Ich versuchs mal mit 'mehr'
Zumindest falls es hier um Input geht und nicht um Wiedergabe uhm ... westlicher Meinungen. Ich bin sowieso nicht informiert was so in der Zeitung steht, oder in Fernsehen oder Radio läuft
Idon schrieb:
"Privatfirmen" sind in der VR China Straßenverkäufer und Schuhgeschäfte.
Das ist ein Irrglaube und letztlich schlichtweg verleumdung. Dass die Regierung in China gerne informiert ist und schnell und direkt Einfluss nimmt wenn sie will dürfte soweit zutreffen. Doch ich kenne persönlich jemanden der nach China gegangen ist und dort ein Unternehmen gegründet hat das inzwischen doch deutlich oberhalb von 'Schuhgeschäft' rangiert. Außer wir haben inzwischen Schuhgeschäfte wo hightech Schuhe nach Kundenwunsch designed und gebaut werden können, auf Wunsch auch mit 'James Bond'-Style Gadgets oder Pogo-stab XD
Fakt ist dass in China eine andere Kultur vorherrscht als in 'unserer' westlichen Welt. Bei allen Unterschieden zwischen Europa und Nordamerika ticken alle doch sehr ähnlich. Die Kultur in den USA und Kanada (und Australien) ist nun mal europäisch mit 200-300 Jahren eigener Entwicklung bei weiter engem Kontakt und Austausch. Es gibt wie eigentlich zu erwarten einige deutliche Unterschiede, ein beliebter ist die Einstellung zum kopieren, bzw Nachahmung. Hier "OMFG
RAGEFACE der macht mich nach! Das gehört mir, alles meins. Wenn ich Dragon Ball Z gucke darf mein kleiner Bruder das nicht auch machen! Die Serie gehört mir!"
Dort wird das mehr als Lob/Bewunderung/Anerkennung gesehen. Beides kann man übertreiben wie mein Beispiel hoffentlich klar macht
Ein anderer Punkt ist dass wenn man in China geschäftlich tätig sein will sollte man auch deren Sprache und Gebräuche lernen. Das ist für die eine Sache des Respekts. Fremde kommen in deren Land (nach einer langen Geschichte der Geringschätzung, Ausbeutung, Erpressung und versuchter Eroberung) und wollen dort (wo ohnehin schon reichlich Konkurrenz da ist) ein Stück vom Kuchen abhaben? Dann zeigen sie entweder dass sie ihren künftigen Geschäftspartnern und deren Kultur eine gewisse Wertschätzung und Respekt entgegenbringen oder leben damit dass sie mehr bezahlen müssen falls man überhaupt mit ihnen reden will.
In Europa muss man auch meistens eine Fremdsprache lernen um länderübergreifend geschäftstätig zu sein. Entweder besorgt man sich eine Übersetzungskraft für die Sprache des Ziellandes, oder einigt sich auf offenbar oft reichlich schlechtes Englisch. Ich finde beide Varianten doof, wir sollten einfach alle auf Marain umsteigen. Dann muss jeder auch nur noch eine Fremdsprache lernen.
Idon schrieb:
Wer also bewusst rotchinesische (End)Produkte kauft, der weiß, dass er damit einerseits überwacht wird, andererseits direkt einen gnadenlos repressiven Staat unterstützt.
Lustigerweise kann man das für so einige Länder umschreiben. USA, Russland, Deutschland ... fallen mir so spontan ein. Wir sind doch diejenigen die schon wieder (oder immer noch?) darüber reden die private Kommunikation abzuschaffen damit der gütige und gerechte Staat nachgucken kann wer wann was wo und wie gesagt oder geschrieben hat. Ob wir nun unkontrolliert freidrehende Geheimdienste haben, eine Polizei die unkontrolliert und nahezu folgenlos ihre Befugnisse missbrauchen kann um Bürgerdaten abzufragen, oder einen Staat der offen sagt dass er auf jedem Gerät reingucken will macht doch keinen so großen Unterschied.
Bei China weiß ich auch nicht wie streng die Regelungen genau sind. Aber mal rein logisch betrachtet kann das nicht so allumfassend sein solange jeder in China Hard- und Software entwickeln und bauen darf. Solange man sich dort ein paar Stundenten angeln kann, in einem kleineren örtlichen Chipwerk (Die großen nehmen verständlicherweise keine kleinaufträge) die nötige Hardware kaufen oder in Auftrag geben (je nach Geldbeutel) und ein eigenes Smartphone bauen lassen kann (oder PC, Tablet, Laptop ...) hat man erstmal ein ziemlich frisches Stück Hardware. Linux gibts dort auch. Debian drauf und der Computer ist erstmal genauso wenig überwacht wie hier. Hintertüren in Hardware gibts im Westen genauso, nur kann man bei uns selbst mit für normalsterbliche fetter Brieftasche nicht so einfach eigene Chips in halbwegs aktueller Fertigung bekommen.
