Crass Spektakel schrieb:
Wäre Windows nur eine GUI für DOS-Programme dann würden Windows-Programme ja auch ohne Windows nur mit DOS laufen. Versuch mal Minesweeper oder irgend ein Win16/Win32-API-Programm ohne Windows zu nutzen.
Es gab sehr wohl DOS-GUIs/Extensions die auch mit rohem DOS liefen....
QEMM/Desqview war sowas. Ein reiner DOS-Multitasker, kam sogar mit einer eigenen GUI. Theoretisch hätte man dafür Native-Software schreiben können aber ausser ein paar Low-Level-Tools (Cron, Resourcemonitor) kenne ich da nix. Und die laufen witzigerweise sogar unter DOS ohne QEMM/Desqview sind halt nur sinnfrei.
DOS/4G ist ein Extender der mehr Speicher und modernere Treiber unterstützt.
Das sehe ich auch so. PC-Tools Desktop war zum Beispiel eine reine GUI bzw. TUI.
Windows 3.1, genauer WfW 3.11, war bereits mehr Betriebssystem als Oberfläche/graph. Erweiterung.
Es konnte unter bestimmten Umständen ohne DOS und BIOS Calls auskommen
und völlig autark mit seinen eigenen Treiber laufen - wie Win95.
Unter Linux mit Wabi lief der Windows 3.1x Kernal komplett ohne DOS.
Man konnte hier nur 16-Bit Windows-Programme ausführen.
Für DOS-Programme brauchte es DOSemu.
DESQview und später DESQview/X waren Multitasker und konnten, im Falle von DESQview,
auf einem reinem 8088 Prozessor "echtes", preemtives Multitasking bieten (ohne V86!).
Windows und MacOS hingegen "nur" kooperatives Multitasking (was aber auch Vorteile hatte).
Vereinfacht gesagt: Preemtives Multitasking = Verwaltung durch Herrscher/Diktator (hier: Betriebssystem);
kooperatives Multitasking = Demokratie; Programme geben freiwillig Kontrolle in Intervallen ab.
Was an DESQview besonders war und leise überlebte, war die API. Zumindest teilweise.
Spätere Programme wie Windows 3.1/95 (und OS/2 ?) emulierten hinterrücks ein paar der alten
DESQview APIs um problemlos mit DOS-Programmen umgehen zu können.
Für den Anwender sah das dann so aus, als ob Windows wahre Wunder vollbracht hatte.
Dabei waren die DOS-Programme es selbst, die die Kontrolle abgaben. Dank DesqView.
Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/DESQview
https://www.techrepublic.com/article/how-pcgeos-found-a-5th-life-as-an-open-source-dos-shell/
https://slashdot.org/story/02/01/27/1950244/desqviewx-night-of-the-living-dead-codebases
PS: DESQview oder PC/GEOS bzw. Breadbox Ensemble wären doch was für eine Retro-Ausgabe.
Edit: DESQVIew/X hatte auch spezielle Unterstützung für Windows 3.1.
Das heißt, Treiber und nahtlose Integration in DESQView (Windows lief im Fenster).
Auch die Maus wurde automatisch, "seamless", übernommen. Das Programm hieß "XWIN", glaube ich.
Im Grunde war das eine Art von VM, wie auch WIN-OS/2 bei OS/2.
Insofern war DESQView/X beinahe ein richtiges OS.
Man konnte sogar native Programme für den integrierten X11 Server kompilieren.
Wenn es nur nicht so teuer gewesen wäre. Es gab damals so richtig gutes Zeugs
das sich eben nur fast keiner leisten konnte.
Edit: Auch interessant: DESQView/X wurde sogar von einem Funkamateur verwendet,
um seine Bodenstation für Satelitten am Laufen zu halten. Find ich cool!
Siehe
https://www.qsl.net/xq2fod/Radiacti/Radiacti.html