivem ANC am PC nicht auftritt (siehe nächste Abschnitt).
Ich werde Beyerdynamic diesbezüglich gleich mal anschreiben um diese Frage richtig zu beantworten, da es sich hierbei um eine durchaus sehr wichtige Frage handelt. Sobald ich eine Antwort erhalte wird diese hier ergänzt.
Nun muss ich jedoch zum obligatorischen ABER kommen... Denn so schön die Klang Personalisierung auch sein mag, so wenig funktioniert sie in der Kombination mit dem ANC. Und ich meine wirklich gar nicht: aktiviert man ANC und Klang Personalisierung auf einmal, geht der Hörer quasi zu Bruch. Plötzlich kommen nur noch Fetzen an und die sind noch total verzerrt und verrauscht. Und nein ich übertreibe nicht: sind beide Optionen aktiv dann spielt der Hörer Grütze vom feinsten! Wirklich, was sich Beyerdynamic hierbei gedacht hat ist mir ein Rätsel: so was MUSS doch wem beim Testen aufgefallen sein?
Ergonomie - Zwischen ok und "Mach es weg":
Wer schon mal ein Paar DT990, 770, 1990 oder 1770 (Pro) auf hatte, der weiß dass Beyerdynamic Hörer normal durchaus bequem sind und dabei trotzdem sicher auf dem Kopf sitzen. Eine Ausnahme dazu bildet der Aventho, da er mit seinem On-Ear-Design z.B. für mich einfach nicht nutzbar ist, für Leute ohne empfindliche Ohren aber den meisten Reviews nach doch durchaus bequem zu sein scheint. Ebenfalls etwas abseits davon ist der Amirion Wireless, der aufgrund seines kaum vorhandenen Anpressdrucks zwar bequem auf dem Kopf sitzt aber deswegen leider auch weder ganz abdichtet (was den Klang schlechter macht) noch das Prädikat "sicherer Halt" bekommen kann.
Nun haben wir hier aber was komplett Neues, was der üblichen Ergonomie von Beyerdynamic mit den großen runden Ohrmuscheln den Rücken kehrt. Dabei kann ich jetzt nach mehreren Tagen stündlicher Nutzung sagen: diese Idee war nicht gut.
Ja, der Hörer ist nicht wirklich unbequem, speziell wenn man z.B. den B&O H9i auf hatte, dann wirkt der Lagoon immer noch ein gutes Stück angenehmer auf dem Kopf. Leider reicht es aber auch nicht für mehr: sowohl die QC35 als auch die XM3 finde ich persönlich bequemer.
Kommen wir nun zum wieso. Dies setzt sich für mich aus drei gründen zusammen:
1. die Ohrmuscheln sind zu klein
2. die Polster sind nicht weich und dick genug
3. die Form bzw. das Design passt nicht so recht auf meinen Kopf
Der erste Punkt ist ziemlich selbsterklärend: die Muscheln hätten meiner Meinung nach min. 3mm länger und breiter sein müssen um auch für normal große bzw. größere Ohren zu funktionieren. Oder anders formuliert: sitzt der Hörer nur ein klitzeklein wenig anders als "optimal", dann drückt er auf meine Ohren. Hinzu kommt, dass die Ohren im Allgemeinen durch die eher kleinen Ohrmuscheln schnell warm werden.
Der zweite Punkt ist anhand der Bilder schlecht nachvollziehbar, ich versuche es aber doch noch genauer zu erklären. Die Polster selbst sind oben etwa 15mm und unten hinten (also bei der rechten Muschel hinten rechts und bei der linken hinten links) etwa 22mm dick. Dass hört sich zwar ganz gut an, wird aber wenn man den Hörer erst mal aufsetzt, dann schrumpft die Dicke aber um mehrere Millimeter so dass mein Ohr dann fast schon die Seite berührt. Hinzu kommt, dass es zwar "Memory Foam" ist, dieses aber einfach nicht weich genug ist (was man gerade bei längeren Sessions merkt): hier macht der XM3 einen deutlich besseren Job (wenn auch das Kunstleder beim XM3 nicht ganz so hochwertig wirkt).
Grundsätzliche ist die Idee der Polsterung auch gut: durch unterschiedliche Dicken an unterschiedlichen Stellen könnte der Hörer besser sitzen. Sprich, unten hinten wo das Polster dicker ist, bleibt bei mir IMMER eine Lücke von ein Paar Millimetern (siehe das erste Bild hier drunter, da wo mein Finger unten am Polster zu sehen ist). Drücke ich dabei den Kopfhörer am unteren Bereich wirklich nur etwas mehr an, dann ist die Lücke geschlossen. Man kann nun entweder annehmen dass die Druck-Verteilung des Hörers nicht optimal ist (etwas mehr Druck unten würde das Problem lösen) oder dass die Polsterung in ihrer Form nicht so recht auf meinen Kopf passt.
Besonders deutlich wird dieses Problem, wenn ich meinen Kopf drehe oder etwas esse: dann hebt sich der Hörer noch mehr von meinem Kopf ab als ohnehin schon, was dann wiederum sowohl den Ton als auch das ANC negativ beeinflusst.
Anmerkung für Brillenträger: die Lagoon drücken schon mehr auf die Brillenbügel als es z.B. mit dem DT770 Pro oder einem DT1990 Pro der Fall ist. Dies sorgt dann in Kombination mit den nicht als zu weichen Polstern für ein leicht unangenehmes Tragen. Wer hier empfindlich ist, sollte definitiv nicht zum Lagoon greifen.
Build-Quality - Das B in Beyerdynamic (sollte) hierfür stehen:
Wie schon in meinem Ersteindruck kurz geschildert, ist die Build-Quality des Lagoon leider bei weitem nicht so gut, wie man dies von den DT Hörern oder aber dem Amiron Wirless oder Aventho gewohnt ist. Auf der einen Seite liegt dies daran, dass der Lagoon fast zu 100% aus Plastik besteht, auf der anderen Seite aber auch, weil die allgemeine Bauart sehr stark an die üblichen NC Hörer wie den XM3 oder den QC35 erinnert.
Und damit ich nicht falsch verstanden werden: der XM3 bzw. QC35 ist schon ganz "gut" verarbeitet. Nur ist die 100% Plastik Philosophie für teure Hörer eben einfach etwas unpassend (speziell, wenn man mal einen B&W PX in der Hand hatte, der zeigt dass NC auch mit deutlich wertigerer Build-Qualität möglich ist).
Der Lagoon selbst ist nun aber mit 400€ deutlich teurer als der QC35 oder aber der XM3, weswegen seine Build-Quality auch deutlich kritischer zu betrachten ist als es bei den "Konkurrenz"-Produkten.
Insgesamt wirkt der Hörer zwar nicht so, dass ich ihn als fragil beschreiben würde: das Plastik knackt oder knarzt nicht und ist wirkt im Allgemeinen auch dick genug. Die nicht lackierte Metall-Schiene im Bügel tut außerdem sein übriges und lässt den Hörer noch gut genug verarbeitet wirken.