Keine Ahnung was in Europa möglich ist, ich würde aber mal vermuten dass man für unter 100k € eher mit 300+ nm vorlieb nehmen muss, wenn nicht gar ganzzahlige µm. Ansonsten gibts nur die gleiche fremdgefertigte, fremddesignte Hardware wie überall. Vorzugsweise mit Intel Backdoor, ähm Management Console. O.o
Axxid schrieb:
Es beheimatet 1.6Mrd Menschen, die sich sehr aehnlich sehen und aehnlich heissen.
Es ist ein Irrglaube dass sich alle Chinesen ähneln und 'typisch asiatische' Gesichtszüge haben. Da gibts auch große und lange Nasen. Das ist ungefähr so wie Europäer alle gleich aussehen. Doch stellt man einen typischen Iren neben einen typischen Dänen ... nope. Ein Deutscher neben einem Spanier? Irgendwie auch nicht so gleich. Selbst ohne ein für die feinen Unterschiede geschultes Auge.
Ob die Namen so ähnlich sind ... bezweifle ich irgendwie auch. Es gibt einfach viele Leute dort und wer in Berlin eine Frau Müller sucht wird sehr fündig.
Axxid schrieb:
Der Chinese (und andere Lebensformen) ist dem Chinesen nicht viel wert und man versucht Regeln so weit es geht zum eigenen Vorteil auszunutzen.
Das erinnert mich irgendwie an die Anti-Juden-Propaganda aus dem Geschichtsunterricht. "Der <zu verunglimpfende Personengruppe hier einfügen> <negative Unterstellung hier einfügen>"
Versuchs mal mit Kapitalgesellschaften im gleichen Satz. Funktioniert mit erstaunlich vielen negativen Unterstellungen
Hiesiges Beispiel wären Arbeitslose, so ganz traditionell als Schmarotzer der Gesellschaft dargestellt. Zecken sind dem aufrechten Deutschen auch nicht viel wert und man versucht Regeln soweit es geht zu deren Nachteil auszunutzen. Z.b. indem man jungen Frauen empfiehlt
im Nachtclub zu arbeiten. Ich finde leider den Artikel nicht wo berichtet wurde dass man 1 € Jobber vor dem Bombenräumkommando nach einem Blindgängerfund in den Park geschickt hat um 'den Weg frei zu machen'
Also aus meiner Sicht mangelt es auch uns hier nicht an entsprechend Skandalösen Einstellungen zum Thema Menschen und Wert. Beim Umweltschutz haben wir es zwar geschafft dass ein einzelner Käfer, oder Fledermaus als Baustopper fungieren kann, doch für den allgemeinen Schutz der Arten (oder Umwelt als ganzes) konzentriert man sich mehr auf halbherzigkeit. Die lautstark aufgebauschten Einzelfälle fungieren als hervorragende Ablenkung. Für eine relativ deutliche Meinung dazu frage man mal beim örtlichen Bienenzüchterverein. Oder schaue sich eine Doku über Tierzucht an.
Allerdings verseuchen wir inzwischen deutlich weniger Gewässer, Boden und Luft, da braucht China noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte bis das ankommt vermute ich.
modiple schrieb:
Ist es das Ziel uns alle staatlich zu kontrollieren? Um uns zu schaden? Geht es nur um Geld? Sollen wir gelenkt werden? Wofür?
Das ist eine sehr gute Frage, wenn nicht diese mystischen Schwingungen dabei wären. Vielleicht missverstehe ich das auch nur.
Passt leider für China genauso wie für nahezu jedes Land auf der Welt. Man finde doch mal eins mit über einer Million Einwohner, höherem technikstandard (also Internet nicht nur per Brieftaube, Klingeldraht, zuverlässig Strom, Wasser, medizinische Versorgung etc) das weder die eigene Bevölkerung überwacht, noch zugestimmt hat dass andere das tun. Nicht mal das schweizer Bankgeheimnis ist noch sicher.
K-BV schrieb:
China propagiert dort eine neue Internetarchitektur. Wer soll sie bauen? Man errät es, Huawei natürlich!
