News CDU-Politiker: Internetsperren für „Killerspiele“

funhuji schrieb:
Ist es eben nicht. Frau von der Leyen (ausgerechnet) hat das überdeutlich gesagt: Das Gesetz, so wie es jetzt ist, ist nicht für eine Ausweitung geschaffen. Und genau das meint etwa auch Bosbach:

Das problem ist nicht ob die irgendwelche Einschränkungen in ihren beklopten Gesetzesentwürfen haben oder nicht. Das Problem ist lediglich die hemmschwelle. Ist sie einmal genommen ist eine Ausweitung unausweilich und sehr wahrscheinlich.

Schliesslich muss dann nie wieder diskutiert werden über die Notwendigkeit weil man einfach paralellen schliesst.
Was die da oben einem erzählen ist eh entweder alles gelogen oder einfach nur inhaltloses geschwafel und wenn die mir sagen so ein Gesetzt ist nicht konzipiert um ausgeweitet zu werden sagt mir das nur das es bereits eine Gesetzterweiterungsentwurf in irgend einer Schuplade gibt der unweigerlich diskutiert wird sobald der "Grundstein" gelegt und sich die ersten Wellen der Entrüstung und das allegemeine Mediale/Wählerinteresse verzogen ist. Sprich, bis die Dumme breite Masse es vergessen hat.
 
Dass man die Möglichkeiten nicht ausschöpfen wird, das behaupten die Politiker grundsätzlich bei Einführung einer neuen Technik oder Kontrollmöglichkeit, z.B. bei der automatischen Kennzeichenerfassung und bei der LKW-Mautüberwachung.

Und IMMER, WIRKLICH IMMER gibt es hinterher irgtendeinen wichtigen Grund, um dieses Versprechen zu brechen.

Es funktioniert jedes Mal auf die gleiche Weise.


Übrigens, diejenigen, die hier der SPD oder (wie ich) den Grünen nahestehen sollten erst recht über die Machenschaften ihrer Lieblingspartei informiert werden und auch diskutieren.
Die Augen zu verschliessen bringt nix. Das ganze Wahlsystem funktioniert nicht, wenn ich immer "meine" Partei wähle, egal was sie anstellt.
 
also wenn das Gesetz so beschlossen würde wie es gerade ist, könnte man damit auch keine anderen Inhalte sperren
 
DATENSCHUTZBEDENKEN

Bundesrat bemängelt geplante Kinderpornosperre .


Quelle: Spiegel-Online

Die von Familienministerin von der Leyen initiierten Kinderpornosperren im Internet treffen auf immer mehr Skepsis. Der Bundesrat monierte bei der ersten Lesung des Gesetzes insbesondere, dass das BKA alleinverantwortlich die Sperrlisten führen soll.
...Bei der ersten Beratung des Gesetzentwurfs am Freitag monierte die Länderkammer die alleinige Zuständigkeit des Bundeskriminalamtes (BKA), das eine geheime Liste über zu sperrende Seiten erstellen soll. Wörtlich heißt es in dem Papier des Bundesrates zur Kontrolle der BKA-Listen: "Insbesondere aber, um dem befürchteten Zensurcharakter der Norm vorzubeugen, sollte eine gesetzlich verpflichtende regelmäßige Überprüfung in den Entwurf aufgenommen werden."
Das von-der-Leyen-Ministerium hatte hier zuletzt auf wachsenden öffentlichen Druck reagiert und die Gründung eines Aufsichtsgremiums über die Sperrlisten des BKA angeregt. Im Gesetzentwurf ist das allerdings noch nicht zu finden.
In den letzten Wochen war die öffentliche Kritik an dem Vorhaben gewachsen. Nachdem über 100.000 Bürger eine Petition gegen das Gesetzvorhaben unterzeichnet hatten, das ihrer Meinung nach Kinderpornografie nur verdecke, statt sie zu bekämpfen und zudem das Risiko staatlich-polizeilicher Zensur berge, hatten sich in den letzten Tagen auch Vertreter der großen Parteien vorgewagt. So rebellierte die SPD-Basis gegen das Gesetz.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Strobl regte inzwischen an, man solle die Sperrlisten auch auf sogenannte Killerspiele, auf gewalthaltige Spielangebote im Web ausdehnen. Er bestätigte damit Befürchtungen von Sperrlistengegnern, das einmal geschaffene Zensurinstrumentarium könne auf andere Bereiche ausgedehnt werden.
Auch die Internetwirtschaft zweifelt am Sinn des Vorhabens und warnte davor, den Entwurf in der nächsten Woche durch den Bundestag zu peitschen. Die Vorlage sei mit derart vielen gravierenden Mängeln versehen, dass eine Verabschiedung mehr schaden als nutzen würde. "Der Entwurf bringt in seiner jetzigen Form für niemanden einen Fortschritt: Sowohl der ursprüngliche Entwurf als auch der sich in den Berichterstattergesprächen abzeichnende Kompromiss haben nach wie vor gravierende verfassungsrechtliche Mängel und Webfehler", kritisierte der Vize-Vorsitzende des Verbandes der Internetwirtschaft eco, Oliver Süme.
Das "Aktionsbündnis Freiheit statt Angst" trat dafür ein, die Verbreitung von Kinderpornografie mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu bekämpfen. Die geplanten Blockaden seien aber völlig nutzlos. Über die damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schäden werde kaum gesprochen.
Die wachsende Entrüstung und der Aufschrei der Internetgemeinden scheint vorerst schon ein wenig Wirkung zu zeigen. Ich habe mal die wichtigsten Punkte in Quotes gesetzt, bitte dies bei den Mods zu entschuldigen.


