Der Klimakrieg, in dem die Welt sich längst befindet, ist anders als alle anderen. Er wird nicht nur asymmetrisch geführt wie die vielen Regionalkonflikte seit dem Ende des Kalten Krieges. Der Wärmekrieg verläuft im Wortsinn atmosphärisch, die Atmosphäre verschleppt die Aggression der Treibhausgase in Raum und Zeit. Der Frontverlauf ist so berechenbar wie das Wetter: Jahre und Jahrzehnte im Voraus weiß man, dass die Temperatur steigen und dass es mehr Dürren, Stürme und Überflutungen geben wird. Genau vorhersagen, wo, wann und mit welcher Heftigkeit die Attacken erfolgen, kann man erst Tage oder Wochen zuvor.
Wo in diesem Krieg die größten Aggressoren sitzen, konnte man diesen Sommer in einer epischen Reportage der
New York Times nachlesen:
Losing Earth heißt diese Geschichte – wenn man sie ausdruckt, ist sie 96 Seiten lang. Der Autor Nathaniel Rich hat akribisch nachvollzogen, wie einige Nasa-Forscher und Politikberater Ende der Siebzigerjahre sehr genau verstanden, dass die Verbrennung fossiler Energieträger die Erde in eine neue Heißzeit bringt. Zwischen 1979 und 1989 waren die USA mehrmals kurz davor, eine Klimawende einzuleiten. Und der Rest der Welt, so schildert es Rich, hätte mitgezogen. Doch letztlich wurde alles, was Lebensstil und ökonomische Vormacht der Amerikaner hätte einschränken können, von der Mineralöllobby und einigen republikanischen Hardlinern unter Reagan und Bush abgeschmettert. Es begann
die größte Desinformationskampagne der Geschichte. In Person des Präsidenten Trump mag das postfaktische Zeitalter zu sich selbst gekommen sein. Angefangen hat es in den Achtzigerjahren mit der Leugnung, dem Bezweifeln und der Ablenkung vom Klimawandel.