Wen wundert es wenn
die faktische Kontrolle über das Internet in den USA verwurzelt ist und die China den (Wirtschafts-)Krieg erklären? China kann genausowenig ohne Internet wie wir.
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China ist auch nur ein Land voller Menschen. Nicht das nationalisierte Böse. Probleme gibt es reichlich, aber wenn man genauer hinguckt sind die sehr ähnlich zu denen die 'wir' auch haben. Vielleicht tatsächlich eher ähnlich zu den USA, die haben deutlich mehr diese krasse Schere zwischen Arm und Reich, rückständigkeit und hochtechnologie, freiheit und unterdrückung.
Staatliche Unterdrückung haben wir alle. Man könnte nun jeden einzelnen Punkt mit Links zu jeder Seite versehen, aber das kostet Zeit die ich nicht habe. Eine Zeit lang dachte ich mal ich könnte solche Löcher in der ach so freiheitlichen, demokratischen Maske einfach sammeln, aber das wurde schnell viel und macht depressiv wenn man das alles auf einem haufen sieht und wie wenig daraufhin passiert. An einem Tag verprügelt die Polizei den Ladenbesitzer der wegen einer Schlägerei die Polizei gerufen hat weil er 'türkisch aussah' und am nächsten faselt ein Pressesprecher etwas von Freiheit, Respekt und vollster Unterstützung während einige Zeit später das Verfahren gegen die Täter still und leise eingestellt wird.
Wenn das hier normal ist ist der Unterschied zu chinesischer Alltagsrepression nicht so groß.
Funfact: In China stehen ggf ziemlich viele Polizisten in der Öffentlichkeit herum und wenn man dort als auffällige Person rumläuft kann man sehen dass die Posten einen dem nächsten ankündigen damit man unter beobachtung gehalten wird. Nach einigen Tagen kennen die einen und man geht als normal durch. Trotz der Menschenmengen merken die sich sowas. Dabei hat keiner mehr gemacht als nur zu beobachten.
Man sollte sich vor Augen führen dass China eine rabiate Entwicklung hinter sich hat. Bürgerkrieg, versuchte Eroberung mit reichlich Kriegsverbrechen durch Japan, immer noch Bürgerkrieg, Industrialisierung im Schnelldurchlauf, ausgenutzt als Billiglohnland wo der Westen billig und unter ausnutzung fehlenden Problembewusstseins in z.b. Umweltbelangen, Arbeitsrecht etc produzieren lassen konnte.
Die Chinesen sind aber in dieser Entwicklung nicht stehen geblieben. Shenzhen z.b. ist eine Großstadt gegen die deutsche Großstädte alt und zurückgeblieben wirken. Einzelne Ansichten in Berlin oder Frankfurt am Main kommen wohl an das heran was dort als eher unspektakulär durchgeht.
Dort setzt sich genauso wie hier immer mehr ein Umweltbewusstsein durch und der Wunsch nach entsprechender Wertschätzung für die Arbeit die man Leistet. Dass China so ein großer Markt für Luxusgüter ist ist eigentlich ein guter Marker dafür dass der Lebensstandard für immer mehr Leute den unseren erreicht. Wir sollten eher hoffen dass die nicht einfach vorbeiziehen weil wir hier stehen bleiben.
Wenn die dort besseres Internet haben, schnellere, pünktlichere und bequemere Züge, größere Hochhäuser in modernem Stil (und nicht nur Betonklötze als funktionsbauten) mit Grünanlagen auf den Dächern, saubere Parks auf denen sich Leute zu quasi spontanen Sportkurs zusammenfinden (einer fing an, andere stellen sich dazu, am Ende machen da hundert leute tai chi) und die Clubs bessere musik, drinks und lichtshow haben ... könnte man durchaus zweifel daran bekommen dass 'wir' die modernere gesellschaft sein sollen.
Das mit der Demokratie ist langfristig gesehen auch nur eine Revolution entfernt, sei es eine blutige, oder eine stille. Bis dahin hat China den Vorteil des fehlenden Bürokratiesumpfes der scheinbar enorm unterschätzt wird. Hier wird man sich noch in 10 jahren darüber streiten wo und wie ein Glasfaserkabel verlegt wird um ein Funkloch zu schließen, einen Mast auf 5G aufzurüsten, oder einen Straßenzug auf mehr als 50 Mbit zu bringen. Dort liegt das Kabel eventuell Tage bis Wochen nachdem die Entscheidung gefällt wurde dass das Gebiet erschlossen werden soll.