Die Spaltmaße sind dabei relativ gleichmäßig schmal und fallen nicht negativ auf. Ebenfalls nicht negativ auffallen tuen die Ohrmuscheln selbst: sie wirken fast wie aus einem Stück gefertigt (auch wenn es zwei sind) und sind mit Abstand dass, was an diesem Hörer noch am robustesten erscheint.
Ebenfalls nicht negativ auffallen tuen die Buttons: sowohl der für ANC als auch der für das Ein-/Ausschalten sind Schiebe-Regler mit drei Einstellungen. Der Durckpunkt für die Betätigung ist hierbei schön knackig und auch die zwischen-Stufe ist relativ einfach zu erreichen. Einziger Unterschied bei den zwei physischen Buttons ist, dass der Anschalter wieder zurück in die mittlere Position springt, wenn man ihn nur kurz nach oben schiebt. Dass wiederum ergibt Sinn, da die obere Position das Pairing aktiviert.
Kommen wir nun zum Zubehör: beiliegend ist ein USB-C sowie ein Klinke (3,5mm) auf Klinke (3,5mm) Kabel. Das USB-Kabel ist dabei "Standard Ware", die weder positiv noch negativ auffällt. Auf der anderen Seite haben wir allerdings das Klinken-Kabel was sehr wohl negativ auffällt: es ist dünn und wirkt dementsprechend auch fragil. Speziell im Vergleich zu einem etwas besseren und immer noch günstigen Kabel (im Bild hier drunter das Alternativ-Kabel meines Nightowl Hörers, was nur etwa 12€ gekostet hat) wirkt das beigelegte Kabel echt mau. Fairerweise sei aber gesagt, dass es noch nicht "super fragil" ist wie dies z.B. beim Beyerdynamic IDX 160 IE der Fall ist.
Der letzte Punkt, den ich in diesem Kapitel ansprechen möchte ist der des verwendeten Kunstleders. Denn obwohl ich echt kein Freund von Kunstleder bin, ist dieses hier doch qualitativ sehr gut und führt meiner Erfahrung über die letzten Tage nach weniger zum Schwitzen als z.B. ein MX50bt oder auch beim XM3. Allerdings führt es immer noch deutlich eher zur Schweißbildung als Velour oder Alcantara Pads.
Wichtige Ergänzung: im Gegensatz zu den meisten Hörern der DT Serie lassen sich hier die Polster NICHT tauschen. Lediglich das "System Set" existiert als Ersatzteil. Dies empfinde ich als sehr schade, war die gute Verfügbarkeit der einzelnen Teile damals doch der Grund, wieso ich erst zum DT770 bin...
Das ANC in "Lagoon ANC":
Hier kann ich es kurz machen: das ANC des "Lagoon ANC" ist nicht gut. Einen Großteil der Reduzierung der Umweltgeräusche erreicht der Hörer durch seine durchaus gute passive Isolierung. Im direkten Vergleich zu anderen Geschlossenen Hörern ist die passive Isolierung zwar nicht so gut wie bei einem DT1770 aber dennoch ein merkliches Stück besser als bei einem Paar Nightowl.
Schaltet man das ANC an, so merkt man zunächst keinen großen Unterschied. Ja, Geräusche von draußen werden leiser aber leider in keinster Weise so viel, wie dies z.B. beim XM3 oder QC35 der Fall ist. Oder am Beispiel erklärt: wo man beim XM3 im Alltag quasi nichts vom Rattern der Bahn mitbekommt, wirkt es beim Lagoon nur reduziert und etwas "höher gepitcht".
So was ist enttäuschend, gerade im Hinblick auf den verlangten Preis und die mittlerweile verstrichene Entwicklungszeit.
Ein was positives muss ich hier aber dennoch anmerken: wo ich beim XM3 bei aktivem ANC und mittleren Lautstärken einen unangenehmen Druck auf den Ohren empfinde, merke ich dies beim Lagoon nicht.
Als neutral würde ich den Sound des Lagoon mit ANC bewerten: auf der einen Seite verliert er merklich an Präzision im Bassbereich, auf der anderen leiden die Mitten aber nicht so stark wie ich es erwartet hatte.
Der typischen "Beyer Peak" (mehr dazu später) wird meiner Meinung nach außerdem nicht verstärkt. Wobei ich aber auch zugeben muss, dass mir der "Beyer Peak" noch nie negativ aufgefallen ist, weswegen ich wohl auch nicht der richtige bin um dies zu bewerten
Leider gibt es hier aber noch mehr negatives: mit ANC wird der Wiedergabe ein merkliches Grundrauschen hinzugefügt. Dies merkt man nur bei leisten Stücken oder ruhigeren Passagen aber es ist definitiv negativ merklich.
Außerdem leidet die ohnehin schon nicht so große Bühne unter dem ANC: wo man vorher wenigstens mit Klangpersonalisierung eine einigermaßen (vertikal) ovale Bühne hatte, bleibt mit ANC kaum noch was übrig.
Sound - Die Stärke des "Lagoon ANC"?:
Beyerdynamic bewirbt den Lagoon mit den Worten:
Meiner Meinung nach nein (speziell auf den veranschlagten Preis bezogen).
Bevor ich nun aber zur Begründung komme ein kurzer "Disclaimer": diese Einschätzung basiert auf meiner persönlichen Präferenz für Audio-Wiedergabe. Da aber jeder andere Vorlieben hat, kann es sein dass jemand anders den selben Hörer sehr viel besser oder schlechter einordnet als ich.
Was mich am aller meisten bei den Laggon stört ist, dass er so (mangels eines besseren deutschen Wortes) "unexceptional" klingt. Weder sticht er durch einen sehr knackigen Bass, noch durch eine tolle Bühne, noch eine hervorragende Separierung oder durch hohe Dynamik hervor.
Aber um fair zu sein, auch wenn der Lagoon nicht positiv hervortischt, so sticht er ebenso in keinster Weise negativ hervor: die Mitten sind präzise genug, der Bass deutlich zu spüren (wenn auch nicht super präzise) und die Höhen sind nicht überbetont. Auch besitzt der Hörer insgesamt genug und Separierung der Instrumente und Vocals um mit in allen von mir gehörten Genre (Metal, New Metal, Hiphop, Synth Wave, "Filmmusik" speziell Bladerunner und Herr der Ringe, "Videospiel-Soundtracks" hier Nier Automata sowie Witcher 3 und Deus Ex) fertig zu werden.
Die Bühne ist außerdem nicht als zu klein (ohne ANC), bildet aber eher eine vertikal ovale Form die oft leider direkter wirkt als man es bei anderen Hörern der Preisklasse gewohnt ist (speziell die Nightowl spielen hier in einer komplett anderen Liega...).