Edit:

VERSCHLEIERUNGSTAKTIK

Die Argumente für Kinderporno-Sperren laufen ins Leere


Von Holger Bleich und Axel Kossel


Was kann die geplante Sperre von Kinderporno-Web-Seiten wirklich ausrichten? Wie sinnvoll ist sie und welche Gefahren birgt sie? Experten der Computerzeitschrift "c't" beleuchten die Hintergründe der Sperrlisten-Technik.

/Artikel siehe hier Spiegel-Online
 
Zuletzt bearbeitet:
chris233 schrieb:
also wenn das Gesetz so beschlossen würde wie es gerade ist, könnte man damit auch keine anderen Inhalte sperren

Ach,... weil Frau von den Laien das gesagt hat? ... und in Africa ist Muttertag. LOL
Gestern war übrigens "Internationaler Tag gegen Kinderarbeit"
 
ROFL. bekloppt.

die können immer nur eine richtung. entweder ganz oder garnicht.
die die das spielen dürfen sollten da auch auf legalem wege dran kommen. aber zu solch einfachen systemen sind se wieder nicht in der lage. danke für garnichts.
 
ich hab da auch noch was interessantes gefunden: Leserbrief eines "fast" Amokläufers
Da sieht mans wieder. Spiele sind nicht schuld. Es sind die Leute um einen wie sich die verhalten. Zum Glück war bei ihm der Waffenschrank versperrt aber sowas würde überhaupt nicht passieren können wenn es einfach verboten ist Waffen zu hause zu haben.
 
Ich möchte nur mitteilen das ich das Verhalten dieses Politikers absolut für undemokratisch halte. Dieser Mann spricht sich öffentlich für eine Zensur und Bevormundung von Erwachsenen aus, das ist verfassungsfeindlich und sollte vor dem europäischen Gerichtshof erörtert werden. Eine Zensur des Internets ist auf gleicher Stufe mit einer Pressezensur. Französiche Gerichte haben sich einmal mehr von ihrer demokratischen Seite gezeigt. Ich liebe Frankreich.
 
CBase64 schrieb:
[...]und sollte eigentlich von jedem vernünftig denkenden Menschen so gesehen werden.

Großartig, du hast sogar den selben polemischen Argumentationsstil drauf wie deine CDU-Vorbilder.
 
Wer jetzt noch behauptet, das Ganze wird nicht auf alle möglichen Bereiche, wie sicher auch Urheberrchtskram, ausgeweitet, dem ist nicht mehr zu helfen.
Das Gesetz topt die Internetzensur in China locker, da wir es über die Provider auch noch alles selber bezahlen dürfen.
 
