@-NachtschatteN-
Deine Schlußfolgerung, daß „handfeste“ Lehrer einem besser etwas vermitteln können, kann ich so nicht bestätigen. Ich bin in einer Zeit zur Schule gegangen, in der gerade ein personeller Umbruch bei den Lehrkräften stattfand, d.h. ich hatte Lehrer, die sich gedanklich und mit ihren Geschichten häufig noch beim „Rußlandfeldzug“ aufhielten und solchen, die ganz frisch und mit einem völlig anderen Autoritätsanspruch aus der Lehrerausbildung auf uns Schüler losgelassen wurden. Das Bemerkenswerte ist, daß ich aus heutiger Sicht nicht nur die eine oder nur die andere Kategorie meiner Lehrer als die Erfolgreicheren beim Bemühen, uns etwas beizubringen, identifizieren könnte. Die „Flaschen“ waren sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite zu finden und unsere „Spitzenlehrer“ ebenso.
Ich habe vor mehreren Jahren das Seminar für Erwachsenenbildung an der Uni Hamburg besucht, da ich nebenamtlich in die Ausbildung von Nachwuchskräften eingestiegen war. Eine der Kernaussagen, die ich bis heute in Erinnerung behalten habe ist: „Der Lernerfolg wird wesentlich mitbestimmt durch die Sympathie, die der Schüler für seinen Lehrer empfindet.“
Diesen Satz habe ich aus dem Grunde so gut in Erinnerung behalten, weil ich ihn jahrelang bestätigt sehen konnte.
Wenn ich heute mit Kindern oder Jugendlichen über ihre Schule spreche, ist dort absolut nichts von Sympathie für Ihre Lehrerinnen oder Lehrer zu finden. Bei einigen habe ich sogar den Eindruck, daß sie gar nicht in der Lage sind, die Lehrer als menschliche Wesen zu empfinden. Ich will nicht die Sprachprobleme verniedlichen, aber ich meine, daß daneben das Hauptübel im mitmenschlichen Umgang – besser gesagt im Nicht-miteinander-umgehen-können – liegt. Und das ist nicht nur im Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern so, sondern auch zwischen den Schüler untereinander.
Dieses ist letztendlich ein gesellschaftliches Problem in Deutschland, das keine Regierung mit noch so durchdachten Reformen in den Griff bekommen wird. Wer sich wundert, daß Finnland bei PISA immer so gut abschneidet, sollte sich einmal den alltäglichen Umgang der Finnen untereinander ansehen.