Der berüchtigte "Beyer Peak" ist außerdem zwar vorhanden, aber nicht als zu stark ausgeprägt. Ohne Klangpersonalisierung ist er mir somit eigentlich nicht aufgefallen, meinem Bruder (der sein Paar DT1990 jeden Tag für mehrere Stunden trägt) aber schon. Wobei man fairerweise auch sagen muss, dass mein Bruder vor dem 1990 mehrere Jahre einen 880 getragen hat, der ja doch einen etwas ausgeprägteren Peak besitzt.
Schaltet man aber die Klangpersonalisierung ein, so verschwindet der Peak, so dass weder ich noch mein Bruder diesen feststellen konnten.
Letzten Endes würde ich den Hörer aber immer mit Personalisierung hören: das etwas mehr an Dynamik, Bühne und Details fallen einem zwar im "Nebenbei Hören" nicht auf, hat man aber Zeit und Konzentration so lässt sich doch ein (für mich subjektiv) positiver Eindruck gewinnen. Speziell bei Musik mit vielen Detail wie z.B. dem Bladerunner Soundtrack fiel es einem schon auf, wenn der Regen in "Tears in Rain" plötzlich nicht mehr nur ein "dumpfes Prasseln" ist sondern nun tatsächlich als Regen Wahrnehmbar ist. Dabei erreicht der Lagoon zwar nicht die Brillanz eines Nightowl oder DT1990 (ja ich weiß, ersteres ist geschlossen und letzeres offen), macht aber insgesamt immer noch einen guten Eindruck.
Insgesamt würde ich den Lagoon in Sachen Klang am ehesten mit einem Paar Aventho Wireless vergleichen, wobei ich letzteres noch ein Stück knackiger, ausgeglichener und etwas detailreicher in Erinnerung habe.
Für mich persönlich würde der Lagoon in Sachen Sound somit auch etwas oberhalb des XM3 liegen, der mir einfach nicht wirklich neutral genug war. Wobei ich hier ehrlich sagen muss, dass meine Erwartungen an den Lagoon deutlich höher waren als an den XM3, was sich wahrscheinlich auch auf meine Bewertung hier ausgewirkt hat.
Zum Schluss dieses Kapitels möchte ich noch kurz auf die Film-/Serien- sowie die Gaming-Fähigkeit des Lagoon eingehen. Dank AptX LL ist der Hörer nämlich für beides geeignet und macht auch in beidem in der Praxis eine gute Figur. Dialoge sind gut zu verstehen, Explosionen knackig, Musik gut genug vom Rest separiert und auch wenn die Bühne etwas klein ist, so bietet sie noch genug Spielraum um nicht als zu direkt zu wirken. Das Größte Problem hierbei wäre für mich dann nicht der Sound, sondern die Ergonomie: ich möchte und kann den Hörer eigentlich keine ~2h am Stück auf dem Kopf behalten. Dafür drückt er einfach zu sehr und lässt meine Ohren zu warm werden.
In Sachen Gaming schlägt sich der Lagoon ähnlich gut: Explosionen haben wie bei filmen genug Druck, Schüsse sind schneidend und Schritte einigermaßen gut zu orten. Insgesamt wirkt der Hörer dank seiner Direktheit hier für mich auch besser als mein Paar Nightowl, die durch ihre große Bühne leider ab und an dafür sorgen, dass ich die Distanz zu Gegnern falsch einschätze. Die Verzögerung durch AptX LL ist für mich in z.B. PUBG nicht merklich.
Fazit - Auf dem Papier gut, in der Praxis "durchschnittlich":
Der Lagoon ist kein schlechter Kopfhörer. Er ist einigermaßen gut verarbeitet, hört sich etwas besser an als einige Konkurrenz-Produkte und bietet mit der Klangpersonalisierung ein Feature, dass je nach Individuum für ein sehr gutes Hör-Erlebnis führen kann.
Leider reicht es aber für nicht mehr: wo man bei z.B. DT1770 oder 1990 in ähnlichen Preis-Regionen eine super robuste und einfach zu reparierenden Hörer bekommt, ist der Lagoon in keinem Aspekt der Verarbeitung besser als andere Hörer der 200-300€ Kategorie.
Klanglich bleibt man außerdem hinter den Erwartungen für den ausgerufenen Preis zurück. Natürlich klingt der Hörer noch gut und macht quasi nichts falsch, hebt sich aber leider auch sonst nicht groß positiv hervor.
Das ANC Feature ist außerdem stark unter-ausgeprägt und bleibt sowohl hinter Produkten von Bose als auch hinter denen von Sony zurück.
Ebenfalls nicht optimal ist die Ergonomie: zu festes Polster an den Ohren, nicht gleichmäßig verteilter druck, zu kleine Ohrmuscheln und eine für mich subjektiv nicht optimale Passform.
Positiv hingegen das verwendete Kunstleder: es ist weich, wirkt aber trotzdem robust und sorgt für weniger Schweiß als es beim XM3 der Fall ist.
Außerdem wirkt der Hörer bzw. dessen Software leider noch unfertig (es ist somit z.B. nicht möglich, gleichzeitig Klangpersonalisierung und ANC zu nutzen, da sonst die Wiedergabe tatsächlich zerstört wird).
Ergänzung (7.5.2019; 16.25 Uhr): des weiteren ist der Verzicht auf AptX HD sehr schade, gerade im Hinblick auf die Konkurrenz sowie die übrigen Bluetooth Produkte aus dem Hause Beyerdynamic, die alle über besagten Codec verfügen.
In der Summe würde ich den Lagoon im aktuellen Zustand definitiv nicht empfehlen. Sollte Beyerdynamic hier aber noch nachbessern und die Bugs am Hörer sowie den ANC Algorithmus noch aufwerten, so könnte man den Hörer für Leute, die den Klang eines XM3 oder QC35 nicht mögen, dann eventuell doch den Lagoon empfehlen.
PS: bei Fragen, Kritik, Rechtschreibfehlern und Anregungen einfach hier drunter schreiben und mich am besten mit namentlich erwähnen.
Nachdem die Lagoon erst für Dezember 2018 angekündigt waren... Dann auf "Frühjahr 2019" verschoben wurden... Und dann noch mal auf "Q1 2019"... Sind sie nun ENDLICH (Ende April in Schwarz, Anfang Mai in anderen Farben) verfügbar!
Das erste Paar ANC fähige Hörer von Beyerdynamic!
Und ich, immer noch auf der Suche nach einem mobilen Hörer für Arbeit und Unterwegs, habe natürlich direkt zugeschlagen.
Bevor es aber nun ans Eingemachte geht, hier die Wichtigsten Daten zum Lagoon:
Technische Daten:
- Bauweise: Geschlossen, Over-Ear
- ANC: ja (in zwei Stufen regelbar und abschaltbar)
- Anschlüsse: USB-C, Klinke (3,5mm)
- Bluetooth: ja (4.2)
- Unterstützte Codecs: aptX, aptX LL, AAC, SBC
- Unterstützte Bluetooth-Profile: A2DP, AVRCP, HFP, HSP, SPP
- Akku: Lithium-Polymer mit 1100 mAh
- Laufzeit:
- "bis zu 45h" (ohne ANC)
- "bis zu 24,5h" (mit NC)
- "bis zu 31,5h" (mit Kabel und ANC)
- Ladezeit: ~3h
- Gewicht (ohne Kabel): 283g
- Impedanz: 20 Ohm
- Übertragungsbereich: 10-30.000 Hz
Lieferumfang:
- Kopfhörer
- Transporttasche
- Ladekabel (USB-A auf USB-C)
- 3,5mm Klinke auf 3,5mm Klinken-Kabel (1,2m)
- "Quick Start Guide"
Preis:
- 399€
Für die Kurz-gebundenen: das Fazit ist entweder ganz unten in diesem Artikel oder HIER.