Neues in der Presse * Neues in der Presse *

[Ausland]
Telepolis: Südkorea will Internetsperren zur Suizidverhinderung einführen

"Erschwert werden soll die Suche nach Informationen auf Internetportalen über Selbstmord. Offenbar sollen bestimmte Suchbegriffe wie Selbstmord, wie kann ich sterben, kollektiver Selbstmord, Selbstmordtechniken etc. gesperrt werden."

Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/3/140369

Kommentar:

Nachdem der Lehrerverband bereits Internetsperren für Magersuchtforen forderte war sofort klar,
http://www.szon.de/news/gesundheit/200906051619.html?_from=rss

dass Suizidforen eine der nächten Baustellen sein werden, die bei uns mit einem Stoppschild versehen werden. Es sollen nur die Symptome und nicht die Ursachen für die hohe Selbstmordrate bekämpft werden. In wirtschaftlich schweren Zeiten, wo schon von sozialvertäglichem Ableben gesprochen wird, ist dies auch so gewünscht.

Bei uns in der Nähe verläuft eine ICE Strecke, bei Tag wird dann von Vogelschlag gesprochen, Nachts fahren nur Güterzüge.

Daher fordere ich unseren Verkehrsminister Wolfgang Falchpfütze auf, alle Bahnstrecken umgehend mit einem Stoppschild zu versehen. Lithium ins Trinkwasser finde ich aber auch ok und gegen Depressionen plädiere ich für Kokain im Trinkwasser wenn die Abgeordenten was davon abgeben würden.

Oder mehr Opium fürs Volk. Schöne neue Welt.
 
Natürlich müssen politiker ja gleich nach verbote und so rufen und so tun als ob sie ganz viel
unternehmen müssten aber die wahrheit ist ja ,dass es nichts kostet die gesetze umzusetzen
und sie nebenbei ihr "Image" aufpolieren können .außerdem sind sie ja nicht aus der generation die unmittelbar betroffen ist also ist ihnen das ja sowieso egal aber um ehrlich zu
sein wundert es mich nicht ,dass der Herr Stroble jetzt die Idee mit den Verbot hat da er ja immerhin der schwiegersohn vom Herr Wolfgang Schäuble( abhörung von telefongesprächen vorratsdatenspeicherung "zum schutze des Volkes " etc .)ist.
außerdem ,zeigt das nicht, dass die politiker GEGEN :eek: den wähler arbeitet da ja die meisten "Killerspiele" von Volljährigen gespielt wird .es kann ja nicht sein ,dass die politiker zuerst wähler niedermachen möchten und dann um ihre stimmen bettelt
 
Natürlich kostet es was, die Gesetze zu ändern und wenn es nur die Zeit ist, die mit sinnvolleren Gesetzesänderungen auch hätte verbraucht werden können.
 
ich hab dazu etwas ganz geniales gefunden aber die frage ist ja ob man sich hineinversetzen kann(ich bin nicht der typ gewesen isch habe es mal zum thema gefunden hier die seite : http://www.daddeldepot.com/news.php?id=3330 )


Zitat:" Leserbrief: Mein verhinderter Amoklauf!
Das Geständnis eines "Fast"-Amokläufers!
Spiele Allgemein Spiele Allgemein

Heute bekamen wir von Dadeldepot.com einen Leserbrief zugesendet der uns besonders bewegte und gerade zum Aktuellen Thema "Killerspiele-Verbot - Reaktion auf Amoklauf!" passt. Diesen Leserbrief sollten die Herren von der Politik mal lesen, um zu verstehen das Shooter und sogenannte Killerspiele nicht einen Menschen zum Amokläufer macht, sondern das REALE leben!



Dieser Brief hat uns sehr bewegt, wie ergeht es Euch?