Das Problem der extremen Ungleichheit in der Entwicklung zwischen Stadt und (Hinter-)Land gibt es soweit ich weiß bei jedem solchen Entwicklungssprung. Wir haben das auch noch, immer wieder aufs Neue. Dörfer ohne DSL, Dörfer die max 768 kbit haben, Stadtteile mit solchen Problemen sind immerhin selten geworden.
Aber auch in China bewegt sich der technologische und Kulturelle Fortschritt von den Städten aufs Land, allein schon dadurch dass dort scheinbar viel mehr junge Leute von den Städten jedes Jahr zum teil tief ins Hinterland fahren um ihre Familien zu besuchen. Damit kommt auch das selbstbild von der modernen Gesellschaft dort hin. Dauert natürlich eine Weile, das ist wie kulturelle Osmose.
Außenpolitisch ist China durchaus invasiv, doch soweit ich das sehen kann auch nicht anders als es für z.b. Deutschland, Frankreich oder die USA üblich ist. Bis auf die USA haben die anderen nur nicht die Mittel das in so großen Maßstab durchzuführen und die USA bemühen oft auch gleich das Militär zur Einflussnahme. Ich glaube nicht dass China netter wäre als die USA, doch faktisch richten sie bisher weniger Schaden an.
Dass 'der Westen' China zusammen mit Afrikanischen und Nahost-Staaten isoliert sorgt nur dafür dass zwei globale Fronten entstehen und bestärkt die bemühungen ein Kräftegleichgewicht zu schaffen nur. Hätte China keine große Armee, so viel Fläche und so viel potentiell sehr unbegeisterte Bevölkerung wären die USA vermutlich einfach genauso einmarschiert wie in den doch recht vielen anderen Ländern die man zur 'Befreiung' freigegeben hat. Auf eine gewisse Art vergleichbar zu einem Unternehmen das bei bestehendem Oligopol versucht die Konkurrenz aufzukaufen wenn die Gelegenheit günstig erscheint.
-> Würden die westlichen Länder nicht diesen starken Druck ausüben wäre die politische Situation meiner Meinung nach viel entspannter. Ja man hat in Asien scheiße gebaut, genauso wie in Afrika und in jedem anderen Gebiet wo man militärisch unterlegene Kulturen vorgefunden hat. Aber man hätte auch versuchen können die versammelte Macht (UNO, NATO, Marktmacht usw) dafür zu nutzen eine Angleichung in wirtschaftlichen und rechtlichen Standards zu erreichen. Koexistenz auf Augenhöhe aufbauen, Kooperationen fördern und somit kriegerische Absichten zu untergraben. Stattdessen hat man so ziemlich jedes Land wirtschaftlich ausgebeutet das sich nicht wehren konnte. Selbst innerhalb der EU läuft es nach diesem Prinzip. Aber so scheint unsere (als spezies) bevorzugte Gesellschaftsform nun mal zu ticken. Nimm was du kriegen (im alten Wortsinne, von dem sich auch krieg ableitet) kannst. Die Heuchelei und das Fingerzeigen auf andere die es ähnlich halten gehört wohl auch mit dazu.
Man stelle sich mal vor was ein gemeinsames Stromnetz in Europa, Asien und Afrika für potential bieten würde. Kern- und Kohlekraftwerke abschalten wäre kein hochproblematisches Thema mehr, die Frage wäre nur wo genau man nun die Solarkraftwerke (Thermisch, nicht photovoltaik) hinstellt und wo man die Leitungen verlegt. Verteilt noch Windkraft und worauf man sonst noch lust hat hinstellen und als Backup z.b. Gaskraftwerke verteilen falls nötig. Oder welcher Kraftwerkstyp mit lagerfähigem Kraftstoff sich auch sonst dafür eignet.
Energie ist ein enorm wichtiger Faktor für die Wirtschaft und damit auch Wohlstand. Man füge noch Nahrung und Wasser dazu und schaffe eine Wirtschaftshilfe die nicht auf Abhängigkeit basiert (Hilfsgüter schicken, oder vergünstigt verkaufen) sondern die Hilfsbedürftigkeit abstellt (Selbstversorgung ermöglichen).
Damit würde weniger unfrieden herrschen, aber dummerweise auch niemand auf kosten anderer stinkreich werden und vermutlich könnte sich auch kein Politiker als erhabener Machthaber und Weltenlenker fühlen weil andere Staatsvertreter vor ihm als Bittsteller auftauchen. Doch was nützt das uns die wir uns Gedanken um die moralische Bedeutung eines Smartphonekaufes machen sollen?