Erster Eindruck:
Transporttasche:
Nimmt man das Paket in dem der Hörer kommt zu erst in die Hand, kommt es einem schwerer vor als man erwarten würde. Der Hörer selbst wiegt zwar "nur" 283g, der Karton ist aber durchaus massiv und macht gefühlt 60% des Gewichtes des gesamten Pakets aus.
Öffnet man ihn, zeigt sich eine relativ kleine (und somit gut portable) Transporttasche welche eine Tropfenform besitzt, 17cm breit, 21cm hoch und etwas 5,5cm tief ist. Positiv fällt dabei außerdem auf, wie die Tasche verarbeitet ist: kaum Biegung bei Druck mit den Fingern und auch kaum "Rappeln" wenn man die Tasche schüttelt.
Build-Quality:
Öffnet man die Tasche, zeigt sich einem der Hörer in seinem nichtssagendem, schwarzem Look. Hier würde ich am ehesten einen Bose QC35 oder Sony XM3 als Vergleich nehmen, da diese ebenfalls auch einfach nur schlicht schwarz und ohne großen Blickfang daherkommen. Und wo wir schon bei XM3 der Konkurrenz sind, leider wirkt die Verarbeitung auf den ersten Blick auch genau so wie die eines XM3. Sprich viel (fast ausschließlich, mehr dazu aber später) Plastik, dass zwar robust wirkt, von der üblichen Build-Quality der DT Hörer (im ähnlichen Preis-Bereich also des DT1770 oder 1990) aber meilenweit entfernt sind. Ebenfalls meilenweit entfernt sind sie von der Build-Quality eines B&W PX, der in diesem Aspekt von allen ANC Hörern die ich bisher getestet habe ganz klar der Beste ist.
Polsterung:
Positiv hingegen fällt einem beim Aufsetzen aber auf, dass die Lagoon nicht knarzen und dass Kopfpolster dick und vor allem weich genug ist (im Gegensatz zum B&W PX oder dem B&O H9i). Und positiv geht es auch bei den Ohr-Polstern weiter: Memory-Foam dass weich genug (aber nicht so weich wie beim XM3) und dick genug ist. Außerdem freut mich, dass das Kunstleder von guter Qualität scheint und einen nicht so schnell zum schwitzen bringt wie ich es z.B. beim Audio Technica ATH-M50Xbt oder auch beim XM3 der Fall (für mich) war.
Ergonomie:
Setzt man den Lagoon aber dann auf die Ohren, fällt einem direkt auf, dass die Ohr-Muscheln eher klein sind... Puh, schade, gerade weil man ja mit der DT Reihe einem mehr als genug Platz an den Ohren gibt Aber weiter im Text: nach kurzem justieren auf dem Kopf, sitzt der Hörer fest aber nicht unangenehm auf dem Kopf. Die Polster federn dern Druck gut ab (wenn auch leider nicht so gleichmäßig, wie es sein sollte, mehr dazu aber auch später), wobei dieser deutlich geringer ist als z.B. beim DT770 Pro oder 1770. Wer wiederum den Amiron Wireless auf dem Kopf hatte, der weiß dass Beyer auch am anderen Ende des Spektrums stehen kann, weswegen ich den Lagoon im Punkto Ergonomie als durchaus gelungen bewerten würde (noch mal Anmerkung: im Ersteindruck!).
Bedienung:
Betätigt man den Anschalter (physischer Schalter der nach oben geschoben werden muss), taucht der Lagoon direkt in der Liste der verfügbaren Bluetooth Geräte auf und man kann sich dann auch ohne Probleme sofort mit ihm verbinden. Ein kurzer Jingle beim anschalten und beim Start des Abspielens von Musik einer durchsage "APTX ACTIVE" später darf man dann anfangen zu "genießen". Zunächst natürlich ohne ANC, man will ja wissen wie er sich pur anhört. Die Touch-Fläche ist auf der rechten Seite und ein kurzes Doppel-Tippen pausiert/ startet die Wiedergabe. Zum vorherigen Track geht mit nem Wisch nach hinten und zum nächsten mit nem Wisch nach vorne. Spulen funktioniert ebenso mit nem Wisch, hier muss man aber weiter auf der Touch-Fläche halten. Wischt man wiederum von oben nach unten, wird es leiser und von unten nach oben dann lauter. Funktioniert alles ohne Probleme und mit sehr geringer (wirklich kaum merklicher) Verzögerung. Gerade die Verstellung der Lautstärke funktioniert erstaunlicher Weise sehr gut/ genau. Wem die Standard-Empfindlichkeit aber nicht genug oder zu viel ist, der kann mit der MIY App auch noch nachbessern.
Sound:
Zu aller erst habe ich den Soundtrack von Nier Automata angeworfen, da dieser sehr vielseitig ist und mit einer Mischung aus mal mehr seichten bis primären Vocals und vielen verschiedenen Instrumenten daherkommt. Und was soll ich sagen: er hört sich wie versprochen durchaus gut an (wieder Anmerkung: im Ersteindruck!). Also zur nächsten Kategorie und einem meiner All-Time-Favorites: Meteora. Hier klingt der Lagoon "vertraut", drückt genug im Bassbereich, hebt die Vocals aber nicht so sehr hervor wie ich es z.B. beim AKG612Pro mag. Also weiter zum nächsten Genre: Carpenter Brut Trilogy. Und oh, so spät schon? Ah mist ich muss zu nem Bewerbungsgespräch in der Innenstadt. Schnell die Jacke geschnappt, das Smartphone in die Hosentasche und ab gehts.
Der Zweite Blick, wo Beyerdynamic drauf steht, ist (hoffentlich) Beyerdynamic drin:
Allgemeines und Bedienung:
Eins muss man Beyerdynamic ja lassen: dass sie alle ihre Wireless Hörer mit USB-C ausstatten ist was feines.
Wo mich gerade bei den Audio Technica Hörern das Vorhandensein von Micro-USB stört, kann ich selbiges nicht über die Beyer Produkte inklusive des Lagoon sagen. Außerdem schön, dass man noch einen 3,5mm Klinken-Anschluss dran hat. So lässt sich der Hörer dann auch benutzen, falls man mal vergisst ihn zu laden.
Hierbei fällt es mir aber auf, dass das beiliegende Klinken-Kabel scheinbar am Stecker etwas breiter ist als meine anderen Kabel. Dies sorgt dafür, dass das Herausziehen des Kabels sehr schwer wird und ich bei der Dünnheit des Kabels tatsächlich Angst habe, es im Prozess zu beschädigen.