Hier nun der Originale Leserbrief:

Liebes Daddeldepot-Team,

gerade habe ich den Leserbrief des ’geschockten Pädagogen’ gelesen und möchte hiermit mal eine Sichtweise ermöglichen, die es in der Form vielleicht noch nicht gegeben hat. Auch ich war fest entschlossen einen Amoklauf zu starten, verhindert wurde dies nur durch einen Zufall.

Sollte Euch interessieren wie Menschen zu Amokläufern werden können, möchte ich hiermit meine Geschichte erzählen. Vielleicht wirft diese ein etwas anderes Licht auf diese grausamen Taten, die immer wieder geschehen. Die Person, die es am meisten betrifft kann man leider nicht mehr fragen, da sich die Täter traditionell am Ende selbst richten.

Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Dorf mit geschätzten 400 Einwohnern und besuchte natürlich auch die dortige Schule. Ich war, als ich eingeschult wurde, sehr lern- und wissbegierig, in den ersten Jahren mit der Klassenbeste und las bereits Bücher als die meisten anderen gerade erst mit dem ABC fertig waren. Ich war ein sehr ruhiges Kind - relativ unauffällig, friedlich und freundlich. Mit anderen Worten: Ich war anders als die meisten anderen. Zudem auch nicht besonders sportlich und körperlich schwächer als der Rest. Ein gefundenes Fressen für Menschen mit schwachem Geist und eingeschränkter Persönlichkeit.

Im Laufe der Jahre wurde ich zum Prügelknaben und Sündenbock für alles mögliche abgestempelt. Als ich in die fünfte Klasse kam, begann ein Leben, dass ich im Nachhinein nur als Horrorszenario beschreiben kann. Ich interessierte mich eher für Naturwissenschaften, Bücher und seit meinem 12. Lebensjahr (als ich ein NES geschenkt bekam) auch mit absoluter Begeisterung für Videospiele. Gerüchte wurden laut, teilweise verbreitet durch Eltern, ich würde, wenn ich älter wäre, bestimmt mal ’anders’ werden. Schwul, für Dorfbewohner also die niederste Lebensform die für sie überhaupt existiert. Dies griffen einige Schüler auf und verbreiteten das Gerücht, welches wohlwollend von vielen aufgenommen wurde. Meine Situation verschlimmerte sich auch noch dadurch, dass ich mich nicht dem Gruppenzwang unterordnen wollte. Ich interessierte mich nicht für Zigaretten oder Alkohol, Discotheken waren nie mein Ding und das Thema Sex bzw. überhaupt erstmal eine Orientierung in dieser Richtung zu finden war mir erstmal auch egal. Jemanden wie mich würde man wohl als Spätzünder bezeichnen.

Dies führte natürlich dazu, dass ich nicht ’cool’ genug war und noch mehr ausgeschlossen wurde - was wiederum dazu führte, dass ich mich für die oben genannten Dinge noch weniger interessierte und deswegen wurde ich noch uncooler wurde usw. - ein Teufelskreis. Ich hatte nur zwei Freunde, die sich in einer ähnlichen Situation befanden und mir nicht wirklich helfen konnten, ich hatte manchmal den Eindruck dass jeder von uns froh war, wenn mal ein anderer gemobbt wurde.

Bereits auf dem Weg zur Schule wurde ich gehänselt, durch den Schuleingang an den dort herumstehenden Schülern zu gehen war jeden Tag ein Spießrutenlauf. Man warf mir Beleidigungen an den Kopf, teilweise bespuckte man mich, quälte mich, schubste mich herum und tat mir sowohl psychisch als auch physisch weh. Ich war verzweifelt. Körperlich unterlegen sah ich irgendwann keinen anderen Ausweg als selbst Gewalt gegen einen dieser Sadisten anzuwenden. Dieser Versuch wurde jedoch im Keim erstickt - indem man mir sofort den Arm verdrehte und mich anderen vorführte. Wenn man allein ist und versucht sich zu wehren, wird alles nur noch schlimmer. Man hat als Einzelner keine Chance, wenn andere sich immer wieder gegen einen verbünden.