Als sehr gut würde ich außerdem die Laufzeit einschätzen: auf dem Datenblatt stehen "bis zu 45h (ohne ANC)" und ich halte diese Einschätzung für realistisch. Aufgrund meines Nutzungsverhaltens (ich stecke den Hörer fast schon automatisch alle paar Tage zuhause an den Storm) kann ich diesen Wert zwar nicht genau bestätigen, aber nach 3 Tagen der Nutzung für jeweils so 3-4h (nicht am Stück, manchmal mit manchmal ohne ANC) ging der Akku von 80% auf 60%, was in etwa dem Verlust entspricht, den man bei den gegebenen 45h erwarten würde.
Die Transporttasche macht sich im Alltag außerdem gut: der Hörer ist gut/sicher verpackt und die Tasche ist definitiv auch klein genug um sie nicht nur in große Rucksäcke sondern auch kleinere Taschen zu packen. Lediglich bei kleinen Handtaschen wird es schwer werden.
Die Steuerung selbst funktioniert dabei auch sehr gut: wo ich bei anderen Hörern wie dem XM3 ab und an nicht das richtige Kommando erzeugt habe, ist es mir beim Lagoon bisher noch nicht einmal passiert, dass ich ausversehen z.B. nur gespult habe anstatt einen Track zu überspringen oder dass ich den Ton ausversehen erhöht habe. Hier hat man bei Beyerdynamic gute Arbeit geleistet und die Touch-Steuerung so angepasst, dass zumindest ich (jemand anders vielleicht weniger) damit sehr gut klar komme. Die Anpassung der Empfindlichkeit der Touch-Steuerung via App habe ich übrigens nicht nutzen müssen: für mich ist die Standard-Einstellung voll in Ordnung.
Leider nicht so toll finde ich den ANC Schalter: wo man beim Ein-Schalter noch dank dem zurückfedern quasi nie das Pairing versehentlich aktiviert, so schaltet man das ANC im Alltag fast immer gleich auf Stufe 2. Erst wenn man vorsichtig dern Druckpunkt beim schalten erfühlt, dann stellt man es auf Stufe 1.
Ein großes Fragezeichen sehe ich bei der Beleuchtung in den Muscheln: setzt man den Hörer ab, so leuchten diese kurz in Rot/ Blau um rechts/links anzuzeigen. Danach springt der Hörer aber auf ein Orange (um den Akkustand anzuzeigen?) dass leider kaum Aussagekraft besitzt. Schaltet man den Hörer ein, so wird einen neben dem akustischen "Pairing" auch via blau blinkendem Leuchten gezeigt, dass der Hörer gerade im Pairing Modus ist. Insgesamt wäre hier definitiv mehr drin gewesen z.B. nur einen Teil des Rings beleuchten um zu zeigen wie viel Akku der Hörer noch hat. Außerdem habe ich in der App keine Möglichkeiten gefunden, die Beleuchtung zu Personalisieren, was ebenfalls als Kritikpunkt gelten kann.
Außerdem fragwürdig, finde ich die nicht abstellbare Einstellung, dass der Hörer die Wiedergabe auf dem Smartphone pausiert, wenn man ihn "absetzt". Im Alltag führt dies z.B. dazu wenn ich als 1,9m Mensch mich runter beuge um meine Hände zu waschen, dass der Hörer die Wiedergabe pausiert. Meistens setzt der Hörer die Wiedergabe nach dem Aufrichten zwar wieder fort, wobei dies leider nicht immer passiert. Störend ist dieses Feature vor allem dann, wenn man eine Tätigkeit ausüben muss, die längerfristig eine Beugung nach vorne benötigt: für mich ist dies beim Gemüse schneiden der Fall. Hier wäre eine Option für die Deaktivierung dieses Feature sehr schön.
Klang-Personalisierung:
Wie schon beim Aventho und Amiron Wireless ist auch eins der "key selling points" des Lagoon die sogenannte Klang-Personalisierung. Gemeint ist damit, dass man nach einem kurzen Hörtest, bei dem man einen Button drücken muss wenn man bestimmte Tonlagen hört, ein Profil für sich erstellen kann. Sinn dieses Profils ist es, dass das jeder Mensch ein individuelles Gehör hat und man durch die Anpassung der jeweils schlechter oder besser gehörten Frequenzen ein besseres Hörerlebnis erzeugen kann.
Ob dass aber gut funktioniert ist sehr subjektiv und reicht von es "es gefällt einem schlechter" über "super geil" bis hin zu "ich merke kaum/keinen Unterschied". Ich persönlich bin ja eher in letzterer Kategorie zu finden: bei 100% aktivierter Personalisierung wird der Hörer für mich in erster Linie lauter (und zwar ganze 3 Betätigungen der Lautstärke Taste an meinem S9+). In zweiter Linie erhöht sich aber auch die Dynamik etwas und, was mir erst beim Test des Bladerunner Soundtracks aufgefallen ist, auch leicht die Räumlichkeit wird leicht besser. Aber um m es aber noch mal explizit zu sagen: diese Änderungen sind kaum merklich (außer die Erhöhung der Lautstärke) und verbessern die Grundsätzliche Charakteristik des Hörers wenig.
Das Größte Problem der Personalisierung ist aber die App bzw. das Zusammenspiel der App mit dem Lagoon. Ich habe ganze zwei Stunden (!) gebraucht um das Profil auf den Hörer zu bekommen... Es hat mich unzählige Neustarts von Hörer/ Smartphone, min. 5 De- und Re-Installationen der App sowie genau so viele Neu-Kopplungen gekostet um das Profil ENDLICH zu aktivieren.
Um jeden verständlich zu machen, was hier passiert eine kurze Beschreibung vom was/wie:
1. man verbindet die Hörer via Bluetooth mit dem Smartphon
2. man verbindet die App mit dem Hörer (ist ein Klick)
3. man führt den Hörtest durch
4. man bestätigt den Hörtest und lässt ihn auf den Hörer übertragen
5. FEHLER, "Battery low, AptX aktive"
Dabei ist weder die Batterie "low" (um genau zu sein ist sie eigentlich bei 90%) noch dürfte es zu einem Re-Connect kommen.
Ob dass aber an der App, dem Hörer oder aber am Zusammenspiel der beiden liegt, kann ich nicht genau sagen. Bei meinem Bruder zumindest hat die Personalisierung direkt auf Anhieb funktioniert (er hat auch ein S9+).
Und apropos App: diese bietet kaum Funktionen und ist dann auch noch nicht richtig überdacht. Man kann lediglich die Personalisierung in der Stärke verstellen (0-100%) und die Touch-Sensitivität ändern. Die nichtssagende "Statistik" (welche lediglich aussagt, wie lange man am Tag schon laut gehört hat...) kann man jedoch getrost ignorieren. Würde man aber nun ein bereits ermitteltes Profil auf nen anderen Hörer laden wollen, geht dass nicht. Man muss erst noch mal den Test durchführen um an dessen Ende dann das Profil auf den Hörer zu laden.