Ich versuchte etwas anderes. Mich anzupassen. Ich trank Bier, fing an zu rauchen und versuchte, Anschluss zu finden. Indem ich so tat, als ob mich die Themen der anderen interessierten. Partnersuche, Disco, Drogen. Im Grunde genommen versuchte ich, jemand zu sein der ich nie sein und werden wollte. Dies wurde erst skeptisch beäugt bis man dann kollektiv beschloss, es lächerlich zu finden. Meine Eltern wussten von diesen Dingen so gut wie nichts. Ihnen war klar dass ich nicht sonderlich beliebt war, was aber wirklich in der Schule und vor allem in mir vorging, wussten sie nicht.

Lehrer beobachteten diese Szenarien zwar, schauten aber wohlwollend weg. Sind ja nur Kinder. Die meinen das nicht ernst. Ist ja nur Spaß. Dass dabei aber jemand innerlich zugrunde geht, interessierte niemanden. Eine Lehrkraft meinte einmal zu einem der obersten Rädelsführer, er solle doch seine überschüssige Kraft an einem Baum abreagieren, andere zu ärgern wäre unfair. Und das war es dann auch schon.
Ein Highlight war, als ein hinter mir sitzender ‚Klassenkamerad’ versuchte, mich im Unterricht anzuzünden - indem er mir ein brennendes Feuerzeug in den Nacken hielt. Den Lehrer interessierte dies herzlich wenig. Ich hatte danach eine offene, nässende Wunde im Nacken, die ich versuchte vor meinen Eltern zu verstecken. Sie fanden es trotzdem heraus und fragten geschockt was passiert wäre. Ich versuchte die Sache herunterzuspielen um das folgende Szenario zu vermeiden. Mir war klar, dass eine Einmischung meiner Eltern alles nur noch schlimmer machen würde. Am nächsten Tag fingen sie den Verursacher meiner Brandwunde ab (mein Elternhaus lag auf dem allgemeinen und einzigen Schulweg) und stellten ihn zur Rede. Sie ermahnten ihn, mich zukünftig in Ruhe zu lassen.

Das war der Beginn eines noch schlimmeren Alptraumes. Sowieso schon täglich gehänselt und ausgeschlossen, in der Schule ängstlich immer nur auf den nächsten Angriff wartend, war ich nun als Petze abgestempelt die sich nicht wehren kann und Mama und Papa vorschickt.

Ab da war mein Leben kein Leben mehr. Ich verkroch mich nur noch in meinem Zimmer, die Schule war jeden Tag ein emotionaler Trip in die Hölle. In den Pausen war ich oft ’fällig’, im Sportunterricht sowieso. Schwächlinge mit schlechten sportlichen Leistungen waren bei der damaligen Sportlehrerin sowieso nicht beliebt - dies war auch die ideale Gelegenheit dem Idioten, also mir, immer wieder richtig eins reinzuwürgen. Im wahrsten Sinne des Wortes, ich sage nur Völkerball….

Videospiele waren von da an mein täglicher Begleiter. Ich brauchte diese um mich abzureagieren. Ego-Shooter waren nie mein Ding, aber Prügelspiele, Horrorspiele, Rollenspiele. Ich flüchtete mich in Phantasiewelten, um nicht wahnsinnig zu werden.

Als wir eines Tages wieder Sportunterricht hatten, begab sich die Klasse in Richtung Sporthalle am anderen Ende des Dorfes, um dort auf den Unterrichtsbeginn zu warten. Keine Lehrkraft in der Nähe (da mal wieder zu spät) und aggressive Raufbolde die Langeweile hatten. Bis jemandem einfiel, die umherliegenden Steine und Schieferplatten als Wurfgeschosse gegen mich zu verwenden. Die Idee fand wachsenden Zuspruch und so fing man quasi an, mich zu steinigen.