Dabei wird meines Wissens nach das personalisierte Profil direkt auf dem Hörer gespeichert ( @NelBastian ). Um dies zu überprüfen habe ich einen Bluetooth Transmitter mit meinem PC verbunden und dann den selben Song (namentlich: Icarus aus dem Deus Ex Soundtrack) zwei mal gehört. Ergebnis: ich bin der Meinung, dass man bei aktiviertem Profil auf dem Hörer egal bei welcher Qualle auch weiter mit aktiviertem Profil hört. Ebenfalls dafür spricht, dass man das Profil tatsächlich erst "auf den Hörer laden" muss, bevor man es überhaupt nutzen kann. Auf der anderen Seite aber spricht der nächste Punkt dagegen, da er bei aktivem ANC am PC nicht auftritt (siehe nächste Abschnitt).
Ich werde Beyerdynamic diesbezüglich gleich mal anschreiben um diese Frage richtig zu beantworten, da es sich hierbei um eine durchaus sehr wichtige Frage handelt. Sobald ich eine Antwort erhalte wird diese hier ergänzt.
Nun muss ich jedoch zum obligatorischen ABER kommen... Denn so schön die Klang Personalisierung auch sein mag, so wenig funktioniert sie in der Kombination mit dem ANC. Und ich meine wirklich gar nicht: aktiviert man ANC und Klang Personalisierung auf einmal, geht der Hörer quasi zu Bruch. Plötzlich kommen nur noch Fetzen an und die sind noch total verzerrt und verrauscht. Und nein ich übertreibe nicht: sind beide Optionen aktiv dann spielt der Hörer Grütze vom feinsten! Wirklich, was sich Beyerdynamic hierbei gedacht hat ist mir ein Rätsel: so was MUSS doch wem beim Testen aufgefallen sein?
Ergonomie - Zwischen ok und "Mach es weg":
Wer schon mal ein Paar DT990, 770, 1990 oder 1770 (Pro) auf hatte, der weiß dass Beyerdynamic Hörer normal durchaus bequem sind und dabei trotzdem sicher auf dem Kopf sitzen. Eine Ausnahme dazu bildet der Aventho, da er mit seinem On-Ear-Design z.B. für mich einfach nicht nutzbar ist, für Leute ohne empfindliche Ohren aber den meisten Reviews nach doch durchaus bequem zu sein scheint. Ebenfalls etwas abseits davon ist der Amirion Wireless, der aufgrund seines kaum vorhandenen Anpressdrucks zwar bequem auf dem Kopf sitzt aber deswegen leider auch weder ganz abdichtet (was den Klang schlechter macht) noch das Prädikat "sicherer Halt" bekommen kann.
Nun haben wir hier aber was komplett Neues, was der üblichen Ergonomie von Beyerdynamic mit den großen runden Ohrmuscheln den Rücken kehrt. Dabei kann ich jetzt nach mehreren Tagen stündlicher Nutzung sagen: diese Idee war nicht gut.
Ja, der Hörer ist nicht wirklich unbequem, speziell wenn man z.B. den B&O H9i auf hatte, dann wirkt der Lagoon immer noch ein gutes Stück angenehmer auf dem Kopf. Leider reicht es aber auch nicht für mehr: sowohl die QC35 als auch die XM3 finde ich persönlich bequemer.
Kommen wir nun zum wieso. Dies setzt sich für mich aus drei gründen zusammen:
1. die Ohrmuscheln sind zu klein
2. die Polster sind nicht weich und dick genug
3. die Form bzw. das Design passt nicht so recht auf meinen Kopf
Der erste Punkt ist ziemlich selbsterklärend: die Muscheln hätten meiner Meinung nach min. 3mm länger und breiter sein müssen um auch für normal große bzw. größere Ohren zu funktionieren. Oder anders formuliert: sitzt der Hörer nur ein klitzeklein wenig anders als "optimal", dann drückt er auf meine Ohren. Hinzu kommt, dass die Ohren im Allgemeinen durch die eher kleinen Ohrmuscheln schnell warm werden.
Der zweite Punkt ist anhand der Bilder schlecht nachvollziehbar, ich versuche es aber doch noch genauer zu erklären. Die Polster selbst sind oben etwa 15mm und unten hinten (also bei der rechten Muschel hinten rechts und bei der linken hinten links) etwa 22mm dick. Dass hört sich zwar ganz gut an, wird aber wenn man den Hörer erst mal aufsetzt, dann schrumpft die Dicke aber um mehrere Millimeter so dass mein Ohr dann fast schon die Seite berührt. Hinzu kommt, dass es zwar "Memory Foam" ist, dieses aber einfach nicht weich genug ist (was man gerade bei längeren Sessions merkt): hier macht der XM3 einen deutlich besseren Job (wenn auch das Kunstleder beim XM3 nicht ganz so hochwertig wirkt).
Grundsätzliche ist die Idee der Polsterung auch gut: durch unterschiedliche Dicken an unterschiedlichen Stellen könnte der Hörer besser sitzen. Sprich, unten hinten wo das Polster dicker ist, bleibt bei mir IMMER eine Lücke von ein Paar Millimetern (siehe das erste Bild hier drunter, da wo mein Finger unten am Polster zu sehen ist). Drücke ich dabei den Kopfhörer am unteren Bereich wirklich nur etwas mehr an, dann ist die Lücke geschlossen. Man kann nun entweder annehmen dass die Druck-Verteilung des Hörers nicht optimal ist (etwas mehr Druck unten würde das Problem lösen) oder dass die Polsterung in ihrer Form nicht so recht auf meinen Kopf passt.
Besonders deutlich wird dieses Problem, wenn ich meinen Kopf drehe oder etwas esse: dann hebt sich der Hörer noch mehr von meinem Kopf ab als ohnehin schon, was dann wiederum sowohl den Ton als auch das ANC negativ beeinflusst.
Anmerkung für Brillenträger: die Lagoon drücken schon mehr auf die Brillenbügel als es z.B. mit dem DT770 Pro oder einem DT1990 Pro der Fall ist. Dies sorgt dann in Kombination mit den nicht als zu weichen Polstern für ein leicht unangenehmes Tragen. Wer hier empfindlich ist, sollte definitiv nicht zum Lagoon greifen.
Build-Quality - Das B in Beyerdynamic (sollte) hierfür stehen:
Wie schon in meinem Ersteindruck kurz geschildert, ist die Build-Quality des Lagoon leider bei weitem nicht so gut, wie man dies von den DT Hörern oder aber dem Amiron Wirless oder Aventho gewohnt ist. Auf der einen Seite liegt dies daran, dass der Lagoon fast zu 100% aus Plastik besteht, auf der anderen Seite aber auch, weil die allgemeine Bauart sehr stark an die üblichen NC Hörer wie den XM3 oder den QC35 erinnert.
Und damit ich nicht falsch verstanden werden: der XM3 bzw. QC35 ist schon ganz "gut" verarbeitet. Nur ist die 100% Plastik Philosophie für teure Hörer eben einfach etwas unpassend (speziell, wenn man mal einen B&W PX in der Hand hatte, der zeigt dass NC auch mit deutlich wertigerer Build-Qualität möglich ist).
Der Lagoon selbst ist nun aber mit 400€ deutlich teurer als der QC35 oder aber der XM3, weswegen seine Build-Quality auch deutlich kritischer zu betrachten ist als es bei den "Konkurrenz"-Produkten.
Insgesamt wirkt der Hörer zwar nicht so, dass ich ihn als fragil beschreiben würde: das Plastik knackt oder knarzt nicht und ist wirkt im Allgemeinen auch dick genug. Die nicht lackierte Metall-Schiene im Bügel tut außerdem sein übriges und lässt den Hörer noch gut genug verarbeitet wirken.
Die Spaltmaße sind dabei relativ gleichmäßig schmal und fallen nicht negativ auf. Ebenfalls nicht negativ auffallen tuen die Ohrmuscheln selbst: sie wirken fast wie aus einem Stück gefertigt (auch wenn es zwei sind) und sind mit Abstand dass, was an diesem Hörer noch am robustesten erscheint.
Ebenfalls nicht negativ auffallen tuen die Buttons: sowohl der für ANC als auch der für das Ein-/Ausschalten sind Schiebe-Regler mit drei Einstellungen. Der Durckpunkt für die Betätigung ist hierbei schön knackig und auch die zwischen-Stufe ist relativ einfach zu erreichen. Einziger Unterschied bei den zwei physischen Buttons ist, dass der Anschalter wieder zurück in die mittlere Position springt, wenn man ihn nur kurz nach oben schiebt. Dass wiederum ergibt Sinn, da die obere Position das Pairing aktiviert.
Kommen wir nun zum Zubehör: beiliegend ist ein USB-C sowie ein Klinke (3,5mm) auf Klinke (3,5mm) Kabel. Das USB-Kabel ist dabei "Standard Ware", die weder positiv noch negativ auffällt. Auf der anderen Seite haben wir allerdings das Klinken-Kabel was sehr wohl negativ auffällt: es ist dünn und wirkt dementsprechend auch fragil. Speziell im Vergleich zu einem etwas besseren und immer noch günstigen Kabel (im Bild hier drunter das Alternativ-Kabel meines Nightowl Hörers, was nur etwa 12€ gekostet hat) wirkt das beigelegte Kabel echt mau. Fairerweise sei aber gesagt, dass es noch nicht "super fragil" ist wie dies z.B. beim Beyerdynamic IDX 160 IE der Fall ist.
Der letzte Punkt, den ich in diesem Kapitel ansprechen möchte ist der des verwendeten Kunstleders. Denn obwohl ich echt kein Freund von Kunstleder bin, ist dieses hier doch qualitativ sehr gut und führt meiner Erfahrung über die letzten Tage nach weniger zum Schwitzen als z.B. ein MX50bt oder auch beim XM3. Allerdings führt es immer noch deutlich eher zur Schweißbildung als Velour oder Alcantara Pads.
Wichtige Ergänzung: im Gegensatz zu den meisten Hörern der DT Serie lassen sich hier die Polster NICHT tauschen. Lediglich das "System Set" existiert als Ersatzteil. Dies empfinde ich als sehr schade, war die gute Verfügbarkeit der einzelnen Teile damals doch der Grund, wieso ich erst zum DT770 bin...
Das ANC in "Lagoon ANC":
Hier kann ich es kurz machen: das ANC des "Lagoon ANC" ist nicht gut. Einen Großteil der Reduzierung der Umweltgeräusche erreicht der Hörer durch seine durchaus gute passive Isolierung. Im direkten Vergleich zu anderen Geschlossenen Hörern ist die passive Isolierung zwar nicht so gut wie bei einem DT1770 aber dennoch ein merkliches Stück besser als bei einem Paar Nightowl.
Schaltet man das ANC an, so merkt man zunächst keinen großen Unterschied. Ja, Geräusche von draußen werden leiser aber leider in keinster Weise so viel, wie dies z.B. beim XM3 oder QC35 der Fall ist. Oder am Beispiel erklärt: wo man beim XM3 im Alltag quasi nichts vom Rattern der Bahn mitbekommt, wirkt es beim Lagoon nur reduziert und etwas "höher gepitcht".
So was ist enttäuschend, gerade im Hinblick auf den verlangten Preis und die mittlerweile verstrichene Entwicklungszeit.
Ein was positives muss ich hier aber dennoch anmerken: wo ich beim XM3 bei aktivem ANC und mittleren Lautstärken einen unangenehmen Druck auf den Ohren empfinde, merke ich dies beim Lagoon nicht.
Als neutral würde ich den Sound des Lagoon mit ANC bewerten: auf der einen Seite verliert er merklich an Präzision im Bassbereich, auf der anderen leiden die Mitten aber nicht so stark wie ich es erwartet hatte.
Der typischen "Beyer Peak" (mehr dazu später) wird meiner Meinung nach außerdem nicht verstärkt. Wobei ich aber auch zugeben muss, dass mir der "Beyer Peak" noch nie negativ aufgefallen ist, weswegen ich wohl auch nicht der richtige bin um dies zu bewerten
Leider gibt es hier aber noch mehr negatives: mit ANC wird der Wiedergabe ein merkliches Grundrauschen hinzugefügt. Dies merkt man nur bei leisten Stücken oder ruhigeren Passagen aber es ist definitiv negativ merklich.
Außerdem leidet die ohnehin schon nicht so große Bühne unter dem ANC: wo man vorher wenigstens mit Klangpersonalisierung eine einigermaßen (vertikal) ovale Bühne hatte, bleibt mit ANC kaum noch was übrig.
Sound - Die Stärke des "Lagoon ANC"?:
Beyerdynamic bewirbt den Lagoon mit den Worten:
Nachdem wir nun schon etabliert haben, dass das ANC leider nicht als zu viel taugt und der Sound durch das ANC zwar schlechter wird, ist nun die Frage ob der Hörer denn wenigstens mit dem versprochenen "sehr guten Klang" punkten kann?Sehr guter Klang, mit und ohne ANC
Meiner Meinung nach nein (speziell auf den veranschlagten Preis bezogen).
Bevor ich nun aber zur Begründung komme ein kurzer "Disclaimer": diese Einschätzung basiert auf meiner persönlichen Präferenz für Audio-Wiedergabe. Da aber jeder andere Vorlieben hat, kann es sein dass jemand anders den selben Hörer sehr viel besser oder schlechter einordnet als ich.
Was mich am aller meisten bei den Laggon stört ist, dass er so (mangels eines besseren deutschen Wortes) "unexceptional" klingt. Weder sticht er durch einen sehr knackigen Bass, noch durch eine tolle Bühne, noch eine hervorragende Separierung oder durch hohe Dynamik hervor.