Ich hatte keine Chance mich zu wehren. All die Jahre der Qualen und Erniedrigungen ohne Aussicht auf Besserung oder Akzeptanz meiner Person brachen in diesem Moment über mich herein. Ich wollte flüchten und schaffte es irgendwie mit meinem Fahrrad zu entkommen… natürlich nicht ohne den Versuch mich daran zu hindern und mir weitere Steine hinterherzuwerfen. Man könnte ja noch den einen oder anderen Treffer landen. Ich fuhr zum Haus meiner Eltern, fing an zu weinen und wollte nur noch eines. Töten oder getötet werden. Mein Leben war sinnlos. Ich hatte an diesem Tag begriffen, dass es nicht besser werden würde, egal was ich auch versuchen sollte. Ich sah den Tod - in welcher Form auch immer - als den einzigen Ausweg. Ich traf unterwegs meine Sportlehrerin und rief Ihr zu, dass ich nicht mehr kann. Es schien sie kaum zu interessieren. Als ich an der Werkstatt meines Vaters war ließ ich mein Fahrrad fallen und begab mich tränenüberströmt zum Waffenschrank. Mein Vater hatte Waffen und ich wusste auch damit umzugehen, wir hatten immer wieder Zielübungen auf Bierdosen oder Ü-Ei Figuren unternommen. Mir war alles egal. Ich wollte diese Menschen töten, einen Befreiungsschlag ausüben, Rache nehmen für die Jahre der Hölle auf Erden, die man mir bereitet hatte. Ich wollte nur noch den Tod. Den der anderen und/oder meinen eigenen. Egal. Es sollte einfach nur enden. An diesem Tag. Mir war alles egal.

(Un)glücklicherweise war der Waffenschrank meines Vaters an diesem Tag verschlossen. Ich rüttelte daran, erreichte aber nicht das was ich wollte. Waffen um zu töten. Als ich begriff, dass nicht einmal dies funktionierte, war alles für mich vorbei. Ich lebte in der Hölle und es gab keinen Ausweg. Eine Weile später fanden mich meine Eltern heulend und zitternd in meinem Zimmer. Ich hatte einen totalen Nervenzusammenbruch. Natürlich waren diese sofort in Panik und fragten was passiert wäre, meine Antwort drauf war immer wieder, dass ich am Ende wäre und nur noch einen Wunsch habe: Meine Peiniger zu töten oder mich umzubringen. Es sollte einfach nur vorbei sein.

Ich ging von da an nicht mehr in die Schule. Psychologische Hilfe lehnte ich ab. Was sollte dies bringen? Besser damit umzugehen, dass ich misshandelt werde? Verständnis für meine Peiniger aufbringen? Lächerlich….
Als in der Schule der Ernst der Lage erkannt wurde, wurden Diskussionen im Unterricht darüber geführt, wie ich später erfuhr. Nach einigen Tagen kam einer der schlimmsten Folterknechte zu mir nach Hause, um sich zu entschuldigen. Klar, dass er dies nur tat weil er dazu gezwungen wurde. Man sah ihm an, dass es nicht wirklich ernst gemeint war. Ich ging daraufhin wieder zur Schule - an meinem ersten Tag bekam ich von einer Mitschülerin eine Blume überreicht und eine Entschuldigung im Namen der ganzen Klasse. Lächerlich, dachte ich nur. Diese Schweine hätten von mir aus auch elendig verrecken können, aber ich nahm dankend an und machte gute Mine zum bösen Spiel, denn keine zwei Wochen später ging es - wenn auch in wesentlich abgeschwächter Form - weiter wie vorher.

Ich beendete nach der Realschule freiwillig meine Schullaufbahn, der Gedanke auf ein Gymnasium zu gehen und 3 weitere Jahre den Horror zu erleben, war unerträglich. Ich machte eine Ausbildung und tat das einzig Richtige: Ich zog sofort weg.