Aber um fair zu sein, auch wenn der Lagoon nicht positiv hervortischt, so sticht er ebenso in keinster Weise negativ hervor: die Mitten sind präzise genug, der Bass deutlich zu spüren (wenn auch nicht super präzise) und die Höhen sind nicht überbetont. Auch besitzt der Hörer insgesamt genug und Separierung der Instrumente und Vocals um mit in allen von mir gehörten Genre (Metal, New Metal, Hiphop, Synth Wave, "Filmmusik" speziell Bladerunner und Herr der Ringe, "Videospiel-Soundtracks" hier Nier Automata sowie Witcher 3 und Deus Ex) fertig zu werden.
Die Bühne ist außerdem nicht als zu klein (ohne ANC), bildet aber eher eine vertikal ovale Form die oft leider direkter wirkt als man es bei anderen Hörern der Preisklasse gewohnt ist (speziell die Nightowl spielen hier in einer komplett anderen Liega...).
Der berüchtigte "Beyer Peak" ist außerdem zwar vorhanden, aber nicht als zu stark ausgeprägt. Ohne Klangpersonalisierung ist er mir somit eigentlich nicht aufgefallen, meinem Bruder (der sein Paar DT1990 jeden Tag für mehrere Stunden trägt) aber schon. Wobei man fairerweise auch sagen muss, dass mein Bruder vor dem 1990 mehrere Jahre einen 880 getragen hat, der ja doch einen etwas ausgeprägteren Peak besitzt.
Schaltet man aber die Klangpersonalisierung ein, so verschwindet der Peak, so dass weder ich noch mein Bruder diesen feststellen konnten.
Letzten Endes würde ich den Hörer aber immer mit Personalisierung hören: das etwas mehr an Dynamik, Bühne und Details fallen einem zwar im "Nebenbei Hören" nicht auf, hat man aber Zeit und Konzentration so lässt sich doch ein (für mich subjektiv) positiver Eindruck gewinnen. Speziell bei Musik mit vielen Detail wie z.B. dem Bladerunner Soundtrack fiel es einem schon auf, wenn der Regen in "Tears in Rain" plötzlich nicht mehr nur ein "dumpfes Prasseln" ist sondern nun tatsächlich als Regen Wahrnehmbar ist. Dabei erreicht der Lagoon zwar nicht die Brillanz eines Nightowl oder DT1990 (ja ich weiß, ersteres ist geschlossen und letzeres offen), macht aber insgesamt immer noch einen guten Eindruck.
Insgesamt würde ich den Lagoon in Sachen Klang am ehesten mit einem Paar Aventho Wireless vergleichen, wobei ich letzteres noch ein Stück knackiger, ausgeglichener und etwas detailreicher in Erinnerung habe.
Für mich persönlich würde der Lagoon in Sachen Sound somit auch etwas oberhalb des XM3 liegen, der mir einfach nicht wirklich neutral genug war. Wobei ich hier ehrlich sagen muss, dass meine Erwartungen an den Lagoon deutlich höher waren als an den XM3, was sich wahrscheinlich auch auf meine Bewertung hier ausgewirkt hat.
Zum Schluss dieses Kapitels möchte ich noch kurz auf die Film-/Serien- sowie die Gaming-Fähigkeit des Lagoon eingehen. Dank AptX LL ist der Hörer nämlich für beides geeignet und macht auch in beidem in der Praxis eine gute Figur. Dialoge sind gut zu verstehen, Explosionen knackig, Musik gut genug vom Rest separiert und auch wenn die Bühne etwas klein ist, so bietet sie noch genug Spielraum um nicht als zu direkt zu wirken. Das Größte Problem hierbei wäre für mich dann nicht der Sound, sondern die Ergonomie: ich möchte und kann den Hörer eigentlich keine ~2h am Stück auf dem Kopf behalten. Dafür drückt er einfach zu sehr und lässt meine Ohren zu warm werden.
In Sachen Gaming schlägt sich der Lagoon ähnlich gut: Explosionen haben wie bei filmen genug Druck, Schüsse sind schneidend und Schritte einigermaßen gut zu orten. Insgesamt wirkt der Hörer dank seiner Direktheit hier für mich auch besser als mein Paar Nightowl, die durch ihre große Bühne leider ab und an dafür sorgen, dass ich die Distanz zu Gegnern falsch einschätze. Die Verzögerung durch AptX LL ist für mich in z.B. PUBG nicht merklich.
Fazit - Auf dem Papier gut, in der Praxis "durchschnittlich":
Der Lagoon ist kein schlechter Kopfhörer. Er ist einigermaßen gut verarbeitet, hört sich etwas besser an als einige Konkurrenz-Produkte und bietet mit der Klangpersonalisierung ein Feature, dass je nach Individuum für ein sehr gutes Hör-Erlebnis führen kann.
Leider reicht es aber für nicht mehr: wo man bei z.B. DT1770 oder 1990 in ähnlichen Preis-Regionen eine super robuste und einfach zu reparierenden Hörer bekommt, ist der Lagoon in keinem Aspekt der Verarbeitung besser als andere Hörer der 200-300€ Kategorie.
Klanglich bleibt man außerdem hinter den Erwartungen für den ausgerufenen Preis zurück. Natürlich klingt der Hörer noch gut und macht quasi nichts falsch, hebt sich aber leider auch sonst nicht groß positiv hervor.
Das ANC Feature ist außerdem stark unter-ausgeprägt und bleibt sowohl hinter Produkten von Bose als auch hinter denen von Sony zurück.
Ebenfalls nicht optimal ist die Ergonomie: zu festes Polster an den Ohren, nicht gleichmäßig verteilter druck, zu kleine Ohrmuscheln und eine für mich subjektiv nicht optimale Passform.
Positiv hingegen das verwendete Kunstleder: es ist weich, wirkt aber trotzdem robust und sorgt für weniger Schweiß als es beim XM3 der Fall ist.
Außerdem wirkt der Hörer bzw. dessen Software leider noch unfertig (es ist somit z.B. nicht möglich, gleichzeitig Klangpersonalisierung und ANC zu nutzen, da sonst die Wiedergabe tatsächlich zerstört wird).
Ergänzung (7.5.2019; 16.25 Uhr): des weiteren ist der Verzicht auf AptX HD sehr schade, gerade im Hinblick auf die Konkurrenz sowie die übrigen Bluetooth Produkte aus dem Hause Beyerdynamic, die alle über besagten Codec verfügen.
In der Summe würde ich den Lagoon im aktuellen Zustand definitiv nicht empfehlen. Sollte Beyerdynamic hier aber noch nachbessern und die Bugs am Hörer sowie den ANC Algorithmus noch aufwerten, so könnte man den Hörer für Leute, die den Klang eines XM3 oder QC35 nicht mögen, dann eventuell doch den Lagoon empfehlen.
PS: bei Fragen, Kritik, Rechtschreibfehlern und Anregungen einfach hier drunter schreiben und mich am besten mit namentlich erwähnen.
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