Ich konnte endlich, nach fast 20 Jahren in Hamburg einen Neuanfang starten, in einer Stadt, in der mich niemand kannte und ich Menschen kennenlernen durfte, die mir gegenüber unvoreingenommen waren. Ich war am Anfang sehr schüchtern und ängstlich, blühte aber von da an förmlich auf. Heute kann ich sagen : Mein Leben begann erst mit 20, alles andere davor war ein Alptraum, die Hölle auf Erden. Viele Jahre lang. Heute habe ich viele Freunde, alles Menschen die mich mögen und auf die ich mich verlassen kann, ich habe mein Abitur an der Abendschule nachgemacht (diese Zeit zählt zum schönsten überhaupt - hätte nie gedacht, dass so etwas in einer Schule möglich wäre), studiere demnächst Psychologie, habe einen tollen Job und führe ein zufriedenes Leben. Ich weiß mich meiner Haut zu erwehren und habe mittlerweile ein derartig starkes Selbstbewusstsein entwickelt, dass mich heute niemand mehr auch nur ansatzweise angreifen kann. Ich habe vor einigen Jahren in einer Psychotherapie meine Vergangenheit aufgearbeitet und kann nun besser damit leben.

Wenn ich heutzutage lese dass ’Killerspiele’ Menschen zu Monstern mutieren lassen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln über soviel Ahnungslosigkeit und Dummheit. Menschen machen aus Menschen Killer, nicht Spiele - egal ab gewaltverherrlichend oder nicht. Auch ich zocke heute “Resident Evil“, “Silent Hill“ und freue mich tierisch auf “Mad World“. Allerdings haben mich solche Spiele nie aggressiv gemacht und werden es auch nie tun. Es sind Spiele. Nicht mehr, nicht weniger. Man wird nicht zum Amokläufer weil man Killerspiele spielt, man spielt diese, um sich abzureagieren. Ein Ventil, nichts weiter.

Im Gegensatz zu vielen anderen kann ich nur sagen: Mir tut der Amokläufer von Herzen leid. Ich denke, ein normaler Mensch kann sich nicht vorstellen wie es ist, ausgestoßen und nicht akzeptiert zu sein. Damit könnte man vielleicht noch leben, wenn man wenigstens in Frieden gelassen werden würde.

Ich würde nur zu gern mit den Menschen ein Gespräch führen, die der Meinung sind, dass Games als Sündenbock zur Verantwortung zu ziehen sind und Ihnen gern mal meine Sichtweise schildern. Vielleicht hilft es ja, wenn diese Leute anstatt einfach groß das Maul aufzureißen, jemandem zuhören der wirklich weiß, wie es in solch gequälten Seelen aussieht. Aber das zählt ja nicht, solange sogenannte ’Experten’ ihre ’wissenschaftliche’ Meinung publizieren.

Mittlerweile bin ich froh, dass mein Amoklauf nicht stattfand. Einige meiner Peiniger sind heute tot, gestorben bei Autounfällen, andere sind drogenabhängig oder seit Jahren arbeitslos und hängen an der Flasche - andere wiederum haben innerhalb der Dorfgemeinschaft geheiratet und führen ein erbärmliches Leben, während ich meines in vollen Zügen genieße. So hat am Ende jeder bekommen, was er verdient und zu sehen wie sich die anderen selbst zu Grunde richten, ist in meinen Augen besser als jeder Amoklauf und mehr als eine Genugtuung.

Vielleicht gibt es ja da draußen Menschen denen es jetzt ähnlich geht wie mir damals. Sollten diese Stütze oder einen Rat benötigen, bin ich gern bereit zu helfen. mein Leserbrief veröffentlichen Resonanz hervorrufen, könnt Ihr meine Mail-Adresse gern weiterleiten.

Im übrigen: Ich bin jetzt 30 Jahre alt, spiele seit fast 18 Jahren Videogames und kenne (unter anderem) die MAN!AC seit ihrer ersten Stunde. Ich weiß also, wovon ich rede, wenn ich über Games und Gewalt hier meine Meinung äußere.

Mit freundlichen Grüßen

(Aus nachvollziehbaren Gründen verzichten wir darauf, Daten des Autors zu veröffentlichen oder auf Anfrage herauszugeben!)
Quelle: Daddeldepot Intern
 
Wurde das nicht schon einmal in diesem Thread gepostet?

Man kann nur hoffen, dass irgendeiner von diesen tollen "Ich-werfe-mit-sinnlosen-Verboten-um-mich-um-den-Wahlkampf-zu-gewinnen"-Politikern das mal liest und auch darüber nachdenkt oder es wenigstens versucht...
 
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